Notiz für mich selbst

Hört auf, mir mit Frauen aus der Nachbarschaft zu drohen!

Hausfrauen freunde

In meiner unmittelbaren Nachbarschaft wohnen ungefähr 10 Frauen, meine eigene Frau eingeschlossen. Das sind alles sehr sympathische und nette Mädchen, Frauen, Damen. Über keine kann ich etwas Negatives sagen.

Das sind alles ganz normale Nachbarinnen, wie man sie wohl überall, wo man wohnen könnte, haben würde. Wir sind komische Leute mit seltsamen Lebensgewohnheiten und schon allein deshalb haben wir nur ganz normalen Kontakt zu allen Nachbarn. Man grüßt sich, man schwatzt miteinander und man hilft sich, wenns drauf ankommt. Aber es gibt keine „Hockereien“.

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In einem Haus, in dem ich mal wohnte, war es üblich, seinen Wohnungsschlüssel von außen in der Tür stecken zu lassen. So konnte jeder Nachbar jederzeit ungefragt, uneingeladen und spontan zu Besuch kommen.
Fürchterlich!

Ich habe nichts gegen Besuch, aber ich mag keinen Besuch, der überraschend kommt.
Dafür bin ich zu unflexibel und zu vielfältig interessiert. Ich habe eigentlich immer was zu tun.

Und der Allerliebsten geht es auf gewisse Weise, die sich von meinen Gründen unterscheidet, ganz genau so.

Das ist einer der Gründe, weshalb sich die Freundschaft zu Roswitha1 erledigt hat.
Roswitha ist immer unangemeldet gekommen. Zu den unterschiedlichsten Zeiten, sonntags, mittags, während der Mittagsschlafzeit, spät am Nachmittag… egal… immer unangemeldet.

Wir haben sie x-mal gebeten, vorher doch wenigstens kurz anzurufen. Das gäbe uns die Zeit, den Umschnalldildo und die Liebesschaukel wegzuräumen…
Nein, Roswitha kommt unangemeldet.
Und im Laufe der Zeit wurde aus unangemeldet dann ungebeten und irgendwann auch unerwünscht.

Für gute Freunde gelten natürlich andere Regeln. Ein echter Freund kann immer kommen, dafür haben wir immer Zeit und immer ein offenes Ohr. Es kann ja auch mal sein, dass sich gute Freundinnen und Freunde auch mal spontan ausheulen möchten oder was zu erzählen haben, das sie sehr beschäftigt.

Doch die Zahl unserer guten Freundinnen und Freunde wird immer kleiner.

Ein besonders guter Freund, mit dem ich eigentlich jede Woche zusammen war, ist Opa geworden. Und wie das oft so ist: Wenn ein Kumpel eine Partnerin bekommt oder Vater wird, ändern sich seine Prioritäten. Doch am meisten ändern sich diese, wenn jemand Opa oder Oma wird. Dieser gute Freund bedauert zwar ständig, dass wir uns nicht mehr sehen, aber es ändert nichts daran, dass wir uns eben nicht mehr sehen.

Ein anderer Freund hat mich ziemlich enttäuscht. Eine liebe Einladung zu einer Veranstaltung, die ich gemeinsam mit ihm besuchen wollte, hat er mit einer ziemlich doofen Begründung ausgeschlagen. Ein recht großzügiges Geschenk hat er mir nach einer Woche quasi vor die Füße geworfen, weil es ihm nicht gut genug war.

Mein bester Freund aus Jugendzeiten ist leider viel zu früh gestorben. Zu ihm hatte ich aber zuvor schon den Kontakt verloren. Er hatte eine Frau kennengelernt, die unserer Freundschaft ein bisschen im Weg stand. Sie war, so habe ich es empfunden, eifersüchtig darauf, dass wir schon eine gemeinsame Erlebniswelt hatten, die vor ihrer Zeit stattgefunden hatte.

Und noch ein anderer Freund hat mich gebeten, für eine seiner Publikationen regelmäßig was zu schreiben. Dafür würde ich regelmäßig sogar Geld bekommen. Von so etwas leben freie Journalisten. Die Freude über meine Texte war groß, die Leser waren begeistert. Doch dann begann etwas, was man als kleinliche Mäkelei bezeichnen könnte. In endlosen Chats musste ich hin und her diskutieren und es endete darin, dass ich eben nicht mehr für ihn schreibe und natürlich auch das regelmäßige Geld, auf das ich mich jetzt eingestellt hatte, nicht mehr bekomme.
Das hat mich finanziell echt getroffen, denn dafür hatte ich jemand anders abgesagt und mich wie gesagt auf diese versprochene regelmäßige Einnahme eingestellt.
Und alles nur wegen Prinzipienreiterei und so wie ich es empfinde, aus einem gewissen Niederdrücken heraus. Das hat mich schwer getroffen und die teils harsche Wortwahl, die energische Kritik und die Ankündigung künftig immer wieder meine Arbeit abzulehnen, haben mich verletzt.
Ich mache das jetzt seit 50 Jahren und schrieb und schreibe für alle möglichen Magazine, Zeitungen und Internetpublikationen. Mittlerweile habe ich einen Stand in der Branche, der es mir ermöglicht, Texte und Themen nach meinen Vorstellungen abzuliefern, die mit Kusshand genommen werden.
Ich will das jetzt nicht zu hoch hängen, aber normalerweise ist man froh, etwas von mir geliefert zu bekommen.

