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Mindestlohn und Fachkräftemangel

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Eine gute Bekannte arbeitet in einer Senioreneinrichtung. Pflegekräfte werden händeringend gesucht.

Doch unsere Bekannte hat am Ende des Monats nur dank der letzten, coronabedingten Aufstockung jetzt gerade einmal einen Hauch über 1.000 Euro auf dem Lohnzettel stehen.

Zeit, sich einmal Gedanken über den Fachkräftemangel und den Mindestlohn zu machen. Ich habe diesen Artikel in ähnlicher Form auch schon für mein Bestatterweblog.de geschrieben. Lasst uns hier auch einmal über dieses Thema sprechen.

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Die Herausforderung des Fachkräftemangels

Ein Satz, der in diesen Tagen unaufhörlich erklingt: Der Fachkräftemangel macht auch vor der Branche XYZ nicht halt.

Diese Lage ist so plötzlich und unerwartet wie das alljährliche Erscheinen von Weihnachten vor der Haustür und die jährliche Konfrontation mit unberechenbarem Schnee und Eis im Winter. Niemand konnte vorhersehen, dass die sogenannten geburtenstarken Jahrgänge irgendwann in den Ruhestand gehen würden, und die geburtenschwächeren Generationen nun für Pflege, Unterhalt und schließlich auch für die Bestattung dieser Vorgängergenerationen zuständig sind.

Diese Situation scheint wie vom Himmel gefallen.

Wenn dann auch noch gefühlt die Hälfte der jüngeren Generation Influencer oder Reality-Stars als erstrebenswerte berufliche Ziele nennt und das Erreichen der 100.000-Follower-Marke als höchstes Lebensziel gefeiert wird, könnte es tatsächlich sein, dass es hier und da an Fachkräften mangelt.

Zum Thema Mindestlohn

Viele Geschäftsleute haben leider das Konzept des Mindestlohns missverstanden. Mindestlohn bezeichnet eine Einkommensgrenze, die nicht unterschritten werden darf.
Der Mindestlohn ist keine festgelegte Obergrenze für Gehälter, noch ist er eine Empfehlung des Gesetzgebers für einen fairen Lohn.
Im Gegenteil, er markiert die unterste Grenze, und darunter wird es als unangemessen betrachtet. Der Mindestlohn liegt nur um 1 Cent über der Untauglichkeit. Das sollte man sich klar vor Augen führen.

Aktuell wird für eine verkürzte Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich gestreikt. Aus Sicht der Betroffenen ist das durchaus nachvollziehbar.
Wenn jedoch jemand seine monatlichen 160 Stunden zum Mindestlohn (12,41 €) arbeitet, erhält er nicht einmal 2.000 Euro brutto.
Von diesem Betrag kann niemand eine Familie ernähren.
Und wer arbeitet schon 40 Stunden pro Woche?
Für einen Single bleiben netto gerade einmal 1.375 € übrig1.

Davon müssen mindestens 25-45 % für Miete und Nebenkosten aufgewendet werden2. Pro Kopf gibt man durchschnittlich 200 Euro für Lebensmittel aus3.
Mobilität (Auto und öffentliche Verkehrsmittel) kostet im Schnitt 266 Euro4. Hinzu kommen noch TV-Gebühren, Telefonanschluss, Internet, Mobiltelefone und sämtliche Versicherungen.
Durchschnittswerte können leicht zu Fehleinschätzungen führen und sollten daher mit Vorsicht betrachtet werden5.
Aber die Tatsache bleibt bestehen: Wer ausschließlich den Mindestlohn erhält, wird Schwierigkeiten haben, seinen Lebensunterhalt angemessen zu bestreiten.

Einnahmen/Ausgaben Euro
Einkommen 1.375
Miete/Nebenkosten -600
Auto/Benzin -200
Telefon/Internet/Handy -100
Versicherungen -100
Lebensmittel -200
Döner/Kino/Kneipe -100
Rest 75

Und die Zahlen in der Berechnung sind sehr optimistisch angesetzt. Rauchen soll man ja nicht, könnte unser Beispiels-Single aber auch gar nicht, wovon?

1 https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/mindestlohn-2024-wie-sich-der-mindestlohn-in-deutschland-2024-entwickelt/25604664.html
2 https://eradeutschland.de/mittelschicht-familien-zahlen-fast-die-haelfte-ihres-einkommens-fuer-miete
3 https://finanzwissen.de/finanzen/lebensmittelkosten/
4 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/07/PD21_N045_639.html
5 Die Zahlen habe ich schnell zusammengegoogelt. Sie sind nur als grobe Anhaltspunkte zu verstehen.

“If you pay peanuts, you get monkeys”

Der Spruch in der Überschrift kommt aus dem Amerikanischen und besagt, dass man kein gutes Personal bekommt, wenn man nur „peanuts“, also zu wenig bezahlt.
Für seine Arbeit darf man eine gute Bezahlung erwarten, die am Ende des Monats auch noch genug übrig lässt, um sich auch so etwas wie Kleidung und Freizeit erlauben zu können.

Bildquellen:
  • mindestlohn: Pixabay


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 4. Februar 2024

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