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Fischküsse und warum ich kein 3D brauche

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Wie oft haben wir Fernsehmoderatoren schon den folgenden Satz sagen hören?

„Schade, daß es kein Geruchsfernsehen gibt, sonst könnten Sie das hier riechen.“

In irgendeinem Spartensender, ich glaube er hieß Kosmo-TV oder so ähnlich, wurde eine Astro-TV-Shop Werbung gezeigt, in der eine Dame Parfums anbot.
Sie brachte es fertig, den Parfumnebel in die Kamera zu sprühen und forderte die Zuschauer auf, es mal auszuprobieren; bei ganz vielen klappe es, daß sie tatsächlich den Duft wahrnehmen könnten. „Und? Riechen Sie es?“

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Die Frau bewirbt das Parfum mit dem Namen „Atlantis-Juwelenessenz Delphin Kuss“.

Am liebsten würde ich der Dame ja erklären, daß es aller Wahrscheinlichkeit nach Atlantis gar nicht gegeben hat, daß man aus Juwelen nicht so ohne weiteres Essenzen herstellen kann und das die fischähnlichen Säuger wegen der Bauart ihrer Mäuler nicht küssen können. Aber das würde wahrscheinlich nichts fruchten, wer daran glaubt, daß seine Zuschauer ein im Studio versprühtes Parfum riechen können, der ist entweder selbst blöd oder möchte seine Zuschauer nur für dumm verkaufen.

Nun, ich bin ganz froh, daß es kein Geruchsfernsehen gibt, ich brauche diesen Sinneseindruck nicht auch noch, um einen Film genießen zu können. Meine Vorstellungskraft reicht durchaus auch für die Gerüche aus.

Ich brauche auch ehrlich gesagt kein 3D-Fernsehen. Nach dem gegenwärtigen Stand der Technik funktioniert das nur mit Brillen und ich fände es nun ausgesprochen doof, würde sich die Familie mit diesen Brillen auf der Nase vor dem Fernseher versammeln, um einen Film anzuschauen. Ich finde auch übrigens den Film Avatar doof und albern. Ihn brauche ich weder in 2D noch in 3D und wenn überhaupt, dann gilt, daß ich ihn nach einmal sehen nicht nochmals sehen möchte. Und so geht es mir mit vielen Filemn, auch solchen, die ich gut finde. Ich habe sie gesehen und gut soll es damit sein.

Welche Filme sollte ich mir also mit einer 3D-Brille anschauen? Ich glaube es gibt derzeit 5 Filme und noch ein paar, die man sich aus Asien kommen lassen kann.
Toll! Dem steht ein Investitionsaufwand von derzeit sicher an die 1.500 bis 2.000 Euro entgegen, denn ich müsste mir zunächst einen 3D-tauglichen Fernsehapparat und ein entsprechendes Abspielgerät kaufen.

Das lohnt sich derzeit noch nicht, auch wenn die Sender betonen, es komme da bald noch viel mehr und auch wenn es heißt, die Filmstudios in aller Welt würden ab jetzt ganz viel in 3D produzieren.

Man darf aber bitteschön nicht vergessen, daß die 3D-Technologie nichts Neues ist. Schon Ende des 19. Jahrhunderts wurden erste fotografische Verfahren mit Stereoeffekt vorgestellt und seit der Erfindung des Films und des Fernsehens gab es immer mal wieder Wellen, in denen es 3D-Produktionen zuhauf gab, die man den Zuschauern präsentierte. Zumeist musste man sich Farbbrillen aufsetzen oder Pappbrillen mit polarisierenden Folien.

Tolle Idee! Und funktioniert hat das auch. Doch warum gab es nach diesen Wellen keine dauerhaft in 3D produzierten Sendungen? Weil es die Leute schlicht und ergreifend Scheiße finden, mit so einer dämlichen Brille fernzusehen.
Außerdem können nur Leute, die auf beiden Augen etwa gleich gut sehen können, den Effekt überhaupt wahrnehmen, Einäugigen bleibt er sowieso verborgen.

