Über 20 Jahre und mehr als 400 Sendungen wurde der WDR-Computerclub mit Wolfgang Rudolph und Wolfgang Back ausgestrahlt, dann kam das mehr oder weniger schleichende Ende. Böse Zungen behaupteten, ebenso wie die Hobbythek mit Jean Pütz habe der Computerclub als nicht mehr zeitgemäß gegolten und sei unter anderem auf Betreiben von Rangar Yogeshwar, der eigene Formate forcieren wollte, aus dem Programm gedrängt worden.
Seitdem versuchen die Macher des Computerclubs mit Audio- und Video-Podcasts ihre Zuhörer und Zuschauer bei der Stange zu halten.
Jetzt gibt es den Computerclub wieder und zwar als fast einstündiges Format auf dem Nischen- und Spartensender für alles was mit (Satelliten)-Technik zu tun hat: Dr Dish-TV.
Älter sind sie geworden, etwa rundlicher vielleicht aber keinesfalls weniger behäbig und langatmig als früher: die beiden Moderatoren, die Computeropas Wolfgang und Wolfgang (Back und Rudolph) erkennt man sofort wieder, sie dröseln immer noch genau so unbeholfen in die Kamera, wie eh und je.
Als Gast im Studio haben sie den auch schon seit Ewigkeiten bekannten und immer noch staubtrockenen Heinz Schmitz (Computerjournalist), der in einem ersten Beitrag zwar etwas ausufernd aber doch brauchbar die Möglichkeiten vorstellt, wie man seine alten Videobänder kostengünstig digitalisieren und auf DVD brennen kann.
Danach stellt uns recht unvermittelt Wolfgang Rudolph völlig ohne Erklärung um was es sich eigentlich handelt eine ganz tolle Netzwerkschnittstelle vor, die für kleines Geld zu haben ist und offenbar furchtbar viele Möglichkeiten bietet, die sich aber wohl nur dem Zuschauer erschließen, der den beiden Computer-Opas über die Jahre hinweg über die verschiedenen Outlets ihrer Sendungen gefolgt ist. Ein, zwei erläuternde Sätze für die Dr Dish-Neuzuschauer dieses Formats wären da schon angebracht gewesen.
Doch dann haut es dem computerafinen Zuschauer den Bembel aus dem Getriebe: In der Rubrik „Back packt aus“ schlägt Wolfgang Back sehr unbeholfen eine moderierende Brücke von Computertechnik zu mittelalterlicher Schleifsteintechnik und erklärt doch tatsächlich in fast 15 Minuten, wie man Küchenmesser schleift. Seine sehr bemüht wirkende Erklärung: Es würde ihn nicht wundern, wenn die Computertechnik auch bald beim Messerschleifen Einzug hält.
Was das noch mit Computern zu tun hat, es bleibt dem Zuschauer verborgen. Selbst der allergrößte Nostalgiker kann hierfür kaum Verständnis aufbringen.
Im nächsten Teil der Sendung erklärt der immer noch staubtrockene und von jedem Moderatoren- und Erklärungstalent befreite Heinz Schmitz, unterstützt von Computer-Opa Wolfgang Rudolph, wie man mit welchen Geräten am besten ein WLAN-Netzwerk herstellt. Zwar läuft die Versuchsanordnung nur zum Teil, aber immerhin erfährt man hier doch mal zur Abwechslung wieder etwas über Computer.
Und das ist es, was man sich bei einem „Computerclub“ nun einmal vorstellt.
Den Abschluss der Sendung bildet dann Wolfgang Backs Vorführung eines Patentes aus längst vergessenen Zeiten: Eine Vorrichtung zur Verhinderung der versehentlichen oder absichtlichen Mitnahme eines Zylinderhutes…
Herr Back, noch alle Sinne beisammen oder ist das schon das was uns später alle einmal erwartet, die wir in den vergangenen Jahrzehnten zuviel Rindfleisch gegessen haben?
Leute, ich habe den Computerclub geliebt und beinahe geheult, als man ihn in die WDR-Servicezeit-Ecke schob und ihm das Licht abdrehte…
Aber das hier, daran muß man sich erst wieder gewöhnen.
Ich habe mich gefreut, daß ich die beiden Wolfgangs wiedergesehen habe und meine Erwartungen waren nicht besonders hoch. Ein Glanzstück der Fernsehgeschichte war der Computerclub nie und wollte er auch nie sein. Aber wenigstens hat man sich 45 Minuten lang mit Rechnern und Hardware beschäftigt und nicht mit Messerschleifen und Hutpatenten aus der Kaiserzeit.
Man kann nur hoffen, daß sich die beiden Wolfgangs wieder auf ihre Wurzeln besinnen und nicht vergessen, daß nicht nur verdrehte Freaks ihre Sendung schauen.
Dann stört es einen auch nicht, daß die Wolfgangs das Wort Software immer mit stimmhaftem S aussprechen, so wie Saft und daß Herr Rudolph nicht müde wird, den WLAN-Router wie Rauter auszusprechen.
Damit und mit vielen anderen Besonderheiten des Computerclubs haben wir über 20 Jahre gerne gelebt, aber jetzt wollen wir auch wieder einen Computerclub, so wie wir ihn kennen und lieben.
Vielleicht sollten sich die beiden Alten mal anschauen, wie das die Herren Schnurrer und Münch im c’t-Magazin machen. Die sind nämlich auch keine Bildschirmhelden, kriegen aber eine supertolle Computersendung hin.
Ich freu‘ mich trotzdem auf die nächste Sendung bei Dr Dish-TV.
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