Reality-Stars: Die neue Aristokratie des intellektuellen Bankrotts – Im Reality-TV kann wirklich jeder zum Star werden – auch (oder vor allem) Menschen, die noch nie in ihrem Leben durch irgendetwas Sinnvolles aufgefallen sind. Reality-TV hat für jeden etwas zu bieten – vorausgesetzt, man bringt genug Gleichgültigkeit gegenüber seinem eigenen IQ mit.
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- Reality-TV: Ein Meisterwerk der Verblödung
- Scripted Reality: Die Kunst des dreisten Vorspielens
- Trash-TV: Das Sommerhaus der weinenden Peinlichkeiten
- Reality-TV: Ein Fest für den IQ-Verlust
- Wenn Talent zur Nebensache wird – Hauptsache Skandal!
- Das Publikum? Hochqualifizierte Fremdschäm-Experten!
- Wenn Bedeutungslosigkeit zum Geschäftsmodell wird
- Die Inszenierung vermeintlicher Realität in diversen TV-Formaten
- Die Karriereillusion der Reality-TV-Protagonisten
- Fazit: Der große Kreislauf der Niveaulosigkeit
Ich will überhaupt keinen Hehl daraus machen, dass auch ich hin und wieder gerne Trash-TV gucke. Das Dschungelcamp schaue ich beispielsweise jedes Jahr. Es ist überhaupt nichts Verwerfliches dabei, dem Reiz des Trashigen zu erliegen und als Voyeur dabei zu sein, wenn Leute sich angiften, streiten, vertragen und entblöden. Das ist einfach Unterhaltung und unterscheidet sich in nichts vom Schmierentheater umherziehender Klamauktruppen, die jahrhundertelang schon unsere Vorfahren unterhalten haben. Man nimmt es nicht ernst, man schüttelt den Kopf, man regt sich drüber auf und trotzdem hat man für eine Weile den Alltag hinter sich gelassen und seinen Intellekt auf eine alberne Reise geschickt.
Solange man das so sieht und solange diese Formate nicht das Einzige sind, das man konsumiert, ist Reality-TV einfach nur eine Form der Unterhaltung, ein Baustein im Gesamtangebot und eine Facette eines Großen und Ganzen.
Die Gefahr liegt meiner Meinung darin, dass Kinder und Jugendliche die Inhalte und die Protagonisten für nachahmenswert halten und nicht begreifen, dass hier oft der Bodensatz zur Schau gestellt wird und nicht die Krone der Schöpfung.
Reality-TV: Ein Meisterwerk der Verblödung
Reality-TV – ein wahrer Quell der Erbauung für all jene, die schon immer davon geträumt haben, das geistige Niveau eines Klappstuhls zu unterbieten. Natürlich gibt es dabei verschiedene Spielarten dieses einzigartigen Kulturguts. Da wären zunächst die Formate, die vorgeben, das wahre Leben mit der Kamera zu begleiten. Besonders beliebt: Menschen am Rande der Gesellschaft, vorzugsweise in prekären Verhältnissen, mit ungepflegtem Äußeren und einer faszinierenden Fähigkeit, aus jedem einzelnen Satz eine grammatikalische Katastrophe zu machen. Hier wird so getan, als würde eine einfühlsame Dokumentation über das Schicksal von Menschen in sozial schwierigen Lagen gedreht – in Wirklichkeit aber hält man den Zuschauern einfach nur die skurrilsten Gestalten vor die Nase, auf dass sich das werktätige Publikum zu Hause gepflegt fremdschämen kann.
Je asozialer die Verhältnisse, umso blumiger der Kommentar des Off-Sprechers.
Egal, in welcher Situation man selbst lebt, Sendungen wie „Hartz und herzlich“ zeigen so manchem Zuschauer, dass es „unter ihm“ noch was gibt, dass er selbst noch nicht der absolute Bodensatz ist.
Der gesellschaftlich gefährliche Nachteil dieser Zurschaustellung von prekären Verhältnissen und der teilweise bewundernswerten Fähigkeit der Protagonisten, ihr Leben mit Bürgergeld und staatlichen Zuwendungen zu fristen, ist es, dass Zuschauer und leider auch Politiker dadurch zu der Auffassung gelangen könnten, die da unten hätten noch zu viel oder es sei ja alles nicht so schlimm.
