Für mich persönlich ist das Bloggen eher in seiner ursprünglichen Art zu verstehen. Ich bin schon so lange in den Netzen unterwegs, daß es für mich nichts Fremdes ist, meine Gedanken mit anderen zu teilen und öffentlich zu machen. Angefangen hat das alles 1993 mit meiner eigenen Mailbox im Fido-Net. Das Fido-Net war ein Netzwerk von Mailboxen, in die sich die Benutzer einwählen und Informationen austauschen konnten. Man war also nicht, so wie heute, dauernd oder länger online, sondern wählte sich in eine Mailbox seines Vertrauens ein, saugte dort die Foren, die einen interessierten, und seine Mails herunter und beendete dann kostengünstig die Verbindung. Offline las man alles, beantwortete Mails, nahm an Diskussionen teil und beim nächsten Einwählen (pollen) in die Mailbox wurde das dann auch wieder übertragen. Die Mailbox übernahm dann wiederum die Weiterleitung innerhalb des Netzes, sodaß nach einer bestimmten Zeit die Forenbeiträge überall zu lesen waren und die eigenen Mails zugestellt wurden. Das klingt heute sehr vorsintflutlich, funktionierte aber prächtig.
In meiner Mailbox The_Box hatte ich eine nette Usergruppe im so genannten Cybercafé zusammengeführt und neben dem Austausch von Gedanken und Gesprächen veranstalteten wir hin und wieder nette Usertreffen. Aufgrund der Tatsache, daß man wegen der Telefonkosten immer eine Mailbox in der Nähe (Ortsnetz) aussuchte, waren die meisten Benutzer (Points) somit auch aus der näheren Umgebung.
Parallel dazu war ich BTX-Nutzer der ersten Stunde und damit auch einer der Ersten, die T-Online nutzen konnten. Wenig später konnte ich dann via Compuserve und dann via AOL ins Internet. Homepages waren damals bunt, überfrachtet und ich nutzte meine erste auch damals schon dazu, meine Gedanken und Ideen auszutauschen. Insbesondere das angeschlossene Gästebuch bildete eine Schnittstelle zu den Lesern meiner Seite.
Ausprobiert habe ich natürlich auch das Chatten und die Teilnahme an Foren. Allerdings konnte ich persönlich dem Chatten niemals wirklich etwas abgewinnen, weshalb meine YAHOO-, MSN-, AOL- und ICQ-Accounts immer nur ein Schattendasein führten. Chatten erfordert zu viel Präsenz und Aufmerksamkeit und dafür fehlt mir die Zeit. Lieber habe ich es, wenn ich meine Gedanken absondern kann und mich dann zurücklehne, um auf die Reaktionen zu warten.
Foren nutze ich in der Regel nur als Gast, um mal irgendwelche Informationen herauszuziehen, selten bis gar nicht als aktiver User. Der oftmals in Foren vorherrschende schnodderige und besserwisserische Ton der Alteingesessenen hat mich da schon oft vertrieben.
Vor einigen Jahren las und hörte ich dann von den sogenannten Weblogs, den Bloggern und dem Bloggen.
Bloggen bedeutet ja im Grunde, daß man ein Weblog führt. Abgeleitet ist das Wort Weblog von World-Wide-WEB und LOGbuch. Seine Anfänge nahm das Bloggen, wie man es heute so nennt, in der Veröffentlichung von Internet-Tagebüchern. In diesen ersten Weblogs schrieben die Blogger ihre täglichen Erlebnisse wie in einem Tagebuch nieder, nur mit dem Unterschied, daß nun die Öffentlichkeit daran teilhaben konnte.
Heutzutage bedeutet Bloggen aber lediglich, daß man eine Webseite mit einem CMS-System (Programm zur Online-Pflege der Inhalte) mehr oder weniger regelmäßig mit sich ändernden Inhalten füllt. Firmen betreiben sogenannte Weblogs, in denen sie Kundendienstfragen klären oder aktive Bedienungsanleitungen online stellen. Andere Unternehmen heuern B-Promis an, die dann ihr Gesicht für lustige Filmchen und Bilder vermieten, während eine professionelle Redaktion Reklametexte für Autos oder andere Produkte dazu schreibt.
