Anno 1964, in den seligen Zeiten unbekümmerter Schlagerblödeleien, veröffentlichte das Medium Terzett seine Version des Kinderliedchens „Ein Loch ist im Eimer“,
und niemand störte sich daran, dass Helmut Niekamp, Wilfried Witte und Lothar Nitschke jenen Corpus Delicti lediglich mit generischem Maskulinum versahen. Denn sowohl das Gendern, als auch Wolodymyr Selenskyj, erblickten erst viele Jahre später das Licht der Welt und der öffentlichen Meinung.
Falls sich unter den Leserinnen und Lesern dieses Beitrages auch Millennials befinden sollten, die gerade komplett auf der Leitung stehen, nachstehend der YouTube-Link zu dieser kulturellen Perle – also zu dem Lied des Medium Terzetts:
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als 5-jähriger Knirps gleichermaßen fröhlich, wie unschuldig vor unserem SABA-Musikschrank sitzend, mitgeträllert zu haben, ohne zu erahnen, dass dies meine erste und möglicherweise prägende Begegnung mit einer Möbius-Schleife war. Hierzu später mehr.
Heute, anno 2023, ist nun wieder ein Loch im Eimer … Sorry, in der Röhre. Oder, um es zu präzisieren: Mehrere Löcher in drei Röhren. Leider kann man diese Löcher nicht mit Stroh stopfen, wie besagtes Liedchen es empfiehlt, denn die Röhren befinden sich knapp 50 Meter unter Wasser auf dem Grunde der Ostsee. Wie sie dahingekommen sind, also die Röhren, sollte mittlerweile Allgemeinwissen sein. Dass sich darin Löcher befinden, ebenfalls. Die plausibelste Erklärung geht von mehreren Sprengungen aus.
Weshalb? Nun ja, man kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass mit diesem undiplomatischen Unterfangen, die Erdgaslieferungen des russischen Gazprom-Konzerns zu dessen Abnehmern in der EU gekappt wurden, um die Finanzierung von Putins Angriffskrieges gegen die Ukraine … oder so ähnlich.
Vor einiger Zeit veröffentlichte der US-Journalist und Pulitzer-Preisträger, Seymour Hersh, sogar einen Artikel, in dem er behauptet, die Löcher seien auf Anordnung der US-Regierung mittels einer Geheimoperation in besagte Röhren gepopelt worden, und dass Präsident Biden dieses technische Downgrade höchst selbst genehmigt habe.
So ganz an den krausen Haaren herbeigezogen mutet diese These nicht an. Immerhin hatte Biden gegenüber Bundeskanzler Scholz erklärt, die North-Stream-Röhren würde aber dermaßen was von … das glaubst Du gar nicht, sollte Putin es tatsächlich wagen, eine Invasion in der Ukraine … oder so.
Da Seymour Hersh nur eine einzige, lausige Quelle zitierte und diese nicht preisgab, was investigative Journalisten allerdings ohnehin nie tun … Jedenfalls wurde sein Artikel von der internationalen Wertegemeinschaft und dem darin etablierten Netzwerk der Embedded Journalists als fragwürdig bezeichnet, geknickt, gelocht und abgeheftet.
Da nicht sein kann, was nicht sein darf, und da sich Joe Biden vermutlich ohnehin nicht daran erinnern kann, Scholz jemals getroffen, oder ihm sogar etwas erzählt zu haben, krabbeln die Zeilenschinder auf den kaputten North-Stream-Röhren in bewährter Möbiusschleife wieder emsig umher. Aktuell bietet deren Output mehrere Versionen zur Urheberschaft der berühmten Löcher, ähnlich wie es US-Junkfood-Buden mit ihrem sinnfreien, fettreichen Œuvre zu tun pflegen.
Zum einen taucht, mal wieder, Wladimir Beelzebub Putin höchst selbst auf. Dass er durch den Ausfall des Gashandels in die EU und durch das Wegbrechen der Einnahmen, die Finanzierung seiner Spezialoperation gegen die Ukraine somit selbst verkackt hätte, spielt in dieser wiedergekäuten Gaga-These erneut keine Rolle. Nach dem alten Motto beim Skat: Was gut ist, kommt wieder.
Neuerdings bieten die Medien noch eine pittoreske proukrainische Gruppe an, die wohl in Polen eine Yacht gechartert haben soll, die wiederum einer Ukrainischen Firma gehöre. Sowohl auf den Booten, die jene ominöse Yacht mit Proviant versorgt haben sollen, als auch auf der Yacht selbst, seien Spuren von Sprengstoff gefunden worden.
Das sollte allemal reichen, um die These des Journalisten Bartosz T. Wieliński zu untermauern, der zufolge die USA und ihre Verbündeten die Welt davon überzeugen wollen, dass der Westen mitnichten hinter der grobmotorischen Umgestaltung der Pipelines stecke.
Heute ärgert sich das Oval Office vermutlich gelb und grün, dass Barack Obama 2011 den einstigen CIA-Protegé Osama Bin Laden, bei einem Hausbesuch in Abbottabad, durch die US-Marines letal perforieren ließ. Es ist zwar nicht überliefert, ob Bin Laden auch tauchen konnte, aber … Heilige Scheiße, wie gut könnte man den einstigen Lieblingsschurken von Donald Rumsfelds heute, in dieser prekären Situation, als Universal-Sündenbock gebrauchen. Denn sollte sich der Iwan, aufgrund der medialen Kakophonie, wer nun die Löcher in die Röhren, oder so, von den USA direkt angegriffen fühlen und deshalb komplett ausrasten und womöglich noch auf den roten Knopf… Du liebe Zeit!
Nun ja, ich gehe davon aus, dass es der internationalen Wertegemeinschaft und dem Embedded Journalism gelingen wird, ein Feuerwerk weiterer, substanzloser Nebelkerzen zu zünden, sodass in der allgemeinen Verwirrung keiner die besagten Knöpfe in Washington und Moskau drücken wird; und dass am Ende alle, in freier Interpretation eines Hits der legendären NDW-Band „Trio“, singen werden:
„Broken Pipes for You and Me“.
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