Die Evolution ist eine Einbahnstraße. Wenn sie einem Tier, wie dem Eisbären, einmal ein Fell hat wachsen lassen, um es den Unbilden seines Habitats anzupassen, bleibt sie in der Regel auch dabei.
Nach dem linksrheinischen Motto aus Köln-Chorweiler: „Wat sich bewährt hat, hat sich bewährt“. Es wäre ja auch ziemlich unlustig für einen Eisbären, entwickelte die Evolution sein Fell wieder zurück, oder?
Niemand weiß, wie vieler Generationen es bedurfte, bis sich beim Ursus Maritimus das jetzige Haarkleid entwickelt hatte. Es dürfte ihm auch scheißegal sein. Es hat nämlich alles, was er braucht, um sich damit in der Arktis sauwohl zu fühlen. Obwohl der Eindruck es vorgaukelt, sind seine Haare mitnichten weiß, sondern transparent, wie Glasfasern. Nur, dass diese Haare keine strunzdummen TikTok-Videos weiterleiten, sondern jeden noch so kleinen Sonnenstrahl auf seine schwarze (!) Haut, unter der sich wiederum eine dicke Speckschicht befindet. Dieses brillante Setup speichert die eingesammelte Wärme so vorzüglich, dass selbst eisige Temperaturen von minus sechzig Grad, dem Eisbären nicht einmal ein müdes Arschbackengrinsen entlocken.
Da unsere durchschnittliche Lebensspanne gerademal knapp 80 Jahre beträgt, stellt diese, gegenüber evolutionären Prozessen, die über Jahrmillionen gemächlich ablaufen, nicht einmal einen Wimpernschlag dar. Deshalb ist es auch umso erstaunlicher, dass wir in der heutigen Zeit, trotzdem Zeuge einer evolutionären Veränderung werden!
Wie wir aus dem Biologieunterricht noch wissen können, falls wir damals vor Langeweile nicht eingeschlafen sein sollten, ist der Cortex Cerebri jene Hirnregion, die für die höheren Funktionen verantwortlich zeichnet. In ihm werden Sinneswahrnehmungen, wie das Sehen, das Lesen, das Hören und Sprechen, aber auch Planung und Ausführung von willentlichen Bewegungen sowie das Bewusstsein, komplexes Denken, die Persönlichkeit, und, und, und, verarbeitet und gesteuert.
Unterhalb des geschichtlich noch recht jungen Cortexes Cerebri, wirkt das mächtige, limbische System. Eine uralte Funktionseinheit des Gehirns, die der Verarbeitung von Emotionen und der Entstehung des Triebverhaltens dient. Dass zwischen den beiden Regionen zuweilen auch mal ein heftiger Schlagabtausch vonstattengehen kann, bei dem das limbische System unserem völlig überbewerteten Intellekt jedoch zumeist zeigt, wo der Bartel den Most holt, lässt sich an dem mitunter recht merkwürdigen Verhalten des Homo Sapiens beobachten, insbesondere wenn es sich um peinlich bemühte Anbahnungen zum Zwecke der Arterhaltung handelt.
Für jene Leserinnen und Leser, die aufgrund meiner gewohnt episch langen Einleitung, vor Langeweile noch nicht eingeschlafen sein sollten, werde ich nunmehr in medias res gehen und die erstaunliche Widersprüchlichkeit jener evolutionären Kuriosität namens Nimbisches System beschreiben…selbstredend in ausführlicher Form.
Wie man am Klang unschwer erkennen kann, sind die Bezeichnungen des Cortex Cerebri und des limbischen Systems, wie sämtliche medizinische Ausdrücke, aus dem Lateinischen abgeleitet. Durch diesen linguistischen Kunstgriff, schindet die Ärzteschaft seit je her mächtig Eindruck und hebt sich damit en passant vom gemeinen Volke ab. Wer so spricht, der muss einfach hochgebildet sein, und dann ist es auch völlig in Ordnung, wenn er sich die schweineteure Mitgliedschaft im Golfclub, den Aston Martin DB 9 und das Sommer-Chalet in der Toskana leisten kann.
