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Satire

Ich bin ein Idiot! Holt mich hier raus!

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In den Kommentaren diskutierten Peter Grohmüller und ich über den Verfall der Sitten bei den Öffentlich-Rechtlichen Sendern, oder zumindest in machen Sendeformaten dort.
Darauf schrieb ich einen Kommentar, der dann aber so lang ausfiel, daß ich ihn hier als eigenen Beitrag veröffentliche:

Das ist ja für mich das Schlimme. Genau das, was die Öffentlich-Rechtlichen an den Privaten und den sogenannten neuen Medien und dem Umgang damit immer kritisieren, ahmen sie zunehmend bedenkenlos nach, um dem Publikumsgeschmack zu entsprechen, wie sie glauben.

Sogar in Formaten der ARD, in denen ich selbst schon mitgewirkt habe, die sich dadurch abhoben, daß beispielsweise der Einsatz von versteckten Kameras verpönt war, wird das mittlerweile ohne weiteres gemacht; machen ja alle und es kommt gut an.

Ich kann diese gescriptete Realität, in denen schlechtsprechende Hartz-IVler vorgegebene Dialoge nachstümpern und dem Zuschauer eine Wirklichkeit wiedergeben, wie sie eben nicht und nirgendwo existiert, einfach nicht mehr sehen.

Auch diese Dauerserien, in denen Porschefahrende 19-jährige Gehirnchirurgen 24 Stunden am Tag Zeit haben, um 18-jährige millionenverdienende Modells zu behumpsen, sind nahezu unerträglich.

Von vielen Jugendlichen wird aber genau diese Pseudowirklichkeit als erstrebenswert und echt empfunden. Mit anderen Worten, sie glauben diesen Scheiß.
Vor der Hand geben sie zu, zu wissen, daß das alles irreal und nur Fernsehen ist, tatsächlich setzt sich aber die Message in den Hirnen fest: Du brauchst nur diese 15 Sekunden Popularität, die das Fernsehen zu schenken im Stande ist, und Du bist weltberühmt und kannst ewig von diesem Erfolg leben.
Die Folge sind junge Menschen, die ihr gesamtes Geld für irgendwelchen Luxusnippes ausgeben und die glauben, Haben komme nicht von Sparen und Aufbau, sondern man müsse mit 19 schon alles haben, was andere sich im Laufe eines langen Lebens erarbeitet haben.
Dabei ist es doch so: Die Armen haben unter anderem, aber vor allem auch deshalb kein Geld, weil sie leben wollen, wie sie sich das Leben der Reichen vorstellen.
Die Reichen hingegen haben oft genug nur deshalb so viel Geld, weil sie es verstehen, zu leben wie die Armen.

Haben kommt nämlich bekanntlich von Behalten.

Es ist ja nun so, daß die Älteren sich schon immer zurückgelehnt und mit dem Finger auf die angeblich so verdorbene Jugend gezeigt haben; und am Ende wurden sie immer eines Besseren belehrt, denn bislang sind aus den missratenen „Kids“ immer noch irgendwie vernünftige Erwachsene geworden.

Aber ob das dieses Mal auch so klappt?

Wir regen uns ja manchmal auf, daß wir von einer Riege von Berufspolitiker mit Promotionshintergrund regiert werden. Vielleicht ist das aber angesichts einer breiten Schicht von Menschen, die den Unterschied zwischen Belgien und Brüssel und zwischen Bismarck und Hitler nicht mehr kennen, doch besser so.

Es genügt eben nicht, bei Dieter Bohlen in der Show gewesen zu sein, um Superstar zu werden. Nein, es genügt noch nicht einmal, dieser Superstar zu sein. Die lange Liste gescheiterter Existenzen, die gerade das Show-Geschäft hervorgebracht hat, zeigt überdeutlich, daß die 15 Sekunden oder 15 Minuten Ruhm eben nicht ausreichen, um ein ganzes Leben davon profitieren zu können.
Aber genau das ist die Vorstellung, die viele Jugendliche heute haben. Erstmal nix Gescheites tun, dann berühmt werden und sein Leben lang bleiben.

Hustekuchen, Pustekuchen, gibt’s nicht, meine Lieben.

Kunst kommt eben auch von Können und wer nix kann, der wird auch nix.

Satire

Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typische Stilmittel der Satire sind die Übertreibung als Überhöhung oder die Untertreibung als bewusste Bagatellisierung bis ins Lächerliche oder Absurde.

Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht), vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 3. Februar 2020 | Peter Wilhelm 3. Februar 2020

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