Es gibt noch verlässliche Dinge in diesem unserem Lande. Gottlob, würde man dazu im Lande der Bajuwaren sagen. Ich rede allerdings nicht von dem jährlichen Spektakel in Wildbad Kreuth, wo man unter weiß-blauem Himmel bei Brezeln, Weißwurst und süßem Mostrich zuweilen äusserst Reaktionäres als Brauchtum verkauft und je nach Sachlage auch mal Ministerpräsidenten und deren Entourage zu meucheln pflegt. Aber parteipolitisch nähere ich mich, entgegen meiner sonst gewöhnlich langatmigen Einleitungen, heuer schnurstracks dem Thema meiner Überschrift.
Traditionell entstammt den Reihen jenes kernigen Volksstammes, genauer: Aus dem Lager der rechten Splitterpartei CSU, jenem derben Panoptikum politischer Ignoranz, deren Mitglieder auf ihren Parteitagen dafür berühmt und berüchtigt sind, dem Konsum geistiger Getränke aufs Heftigste zu frönen, der sogenannte Drogenbeauftragte der Bundesregierung.
Die CSU, das derbe Panoptikum politischer Ignoranz
Und weil man sich selbst im konservativsten Zipfel der Bundesrepublik zuweilen daran erinnert, dass nun mal 50% der Bevölkerung ihr Dasein mitnichten in Feldarbeit und Vieh- oder Kinderhüten sehen, bekleiden immer öfter auch Damen aus dem Christlich Sozialen Lager der Trachten- und Hornknopf-Fundamentalisten das hohe Amt, dessen originärer Sinn und Zweck darin besteht, Tabakrauchen und Saufen als sakrosanktes Kulturgut darzustellen und alles andere, als übles Teufelswerk zu brandmarken.
So auch eine Jahrtausend alte Kulturpflanze, deren berauschende Blüten sich selbst die Altvorderen in Niederbayern zuweilen gerne mal hineinquarzten: Hanf (Cannabis), ohne deren vielfältige Nutzbarkeit Columbus nie nach Amerika hätte segeln können, da sämtliche Seile und Segel aus den langen Fasern der Hanfpflanze hergestellt wurden, ebenso wie die Stoffbahnen, aus denen ein großer Sohn Bayerns namens Löb Strauß, bekannter als Levi Strauß, seine Jeans niemals hätte fertigen können.
Ohne Hasch hätten wir heute keine Jeans
Die aktuelle Drogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU – was sonst) hat vermutlich null Ahnung, weshalb Cannabis bei einer derart umfangreichen Nutzbarkeit, so verteufelt wird, dass die Bundesrepublik jährlich rund 2,6 Milliarden € hysterisch dafür verprasst, Produzenten, Händler und User zu kriminalisieren, statt die Chance zu nutzen, dieses Geld zu sparen und – im Gegenteil – noch über den kontrollierten Verkauf pro Gramm 5 € an Steuern einzustreichen, was bei einem geschätzten Konsum von 250 Tonnen pro Jahr nochmals satte 1,25 Milliarden in Schäubles Schatulle bedeuten würde.
Vielleicht sagt der guten Marlene die Firma E. I. du Pont de Nemours And Company, besser bekannt unter dem Namen DuPont, ja etwas. Das ist jener US-amerikanische Chemie-Multi, der 1937 die Kunstfaser Nylon entwickelte. Wer weiß, vielleicht trägt die Mortler Marlene auf der Wiesn zum tief dekolletierten Dirndl ja auch ab und an sexy Nylon-Strümpfe? OK, das gehört nicht hierher. Ist auch ihre Privatsache.
Jedenfalls hatte die tolle neue Wunderfaser den dummen Nachteil, dass sie saumäßig teuer und gegenüber der guten, alten Hanffaser auch so gut wie unverkäuflich war. Deshalb entsandten die Bosse von DuPont ihre findigen Lobbyisten mit Säcken voller Geld (das ist jetzt aber wirklich einen bitterböse Unterstellung des Verfassers) nach Washington, um gesetzmäßig was in die Wege zu leiten, sprich: Um das lästigen Kraut elegant loszuwerden. Einem ziemlich klugen unter den ganzen korrupten Köpfen des Justizministeriums fiel dann wieder ein, dass die Altvorderen in Niederbayern, die sich die berauschenden Blüten zuweilen reinzogen, danach reichlich gaga über die Almen schritten, albernes Zeug redeten und sich beim kleinsten Mist halb kaputt lachten. Heureka: Das konnte im bigotten Amerika nun wirklich nichts anderes als wahrhaftiges Teufelszeug sein. Bingo: Das waren die Geburtsstunde des verlogenen Hanf-Verbotes und der Aufstieg von DuPont zum Weltmarktführer in Sachen Plaste und Elaste, lange bevor Honecker damit in Zschopau prahlte. Da der Deutsche Michel bekanntlich den Yankee-Freunden immer alles nachmachen muss, haben wir seit 1971 eben auch das Hanf-Verbot und jede Menge Plastik-Müll in der Landschaft und den Köpfen.
Das peinliche an Bayerns erhobenem Zeigefinger gegenüber Knaster ist nur, dass den Bullshit mittlerweile niemand mehr glaubt, ausser vielleicht ein paar unverbesserliche Alt-Bazis, die nach ein paar Prisen Schmalzler, 10 Liter Weißbier und zwei Dutzend Enzian etwas von Kultur lallen, während sie genüsslich auf den Festzeltboden kotzen.
Liebe Marlene Mortler: Mittlerweile hat es sich doch bis in den letzten Herrgottswinkel herumgesprochen, dass das ganze Geschwafel um die Gefährlichkeit von Cannabis verlogen bis ins Letzte ist, solange beim 1. FC Bayern München und in allen anderen Fußballstadien der Republik die Bandenwerbung, neben einem Bannern mit der Aufschrift: „Keine Macht den Drogen“, hauptsächlich Bier anpreist.
Vielleicht sollten die phantasielosen Granden der CSU einfach mal einsehen, dass sie mit ihrer versoffenen Mia-san-Mia-Folklore im 21. Jahrhundert absolut ungeeignet für das Amt des Drogenbeauftragten sind und diesen Job an jemanden mit Grips abtreten. Jemanden, der in einer zirkusreifen ideologischen Hirn-Rolle-Rückwärts, wie weiland Muttis Liebling Norbert Röttgen nach der Scheiße in Fukushima und dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg, griffige Argumente findet, weshalb die Freigabe von Cannabis jetzt aber so was von dermaßen alternativlos ist, damit Schäuble als erstes gleich mal die 1,25 Milliarden € Steuereinnahme einsacken kann.
Thomas de Maizières feuchter Traum vor der Body-Cam
Und mit den freien Ressourcen bei den Polizeibehörden, die dann eben keine Teenies mit zwei Gramm Gras im Kapuzenshirt mehr mit Handschellen abführen müssten, könnte unser werter paranoider Herr Innenminister Thomas de Maizière derart viel Geld sparen, dass er seinem feuchten Traum, jeden im Lande mit einer eigenen Body-Cam auszurüsten, einen riesen Schritt näher käme. Das wäre doch mal ein echter Knüller für die Bundestagswahl, statt immer nur Bayerns erhobener Zeigefinger.
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