Scripted Reality: Die Kunst des dreisten Vorspielens
Dann gibt es die sogenannte scripted reality, ein herrliches Meisterwerk der Verlogenheit. Hier wird mit ernster Miene vorgetäuscht, echte Einsätze von Polizei, Rettungsdienst oder Sozialarbeitern zu zeigen. Natürlich rein zufällig immer mit unfassbaren Wendungen, die selbst einem mexikanischen Telenovela-Autor peinlich wären. Und falls sich jemand fragt, warum die „echten Polizisten“ alle aussehen, als seien sie frisch aus einer drittklassigen Schauspielschule geflohen – nun ja, weil sie zum Teil genau das sind. Denn hier ist nichts dem Zufall überlassen. Jedes Wort, jedes Drama, jeder inszenierte Streit um geklaute Turnschuhe oder vermeintliche Seitensprünge ist fein säuberlich von Drehbuchautoren vorgekaut, damit das Publikum schön die Klappe hält und sich vom Pseudo-Realismus berieseln lässt.
Die Kamera ist immer „zufällig“ dabei, wenn „echte Polizisten ermitteln“.
Vor allem wird hier eine Form von zivilen und strafrechtlichen Verfehlungen gezeigt, die auf den Überraschungsmoment, die plötzliche Wendung und die unerwartete Aufklärung hin ausgelegt sind. Mit der wahren tagtäglichen Kriminalität durch U-Bahn-Schubser, Messerstecher und Vergewaltiger hat das alles nichts zu tun.
Trash-TV: Das Sommerhaus der weinenden Peinlichkeiten
Und dann gibt es noch das glorreiche Gipfeltreffen des intellektuellen Niedergangs: Formate wie Das Sommerhaus der Stars oder das legendäre Dschungelcamp. Hier werden jene Pseudo-Prominenten versammelt, deren Karrieren entweder nie existierten oder vor Jahrzehnten auf einem Sperrmüllhaufen abgelegt wurden. Man steckt sie in eine viel zu kleine Unterkunft oder einen künstlich errichteten Urwald und lässt sie sich gegenseitig ankeifen, demütigen oder zu widerlichen Prüfungen antreten, in denen sie Dinge tun müssen, die sonst nur in biologischen Experimenten an Ratten vorkommen. Das Ziel? Möglichst viel Drama, möglichst viele Tränen und natürlich das ganz große Fremdscham-Spektakel. Denn was wäre unterhaltsamer, als „Promis“, die in einer 15-Euro-Primark-Jogginghose weinend auf einer Pritsche sitzen, weil sie gerade zum 18. Mal in Folge eine rohe Känguru-Anatomie verzehren mussten?
Reality-TV: Ein Fest für den IQ-Verlust
Wie ich schon schrieb: Reality-TV hat für jeden etwas zu bieten – vorausgesetzt, man bringt genug Gleichgültigkeit gegenüber seinem eigenen IQ mit.
Hier zählt nicht Intelligenz, Bildung oder Talent, sondern ausschließlich die Fähigkeit, sich öffentlich zur Witzfigur zu machen. Wer es schafft, durch schamlose Selbstdemontage auf TikTok, Instagram oder in einer dieser endlosen Casting-Katakomben entdeckt zu werden, hat gute Chancen, der nächste strahlende Stern am Himmel der Belanglosigkeit zu werden.
Wenn Talent zur Nebensache wird – Hauptsache Skandal!
In diesen aufwendig produzierten Sozialexperimenten, die wahlweise in einer Villa auf Mallorca oder in einer zugigen Lagerhalle in Köln-Ossendorf stattfinden, entfaltet sich dann das wahre Drama. Die Aufgabe der „Stars“: völlig sinnfreie Spiele spielen, sich live im TV gegenseitig beleidigen oder nach Drehbuch ein spontanes Liebesdrama inszenieren. Dabei geht es nicht darum, irgendetwas Sinnvolles zu leisten – im Gegenteil: Wer den absurdesten Unsinn von sich gibt, wird mit Sendezeit belohnt.
„Wir können nix“. Nur Abziehbilder einer Generation von Nichtswissern unter denen einer, der Bücher liest, als Außenseiter gilt.
Das Publikum? Hochqualifizierte Fremdschäm-Experten!
Und das Beste: Millionen von Zuschauern schauen sich dieses Theater nicht nur an, sondern dürfen auch per SMS oder App darüber abstimmen, welcher Volltrottel als Nächstes in die Wüste geschickt wird. Die sozialen Medien explodieren dann mit Diskussionen auf höchstem Niveau, in denen sich Menschen mit doppelt gesetzten Satzzeichen und fragwürdiger Orthografie über die Unverschämtheit echauffieren, dass ihre Lieblings-Influencerin wegen eines zu heißen Bikinifotos aus der Show geworfen wurde.
Wenn Bedeutungslosigkeit zum Geschäftsmodell wird
Und so bleibt uns nur die Bewunderung für diese modernen Gladiatoren der geistigen Umnachtung, die mit ihren Eskapaden eine ganze Industrie am Leben halten. Vielleicht sind sie ja gar nicht so dumm, wie sie tun – vielleicht sind sie einfach nur geschäftstüchtig und wissen genau, dass sich mit Niveaulosigkeit am besten Geld verdienen lässt. Aber wer will das schon wirklich wissen? Hauptsache, der nächste „Skandal“ steht schon bereit.
