Ich schrieb in dieser kleinen Serie ja schon über mechanische Tastaturen. Nach nun rund 60 Millionen Tastenanschlägen ist meine Logitech Tastatur durch. Einmal sind einige Tasten regelrecht abgenutzt und zum anderen bemerke ich eine starke Tendenz zu Fehleingaben.
Letzteres kann ich gar nicht so genau erklären. Am Besten erkläre ich es noch so: Viele Vielschreiber kennen das Phänomen: Nach vielen Millionen getippten Zeichen scheint die geliebte Tastatur plötzlich „eigene Fehler“ zu machen. Dabei funktionieren die Tasten oft noch einwandfrei, und mechanisch wirken sie nicht verschlissen. Dennoch häufen sich Tippfehler, Buchstabendreher und versehentliche Ausflüge zu Nachbartasten. Der Grund liegt weniger in der reinen Mechanik der Tastatur als vielmehr in winzigen Veränderungen des Tippgefühls, die der Nutzer oft gar nicht bewusst wahrnimmt. Schon leichte Veränderungen im Auslösepunkt, minimaler Tastenwiderstand oder schwächer gewordene Rückstellfedern können dafür sorgen, dass Fingerbewegungen nicht mehr so präzise gesteuert werden wie gewohnt. Das Muskelgedächtnis, das sich über Jahre an ein bestimmtes, vertrautes Tippgefühl gewöhnt hat, reagiert plötzlich unsicher. Besonders bei schnellem Zehnfingerschreiben, wo jede Bewegung automatisiert abläuft, führen diese feinen Abweichungen dazu, dass sich die Finger auf falsche Bahnen verirren. Der Mensch denkt oft, es liege an nachlassender Konzentration oder eigenen motorischen Fähigkeiten, dabei spielt die veränderte Mechanik eine viel größere Rolle, als man glaubt. So wird eine Tastatur, die äußerlich noch einwandfrei erscheint, irgendwann zum unsichtbaren Fehlerteufel.
Immerhin kann ich sagen, dass die Tastatur von Logitech immer noch eine sehr gute Tastatur ist und bei einem anderen Nutzer wahrscheinlich noch jahrelang problemlos genutzt werden könnte. Aber bei einem Vielschreiber wie mir ist es nun Zeit, eine neue Tastatur anzuschaffen.
Und dabei ist meine Wahl auch dieses Mal wieder auf eine mechanische Tastatur gefallen.
Was ist mit mechanischer Tastatur gemeint?
Wenn wir von mechanischen Tastaturen sprechen, meinen wir eine ganz bestimmte Bauart: Jede Taste besitzt hier einen eigenen, mechanischen Schalter (Switch) mit Federmechanik und meist einem definierten Druck- und Auslösepunkt. Das sorgt für das präzise, knackige Tippgefühl, das viele Vielschreiber und Gamer so schätzen.
Doch mechanische Tastaturen sind nicht die am meisten verbreitete Art von Tastaturen.
Am weitesten verbreitet sind Membran- oder Rubberdome-Tastaturen. Hier besteht die Tastenmechanik aus einer durchgehenden Gummimatte mit kleinen kuppelförmigen Erhebungen (Domes), die bei Druck zusammengedrückt werden. Dieses System ist deutlich günstiger in der Herstellung, sehr leise und flach, weshalb es in günstigen PC-Tastaturen, Laptops und auch in vielen externen Standard-Keyboards verwendet wird. Der Nachteil: Das Tippgefühl ist oft schwammig, und die Lebensdauer ist im Vergleich zur mechanischen Variante deutlich geringer.
Eine Art „Hybrid“ ist die Scissor-Switch-Technik, wie man sie oft bei Notebook-Tastaturen oder flachen Desktop-Tastaturen findet. Dabei werden die Tasten über eine Art Scherengelenk geführt, wodurch sie sehr flach bauen, gleichzeitig aber stabiler und präziser wirken als klassische Rubberdomes. Viele Mac-Tastaturen oder dünne Logitech-Modelle setzen auf dieses Prinzip.
Weniger bekannt, aber in bestimmten Bereichen sehr beliebt, sind Kapazitive Tastaturen (z. B. Topre-Switches). Diese arbeiten mit einer Kombination aus Gummi- und kapazitiver Schaltertechnik. Sie gelten als sehr hochwertig, bieten ein weiches, aber gleichzeitig präzises Tippgefühl und haben eine lange Lebensdauer — sind allerdings auch teuer.
Schließlich gibt es noch optische oder optomechanische Tastaturen, die relativ neu am Markt sind. Bei diesen wird das Signal nicht durch einen rein mechanischen Kontakt ausgelöst, sondern durch eine Lichtschranke, die beim Drücken unterbrochen oder freigegeben wird. Diese Technik ist besonders schnell und verschleißarm, weshalb sie vor allem im Gaming-Bereich an Popularität gewinnt.
Auch wenn sie für manche als veraltet gelten, sind mechanische Tastaturen die Königsdisziplin für alle, die Wert auf präzises, langjähriges und individuelles Tippgefühl legen. Wer jedoch eher eine leise, flache und günstige Lösung sucht, landet meist bei Rubberdome- oder Scissor-Switch-Modellen. Und wer Hightech und Geschwindigkeit will, schaut sich vielleicht auch mal die optischen Varianten an. In jedem Fall lohnt es sich, genauer hinzuschauen — denn die Unterschiede liegen oft im Detail und beeinflussen das Tippvergnügen stärker, als man denkt.
Meine Wahl ist auf die Keychron V6 Max gefallen. Nicht, dass ich diese Tastatur für die beste halte, sondern weil ich im unübersichtlichen Dschungel des Angebots bei dieser Tastatur hängengeblieben bin.
