Das Blutzuckermessgerät Accu Chek mobile von Roche zeigt immer wieder Fehler, die den Anwender verunsichern und die dazu führen, daß unnötig teure „Teststreifen“ weggeworfen werden.
Lesen Sie hierzu auch den aktuellen Artikel von mir im Ehrensacheblog.de
Eins lernt ja jeder Diabetiker sofort nachdem der Arzt diese Erkrankung bei ihm diagnostiziert hat: Du bekommst Blutzuckermessgeräte nachgeworfen, und zwar kostenlos, umsonst, gratis, ohne zu bezahlen.
Darunter auch Hightech-Geräte, die sicher 40 bis über 100 Euro wert sind.
Warum machen die Hersteller das?
Aus dem gleichen Grund, warum man Tintenstrahldrucker zu Preisen unterhalb des Herstellungspreises bekommt oder Handys für 1 Euro.
Man lebt nicht von dem Verkauf der Geräte, sondern der subventionierte Gerätepreis wird über den nachfolgenden Materialverbrauch (beim Handy durchs Telefonieren) finanziert.
Druckertinte ist nicht deshalb so teuer, weil sie so wertvoll ist, sondern weil man damit a) den Druckerkauf nachträglich finanziert und b) an das System gebunden ist und immer schön nachkaufen muß!
Genau so ist das bei den Blutzuckermessgeräten. Die bekommst Du umsonst oder ganz, ganz billig und mußt dann in der Apotheke die Teststreifen besorgen, die nur und ausschließlich für diesen Gerätetyp passen.
Im Online-Handel kosten 50 Stück dieser Teststreifen immer so um die 30 Euro (Spanne: 24 Euro bis 38 Euro).
In der Apotheke können die gleichen Teststreifen auch schon mal 46 Euro für 50 Stück kosten.
Viele Diabetiker müssen regelmäßig, oft mehrmals täglich ihren Blutzuckerspiegel kontrollieren.
Benötigt ein Diabetiker dreimal am Tag einen solchen Test, verbraucht er im Jahr 1.095 Teststreifen, die unterm Strich dann zwischen 590 und rund 850 Euro kosten.
Hochgerechnet auf alle Diabetiker sind das (angenommen 50% aller Patienten benutzten drei Streifen pro Tag) über 1,5 Millionen Teststreifen pro Tag und etwa 550 Millionen pro Jahr.
Ein wahrhaft fürstliches Geschäft!
(Hinzu kommen übrigens noch die Kosten für die Stechnadeln.)
Rund 90 % der testenden Diabetiker erhalten die Blutzuckerteststreifen auf Rezept, da zahlt das also die Krankenkasse.
Im Prinzip funktionieren aus Anwendersicht alle Geräte fast gleich. Teststreifen ins Gerät einstecken, Fingerkuppe anpiksen, Blutstropfen auf den Teststreifen auftragen und dann vom Gerät das Testergebnis ablesen.
Hierzu benötigt man also den Teststreifen, das Messgerät und die Stechhilfe mit eingesetzter Nadel.
Das Hantieren ist also mitunter etwas umständlich, Diabetiker machen das aber so oft, daß ihnen das recht zügig von der Hand geht.
Zwei Geräte stechen aus dem Anwendungsschema heraus. Die Firma Abbott hat mit ihrem FreeStyle Libre Flash Glukose Messsystem ein System auf dem Markt, das ohne die mehrfach täglich zu verwendenden Teststreifen auskommt. Hier wird ein 14 Tage lang haltender Sensor auf dem Oberarm plaziert und meldet die Werte ans Meßgerät. Das ist sehr innovativ und die noch nicht in jeder Stückzahl verfügbaren Geräte sind noch sehr begehrt.
Ein anderes Gerät, das Accu-Chek-Mobile von Roche-Pharma kommt auch ohne Teststreifen aus. Hier befinden sich die Teststreifen quasi aufgewickelt wie in einer Diktiergerätecassette in einer Testcassette und bei jedem Meßvorgang wird ein Testfeld unten am Gerät an ein Testfenster geführt, auf das man dann den Blutstropfen auftragen muß.
Dadurch, daß man nicht mit separaten Teststreifen hantieren muß, bringt dieses Gerät einen besonderen Komfort mit sich.
Desweiteren ist die Stechhilfe seitlich am Gerät integriert, sodaß man mit einem Gerät stechen und messen kann.
Nebenbei bemerkt: Die Stechhilfe ist sehr groß und dick konzipiert, weil sie ein revolverartiges Magazin für gleich mehrere Stechnadeln enthält. Manche Diabetiker nutzen die Möglichkeit, Einmalstechhilfen zu benutzen.
Dazu kann man die Stechhilfe des Accu-Chek mobile abnehmen. Kein Mensch versteht, warum die Designer des Gerätes allerdings die Seite, an der man die Stechhilfe abgenommen hat, so unergonomisch und scharfkantig gestaltet hat.