Die Inszenierung vermeintlicher Realität in diversen TV-Formaten
Diese Art der Inszenierung beschränkt sich keineswegs nur auf die offensichtlichen Trash-Formate mit zusammengewürfelten Z-Promis in Konfliktsituationen. Nein, auch zahlreiche andere Formate versuchen, mit der Illusion der Realität das Publikum zu ködern. Sendungen wie „Klinik am Südring“ oder „Auf Streife“ suggerieren dem Zuschauer, er bekomme hier echte Einblicke in den Krankenhaus- oder Polizeialltag. Dabei ist alles von vorn bis hinten geskriptet, und die Laiendarsteller folgen Drehbüchern, die von Menschen verfasst wurden, die selbst vermutlich noch nie einen Fuß in eine Notaufnahme oder eine Polizeiwache gesetzt haben. Selbst Sendungen, die harmloser daherkommen, wie seinerzeit „Die Ludolfs“, sind am Ende nicht mehr als geschickte Schnittkunst, um aus dem Leben einer Schrottplatz-Familie eine dramaturgische Achterbahnfahrt zu machen. Es geht nicht um Dokumentation, sondern um Inszenierung – und das mit der feinsinnigen Subtilität eines Presslufthammers. Alles wird so zurechtgebogen, dass es möglichst viel Empörung, Lachen oder Mitgefühl erzeugt, selbst wenn die Realität dabei auf der Strecke bleibt.
Die Karriereillusion der Reality-TV-Protagonisten
Besonders faszinierend ist die Selbstwahrnehmung der Protagonisten dieser Formate. Mit einer beeindruckenden Mischung aus Selbstüberschätzung und völliger Talentfreiheit haben sie es sich zur Lebensaufgabe gemacht, von einer Trash-Show in die nächste zu stolpern. Sie nennen es „Karriere“, wenn sie sich nach dem Ausflug ins „Sommerhaus der Stars“ plötzlich im „Dschungelcamp“ wiederfinden, um anschließend in einem Promi-Boxen hilflos durch den Ring zu taumeln. Dabei sind es oft junge Menschen, deren gesamte Qualifikation darin besteht, irgendwann mal in einer Casting-Show oder einem Dating-Format mitgewirkt zu haben. Ein solides Fundament für die Zukunft? Fehlanzeige. Der Weg von der gecasteten Rampensau zur gescheiterten Existenz ist absehbar und nahezu vorprogrammiert. Wer jahrelang von belanglosen Instagram-Kooperationen und schnellen TV-Gagen lebt, wird mit der Realität spätestens dann konfrontiert, wenn keine Sendung mehr nachfragt. Und so endet der vermeintliche Star von gestern in der Privatinsolvenz, während die Sender bereits die nächste Generation medialer Eintagsfliegen für ihre Formate rekrutieren.
Fazit: Der große Kreislauf der Niveaulosigkeit
Und so dreht sich das Hamsterrad der Belanglosigkeit unermüdlich weiter. Während echte Künstler und kreative Köpfe darum kämpfen, Gehör zu finden, werden talentfreie Mikro-Influencer und Casting-Show-Abfälle mit Applaus überschüttet, weil sie es geschafft haben, im Fernsehen atmen und gelegentlich einen Satz mit mehr als fünf Wörtern stammeln zu können. Die „Karriere“ eines Reality-Stars gleicht einer Eintagsfliege auf Speed: Einmal hell aufleuchtend, dann verbrannt und vergessen – ersetzbar durch die nächste Generation der talentfreien Ruhm-Touristen.
Doch eigentlich ist das gar nicht schlimm. Denn während diese Z-Promis in ihren geskripteten Fantasiewelten weiter existieren, dürfen wir Zuschauer uns an ihrer schamlosen Selbstvermarktung ergötzen – wohl wissend, dass die Halbwertszeit eines Trash-Stars ungefähr der eines offenen Joghurts in der Sommersonne entspricht. Es ist ein wunderbarer Kreislauf: Die nächste Dumpfbacke wartet schon, die Produzenten reiben sich die Hände und die Zuschauer bekommen die nächste Dosis Dummheit intravenös verabreicht.
Und wer weiß? Vielleicht haben wir in ein paar Jahren ein eigenes UNESCO-Kulturerbe für diese Spezies. Immerhin wäre es doch eine Schande, wenn das wertvolle Brauchtum des Fremdschämens und Kopfschüttelns irgendwann verloren ginge. Schließlich brauchen wir doch alle ein bisschen Trash – wenn auch nur, um uns selbst als die klügeren Affen in diesem Zirkus zu fühlen.
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