Wer sich über mechanische Tastaturen informieren möchte, findet wenig brauchbare Grundlageninformationen. Schnell gerät man in Foren, mit deren Fachchinesisch man nicht klarkommt. Da tummeln sich vor allem Gamer. Und, auch ein wichtiger Aspekt: Fast alle sprechen von Windows-Tastaturen und man erfährt furchtbar wenig darüber, wie man für einen Mac die passende Tastatur findet. Noch schlimmer: Die meisten angebotenen Tastaturen und Kits sind nicht ISO-kompatibel (Deutsch QWERTZ), sondern ANSI-kompatibel (QWERTY), was offenbar viele in Kauf nehmen, um eine besondere Tastatur zu bekommen.
Ich kann nicht auf die deutschen Sonderzeichen verzichten und will mich auch nicht groß umgewöhnen müssen.
Ja und da blieb dann mein Auge auf dem Angebot der Keychron V6 hängen, weil es die auf Deutsch und für den Mac gibt.
Meine Anforderungen waren:
- Deutsches Tastatur-Layout
- Mac kompatibel
- möglichst identische Tastaturbelegung wie eine Apple-Tastatur
- konfigurierbare Tastaturbelegung
- austauschbare Keycaps
- austauschbare Schalter
- volle Baugröße mit separatem Nummernblock
- kein Display oder sonstiges unnützes Zeug
- gute Standfestigkeit
Diese Bedingungen erfüllt diese Keychron-Tastatur. Lediglich in zwei Punkten wich sie davon ab: Sie hat eine für mich unnötige Tastaturbeleuchtung (RGB) und sie verfügt über einen zusätzlichen Drehschalter für die Lautstärke.
Nun gut, die Beleuchtung lässt sich abschalten, aber sie kann auch in x verschiedenen Modi eingestellt werden, da habe ich einen gefunden, den ich am wenigsten schlimm finde und den ich jetzt erstmal nutze.
Der Lautstärke-Drehregler stört auch nicht wirklich und die Funktion ist ja im Grunde auch nützlich. Man kann übrigens auch draufdrücken und den Lautsprecher so schnell stumm schalten.

Die grauen Tastenkappen habe ich entfernt, weil ich unbedingt helle Kappen mit schwarzer Beschriftung haben wollte. Ich sehe nicht mehr so gut und benötige den hohen Kontrast.
Die Kappen von Venit-Keys kosteten mit rund 27 Euro. Dafür sind alle benötigten Tasten und zahlreiche weitere komplett dabei. Auch mit dabei ist ein kleiner Kappenabzieher.
Die Beschriftung ist eine Art Comic-Schrift aber Gott sei Dank nicht Comic-Sans. Das gefällt mir sehr gut.
Die Tastenoberfläche ist etwas breiter als die ziemlich schmalen originalen von Keychron. Das finde ich auch sehr gut.
Der Wechsel der Tasten gestaltete sich problemlos. Darüber schreibe ich noch einen eigenen Artikel.
Es waren alle Tasten dabei, die man benötigt, um sich seine Wunschbelegung zusammenzustellen. Es sind auch Tasten mit Symbolen, wie Hundepfote oder Phantasiesymbolen dabei, falls man irgendeine besondere Funktion so kennzeichnen möchte.
Die Belegung der Tasten kann man problemlos mit MacOS-Bordmitteln vornehmen, es geht aber auch über eine browserbasierte Software von Keychron. Ich muss nichts großartig umprogrammieren, will mir aber immer die Caps-Lock-Taste abschalten, weil ich immer schon versehentlich da drauf komme und DANN ALLES FOLGENDE GROSS SCHREIBE….
Ansonsten ist die Belegung der Tasten genau so, wie ich es von den anderen Mac-Tastaturen kenne. Einige Tasten, die Logitech mit Logitech-Funktionen belegt hatte, habe ich natürlich jetzt nicht mehr bzw. sind sie jetzt anders belegt, aber ich brauche ja auch keine Logitech-Funktionen mehr.
Ach ja, die Funktionstasten und einige andere habe ich bewusst in Grau gelassen. Das grenzt den Buchstabenteil besser ab. Bei den Funktionstasten fand ich die originalen von Keychron besser, weil da die Mac-Optionen schön mit aufgedruckt sind. Die weißen Tasten sind nur mit F1, F2 usw. beschriftet.
Nur eine einzige Taste ist jetzt auf einem anderen Knopf. Das ist die Taste für die Screenshots, die bislang auf der F7 war und jetzt eine eigene Taste bekommen hat. Ist völlig okay so.
Nun warte ich auf die Lieferung der blauen Schalter. Über die verschiedenen Schalterarten habe ich in dieser kleinen Serie über Tastaturen ja schon geschrieben.
Die Keychron gibt es mit verschiedenen Schaltern zu kaufen, nur leider sind die Versionen mit den blauen Schaltern immer ausverkauft.
Also mache ich mich an den Umbau. Ich will ja die klickenden blauen Schalter. Gekauft habe ich die Tastaturvariante mit den leisen roten Schaltern. Und wer es leise mag, wird damit sehr zufrieden sein, denn die roten Schalter der Keychron sind flüsterleise.
Manch einer wird denken, was macht der sich für einen Kopf wegen einer doofen Tastatur.
Ja, stimmt schon. Aber auf der anderen Seite ist das mein Hauptarbeitswerkzeug, an dem ich jeden Tag unzählige Stunden verbringe. Da finde ich es klasse, dass ich mir dieses Werkzeug ganz nach meinen Bedürfnissen konfigurieren kann. Und wenn ich das schon mache, kann ich doch meine Erfahrungen auch noch so aufbereiten, dass der eine oder andere von Euch davon profitieren kann.
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