Auch die Dauerbeschäftigung mit anderen Medien und die Aufdeckung echter oder vermeintlicher Fehler, beispielsweise der BILD-Zeitung, wird heute als Weblog „verkauft“.
Mit dem ursprünglichen Gedanken des Bloggens hat das allerdings nur noch wenig gemein, wenngleich ich mir persönlich nicht sicher bin, ob es sich bei diesen so genannten Weblogs nur noch um Trittbrettfahrer des Web 2.0 handelt oder ob man den Begriff des Bloggens inzwischen weiter fassen muß.
Ich selbst habe schon um das Jahr 1999 erste Gehversuche mit einem Weblog unternommen. Damals war das aber noch eher unpopulär und so dümpelte die Software mehr oder weniger ungenutzt auf dem Server herum. 2003 machte mich mein Freund Peter Roskothen auf die verbesserten Programme zur Pflege eines Weblogs aufmerksam und berichtete begeistert von den vielen guten Kontakten, die er mit seinem Weblog erzielte.
Zuerst installierte ich mir die Blogsoftware Pivot, die allerdings sehr viel Schwierigkeiten machte und wechselte dann zu WordPress.
Diese Software erschien mir sehr amerikanisch und kam mir in der Bedienung und Anwenderfreundlichkeit sehr entgegen. Sehr rasch freundete ich mich mit den Möglichkeiten dieser Software an, besonders gefiel mir die Anpassbarkeit und die Möglichkeit, meine eigenen Ideen hinsichtlich Gestaltung und Funktionserweiterungen verwirklichen zu können. Das ist auch DER Grund, weshalb ich bei WordPress bleibe und mich nicht weiter mit den sicherlich auch recht guten anderen Programmen wie Serendipity usw. beschäftige. Eine Grundsatzdiskussion über die Vorzüge des einen oder anderen System lehne ich seit jeher ebenso ab, wie eine Beschäftigung mit der Frage, ob nun BMW, AUDI oder Mercedes besser ist.
Von Anfang an war mein Weblog so konzipiert, daß ich als Schriftsteller und Journalist diesen beiden Berufen frönen konnte. Aus der Sicht des Journalisten kommentiere ich tagesaktuelle Ereignisse und Mediengeschehen, als Schriftsteller nutze ich das Weblog als Outlet für Texte, Ideen und zur Generierung von Feedback für meine Projekte. Überdies ist das Weblog natürlich auch eine Plattform für meine persönlichen Gedanken als Privatmann und ein Kommunikationsmittel, um mit den Lesern und anderen Weblogbetreibern Kontakte zu pflegen. Ein weiterer Beweggrund, dieses Weblog zu betreiben, ist die pure Lust an der Beschäftigung mit dynamischen Webinhalten, CSS, HTML und PHP. Darüberhinaus benutze ich das Blog auch zum Experimentieren mit der Auffindbarkeit in Suchmaschinen (Stichwort: SEO). Last but not least dient das Weblog auch zum Generieren eines kleinen Zusatzeinkommens durch die eingeblendete Werbung und die Verkäufe meiner Bücher.
Inzwischen gehört das Dreibeinblog zu den meistgelesenen privaten Weblogs in Deutschland. Mehrere Tausend Menschen besuchen es jeden Tag.
Heute ist das Dreibeinblog eines von mehreren einer ganzen Weblogfarm und ich schreibe selbst insgesamt sechs Weblogs.
Mein Herzblut hängt aber am Dreibeinblog und der netten Schar von Kommentatoren und Stammbesuchern, die das Blog letztendlich erst zu dem machen, was es ist. Bloggen ist demnach etwas sehr Einsames gewesen, nämlich das reine Schreiben eines Internet-Tagebuches und mittlerweile eine neue Form des Meinungsaustausches und der Kommunikation geworden.
Ich bin gespannt, wohin das noch führt.
©2007
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