ServiceWüste

Presse Paywall = Scheisse

Zeitung

Wenn Du Artikel in den Online-Ausgaben mancher Zeitungen und Zeitschriften lesen möchtest, werden diese oft verpixelt. Man soll erst dafür bezahlen, bevor man sie lesen darf. Okay, jede Mühe verdient ihren Lohn. Aber, aus welchem sinnvollen Grund geht das nicht für den einzelnen Artikel, sondern erfordert immer langfristige Abos, die Hunderte Euro jedes Jahr kosten?

Das ist doch pure Verarsche!

In meiner täglichen Presseübersicht bekomme ich Hinweise auf interessante Artikel. Aber was bringt mir das, wenn mittlerweile rund 80 % dieser Artikel hinter einer Bezahlschranke versteckt sind?

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Besonders ärgerliche Tortur:

Ich sehe nicht von vornherein, dass der Verlag Geld von mir will! „Above the fold“, so wird der Bereich im Webdesign genannt, der beim Aufruf einer Seite komplett auf dem Bildschirm zu sehen ist. Also quasi über dem Knick, so wie bei einer Tageszeitung, die normal gefaltet im Regal eines Zeitungshändlers steht.
Dieser Bereich wird mir online angezeigt und ist vielversprechend. Ein Foto, die Überschrift, der Text beginnt.

Dann:

  1. Ein Popup-Fenster informiert mich über Cookies, ich muss das, wie Millionen anderer Menschen beim Aufruf von Webseiten absolut unnötigerweise wegklicken. Außer Abmahnanwälten benötigt den ganzen Cookie-Scheiß niemand!
  2. Ich will scrollen, aber eine Einblendung oben im Browser fragt mich um die Erlaubnis, ob diese Webseite mir von nun an regelmäßig Pushnachrichten senden darf. Nein, darf sie nicht! Auch das muss ich wegklicken.
  3. Es geht ein neues Popup-Fenster auf, das mir den tagesaktuellen Newsletter des Seitenbetreibers empfiehlt. Möchte ich nicht. Auch das muss ich erst wegklicken.
  4. Und das ist noch nicht alles: Ich muss auch erst eine Ausnahme im Ad-Blocker definieren. Mindestens zwei bis drei Klicks sind das.
  5. Bis hierhin habe ich inkl. des Seitenaufrufs schon fünf Aktionen durchführen müssen, um nun:

  6. endlich erfahren zu müssen, dass ich ein Jahresabo für eine absurde Summe abschließen müsste, um einen einzigen Artikel zu lesen.

Viel zu teure E-Paper-Angebote

Ich darf dann erfahren, dass es mich etwa 129 Euro kosten würde, künftig auf alle Artikel aus der Region Oberschleisitz-Prutzenwalde zugreifen zu können.
Ich finde Abonnements für die elektronischen Ausgaben von Zeitungen und Magazinen sowieso viel zu teuer. Es wird kein Papier benötigt, es entfallen die Druckkosten, der gesamte Vertriebsweg wird eingespart. Immerhin entfallen rund 35 % der Kosten auf Herstellung und Vertrieb1. Dann müsste ein Digitalabo doch wenigstens 40 % günstiger sein, um eine lohnenswerte Alternative zu sein.

Aber um ein Abo geht es mir gar nicht, ich möchte Einzelartikel lesen können.

Bezahlartikel bitte generell kennzeichnen

Leute, macht doch einfach ein Euro-Zeichen oder einen anderen Hinweis hinter die Überschriften, damit man sofort erkennen kann, dass sich der Scheiß wegen unzumutbarer Kosten nicht lohnt. Heise kann das doch auch, die haben so ein PLUS-LOGO an den Artikelankündigungen. Da kann man sofort erkennen, dass die ohne Bezahlung, Mitgliedschaft oder Abonnement nicht zu lesen sind.

Einzelartikel würde ich kaufen

Warum nicht fair und einzelne Artikel gegen eine schnelle Paypal-Zahlung von einem Euro oder so freigeben? Aber dieses Drängen auf ein Abo für eine Zeitung, die in Brutzdorf-Pupshausen erscheint, ist doch gequirlte Kacke.

Genau das ist der Punkt! Ich möchte aufgrund einer Netzmeldung den Inhalt eines bestimmten Artikels lesen, und dafür bin ich bereit zu zahlen. Für einen tagesaktuellen Zeitungsartikel finde ich einen Euro oder meinetwegen 1,49 Euro angemessen. Aber warum sollte ich den Wunsch verspüren, irgendein mir bis dahin unbekanntes Blatt ein ganzes Jahr lang zu abonnieren? Oder für vier Wochen mit automatischer Verlängerung?

Bei umfangreicheren Magazinartikeln würde ich auch vier bis fünf Euro zahlen. Das täte ich bei verschiedenen Publikationen täglich. Aber es ist weder sinnvoll noch bezahlbar, bei verschiedenen Zeitungen Abos zu haben, die ich vermutlich nie wieder oder erst in ferner Zukunft lesen werde.