Beim nimbischen System liegt der sprachliche Ursprung allerdings woanders. Es ist nämlich nicht etwa eine neu entstandene physische Region innerhalb unseres Gehirns, die deshalb mit einer Namensgebung aus dem Lateinischen bezeichnet werden müsste, um der Tradition der Weißkittel gebührend Respekt zu zollen. Es ist vielmehr ein kollektives Phänomen, das in der Lage ist, dem über Äonen gewachsenen Widerstreit zwischen dem Cortex Cerebri und dem limbischen Systems, noch einiges an Skurrilität draufzusatteln und ebenfalls peinliche Situationen zu generieren, auch jenseits eines dümmlichen Balzverhaltens.
Das Akronym NIMB, des nimbischen Systems, stammt aus dem Englischen. Es heißt ausgesprochen „Not in My Backyard“, ins Deutsche übersetzt „nicht in meinem Garten“. Und diese sinnbildliche Losung hat es wahrhaft in sich. Die Nimbs, also die Jünger jener quasi-evolutionären Entwicklung, zeichnen sich dadurch aus, dass sie Schizophrenie als ethischen Goldstandard für das Verhalten der Gruppe betrachten und diesen auch mit Vehemenz politisch einfordern.
Sie sind beispielsweise für die schnellstmögliche Abkehr von fossilen Energieträgern, um den Ausstoß an schädlichen Treibhausgasen zu reduzieren, ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten. Das Wohl von Mutter Natur steht über allem und muss ohne Wenn und Aber geschützt werden. Punkt! Deshalb fordern sie auch mit beinahe religiösem Eifer, den beschleunigten Ausbau von regenerativen Systemen, wie Wasser-, Solar- und Windkraftanlagen, und spenden hierzu auch immer wieder mal erkleckliche Summen an Greenpeace und Fridays for Future. Zum letzten Kaffeekränzchen der Bürgerinitiative am vergangenen Dienstag, schickte sogar Luisa Neubauer ein Grußwort aus dem fernen Hamburg, und drückte damit bei so manchen Anwesenden eine Träne der Ergriffenheit aus dem Äugelein.
Allerdings dürfen große und somit besonders effizient arbeitende PV-Anlagen, keinesfalls auf den Brachflächen am Stadtrand, die die Bauern nicht bewirtschaften und dafür Prämien von der EU erhalten, installiert werden,. Die kühle technische Ästhetik der mächtigen Stahlkonstruktionen mit den riesigen silbernen Solar-Paneelen würden nämlich den sinnlichen Eindruck ländlicher Idylle beim sonntäglichen Spaziergang im legeren Jack-Wolfskin-Outfit mit dem Golden Retriever massiv stören.
Und erst recht, wehren sich die Nimbs gegen eine gewaltige Windkraftanlage, die im Gemeinderat als Modell für eine autarke Stromversorgung derzeit ergebnisoffen diskutiert wird. Zugegeben, so eine Anlage in Bürgerhand…also das wäre schon etwas Cooles. Das angedachte Modell wäre sogar problemlos in der Lage, den Energiebedarf des ganzen Ortes mehr als zu decken, und man könnte den überschüssigen Strom überdies an die Nachbargemeinden…und wenn das Beispiel dann Schule machte, könnte man den Energieriesen mal aber sowas von…Aber doch nicht an unserem Waldrand, gerade mal zwei Kilometer vom Ortsausgang entfern! Hallo? Geht´s noch? Dieses ständige tiefe Brummen soll ja angeblich sogar krank machen. Oder, wie hässlich die Dinger alleine schon aussehen. Also schön ist was anderes. Und was ist dann mit den Rehen, den Rebhühnern und dem Lebensraum des seltenen Braunen Mohnwurzelrüsslers? Nö, das geht gar nicht. Klimarettung ja, aber nicht in meinem Garten.
Wenn es um das Thema Migration geht, drehen die Nimbs richtig auf. Da gibt es kein Halten mehr. Deshalb gründen sie auch gleiche mehrere Bürgerinitiativen und spenden immer wieder mal erkleckliche Summen an NGOs und Flüchtlings-Hilfswerke. Denn die armen Menschen aus den Krisengebieten, die vor Krieg, Hunger, Dürre und dem Klimawandel aus ihrer Heimat flüchten mussten, haben doch schließlich alles verloren. Ihr Land, ihre Familien, ihre Häuser, quasi ihre ganze Zukunft. Die kann man nicht einfach so ihrem Schicksal überlassen. Das widerspräche ja auch unserer christlich-jüdische Leitkultur. Oder war es unsere jüdisch-christliche Leitkultur? Egal. Da muss man was machen!
