Sprache

Wann ist eigentlich „zeitnah“?

Ein Herr mit einer Armbanduhr

Zeitnah vs. bald: Ein humorvoller Blick auf modische Wortschöpfungen

In unserer schönen Sprache tauchen regelmäßig neue Modewörter auf, die unsere Kommunikation bereichern sollen. Eines dieser Wörter, das in letzter Zeit vermehrt durch die Ränge schwebt, ist „zeitnah„. Doch halt, bevor wir uns zu euphorisch in die Arme dieses schicken Wortes werfen, sollten wir einen genauen Blick darauf werfen, ob es nicht vielleicht doch ein wenig überflüssig ist. Schließlich haben wir bereits einen wahren Wort-Helden in unserem Arsenal – das unschlagbare „bald„.

„Zeitnah“ klingt ja zunächst recht schick und modern, als wäre es frisch aus einem Trendmagazin gefallen. Doch, Hand aufs Herz, wer von uns hat sich nicht schon einmal gefragt: Benötigen wir das wirklich? Ist es nicht so, dass wir mit dem altbewährten „bald“ bereits ein Wort haben, das die Zeitangabe in wunderbarer Kürze erledigt?

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Betrachten wir es einmal aus der Perspektive der Effizienz. „Bald“ ist kurz, knackig und hat jahrhundertelange Erfahrung in der zeitlichen Verortung von Ereignissen. Es ist sozusagen der Schwarzenegger unter den Zeitangaben – knallhart, präzise und jederzeit bereit, die Situation zu meistern. Im Vergleich dazu wirkt „zeitnah“ vielleicht eher wie der Schauspieler aus der zweiten Reihe, der sich mühsam durch den Drehbuchtext kämpft.

Aber gut, Humor beiseite – es gibt durchaus Gründe, warum Menschen „zeitnah“ verwenden. Vielleicht möchten sie eine gewisse Dringlichkeit betonen, ohne gleich in Panik zu verfallen. Vielleicht klingt es auch einfach ein bisschen schicker und geschäftsmäßiger, wenn man sagt: „Wir kümmern uns zeitnah darum.“ Aber mal ehrlich, ist nicht auch „Wir kümmern uns bald darum“ eine völlig akzeptable und bodenständige Aussage?

Es gibt natürlich Situationen, in denen „zeitnah“ durchaus angebracht ist. Aber es wird geradezu inflationär verwendet und ist zu einem überstrapazierten Buzzwords geworden. Wir sollten uns vielleicht bewusst machen, dass wir mit „bald“ bereits ein treues Arbeitstier in unserer Wortfamilie haben. Es ist leicht zu verstehen, es benötigt keine Erklärungen und es lässt sich mit einer Selbstverständlichkeit aussprechen, die seinesgleichen sucht.

In Hinblick auf die Modewörter sollten wir uns hin und wieder besinnen und die altbewährten Schätze unserer Sprache nicht über Bord werfen. „Bald“ hat uns noch nie im Stich gelassen – es ist und bleibt unser zuverlässiger Begleiter durch die Zeit. Also, lasst uns gemeinsam für die Würdigung des guten alten „bald“ eintreten und dem aufstrebenden „zeitnah“ eine wohlverdiente Verschnaufpause gönnen.

Bis bald!

Bildquellen:
  • schwarzii: Peter Wilhelm©


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Die schöne deutsche Sprache unterliegt sehr vielen Einflüssen. Die beobachten und kommentieren wir in dieser Rubrik.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 26. August 2024

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