Auftragsschreiberei mache ich nicht, das war von vornherein klar.

Eine Chefredakteurin einer Bestatterfachzeitschrift bekam mal einen Artikel von mir, der sich u.a. mit Adolf Hitler beschäftigte und der Frage widmete, was wäre, wenn er ein Grab hätte.
Obwohl sie Bedenken hatte, hat sie ihn veröffentlicht, und am Ende war das ein großer Erfolg. Sie hat verstanden, dass ich mein Handwerk verstehe und genau weiß, was die Leser bewegt, bewegen könnte und was ihnen gefallen wird.

Sich hier für so überlegen zu halten, und mir meine Texte mit zunehmender Tendenz immer wieder „um die Ohren zu hauen“, ist nicht okay.

Hier gilt umso mehr der Spruch: Man soll Freundschaft und Geschäft nicht vermischen.

Ein weiterer sehr guter Freund ist schlicht und ergreifend weggezogen, hat eine andere Frau geheiratet und ein völlig neues Leben begonnen. Wir sehen uns nicht mehr, wir haben kaum noch Gemeinsamkeiten und wir schreiben uns einmal im Jahr aus purer Nostalgie. Auch das ist keine innige Freundschaft mehr.

Ja, ich bin auch ein Arsch und mache Fehler. Kann sein. Ist so.

Auf was ich überhaupt keinen Bock habe, sind komplizierte Freundschaften.

Deshalb liebe ich meinen Freund Frank so. Den empfinde ich auch manchmal als schwierig, und ganz gewiss denkt er sich auch das eine oder andere über mich und meine Lebensweise. Aber das liegt einfach daran, dass es einen eklatanten Altersunterschied gibt und wir aus völlig verschiedenen Sozialisationsszenarien stammen.

Aber Frank nimmt mich so, wie ich bin, ich nehme ihn so, wie er ist und wir definieren unsere Freundschaft über einen charakterlichen Gleichklang und viele gemeinsame Interessen und Ansichten. Auch das Bildungsniveau passt.
Wir können einfach auch nur eine Stunde beieinander sitzen und gar nix machen und finden das trotzdem schön. Er mäkelt nicht an meiner Ordnung herum, er nimmt es hin, dass es bei uns nach Hund riecht und er akzeptiert die Allerliebste und mich. Wir können einfach nur bei heißem Wetter in kurzen Hosen herumsitzen und Blödsinn labern, leckere Sachen in uns reinstopfen und Trash-TV gucken. Ich fühle mich von ihm respektiert, muss mich nicht rechtfertigen und darf einfach ich sein.
Außerdem interessiert er sich für das, was ich erzähle. Und: Er hat nicht das Bedürfnis, zu allem, was ich sage, ein passendes eigenes Erlebnis ausbreiten zu müssen.

Das ist ja die größte Seuche: Wenn Du jemanden bei Dir hast, der sich zwar anhört, was Du zu sagen hast, der aber so ungeduldig ist, wie Markus Lanz und nicht abwarten kann, seine Sachen zu erzählen. Nichts ist wichtiger als das, was er zu sagen hat und bei meinen Sachen hört er nur ungeduldig zu.

Vorsicht: Ich bin da auch gefährdet! Ich habe so viel in meinem Leben erlebt, dass in mir auch immer das Feuer brennt, was Passendes erzählen zu wollen. Ich muss mich da echt unter Kontrolle halten.

So, und wie kriegen wir nun die Kurve zu den Nachbarinnen?

Was ich sagen will ist: Wir haben keine Freunde in der Nachbarschaft. Das hat sich nicht ergeben und liegt nicht daran, dass wir die Leute nicht leiden können. Hier hat jeder irgendwie sein eigenes Thema und das ist ja auch gut so.

Im Fernsehen und per Mail wird mir aber immer wieder zugebrüllt, dass „Heiße Weiber direkt aus Deiner Nachbarschaft“ nur auf mich warten. „Geile Schlampen, Nachbarinnen nur 500 Meter entfernt, wollen einen Seitensprung mit dir“.

Leute, da hab‘ ich Angst vor!

Meine lieben Nachbarinnen, ich mag Euch alle. Aber ich bin ein alter Fettsack und werde von einer gefährlichen Frau bewacht.
Und bei aller Sympathie: Ich möchte kein „Abenteuer mit heißen Ergüssen“ mit Frauen aus meiner Nachbarschaft.
Sind wir doch mal ehrlich: Wenn ich mir überhaupt so etwas vorstellen könnte, dann würde ich mir doch eine Frau wünschen, die jung, schön, sportlich oder meinetwegen auch erotisch, pummelig und sexy ist. Ist ja nur eine Vorstellung von dem, wie man sich so etwas einbildet.
Da kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, mit einer meiner Nachbarinnen heiße, erotische Nächte erleben zu wollen; so wie die auch mit Sicherheit sich mit Abscheu schütteln, wenn sie daran denken, ich alter Glatzkopf würde mich ihnen lüsternd nähern.

Vor Jahren habe ich mal einen Link in so einer Mail angeklickt, in der mir mitgeteilt wurde: „Eine Nachbarin will sich noch heute mit Dir zu heißem Sex treffen“.
Die Nachbarin wohnte in einem Puff in Baden-Baden…

Wie ist das bei Dir? Hast Du echte Freunde?

Bildquellen:

  • hausfrauen-freunde: Peter Wilhelm ki

Fußnoten:

  1. Name geändert (zurück)

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

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(©si)