Der allergrößte Nachteil aber ist, daß viele Menschen Filme und Sendungen gar nicht in 3D sehen wollen. Sei es, weil sich bei ihnen der 3D-Effekt -warum auch immer- gar nicht oder nicht besonders spektakulär einstellt oder sei es, weil diese Leute von dem 3D-Effekt die Nase voll haben, es ihnen genügt, in 2D zu schauen oder weil sie schlicht und ergreifend vom 3D-Geflacker vor den Augen Kopfschmerzen bekommen.

Die Zahl der 3D-Ablehner ist seit jeher sehr groß und der Nachteil der 3D-Verfahren bisher war immer, daß man als 3D-Verweigerer auf der Mattscheibe/Leinwand schlichtweg nichts erkennen kann. Familien werden sich also abermals aufteilen in den technikaffinen Papa, der mit seiner Brille 3D gucken will und die Mutter, die beim Fernsehen auch noch Rätsel lösen will und die Brille deshalb ablehnt und die deshalb vom Film nichts mitbekommt.

Somit gehen alle derzeit auf dem Markt befindlichen 3D-Verfahren einen völlig falschen Weg. Denn wenn man sich sowieso eine Brille aufsetzen muß, dann könnte es durchaus auch eine dieser Movie-Brillen sein, die es schon lange gibt, bei denen das Fernsehbild scheinbar 3 Meter groß und auch in 3D von kleinen Monitoren direkt vor den Augen dargestellt wird.

Das ganze Brillengehampel ist sowieso nur eine Übergangslösung, in die nur ganz Übereifrige ihr Geld investieren sollten. Denn die Fernsehhersteller stehen schon mit Fernsehern parat, die 3D ganz ohne Brille darstellen können. Aber erst einmal sollen sich alle Leute brav Brillen, Fernseher und Abspielgeräte kaufen, dann kommt ganz fix eine neue Technik, die das eben Angeschaffte ganz schnell alt aussehen lässt.

Nein, ich brauche kein 3D. Den Effekt konnte ich schon auf Jahrmärkten, in Kinos und in diesen Riesenkuppelkinos genießen. Ja, ich fand den Effekt atemberaubend und toll! Aber ich muß das nicht immer und vor allem nicht auch noch zu Hause haben. Ich bin der Meinung, daß es ausreicht, wenn man das überhaupt mal gesehen hat, ob nun einmal in seinem Leben oder einmal im Jahr. Aber man braucht das nicht jeden Tag.

Ich kann mir bei schwarz-weiß-Filmen völlig ohne Probleme die Farben vorstellen und ich kann mir auch die drei Dimensionen vorstellen.
Man könnte jetzt gegen mich argumentieren und sagen, daß der Sprung vom Schwarz-weiß- zum Farbfilm ja die logische Konsequenz sei, auf dem Weg dahin, unsere Umwelt auch im bewegten, aufgezeichneten Bild so realistisch wie möglich abzubilden und somit die 3D-Geschichte ebenfalls eine logische Fortführung dieses Bestrebens sei.

Dem halte ich aber entgegen, daß Fernsehen sowieso immer nur eine reduzierte Abbildung war, ist und bleiben wird. Nicht nur die Formate (es gibt tatsächlich keine 45 cm große Menschen!) sondern auch die Inhalte sind doch dafür gemacht, daß wir uns in eine entfernte Welt hineindenken und uns das was nicht dargestellt wird (weil es nicht dargestellt werden kann oder nur erzählt wird) vorstellen müssen.

Meine Phantasie zumindest reicht aus, um mir alles Mögliche vorstellen zu können, ohne es direkt auf dem Bildschirm sehen zu müssen.

Gut, ich gebe zu, die Atlantis-Parfum-Tante hat tatsächlich die Arschkarte gezogen; ihr Parfum werde ich mir auch bei Einsatz aller meiner Phantasie nicht vorstellen können:

Obwohl… auch wenn Delphine ja tatsächlich keine Fische sind, so habe ich mir sagen lassen, daß sie ganz arg nach Fisch stinken; und ob ich ein Parfüm haben möchte, daß nach Fischküssen riecht… ich glaube eher nicht.

 


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Lesezeit ca.: 8 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 11. November 2010 | Revision: 26. November 2012

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