Neulich zappe ich abends durchs Programm – und lande mitten in Dallas. Ausgerechnet in der Folge, die den legendären Cliffhanger „Wer schoss auf J.R. Ewing?“ auflöst. Und zack: Schulterpolster, Föhnfrisuren, texanisches Öl – ich war Jahrzehnte zurückversetzt. Diese eine Episode hat damals die ganze Welt beschäftigt und bringt bis heute sofort dieses Gefühl von „gemeinsam schauen“ zurück.
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Keiner hat’s je gesehen
Ich war damals Kommunalpolitiker und wir hatten dienstags immer Sitzungen. Als Orts- und Kreisvorsitzender der Partei war ich stark eingebunden. Auch mein bester Freund Hans, der leider inzwischen und viel zu früh verstorben ist, war mit mir in Partei- und Kommunalpolitik eingebunden.
Doch jeden Dienstag beobachteten wir gegen 21 Uhr eine allgemeine Aufbruchstimmung bei den Sitzungen. Denn um 21.45 Uhr lief in der ARD „Dallas“. Natürlich wollte niemand zugeben, dass er diese Serie schaute. Es liest ja auch niemand die BILD-Zeitung, keiner kauft bei Beate Uhse und bei McDonald’s isst ja sowieso niemand, so wie auch keiner „Lindenstraße“ guckte. Ich frage mich, wie diese Unternehmen und Serien überhaupt überleben konnten, wenn doch angeblich niemand etwas damit zu tun haben wollte…
Doch Hans und mir war das egal. Denn auch wir waren eingefleischte Dallas-Fans. Uns war es ganz recht, dass die anderen dienstags pünktlich vor dem Sendetermin alle „müde wurden“, „noch mit dem Hund raus mussten“ oder im Dritten Programm eine Dokumentation über mittelalterliche Ziehbrunnen im Frankenland sehen wollten. Wir standen dazu: Dallas war einfach geil. Blöde Fernsehunterhaltung und ideal zum Mitfiebern und Abschalten vom Alltag.
Ein Stück Fernsehgeschichte
Dallas lief in den USA von 1978 bis 1991, insgesamt 14 Staffeln mit 357 Folgen. In Deutschland startete die Serie 1981 in der ARD und wurde schnell zum Straßenfeger. Eine Revival-Serie folgte später von 2012 bis 2014 auf TNT – erneut mit vielen bekannten Gesichtern aus Southfork.
Infokasten: Was war Dallas?
Dallas war eine US-amerikanische Fernsehserie, die von 1978 bis 1991 produziert wurde. Mit insgesamt 357 Folgen in 14 Staffeln zählt sie zu den erfolgreichsten Serien ihrer Zeit.
Im Mittelpunkt stand die texanische Familie Ewing, die mit Ölgeschäften und Viehzucht reich geworden war. Intrigen, Machtkämpfe, Familienzwist und Affären bestimmten die Handlung. Vor allem der charismatische und skrupellose J. R. Ewing (gespielt von Larry Hagman) wurde zur zentralen Figur der Serie.
Dallas war ein weltweites TV-Phänomen: Die Serie lief in über 90 Ländern und prägte das Genre der Familiensagas. Legendär wurde der Cliffhanger „Who shot J.R.?“ im Jahr 1980, der weltweit über 300 Millionen Zuschauer fesselte.
Der Cliffhanger, der alles veränderte
„Who shot J.R.?“ – die vielleicht berühmteste Serienfrage überhaupt. Acht Monate rätselte die Welt, bis die Auflösung lief. In den USA schalteten über 80 Millionen Menschen ein; weltweit wird die Reichweite auf hunderte Millionen beziffert. Der Trick wirkte: Von da an hatten Cliffhanger einen festen Platz in der Prime-Time.
Nostalgie im Wohnzimmer
Diese Wiederbegegnung mit „Dallas“ neulich im TV hat mich nostalgisch überrascht. Nicht nur, weil die Serie so hemmungslos opulent ist, sondern weil sie Erinnerungen weckt: gemeinsames Gucken, mitreden können, eine Woche warten müssen – und die Spannung auszuhalten. Heute klicken wir einfach weiter. Damals war Fernsehen noch ein Lagerfeuer.
Warum Dallas die Deutschen so faszinierte
Für das deutsche Publikum der frühen 1980er-Jahre war Dallas wie ein Blick in eine völlig andere Welt. Die Ewings lebten in einer texanischen Luxusvilla, fuhren teure Autos, führten Millionengeschäfte und intrigierten in einer Dimension, die für die meisten Zuschauer unvorstellbar war. Während man hierzulande oft noch kleinbürgerlich und bodenständig lebte, öffnete die Serie ein Fenster in eine exotische, weit entfernte Welt voller Reichtum, Ölbarone und Familiendramen. Gerade dieser Kontrast zwischen deutscher Lebenswirklichkeit und texanischem Glamour machte den Reiz aus – ergänzt durch den ewigen Bruderzwist zwischen J. R. und Bobby Ewing, der die Serie über Jahre spannend hielt.
Warum Dallas unvergessen bleibt
- Figuren mit Zugkraft: J.R. als schillernder Antagonist, Bobby als Gegenpol, Sue Ellen, die Southfork-Dynastie – archetypisch und doch größer als das Leben.
- Popkultureller Abdruck: Von Moden bis Memes – J.R. & Co. tauchen bis heute in Anspielungen auf.
- Serienhandwerk: Fortlaufende Erzählung, große Bögen, Cliffhanger – vieles, was Prestige-TV später perfektionierte, war hier schon angelegt.
Verlorene Folgen in Deutschland
So erfolgreich Dallas auch war – nicht alle Episoden schafften es ins deutsche Fernsehen. Von den ersten 54 Folgen wurden in der ARD insgesamt sieben Episoden gar nicht gezeigt. Eine davon, „Winds of Vengeance“ (Staffel 1, Folge 4), wurde nie synchronisiert. Der Grund: In den frühen 1980er-Jahren galten die Inhalte als zu drastisch für die deutsche Ausstrahlung. Gerade „Winds of Vengeance“ enthielt Anspielungen auf versuchte Vergewaltigung und Gewaltdrohungen, die damals nicht als sendefähig eingestuft wurden.
Auch andere Episoden mit starkem Bezug zu Gewalt, Drogen oder besonders düsteren Themen ließ man aus Rücksicht auf das damalige Fernsehpublikum aus. Erst viele Jahre später, im Frühjahr 2011, strahlte der Pay-TV-Sender Passion die fehlenden Folgen erstmals in Deutschland aus – ungeschnitten und im Originalton mit deutschen Untertiteln. Damit wurde für Fans eine Lücke geschlossen, die die Serie hierzulande über Jahrzehnte begleitet hatte.
Randnotizen für Seriennerds
- Sendejahre: 1978–1991 (CBS), 14 Staffeln, 357 Episoden.
- Deutschlandstart: 1981 in der ARD.
- Revival: 2012–2014 (TNT), 3 Staffeln.
- „Who Done It?“: die Auflösung zählte zu den meistgesehenen TV-Episoden der US-Geschichte.
Fazit
Ein alter Serientitel – und plötzlich ist man wieder da: auf Southfork, zwischen Öl, Intrigen und großen Gesten. Dallas war mehr als Unterhaltung; es war ein globales Ereignis, das zeigte, wie Fernsehen Menschen zeitgleich fesseln kann. Und ja: Wenn die Frage wieder aufpoppt, sitze ich immer noch gebannt da – als hätte ich nie aufgehört zu schauen.
Bildquellen:
- dallas-ki-generiert: Peter Wilhelm KI
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