Heute begeben wir uns auf eine Zeitreise in die 1960er Jahre nach Island, wo eine außergewöhnliche Regelung das Fernsehvergnügen der Bürger beeinflusste.
Es geht um das berühmt-berüchtigte Donnerstagsfernsehverbot, das von 1966 bis 1987 in Kraft war.
Warum ein Fernsehverbot?
In den turbulenten 60er Jahren, einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und der Veränderungen, traf die Regierung in Island eine Entscheidung, die viele überraschte – ein Fernsehverbot für den Donnerstag.
Doch warum gerade der Donnerstag? Die Begründung war vielschichtig. Einige argumentierten, dass die Menschen durch den Konsum von Fernsehprogrammen vom gesellschaftlichen und kulturellen Leben abgelenkt wurden. Andere sahen in der Regelung eine Möglichkeit, die Gemeinschaft zu stärken und den Menschen Zeit für andere Aktivitäten zu ermöglichen.
Die Auswirkungen auf die Gesellschaft:
Das Donnerstagsverbot hatte tiefgreifende Auswirkungen auf das tägliche Leben der Isländer. Anstatt vor dem Fernseher zu sitzen, wurden die Menschen ermutigt, sich auf andere Weise zu unterhalten. Gemeinschaftsaktivitäten, soziale Treffen und kulturelle Veranstaltungen erlebten einen Aufschwung. Das Verbot schuf Raum für alternative Freizeitgestaltungen und förderte den sozialen Zusammenhalt. Man gewöhnte sich daran und arrangierte sich damit.
Die Revolution des Donnerstags:
Während die ersten Jahre des Fernsehverbots von manchen als Einschränkung empfunden wurden, entwickelte sich der Donnerstag mit der Zeit zu einem Tag der Kreativität und Innovation. Menschen begannen, eigene Unterhaltungsformate zu entwickeln, darunter Theateraufführungen, Lesungen und musikalische Darbietungen. Die Kreativität blühte auf, und der Donnerstag wurde zu einem Tag, an dem die Gemeinschaft ihre Talente und Fähigkeiten feierte.
Der Weg zur Aufhebung:
Trotz der positiven Aspekte des Donnerstagsverbots begannen in den 80er Jahren Stimmen aufzukommen, die für die Aufhebung plädierten. Die Gesellschaft hatte sich weiterentwickelt, und die Menschen sehnten sich nach einer größeren Vielfalt an Unterhaltungsmöglichkeiten. 1987 war es schließlich soweit – das Donnerstagsverbot wurde aufgehoben. Die Isländer kehrten zur regulären Fernsehnutzung zurück, aber die Erfahrungen und die Kreativität, die während der Donnerstagsrevolution entstanden waren, blieben bestehen.
Fernsehfreier Abend in Deutschland?
Heute wäre allein schon der Gedanke daran ein Frevel und würde für einen großen Aufschrei sorgen. Aber 1978 veröffentlichte Bundeskanzler Helmut Schmidt in der ZEIT einen langen volkspädagogisch wirkenden Artikel mit der heute eher betulich anmutenden Überschrift: „Plädoyer für einen fernsehfreien Tag. Ein Anstoß für mehr Miteinander in der Gesellschaft“. Sein Vorschlag hat sich, wie wir alle wissen, nicht durchgesetzt.
Link zum Artikel in der „Zeit“ (Leider hinter einer Bezahlschranke 🙁 )
Ein Blick in die Vergangenheit:
Das Donnerstagsverbot in Island ist heute eine kuriose Anekdote, die einen faszinierenden Einblick in die gesellschaftlichen Veränderungen der 60er und 70er Jahre bietet. Es zeigt, dass manchmal unkonventionelle Maßnahmen zu überraschenden Ergebnissen führen können. Der Donnerstag als Tag der Kreativität und sozialen Interaktion wird wohl für immer in der Geschichte Islands verankert bleiben.
In diesem Sinne – möge dein nächster Donnerstag voller Kreativität und Gemeinschaftssinn sein!
- fernseher: Bild von sithuarkaryangon auf Pixabay
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