Aber mich ärgert etwas anderes maßlos:
Accu Chek Fehler E3
Mit keiner einzigen Cassette von Roche ist es (mir) möglich, alle teuer bezahlten 50 Tests durchzuführen.
Im Beitragsbild oben sieht man einen der gemeldeten Fehler deutlich.
E3 – Gerätefehler, Messung wiederholen
Das bedeutet, erneut stechen (tut ja auch gar nicht weh), ein weiteres Testfeld verwenden und das Geld für eine Messung zum Fenster rauswerfen.
Accu Chek Fehler E1
Noch gravierender, weil nicht nur ein Test verloren geht, ist der Fehler E1. Er taucht bei mir bei jeder zweiten Kassette (auch nach Austausch des Accu Chek-Gerätes) auf.
Siehe Abbildung weiter oben.
Man führt einen Test durch, der wird auch erfolgreich mit einem plausiblen Wert abgeschlossen, und dann meldet das Gerät
„Kassette defekt. Neue Kassette einlegen!“
In diesem Fall waren aktuell 13 Tests verbraucht, also noch 37 Tests vorhanden. Viele Anwender sind durch so eine Fehlermeldung verunsichert und wechseln sofort die Kassette.
Sie entsorgen also z.B. 37 Tests weil die vom Hersteller in einer eingeschweißten Verpackung gelieferte Kassette schon nach wenigen Tests „defekt“ sein soll.
Der Witz: Die Kassette bzw. das Gerät lügen! Schaltet man das Gerät ab, kann man anstandslos die weiteren Tests durchführen.
Accu Chek mobile, die Reaktionen im Netz
Ein Leidensgenosse schreibt in einem Diabetikerforum dazu:
Bis heute habe ich mit meinem Mobile etwa 80 Messungen vorgenommen, bis etwa zur 40. Messung verlief alles problemlos, danach hatte ich verteilt etwa 5 mal den E3-Fehler. Die darauf folgende Messung ging dann wieder. Das Messfeld war (jedes Mal) verloren. Also gleich bei Roche angerufen und nachgefragt. Die Dame an der Hotline hat mir ohne Umschweife erklärt, es wäre ein Bedienungsfehler.
Ich hätte mit dem Finger das Messfeld berührt und das wäre falsch. Nur der Bluttropfen dürfte das Messband berühren! Ich habe dann nach (einem) Zweitgerät gefragt. Leider ginge das beim Mobile nicht. Ihre Empfehlung war: verschreiben lassen oder kaufen.
Mit dem Finger nicht das Testband berühren? Also nochmal die Bedienungsanleitung befragt und hier steht auf Seite 73: „Berühren Sie dabei das Band leicht mit dem Finger.“ Danach habe ich noch 3 Messungen durchgeführt und dabei das Band absichtlich berührt, Ergebnis: alles bestens, kein E3-Fehler.
Ich bin verunsichert, die Bedienungsanleitung sagt: Fehler E3 = Gerätefehler – die Roche-Hotline sagt E3 = Bedienungsfehler, Band nicht berühren – die Bedienungsanleitung sagt: Band leicht berühren.
Das ist auch bei mir so. Der Witz an der Geschichte: Als Diabetiker mußt Du so oft messen, da kannst Du das im Schlaf, da machst Du für gewöhnlich keine Fehler. Trotz sorgfältig gewaschener Hände vermeidet man es für gewöhnlich, das Testfeld selbst mit dem Finger zu berühren, schließlich soll das Blut und nicht die Haut gemessen werden. Jedoch: Man kann noch so sorgfältig sein, das Accu-Check-mobile zeigt fröhlich immer mal wieder den Gerätefehler E5 und einverleibt sich schnell mal eben einen der teuren Tests.
Der Hammer ist aber:
Spitzenschutz geöffnet, nach dem Selbsttest hat das Mobile sofort den E3-Fehler gemeldet. Am Blut auftragen kann es also nicht liegen. Statistik: E3-Fehler, 5xMessung in Ordnung, E3-Fehler.
Der Fehler wird mitunter auch einfach so angezeigt, ohne daß man bis zur Messung gekommen ist.
Sehr schön ist auch die Meldung „fehlerhafte Cassette“. Da hast Du bereits 10 Tests problemlos gemacht, dann verweigert das Gerät auf einmal mit dieser Meldung die Arbeit, verschwendet natürlich wieder ein Testfeld, und funktioniert beim nächsten Mal wieder völlig korrekt.
In einem anderen Forum berichten weitere Anwender von diesen Problemen:
- ich habe es probiert und für mich ist es nix.
Bei mir hat es oft Fehlermeldungen (zu wenig Blut aufgetragen, Fehler E irgendwas) gebracht und somit war mein Teststreifenverschleiß höher als sonst.
