Es braut sich was zusammen in Berlin. Nein, kein Gewitter, zumindest keines, über das Kachelmann referieren könnte. Es braut sich politisch etwas zusammen, und da ist eher der Speyerer Märchenonkel Matthias Jung zuständig. Alle wollen Mutti plötzlich aufs Altenteil schieben. Selbst viele aus dem eigenen Stall, die bisher noch jeden hanebüchenen Müll der Mecklenburgischen Gipfel-Tussi mit kriecherischem Gehorsam abgenickt haben.
Die C-Promis haben Schiss, dass die Union nach den letzten Nullnummern bei den Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin, 2017 auch im Bund gehörig abkackt und dass sie sich ihr Mandat, ihre Diäten und alle weiteren damit verbundenen Annehmlichkeiten abschminken können. Atemlos ums schmucke Reihenmittelhaus nebst Doppelgarage bibbernd, verfallen die smarten Karrieristen mit BWL- und/oder Jura-Diplom nun dem Headless Chicken-Run, blubbern in jedes Provinzmikrofon, dass man die AfD unbedingt entzaubern müsse, versteigen sich aus PR-Gründen allerdings in den gleichen xenophoben Dreck und servieren dem völkisch-braunen Pack die von jahrelangem Sozialabbau in die Gosse Getretenen auf dem Silbertablett.
Aber nicht nur im Konrad-Adenauer-Haus brennt der Dachstuhl lichterloh, auch bei den Sozen im Willy-Brand-Haus müffelt es nach Rauch. Da die Genossen es selbst sind, die mit dem Brustton der Überzeugung immer behaupten, in der GroKo den Ton anzugeben und die Union sich schließlich gegenseitig nur noch anstänkere, fällt ihnen das aktuelle Kuddelmuddel in Europa im Allgemeinen und jenes in Deutschland im Besonderen auf die kalten Füße. Und da es auch in der SPD Hinterbänkler gibt, die sich um ihr Reihenmittelhaus Gedanken machen, werden nun Gerüchte lanciert, man sondiere für 2017 eine eventuelle Koalition aus SPD, Linken und Grünen. Im Klartext: Rot-Rot-Grün im Bund!
Ausgerechnet jetzt ist Rainer spurlos verschwunden. Rainer wer? Natürlich unser allseits beliebter Lustgreis, Sachverständiger für Dekolletés, Pfälzer Frohnatur und Allzweck-Clown auf jeder alkoholgeschwängerten Weinfestbühne: Rainer Brüderle, stets darauf bedacht, die politische Szene leicht angetrunken mit genuscheltem Tacheles zu unterhalten. Rot-Rot-Grün im Bund! Das war genau sein Ding anno 2013. Damals steigerte er sich in hysterische Visionen, gegen die das Armageddon wie eine gemütliche Riesling-Probe anmutet. Wie man sich vielleicht noch erinnert, vermasselte der Frontmann Brüderle die Show jedoch auf ganzer Linie, als er, aufgrund einer eher unterdurchschnittlichen arithmetischen Begabung, im Schlussspurt des Wahlkampfes eine gleichermaßen skurrile wie erfolgreiche Zweitstimmen-Kampagne für Merkel und die CDU abfeuerte und so das ganze neoliberalen Gesockse mit Schmackes aus dem Bundestag kegelte.
Aber wer weiß, vielleicht wird Rainer Brüderle ja von dem alerten Wuppertaler BDI-Fiffi Christian Lindner für die Kampagne 2017 aus irgend einer Besenwirtschaft gezogen, durch Maskenbilder grausam aufgehübscht und ziert nächstes Frühjahr großformatige Plakatwände mit seinem Konterfei. Als Rampensau war der weinselige Rainer nämlich immer die erste Wahl, wenngleich man nie wirklich verstand, was er in die Mikrofone brüllte.
Denn es gäbe neben Rot-Rot-Grün ja vielleicht noch eine andere Option, wenn die FDP dank der fast schon peinlichen Schönschreiberei ihres großen Befürworters und Forsa-Amok-Schwaflers Güllner, den Aufstieg in die erste Liga wieder schaffen sollte. Dann wären nämlich 7 Parteien im hohen Hause vertreten: CDU, CSU, SPD, FDP, Linke, Grüne und die AfD. Und mit letzterer könnte es für CDU, CSU und FDP rechnerisch reichen. OK, ich gebe zu, momentan ballern sie noch alle gegen die grenzdebilen Geisterfahrer um Petry und Meuten. Aber glaubt ja nicht, dass die Doppelgaragen-Besitzer mit ihrer Eigenheimfinanzierung im Nacken sich mit irgendwelchem ideologischen Tinnef belasten. Vergesst es! Nach einem schäbigen Eiertanz von Tauber, Scheuer, Lindner & Co wird man dem barsch erstaunten Wahlvolk die AfD am Ende, „bei allen inhaltlichen Differenzen“, als eine Partei verkaufen, die ja schließlich auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung stehe – also im schlimmsten Fall auch regierungsfähig sei. Und da die Liberalen noch nie ein Problem damit hatten, sich „aus Sorgen um das Land“ mit rechten Hetzern wie Scheuer und Söder ins Bett zu legen, würde in die Mittelritze zwischen den beiden Matratzen zur Not auch noch das BdM-Girlie aus der Niederlausitz passen.
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