Aber weshalb muss man die Afghanen, Somalier, Syrer, Kurden, oder wo die sonst noch so alle herkommen, weshalb muss man die nun ausgerechnet in dem alten Hotel einquartieren, das seit beinahe zehn Jahren leersteht? OK, es ist eigentlich noch ganz gut in Schuss. Da gibt es 60 Zimmer mit Dusche und Toilette. Das kennen die meisten aus ihrer Heimat wahrscheinlich so gar nicht. In der großen Küche könnten alle zusammen kochen und im Schankraum zusammen essen. Insofern böte sich das Hotel ja wirklich an. Aber man sollte auch bedenken, dass es mitten im Ort liegt, neben der Metzgerei, dem Kurzwarengeschäft und der Spielothek. Zudem ist um die Ecke auch noch die Schule, und man liest ja immer mal wieder in den sozialen Netzwerken, dass manche der Flüchtlinge es mit der Körperhygiene, mit Anstand, sittlichem Verhalten und fremdem Eigentum nicht so genau nehmen sollen. Flüchtlinge ins Hotel? Das geht gar nicht. Flüchtlingshilfe ja, aber nicht in meinem Garten.
Wenn es dann um das Thema Kinder geht, gibt es für die Nimbs überhaupt kein Halten mehr. Dann drehen sie zur Höchstform auf. Altruismus auf der Überholspur sozusagen. Kinder seien schließlich unsere Zukunft. Schon Matthias Platzeck, der ehemalige Ministerpräsident von Brandenburg und einstige Chef der Bundes-SPD, warnte in seinem ikonischen Satz, dass eine Gesellschaft ohne Kinder, eine Gesellschaft ohne Zukunft sei. In einem rohstoffarmen Land, wie der Bundesrepublik, sind die Betreuung und die Bildung unserer Kinder von existentieller Bedeutung. Aber das wissen wir ja schließlich alle, inklusive der Nimbs.
Da in vielen Gemeinden die Kitas und Kindergärten jedoch aus allen Nähten platzen, und man sich ja zukunftsfest aufstellen und die Gemeinde auch und gerade für junge Paare und ihre Kinder attraktiv gestalten müsse, erkannte der Gemeinderat die Dringlichkeit der Lage und fand auch sogleich ein passendes Grundstück, mit ausreichend Platz, um darauf sogar eine Kita plus einen Kindergarten zu errichten. Chapeau! Der Jubel war allerdings eher verhalten.
Wie man weiß, sind Kinder nämlich sehr quirlig und haben einen unbändigen Bewegungsdrang. Sie rennen herum, sie spielen, lärmen, toben, lachen laut und völlig grundlos, und manchmal weinen sie auch herzzerreissend. Kurzum: Die Lärmemissionen von Kitas und Kindergärten sind nicht zu unterschätzen und müssen deshalb sorgfältig in die Planungen einbezogen werden. Das passende Grundstück ist unter diesem Aspekt leider suboptimal. Es liegt zwar in einer verkehrsberuhigten Zone, und gerademal 10 Minuten fußläufig vom Dorfkern entfernt. Dort leben jedoch viele Menschen in ihren gepflegten Einfamilienhäusern, die gerade die Ruhe und die Abgeschiedenheit vom lärmenden Zentrum zu schätzen wissen. Bei aller Liebe zu den Kindern, aber in diesem friedlichen Refugium, in dem auch einige der honorigen Gemeinderäte ihren wohlverdienten Lebensabend verbringen, seien eine lärmende Kita und ein lärmender Kindergarten dem einträchtigen Miteinander nicht wirklich zuträglich. Kinderbetreuung ja, aber nicht in meinem Garten.
Ich denke, die Evolution hat bei der Entwicklung des Homo Sapiens in den letzten paar Jahren nicht richtig aufgepasst. Sonst hätte sie die Schizophrenie als Goldstandard des nimbischen Systems und dessen jetzige Auswirkungen sicher verhindert.
- apes: KI generiert Peter Wilhelm
- nimb: KI generiert
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