Ich finde es auch sehr laut, es rattert so beim messen. - Ich habe das Ding wieder in die berühmte Tonne gekloppt. Nach dem ich bei zwei Kassetten ständig die Meldung „fehlerhafte Kassette“ bekam.Bin wieder auf das alte accu-chek compact zurück.Ausserdem habe ich festgestellt das die Werte ständig rauf und runter sausten.
- nicht nur du, auch ich hatte die E x dicke.
- ich habe von Accu – Chek schon das 10. Messgerät, da bei mir auch ständig die Werte rauf und runter gingen. Meine Apotheker hat mir gesagt das es immer mal zu ein paar abweichungen kommen kann, es kann aber nicht sein das Accu – Chek 18,5 mmol und mein neues hat 8,6 mmol angezeigt. mein neues Messgerät ist wie ein tatschhandy, und es rechnet gleich die Insulindosis aus.
Accu Chek mobile zeigt Mondwerte
Und das mit den utopisch abweichenden Mondwerten kenne ich nur zur Genüge. Da versetzt einen das Accu-Chek mobile mit einer Anzeige von über 300 mg/dl in Diabetikerpanik und man macht sofort eine Kontrollmessung mit dem gleichen Gerät, die auch wieder hoch ausfällt (304 mg/dl) und im ungünstigsten Fall greift der Diabetiker dann zur Insulinspritze, um seinen vermeintlich hohen Blutzuckerspiegel zu senken. Dabei ist das nur einer der Mondwerte des Accu-Ceck! Mißt man mit einem Gerät von Bayer oder einem anderen Hersteller nach, liegt der Blutzucker auf einmal nur noch bei 134 mg/dl. Und da kann man messen, so oft man will und mit welchem Gerät man will, (es kommen nie bei zwei Messungen dieselben Werte heraus) man wird immer Werte zwischen 130 und 142 mg/dl angezeigt bekommen, aber nie die 300er-Werte des Accu-Check mobile.
Das wird der Hersteller natürlich nicht gerne hören. Die Aussage, da müßte dann was mit dem Gerät nicht in Ordnung sein oder der Anwender mache da immer wieder mal was falsch, die kennt man von zahlreichen anderen Elektronikherstellern auch.
Das ist hier aber nicht der Fall. Ich weiß, was ich tue; und ich habe gleich mehrere Accu-Chek mobile Geräte zur Verfügung.
Ich will nicht übertreiben oder ungerecht sein. Das Accu-Chek-System ist sehr praktisch. Allerdings gehen im Schnitt bei mir 3-5 Messungen pro Cassette, also etwa 10% im schlimmsten Fall, einfach so verloren, weil das Gerät einfach Fehler anzeigt.
Das kostet unnötig Geld. Vor allem aber kann ein Diabetiker in Nöte kommen, wenn er glaubt, noch soundsoviele Tests zur Verfügung zu haben und dann unterwegs das Gerät nur Fehler produziert.
Accu Chek mobile und die Ressourcen
Überdies erzeugt Akku-Check in nicht unerheblichem Maße Müll. Man meint zwar, das sei weniger, weil nicht jedes Mal Teststreifen anfallen, schaut man sich aber eine Akku Check-Kassette mal auseinandergebaut an:
Da kommt so ein kleines Döschen mit Teststreifen doch etwas schlanker daher1:
Verschwendung im Gesundheitssystem? Panne oder Absicht?
Böse Zungen würden vielleicht hinter den vergeudeten Tests ein System vermuten. Würden alle Teststreifen aller Hersteller nur zu 90% zuverlässig funktionieren, dann reden wir bei den 10% vergeudeten Tests über eine ordentliche Summe.
Von 550 Millionen Tests, gingen 55 Millionen in die Hose. Wenn ein Test 60 Cent kostet, sind das immerhin 33 Millionen Euro pro Jahr, wenn ich mich nicht verrechnet habe. Aber das ist nur eine utopische Rechnung, so viele Tests gehen dann doch nicht daneben.
Aber selbst wenn immer nur ein einziger Test pro 50er Packung vergeudet würde, ist das noch ein hübsches Sümmchen. 550 Millionen Tests entsprechen 11 Millionen Packungen. Das wären dann bei 11 Millionen verschenkten Tests immerhin auch noch 6,6 Millionen Euro…
Accuchek mobile Kassettenfehler (engl.) Diabetes.co.uk
Gesundheit
1In diesem Fall enthält das abgebildete Döschen 25 Teststreifen, der Typ MyLife Pura ist etwas dicker, normalerweise sind in den Döschen 50 Teststreifen.
2 Ich habe einen Packungsinhalt von 50 Stück, einen Durchschnittspreis von 30 Euro und einen Einzeltestpreis von 0,60 €, sowie einen Gesamtjahreverbrauch (laut Stiftung Warentest) von 550 Millionen Stück angenommen.
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