In Edingen beklagen sich Anwohner des Gebietes um die Bahnhofstraße derzeit über gelblich-bräunliche Flecken auf dem Autolack, den Gartenmöbeln, Markisen und Polstern.
Gemutmaßt wurde in der Bevölkerung, es könne sich um Kotpartikel handeln, die von den auf dem Flugplatz Mannheim landenden Maschinen abgelassen würden.
Handelt es sich um Fäkalien aus Flugzeugen?
Von anderen Bürgern wurde diese Vermutung ins Lächerliche gezogen, doch so abwegig ist das gar nicht.
Unter diesem Link hier kann man von verschiedenen Fällen überall auf der Welt lesen, in denen tatsächlich Kot, Urin und Desinfektionsmittel aus großer Höhe von Flugzeugen herabregnete.
Allerdings muß man wissen, daß das die Folgen von unfallartigen Ereignissen waren. Generell verfügen Flugzeuge über geschlossene Toilettensysteme, deren Inhalt nicht nach außenbords geleitet und auch nicht vor der Landung versprüht wird.
Die an Bord anfallenden Fäkalien werden am Boden von Spezialfahrzeugen abgesaugt und entsorgt.
In seltenen Ausnahmefällen kann es vorkommen, daß die für die Entleerung vorgesehene Klappe undicht ist und Flüssigkeiten austreten können.
Das kommt aber bei Millionen von Flügen nur in extrem seltenen Fällen vor.
Hier bei Wikipedia kann man nachlesen, wie es zu diesem Phänomen kommen kann.
Betroffen sind also, wenn überhaupt, nur große Verkehrsmaschinen; und wie gesagt: Die Vorfälle sind extrem selten. Wenn hier eine Verschmutzung anfällt handelt es sich meistens um eine mit bläulicher Farbe versetze Masse, was von den verwendeten Chemikalien herrührt.
Überdies sollen, so der Flugplatz Mannheim, dort überhaupt keine Maschinen landen, die über ein Bordtoilettensystem verfügen.
Ob das so ist, kann ich nicht überprüfen, aber generell ist aufgrund des Vorstehenden die Annahme, es handele sich bei der festgestellten Verschmutzung in Edingen um Flugzeugfäkalien, eher als höchst unwahrscheinlich einzustufen.
Ist es Bienenkot?
Eine weitere Annahme beschäftigt sich mit der Frage, ob die gelblich-braunen Fleckchen Kot von Bienen sein könnte.
Die Rhein-Neckar-Zeitung weiß hier mehr:
Ein Imker aus Ladenburg: Im Frühjahr eher, wenn die Bienen zum „Reinigungsflug“ aufbrechen, um ihre gefüllte Kotblase zu leeren: „Dann kennen wir diese Problematik.“ Natürlich würden auch Bienen jetzt kreuz und quer in ihrem Radius von rund zwei Kilometern fliegen, und dann fallen eben auch mal kleine Häufchen aus der Luft auf den Boden.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung, Artikel von Nicoline Pilz
Das bestätigt mir auch ein Imker aus Heidelberg, der meint, daß selbst bei einem vermehrten Auftreten von Bienen, die Belastung durch kleine Kotpunkte nicht als flächendeckendes Phänomen wahrnehmbar sein dürfte.
So gesehen und wenn der Bienenkot vor allem nur im Frühjahr vermehrt anfällt, ist es ebenfalls als unwahrscheinlich einzustufen, daß die Honigsammler dafür verantwortlich sind.
Wahrscheinlichste Ursache: Pflanzenpollen
Im Kreis Göppingen gibt es aber ein durchaus vergleichbares Erscheinungsbild, wie die Göppinger Kreisnachrichten berichten:
Gelb-braune Flecken sind von Pflanzenpollen
Pollen verschiedener Pflanzen haben die gelb-braunen Flecken verursacht, die jüngst bei verschiedenen Kreisbewohnern Aufregung und auch Besorgnis ausgelöst hatten. Dies hat die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) festgestellt und gestern mitgeteilt.
Die rätselhaften gelbbraunen Flecken auf Autos, Glasdächern, Terrassen, Gartenmöbeln und Pflanzen hatten während der vergangenen Schönwettertage Anlass zu Spekulationen gegeben. Zahlreiche besorgte Bürger … hatten sich beim Landratsamt Göppingen und der LUBW gemeldet. „Gelbbrauner Regen aus blauem Himmel ist schon ein ungewöhnliches Phänomen. Wir mussten ausschließen, dass von dem Stoff Gefahren für die Gesundheit und die Umwelt ausgehen und dessen Herkunft klären“, so der Leiter des Umweltschutzamtes, Joachim Eberlein. Zur Aufklärung wurden parallel der TÜV-Süd und die LUBW eingeschaltet. Aufgrund der Untersuchungen gab das Umweltschutzamt nun Entwarnung. Die mikroskopische Untersuchung bei der LUBW ergab nämlich eindeutig, dass es sich bei den gelbbraunen Flecken um Pollen verschiedener Blütenpflanzen handelt. Die LUBW hatte ein ähnliches Phänomen bereits 2005 im Raum Ettlingen festgestellt. Damals waren blühende Edelkastanien die Ursache.Quelle: Göppinger Kreiszeitung
Aus dem Obenstehenden kann man also als Fazit durchaus annehmen, daß auch in Edingen Pflanzenpollen für die Verschmutzung in Frage kommt.
Klarheit kann indes nur eine fachgerechte Untersuchung der Partikel bringen.
Wenn es im Kreis Göppingen möglich ist, das Umweltschutzamt einzuschalten, dann sollte das auch für Edingen-Neckarhausen machbar sein.
Denn allein, sich auf Spekulationen und die Aussage von Imkern und unwilligen Flughafensprechern zu verlassen, kann keine Klarheit bringen.
Immerhin gibt es im Umland auch produzierendes Gewerbe, etwa im nahegelegenen Heidelberg-Wieblingen, und es wäre ja nicht auszuschließen, daß die Verschmutzungen keineswegs harmlos sind und aus einem der Betriebe ausgetreten sind.
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