Spitze Feder

Damals wie heute: Wahlkampf

Wahlkampf

Damals wie heute: Wahlkampf. Es ist, mal wieder – Trommelwirbel – Wahlkampfzeit. OK, das ist jetzt nichts wirklich Neues, denn irgendwie hat man den Eindruck, dass eigentlich immer Wahlkampf ist.

Egal, um welches Thema es sich handelt, oder welches aktuelle Problem anliegt, stets vertreten die Damen und Herren aus der Politik ihre stets alternativlosen Standpunkte und erklären mit einem DIN-EN-ISO-zertifizierten Arsenal an Worthülsen, weshalb die Standpunkte der politischen Wettbewerber falsch sind, weshalb sich damit das Land nicht krisen-, kriegs-, oder sonstwie, fest machen lässt, weshalb man deshalb dringend dies und jenes benötige, damit die unverzichtbar notwendige Transformation, wovon auch immer, woher auch immer, wohin auch immer gelingt, damit die Arbeitsplätze und die Infrastruktur und die Umwelt und die Rente und die Verteidigungsfähigkeit und das Gelingen der Elektromobilität … unter den Gesichtspunkten von Wirtschaft, Wachstum, Diversität und Generationengerechtigkeit … lautes Schnarchen.

Bis an die letzte Milchkanne (Hartmut Mehdorn), vom Landkreis Nordfriesland bis nach Niederbayern, sind sämtliche Laternen- und Ampelmasten wochenlang mit Plakaten aufgebrezelt, auf denen gänzlich unbekannte, lächelnde Menschen lächeln, die man ansonsten garantiert niemals nie zu Gesicht bekommt. Den Ranghöheren unter ihnen, gebühren standesgemäß die Flächen auf riesigen Stellwänden, die auf alle verfügbaren Grünstreifen in die Erde gedübelt werden. Auf ihnen lächeln ebenfalls gänzlich unbekannte, lächelnde Menschen, allerdings flankiert von lächelnden Berliner Promis. Denn heuer sind ja gleich mehrere Wahlen, in denen die Wählerinnen und Wähler davon überzeugt werden müssen, weshalb man genau dies und jenes benötige, damit Transformation, wovon auch immer, woher auch immer, bla, bla, Rhabarber…noch lauteres Schnarchen.

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Niemand kann einem sagen, woher die gänzlich unbekannten, lächelnden Menschen auf den Plakaten so plötzlich herkommen, oder ob sie nach der Wahl, wenn sie wieder abgehängt werden, also die Plakate, nicht die Menschen… Niemand kann einem sagen, was danach geschieht, und welchen Sinn diese Wahlen eigentlich hatten. Denn bis auf ein paar chancenlose Elementarteilchen, linke und rechte Klein- und Kleinstparteien, die ihre treue Stammwählerschaft im Sub-Promillebereich haben, werden am Ende der immens wichtigen Schicksalswahlen verlässlich wieder die üblichen Verdächtigen aus CDU, CSU, SPD, FDP und Grüne… noch viel lauteres Schnarchen.

Zugegeben: In den 1989 annektierten Gauen, Brandenburg, Sachsen und Thüringen, gesellt sich zu den Platzhirschen, CDU und SPD und den Zwergriesen von Grünen und FDP, noch eine unappetitliche, völkische Rotte von Schreihälsen wieder zur Wahl, die mit einer wirren Melange aus blankem Rassenhass, dreisten Lügen, kruden Verschwörungsideologien und dystopischen Plagiaten von Goebbels Sportpalastrede, den genannten Platzhirschen und Zwergriesen, den Diäten-Trog streitig macht. Denn einzig und alleine darum geht es allen letzten Endes wirklich. Ende der Durchsage! Verbesserungen für die gesamte Bevölkerung? Noch viel, viel lauteres Schnarchen.

Was sie alle vereint, und was sie auf ihren Myriaden von Wahlplakaten, ihren Flyern, ihren billigen chinesischen Kugelschreibern, ihren billigen chinesischen Luftballons und in ihren billigen Reden tunlichst vermeiden zuzugeben, ist der Umstand, dass sie alle gleichermaßen Unterstützer und Nutznießer desselben Systems sind, und dass sie es auch bleiben wollen. Punkt! Eines Systems, das ursächlich verantwortlich steht, für all die unpässlichen Verwerfungen, die sie vorgeben, „angehen“ zu wollen, wie: Tafelläden für die Abgehängten, Panzer und Raketen für die Ukraine, unbezahlbare Mietwohnungen vs Bugattis, und, und, und.

Wenn man, wie ich, dieses Treiben nun schon seit Jahrzehnten beobachtet und dann mal wieder den brillanten, zeitlosen Song „Damals“ von Spliff aus dem Jahre 1984 und die darin enthaltene Botschaft hört, denkt man, ich korrigieren: Dann weiß man, dass sich durch Wahlen alleine, definitiv nix ändert.

Man sollte einfach all jene, die man mit seiner Stimme doch bitte schön an den Diäten-Trog wählen soll, fragen, wie sie ganz konkret gedenken, es zu bewerkstelligen: Die notwendige Transformation wovon auch immer, woher auch immer, wohin auch immer…und man sollte sie so lange löchern und so lange nerven, bis man von ihnen eine Antwort jenseits ihres DIN-EN-ISO-zertifizierten Arsenals an leeren Worthülsen erhält. Dann wird man nämlich verwundert feststellen, dass sie gar keine Antworten haben; und dann wiederum kann man sie lächelnd fragen, weshalb man sie eigentlich wählen sollte. Zumindest der Wahlkampf, wäre dann lustig.

Bildquellen:
  • wahlkampf: Peter Wilhelm ki


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Spitze Feder – Spitze Zunge

Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Grohmüller: © 2. Juni 2024

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