Seit Jahrzehnten tobt ein erbitterter Streit um ein Endlager für radioaktive Abfälle, das irgendwo in dieser Republik errichtet werden muss. Denn erst wenn es ein solches Endlager gibt, können laut Atomgesetz die Betriebsgenehmigungen für die deutschen Kernkraftwerke erteilt werden und diese ans Netz gehen…
Ähm, das heißt ja, dass alle AKWs all die Jahre irgendwie ohne gültige Betriebsgenehmigungen, oder was? …
Na ja, egal. Andere Baustelle.
Der Titel dieses Beitrags lautet: Endlager. Das mit dem illegalen Betrieb der AKWs schieben wir mal zur Seite. Schließlich es gilt, einige tausend Tonnen hochradioaktiven Mülls aus 60 glorreichen Jahren „friedlicher“ Nutzung der Kernenergie (1962 bis Ende 2022) für knappe 100.000 Jahre unter einen sicheren Teppich zu kehren, bis der Dreck nicht mehr so irre strahlt, dass Dir die Haare ausfallen. Ob der ganze Müll jetzt koscher entstanden ist, oder nicht… wen juckt es.
Denn nach ein paar einfachen logischen Überlegungen ist eines sowieso sicher: Ein Endlager, sprich: einen Raum, der diesen Namen verdient, in dem man den ganzen radioaktiven und saumäßig giftigen Mist endgültig, sprich: gesetzeskonform und sicher verstauen kann, wird es nicht geben, kann es nicht geben! Zumindest nicht für einen Zeitraum, in dem sich naturgemäß die Geologen bewegen.
Selbst der renommierte Journalist des naturwissenschaftlichen Fachsenders Pro 7, Aiman Abdallah, wird meiner These unumwunden zustimmen. Kein Quadratzentimeter in der Bundesrepublik existiert in seiner jetzigen Form und Lage seit jenen magischen 100.000 Jahren, und es widerspricht den Erkenntnissen der Plattentektonik, dass dies jemals der Fall sein wird. Sämtliche Landmassen, sprich: die gesamte Erdkruste muss man sich als schwimmendes Etwas auf einem zähflüssigen Untergrund vorstellen.
OK, in einem Menschenleben von, sagen wir, 80 Jahren spielen die Bewegungen der Kontinente eine höchst marginale Rolle. Nach einem ausgedehnten Einkaufsbummel wird jeder von uns sein Auto sicher wiederfinden. Keine Panik, es wird nicht auf der Erdkruste davongeschwommen sein.
Nach 100.000 Jahren sieht die Sache allerdings schon etwas anders aus, insbesondere für ein Endlager, das ja irgendwo sein, und aus „irgend etwas“ gebaut werden muss.
Als stolzer Besitzer einer Wüstenrot-Doppelhaushälfte, voll unterkellert, mit Carport, für nur 499.000 € zzgl. Erschließungskosten kennt man die Geschichte mit Setzrissen. Die zig Tonnen an Baumaterial, sprich: Der komplette Gebäudekörper „setzt“ sich erst einmal ab – kurz nach Ablauf der Garantiezeit, oder nach der Insolvenz des Bauträgers – um dort dann, hoffentlich, dauerhaft, zu verharren, zumindest nach menschlichem Zeitverständnis. Das ist in den meisten Fällen wenig dramatisch. Etwas Zement, ein wenig Rauhputz, ein Eimer Farbe, einige fleißige polnische Handwerker, einen Zehner bar auf die Kralle und die hässlichen Risse im Mauerwerk sind ratz, fatz beseitigt.
Aus besagten Erkenntnissen der Geologie ist das bei einem Endlager jedoch etwas problematischer. Die Kontinentalplatten der Erde scheren sich einen Dreck um unser deutsches Atomgesetzt, sondern verschieben sich, mal hierhin, mal dorthin. Ein Effekt davon ist, dass sich jeder einzelne Punkt auf den Landmassen gleichermaßen verschiebt, oder hebt, oder senkt, je nachdem, wo er sich gerade befindet. Bei einem lächerlich winzigem Drift von einem Millimeter pro Jahr, bedeutet dies, dass wir unser hypothetisches Endlager nach 100.000 Jahren suchen müssten, und zwar knapp 100 Meter (!) vom ursprünglichen Standort entfernt – davor, dahinter, daneben, darüber oder darunter. Wird man dann halt sehen. Falls noch jemand des Dreisatzes mächtig sein sollte, kann er das Szenario gerne mal mit 1 cm pro Jahr durchrechnen. Es wird einfach nicht besser. Und wenn sich das Ganze, dann noch ruckartig abspielt, statt schön gemächlich, wird es richtig scheiße. Ich sage nur: Fukushima…
Dumm nur, das unser schönes Hochsicherheitsgebäude mitsamt den darin gelagerten Castoren, selbst bei einem geschmeidigen Ausflug, in seine Bestandteile zerbröseln würde. Dies träfe auch für jede „geologischen Formation“ zu, für jeden ausgebeuteten Kohleschacht und auch für jenen Salzstock, mit dem die kopflose Fangemeinde der Kernkraftwerke liebäugelt. NICHTS auf dieser Welt hält 100.000 Jahre die Form, sogar der Mount Everest wächst noch. Sicher gibt es Höhlen, die wesentlich älter sein mögen – aber eben nicht in der derzeitigen Form. Die ältesten Funde menschlicher Architektur zählen um die 5.000 Lenze. Allerdings reden wir hier von Ruinen und nicht von intakten Gebäuden für das Giftigste, was je von Menschenhand erschaffen wurde. Das ist die Krux bei dem Vorhaben, etwas gemäß dem deutschen Atomgesetzt 100.000 Jahre lang end-zu-lagern. Blöd, gelle?
Aber schön für die Betreiber: denn wenn etwas nun mal nicht geht, kann es auch niemand verlangen, oder? Das wäre ja sittenwidrig, wie es im Juristendeutsch heißt. Also liebe Landsleute, liebe Steuerzahler: lasst Euch von dem gefaketen Geblubber um ein Endlager nicht in die Irre führen. Alles nur Nebelkerzen. Findet Euch damit ab, für das Atommüll-Tetris bis zum Sankt Nimmerleinstag zu blechen.
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