Die ganzen Zeitungen und Zeitschriften tun so, als würden sie mir als Stammleser einen ungeheuren Vorteil bieten oder möchten mich zum Stammleser machen. Aber ich brauche diese Hefte (E-Papers) nicht.

Es geht auch anders

Gut gelöst hat das die Stiftung Warentest, dort kann ich einzelne Artikel kaufen.
Auch gut: Die Lebensmittel-Zeitung verlangt als „Bezahlung“ das Abonnement des Newsletters. Den nehme ich gerne und ich könnte ihn auch schnell wieder abbestellen.
In Ordnung finde ich es auch, wenn die Zeitung per Cookie feststellt, wie oft ich vorbeischaue: „Sie haben bereits 4 kostenlose Artikel gelesen“

Es gibt auch Angebote, wie den Contentpass, bei dem ich zentral eine Gebühr bezahle und dann bei verschiedenen Online-Angeboten mit einer ID auf Artikel zugreifen kann. Leider sind da nur viele aber nicht alle Publikationen dabei und im Zweifelsfall genau die, die ich lesen möchte nicht!
Die Rhein-Neckar-Zeitung bietet auch einen Tageszugang für 2,49 Euro an. Das geht, ist aber bei Interesse an einem einzigen Artikel auch zu teuer.
Journalisten können natürlich auch beim jeweiligen Verlag zu Recherchezwecken einen kostenlosen Zugang zu einzelnen Artikel anfordern. Doch das ist umständlich und mit viel Wartezeit verbunden. Zeit ist aber im Online-Journalismus oft ein knappes Gut. Vor allem dann, wenn das „nur der Herr Schneider entscheiden kann und der ist erst am Dienstag wieder im Haus“!

Version in Einfacher Sprache

Zusammenfassung

Verärgert wegen Bezahlartikeln

Viele Artikel in Zeitungen und Zeitschriften sind verpixelt.

Man muss bezahlen, um sie zu lesen.

Man kann nicht nur für einen Artikel bezahlen.

Man muss immer teure Abos kaufen.

Das ist sehr ärgerlich!

Versteckte Kosten

In meiner Presseübersicht sehe ich oft interessante Artikel.

Aber viele dieser Artikel sind hinter einer Bezahlschranke.

Ich sehe nicht sofort, dass ich bezahlen muss.

Ich klicke auf den Artikel und sehe zuerst ein Bild und die Überschrift.

Dann kommt ein Fenster über Cookies. Ich muss es wegklicken.

Dann will die Webseite mir Pushnachrichten senden. Ich muss das ablehnen.

Danach wird mir ein Newsletter angeboten. Ich will das nicht.

Ich muss meinen Ad-Blocker ausschalten. Das ist nervig.

Am Ende erfahre ich, dass ich ein teures Abo kaufen muss, um den Artikel zu lesen.

Zu teure Abos

Ein Abo kostet oft mehr als 100 Euro im Jahr.

Das ist viel zu teuer.

Ich brauche kein Abo für eine Zeitung, die ich selten lese.

Ich möchte nur einen Artikel lesen können.

Kennzeichnung von Bezahlartikeln

Man sollte sofort sehen können, ob ein Artikel Geld kostet.

Ein Euro-Zeichen oder ein Hinweis wäre hilfreich.

Heise zeigt ein PLUS-LOGO für Bezahlartikel.

Das finde ich gut.

Einzelne Artikel kaufen

Ich würde einzelne Artikel für einen Euro kaufen.

Aber ich will kein teures Abo.

Ich will nur einen bestimmten Artikel lesen.

Warum kann man nicht einzelne Artikel gegen eine kleine Zahlung freigeben?

Ein Abo für eine unbekannte Zeitung ist für mich uninteressant.

Gute Beispiele

Die Stiftung Warentest erlaubt den Kauf einzelner Artikel.

Die Lebensmittel-Zeitung verlangt ein Newsletter-Abo als Bezahlung.

Das finde ich in Ordnung.

Es gibt auch den Contentpass. Damit kann man viele Artikel lesen.

Man zahlt nur eine Gebühr.

Die Rhein-Neckar-Zeitung bietet einen Tageszugang für 2,49 Euro.

Das ist okay, aber immer noch teuer für einen Artikel.

Journalisten können kostenlose Zugänge zu Artikeln anfordern.

Das dauert aber oft zu lange.

Bildquellen:
  • man-791440_1280: Bild von Karolina Grabowska auf Pixabay


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In der „Servicewüste“ navigieren wir durch die oft trockenen Landschaften des Einzelhandels, der Behörden und des Online-Shoppings, wo Kunden sich vernachlässigt oder ungerecht behandelt fühlen. Diese Rubrik beleuchtet prägnante Beispiele solcher Erfahrungen. Doch es geht nicht nur um Kritik: Wir heben auch jene Oasen hervor, wo Unternehmen sich durch außergewöhnlich guten Service abheben und beweisen, dass eine „Servicewüste“ nicht die Norm sein muss.

Entdecken Sie mehr darüber, wie einige Marken es schaffen, in einer Welt voller Herausforderungen positiv aufzufallen.

Lesezeit ca.: 8 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 22. Juni 2024 | Peter Wilhelm 22. Juni 2024

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