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Einfache Sprache in der Tagesschau

Einfache Sprache

Die Tagesschau, das Nachrichten-Flaggschiff Deutschlands gibt es jetzt auch in Einfacher Sprache. Einfache Sprache ist eine Sprache, die auf komplizierte Sätze verzichtet und so aufgebaut ist, dass Menschen sie verstehen und lesen können, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Verstehen haben.

Dazu hatte ich unlängst erst einen Artikel geschrieben, weil ich in meinen Blogs zu ausgewählten Beiträgen auch immer eine Version in leichter Sprache anbiete.

Pavel Kaplun ist Fotograf und Buchautor und hat einen sehr erfolgreichen YouTube-Kanal zum Thema Fotografie, Photoshop usw. Auf seinem Zweitkanal „Zwei alte Säcke“ kommentiert er mit einem anderen Herrn, der als Mirko (?) vorgestellt wird, das Tages- und Weltgeschehen.
In diesem Kanal widmen sich die beiden nun auch dem Thema „Tagesschau und Einfache Sprache“.

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Schaut Euch das Video gerne mal an, die erste Hälfte reicht, um einen Eindruck zu bekommen:

Kurz gesagt, spielen für die beiden die Begriffe Inklusion und Angebote für Benachteiligte keine Rolle. Sie sehen die Tatsache, dass Menschen nicht gut lesen und verstehen können, als Versagen des Bildungssystems. Außerdem sehen sie nicht ein, dass das für sie befremdlich klingende Tagesschau-Zusatzangebot auch noch von „unser aller“ Rundfunkbeitrag bezahlt wird. Wenn man mich fragt, kommen die beiden an sich recht netten Herren in diesem Video nicht gut weg.

Bösere Zeitgenossen würden jetzt ein Reaction-Video machen und einen Streit vom Zaun brechen und sie bloßstellen. Grund genug dafür bieten sie in ihrem undifferenzierten und behindertenfeindlichen Video allemal.
Ich habe mir aber lieber die Mühe gemacht, auf dieses Video einen längeren Kommentar zu verfassen, den ich ein Stück weiter unten auch hier für Euch wiedergebe.

Erschreckenderweise reagieren viele Kommentatoren auf YouTube, eigentlich fast alle, indem sie den beiden zustimmen und ebenfalls finden, dass Einfache Sprache Quatsch ist.
Die meisten haben überhaupt nicht verstanden, um was es bei der Einfachen Sprache geht. Einer schreibt sogar: „Genial euer Video dazu – auf den Punkt gebracht! Das Wetter in einfacher Sprache: „Heute gibt es Pisse, das Stroh wird nass“ LOL.“

Hier mein Kommentar:

Sehr interessantes Video. Aber Ihr unterliegt einem Irrtum. Bei der Einfachen Sprache handelt es sich überhaupt nicht um etwas Neues. Es gibt sie schon lange und sie wird an sehr vielen Stellen bereits seit Jahren eingesetzt. Die TAGESSCHAU beginnt jetzt erst damit. Die Einfache Sprache ist so etwas wie die Rollstuhlrampe für Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Lesen und Verstehen der deutschen Sprache haben. Wie gut sie selbst Deutsch sprechen, hat zunächst einmal gar nichts damit zu tun. Die Tatsache, dass jemand diese Schwierigkeiten hat, kann ganz viele verschiedene Ursachen haben. Mag sein, dass da auch Leute dazu gehören, die Opfer einer falschen Bildungspolitik sind. Aber in erster Linie geht es um Menschen, die Deutsch nicht gut lesen und verstehen KÖNNEN. Sie möchte es vielleicht, aber sie KÖNNEN es nicht. Das kann die Begleiterscheinung einer Behinderung sein, das kann die Folge von lebensnotwendigen Medikamenten sein, das kann die Auswirkung einer Erkrankung sein. Mit Dummheit oder mangelnder Bildung hat das im Grunde nichts zu tun. Und um solche Menschen müssen wir uns doch kümmern. Unser Leben besteht nicht nur aus Freizeit, Arbeit u.s.w, sondern auch aus dem Dienst am Nächsten. Wer irgendetwas gut kann, der sollte anderen, die es nicht so gut können, dabei helfen.
Das geht bei den Betroffenen in vielen Fällen nicht durch Lernen, Üben oder Bildungsangebote, sondern nur dadurch, dass man ihnen eben solche Angebote macht.

Auch für mich klingt Einfache Sprache lustig und mitunter albern. Wenn da Sachen, die wir alle kennen und wissen, nochmal erklärt werden, das ist schon merkwürdig. Aber für uns wird dieses Angebot ja auch gar nicht gemacht. Wir müssen es weder nutzen, noch geht uns das normale Angebot dadurch verloren. Für die Betroffenen ist es aber eine große Hilfe.
Dass sich rein am Geld und an den Werbeeinnahmen orientierte Sender nicht diesem Thema widmen, liegt auf der Hand, aber gerade ein Angebot, wie der Öffentlich Rechtliche Rundfunk, den wir alle bezahlen, sollte sich (und er muss das auch kaut Staatsvertrag) den Minderheiten, den Behinderten und nicht nur der werbewirksamen Zielgruppe widmen.

Ich mache mir die Mühe und schreibe zu vielen meiner Blogartikel, beispielsweise im Dreibeinblog.de und im Bestatterweblog.de auch immer noch eine angehängte, zusätzliche Version in leichter und einfacher Sprache. Das kostet mich Zeit, Mühe und letztlich auch Geld. Aber ich bekomme so viel Zuspruch von den Betroffenen, die dankbar sind, dass sie nun auch leichter an den Geschichten und Informationen teilhaben können.
Eure Meinung ist Eure Meinung und die sollt Ihr auch sagen. Aber ich glaube, Ihr habt den Sinn des Ganzen nicht richtig berücksichtigt.

Was ist Deine Meinung dazu? Das würde mich echt interessieren.

Bildquellen:
  • einfache-sprache-1: Peter Wilhelm ki


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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 17. Juni 2024

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