ServiceWüste

Ist das Verhalten von Conrad Betrug?

Dji Phantom 4

Leser Stefan schreibt in einem Kommentar über seinen Unmut über die Nichtbelieferung mit dem Mavic Pro und fragt, ob das Betrug sei:

Hallo, ich bin leider auch darauf reingefallen. Ich habe Ende Oktober die Mavic Pro bei Conrad bestellt, mit dem gleichen versprochenem Lieferdatum 10.11-11.11. Jetzt habe ich im Abstand von 2-3 Wochen schon 4 Emails von Conrad bekommen, dass sich die Lieferung um jeweils 2-3 Wochen verzögert. Heute kam die letzte Email, mit der Info „Lieferdatum: unbekannt“. Kann man da gegen Conrad vor gehen? Das ist doch gewerbsmäßiger Betrug.

Nein, das ist nur enttäuschend für Dich. Vielleicht könnte man auch noch von einer bewußten Täuschung der Kunden sprechen. Aber Betrug ist das nicht. Du kannst ja jederzeit Dein Geld zurückverlangen und vom Kaufvertrag zurücktreten. Das wird Dir sicher auch in den entsprechenden Schreiben/Mails von Conrad angeboten worden sein.

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Es war ja von vornherein klar, daß der Mavic Pro nur schwer zu bekommen ist. DJI hat das clever gemacht. Die haben etlichen Multiplikatoren z.B. bei Facebook, Kopter zukommen lassen und dadurch den Eindruck erweckt, das Gerät sei so gut wie am Markt erhältlich.
In Wirklichkeit wurde nur die erste Serie versandt, mit einer Stückzahl von rund 2.000 Stück, so heißt es.
Das ist natürlich zu wenig, um den Markt zu bedienen.
Etwa in dieser Größenordnung wird dort auch angeblich monatlich ausgestoßen. D.h. selbst mit Kapazitätssteigerungen liefert DJI monatlich nur etwa 3.000 – 5.000 Stück aus.
Es wird aber gemunkelt, die Vorbestellzahlen seien deutlich sechsstellig.

Mit anderen Worten: Wir haben uns heiß machen lassen. Die Ware wird aber nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt mahlt zuerst“ verschickt.
Das gilt aber in erster Linie für die Leute, die bei DJI direkt bestellen.

Conrad ist nun einer der größten Elektronikversender. Da durfte man damit rechnen, daß eine solche Firma auch ein gewisses Kontingent, speziell für das Weihnachtsgeschäft, zugewiesen bekommt. Deshalb erschien mir das Lieferdatum 10./11. November durchaus realistisch. Daß es dann noch nicht sofort geklappt hat, hat mich aber auch nicht wirklich gewundert.

Mich wundert allerdings, daß Conrad jetzt schon so oft verschieben mußte. Das deutet eher darauf hin, daß die großen Händler am Ende der „Nahrungskette“ sitzen.

Das Ärgerliche an der Sache ist aber, daß Conrad in seinem Shop einen Liefertermin für eine Ware angibt, die man nicht vorrätig hat. Fairer und transparenter wäre es, wenn man schreiben würde

„Vorbestellung, Liefertermin voraussichtlich dann und dann“.

Da Conrad das aber nicht macht, fallen die Kunden auf die vermeintliche Verfügbarkeit der Ware herein und überweisen immerhin stramme Tausend bis Anderthalbtausend Euro. Das ist, auch bei der Größe von Conrad, unterm Strich ein schöner Kredit, den die Kunden dem Unternehmen gewähren.
Wenn nur 100 Kunden bestellt haben, hat Conrad schon über 100.000 Euro vereinnahmt.

So ein Verhalten kennt man eigentlich nur von halbseidenen Ebay-Händlern, die sich erst das Geld senden lassen und dann erst die Ware bestellen.

Immerhin hast Du regelmäßig Nachricht über den Lieferverzug bekommen. Ich habe gestern die erste Mail überhaupt bekommen. Bis dahin mußte ich mich immer selbst in meinem Online-Kundenkonto vom neuen Liefertermin überraschen lassen.

Ich bin seit Jahrzehnten Conrad-Kunde und sehr glücklich, daß es hier nur wenige Kilometer entfernt eine Filiale gibt.
Ich kaufe gerne da, da ich viele elektronische Projekte realisiere und etliche Reparaturen selbst vornehme.

Doch dieses Verhalten jetzt, das enttäuscht mich sehr.
Wenn ich als Händler einen Kunden so enttäusche und immer wieder vertrösten muß, dann muß ich mir überlegen, an wem das liegt. Conrad meint wohl, das liegen am Hersteller, der nicht genügend liefert. Tatsache ist aber, daß es an Conrad selbst liegt, die durch die Angabe eines unhaltbaren Lieferdatums zum Kauf anregen, dann aber nicht liefern können, weil die Ware nicht da ist.

Hierfür dürften meiner Meinung nach die Kunden, die so lange warten mußten, eine schöne nette Entschädigung erwarten. Das wäre das Mindeste.


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In der „Servicewüste“ navigieren wir durch die oft trockenen Landschaften des Einzelhandels, der Behörden und des Online-Shoppings, wo Kunden sich vernachlässigt oder ungerecht behandelt fühlen. Diese Rubrik beleuchtet prägnante Beispiele solcher Erfahrungen. Doch es geht nicht nur um Kritik: Wir heben auch jene Oasen hervor, wo Unternehmen sich durch außergewöhnlich guten Service abheben und beweisen, dass eine „Servicewüste“ nicht die Norm sein muss.

Entdecken Sie mehr darüber, wie einige Marken es schaffen, in einer Welt voller Herausforderungen positiv aufzufallen.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 8. Dezember 2016

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