Manchmal reicht der vorhandene Wortschatz einfach nicht aus, um etwas zutreffend beschreiben zu können, und man muss notgedrungen neue Worte kreieren. Für den großen Frank Zappa hatte die amerikanische Sprache, wenn man überhaupt von einer solchen reden kann, denn im Grunde genommen ist das American English ja nur ein unverständlich gegrunzter Abklatsch des noblen Standard British English…und schon ist der Faden wieder weg.
Wo war ich nochmal stehengeblieben? Richtig: Für den großen Frank Zappa hatte die amerikanische Sprache schmerzliche Leerstellen, um seinen musikalischen Kosmos adäquat beschreiben zu können. Deshalb reicherte er sie mit eigenen Wortkreationen an und nannte diese Melange dann „The Mother´s Language“.
Die französische Prog-Rock-Band „Magma“ ging sogar noch einen Schritt weiter und kreierte 1969 mit „Kobanisch“ eine eigene Kunstsprache. Ich kann nur vermuten, dass sich die Jungs damit gegen omnipräsente Klugscheißer (vulgo: Musikkritiker) wappnen wollten, die jeden Akkord und jeden Song-Text auf vermeintliche Fehler sezieren und sich darüber in einer hochnäsigen Exegese auslassen, die keine Sau interessiert, die aber nervt, wie selbiges Borstentier.
Ganz so weit möchte ich nicht gehen, extra eine neue Sprache zu erschaffen, nur weil ich zu einem seltsamen Phänomen kein passendes Wort kenne. Das kann natürlich an mangelnder Bildung meinerseits liegen, oder daran, dass es für einen geradezu absonderlichen Geisteszustand, der seit Jahren bei so manchen Zeitgenossinnen und Zeitgenossen rapide um sich greift, einfach keine Vokabel gibt. Wer weiß?
Leider muss ich an dieser Stelle, mal wieder, etwas ausholen, um zu erklären, was ich damit meine, und ich hoffe, dass ich am Ende wieder die Kurve kriege.
Sei der nackte Affe von den Bäumen stieg, machte er sich einen Kopp über das, was um ihn herum so geschah. Irgendwann wurde er sesshaft, erfand Werkzeuge, sammelte durch Versuch und Irrtum, Erfahrungen und beamte sich mit seinen Erkenntnissen letztendlich an die Spitze der Nahrungskette. So die extreme Kurzversion.
Im Zeitalter der Aufklärung, ungefähr ab dem Jahre 1700, setzte er sich dann, sehr zu Leidwesen der römisch-katholischen Kirche, mit diesen Erkenntnissen sogar über den bis dato vorherrschenden Glaubensgrundsatz der göttlichen Genesis hinweg. Als Pierre-Simon Laplace, der französische Mathematiker, Physiker und Astronom, König Ludwig XVIII. seine Himmelsmechanik erklärte und dieser ihn grübelnd fragte, wo Gott darin seinen Platz habe, antwortete Laplace mit der gebotenen Zurückhaltung: „Diese Hypothese benötige ich nicht, Sire“.
Heute, also knapp 200 Jahre nach dem Tode des Universalgelehrten, erleben wir ein erstaunliches Roll-Back, weg von den wissenschaftlichen Erkenntnissen, hin zu einer abstrusen Philosophie des Rosinenpickens. Damit meine ich, dass wir eigentlich aus dem Vollen schöpfen und uns mit den Segnungen der Naturwissenschaften einen Lenz machen könnten, und dass die Realität jedoch seltsamerweise eine gänzlich andere ist.
Wir alle nutzen heutzutage, wie selbstverständlich, Computer, Tablets, Smartphones, Navigationssysteme und all die anderen Gimmicks, die uns die Hersteller mit immer besseren, in immer pfiffigeren Features feilbieten. Wer heute etwas wissen möchte, sucht einfach, ebenfalls wie selbstverständlich, die passende Webseiten auf und kann somit auf beinahe das komplette Wissen der Menschheit zugreifen. So weit, so banal.
Noch einmal zum Mitschreiben: All die genannten Geräte und Gimmicks, basieren unmittelbar auf den Erkenntnissen der Physik, der Mathematik und der Chemie, ohne die sie nie hätten erfunden werden könnten. Punkt! Ebenso wenig, wie Raketen, die Satelliten in den Orbit transportieren, die uns wiederum mit präzisen GPS-Signalen für unsere Navis und unsere Smartphones versorgen. So fußt eine Erfindung auf einer anderen, und mit jeder weiteren, wird die universelle Gültigkeit der Naturgesetze Stück für Stück und immer präziser belegt.
Aus exakt den gleichen Erkenntnissen dieser „Basiswissenschaften“, entstanden auch die Fachgebiete der Meteorologie und der Atmosphärenphysik. Und genau hier setzt die abstruse Philosophie der Rosinenpicker ein. Das Netz ist übervoll von Leuten, die mit den streng formalen Mitteln der Naturwissenschaften geradezu hysterisch meinen, beweisen zu können, dass genau jene Naturwissenschaften falsch sind. Dergestalt, dass sie sämtliche Modellrechnungen der Meteorologie und der Atmosphärenphysik, die in der Erkenntnis einer menschengemachten Einflussnahme auf das globale Klima münden, als perfide Verschwörung einer sinistren Weltelite betrachten, die uns alle enteignen und uns mit den Mitteln einer totalen Überwachung versklaven möchte.
Das hieße allerdings im Umkehrschluss, dass sie ihre kruden Gedanken nicht in den einschlägigen Foren mit anderen Querdenkern teilen könnten, da ihre Überlegungen ja „beweisen“, dass die Naturwissenschaften falsch sind, und dass deshalb das Internet, Computer, Tablets, Smartphones, Navigationssysteme und all die weiteren Gimmicks, gar nicht existieren können… und dass somit die sinistre Weltelite uns gar nicht enteignen und mit den Mitteln der totalen Überwachung versklaven kann… Äh, Moment mal! Hä?
Na, merkt Ihr was? Ich habe mir schon wirklich oft überlegt, was bei diesen Menschen wohl schiefgelaufen sein mag, oder wo sie falsch abgebogen sein könnten. Alles kann man nämlich nicht einfach mit einer Paranoia abtun. Denn ansonsten würden sie ja niemals mit ihren Autos zu Demonstrationen fahren, über die zuvor in Telegram- oder WhatsApp-Foren informiert wurde, um dann, via Navi präzise dort angekommen, „Wir sind das Volk“ skandieren.
Aber es geht ja noch viel abstruser weiter:
Man kann natürlich in der Causa Corona trefflich streiten, ob und wie angemessen die Maßnahmen aus heutiger Sicht waren. Nach dem Motto: Hinterher ist man immer schlauer. Auch ich denke, dass die Politik einige davon unüberlegt, ja beinahe panisch rausgehauen hatte, weil sie mit der Situation komplett überfordert war. Aber, wie gesagt: Hinterher ist man immer schlauer.
Die Querdenker hingegen wissen genau, dass es dieses ominöse Corona-Virus gar nicht gibt, sondern dass es erfunden wurde, damit sich asoziale Absahner, wie Nikolas Löbel, Andrea Tandler, Monika Hohlmeier, Georg Nüßlein & Co, mit Provisionen aus dubiosen Maskendeals, die Privatschatullen aus Steuermitteln vollstopfen konnten.
Die Querdenker wissen auch genau, dass die mRNA-Impfstoffe mit teuflischen Nano-Bots aus dem Hause des satanischen Hohepriesters William Henry „Bill“ Gates III., verpestet sind, um die Weltbevölkerung via 5G-Mikrowellenstrahlung zu dezimieren und gleichzeitig die Profite von Big-Pharma explodieren zu lassen. Die Antwort auf die berechtigte Frage, welches Interesse Big-Pharma daran haben könne, dadurch die eigene Kundschaft zu dezimieren, bleibt die wirre Community allerdings schuldig.
Wenn die Querdenker genau wissen, dass es dieses ominöse Corona-Virus gar nicht gibt und deshalb auf die Gleichgeschalteten (vulgo: Schlafschafe), die sich mit den diabolischen Nano-Bots freiwillig mehrfach haben impfen und boostern lassen, und die nun zu Millionen daran… Ähm, trotzdem nicht starben, wie die Fliegen…Äh, Moment mal! Hä?
Anders gefragt: Wenn die Querdenker auf über 50 Millionen geimpfte Schlafschafe in Deutschland, heute noch mit Häme, Herablassung, oder gar mit blankem Hass reagieren, weil sie alle noch am Leben sind (?)… weshalb empfahlen sie dann allen anderen Querdenkern, sich gegen dieses ominöse Corona-Virus, das es ja gar nicht gibt, mit Chlorbleiche, Pferdeentwurmungsmittel und anderen abstrusen Substanzen zu schützen, oder zu behandeln? Äh, Moment mal! Hä?
Litte ich an einer Wissenschafts-Paranoia, wie die querdenkende Aluhut-Community, würde ich mich nie und nimmer, weder in eine dubiose Maschine setzen, von der ich genau wüsste, dass sie nicht funktionieren kann, weil die notwendige Technik, um sie zu bauen, von Wissenschaftlern erfunden wurde, die nachweislich lügen und von einer sinistren Weltelite korrumpiert werden, noch würde ich mich niemals nie mit einem zig milliardenfach geprüften Impfstoff immunisieren lassen.
Wenn es also keine Paranoia sein kann, die die Rosinenpicker umtreibt, tendiere ich zu der Erklärung, dass es irgendeine Art degenerativer Prozess sein muss, bei dem das Gehirn auf wundersame Weise peu á peu verschwindet.
Wie ich eingangs schon erwähnte, reicht der vorhandene Wortschatz zuweilen einfach nicht aus, um etwas treffend zu beschreiben. Da ich im Netz zu der mutmaßlichen Degenration des Gehirns keinen Ausdruck gefunden habe, der den absonderlichen Geisteszustand der querdenkenden Rosinenpicker treffend beschreibt, fiel mir das von anderen, dystopisch schwafelnden Zeitgenossen, wie Christian Lindner, Friedrich Merz, Siegfried Russwurm, Rainer Dulger & Co, inflationär benutze Wort „Deindustrialisierung“ ein, und in Anlehnung dran, entstand wiederum meine Wortschöpfung „Dehirnisierung“.
Puh! Ich hoffe, dass ich damit die Kurve gekriegt habe.
- dehirnisierung: Peter Wilhelm ki
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