Heute zünden wir eine Kerze an. Nicht für ein trauriges Gedenken – nein, sondern zur freudigen Feier eines ersten Jahrestages: Seit nunmehr einem Jahr hat uns die Deutsche Post endlich von einem der größten Ärgernisse des modernen Papierzeitalters erlöst: dem lästigen Schmierblatt Einkaufaktuell.
Falls Sie das Heftchen nie bewusst wahrgenommen haben – Gratulation! Dann gehörten Sie offenbar zu den wenigen Glücklichen, an deren Briefkasten „Bitte keine Werbung“ stand, oder zu den noch Glücklicheren, in deren Zustellbereich sich die Auslieferung mit mysteriöser Regelmäßigkeit „aus logistischen Gründen“ verzögert hat. Aber für alle anderen war es Woche für Woche dasselbe Drama: Ein DIN-A4-Heftchen mit Werbeblättchen, Wurstangeboten, Laminat-Deals und einem Fernsehprogramm, das aus unerfindlichen Gründen am Mittwoch schon wusste, was am Sonntag auf Tele 5 läuft – als wäre daran irgendein Mensch interessiert gewesen.
Ramsch mit Folie
Das Ganze kam nicht etwa als loses Papier, das man zumindest zum Altpapier falten konnte. Nein, das Ganze wurde die meiste Zeit fein säuberlich in eine Plastikfolie eingeschweißt. Ja, genau, diese kleinen raschelnden Umhüllungen, die in keinem Haushalt je sachgerecht entsorgt wurden, sondern mitsamt dem Heft aus Papier weggeschmissen wurde.
Nach Schätzungen wurden rund 20 Millionen Exemplare pro Woche (!) verteilt. Wer das mal gegenrechnet – mit Papier, Druckfarbe, Plastik und Transport – dem wird schwindlig. Wenig verwunderlich also, dass mehr CO₂ für „Einkauf aktuell“ aufgewendet wurde als für den innerdeutschen Luftverkehr am Montagvormittag.
Die große Papierflut im Hausflur
Besonders geschätzt wurde „Einkauf aktuell“ von den Bewohnern großer Mietshäuser. Da war es gang und gäbe, dass in einem Haus mit sieben Mietparteien etwa 53 Exemplare geliefert wurden. Niemand wusste, warum – außer der Post. Die wiederum wusste angeblich gar nichts und nannte das Ganze eine „bundesweite Werbeaktion“.
Das Resultat: Der Eingangsbereich war einmal pro Woche mehr Lagerhalle als Lebensraum. Kinder spielten mit den Stapeln wie mit Bauklötzen. Hunde verrichteten ihr Geschäft darauf.
Die Revanche: Rückgabe mit Stil
Besonders findige Bürgerinnen und Bürger entwickelten eine subtile Form des zivilen Widerstands: Sie nahmen die Plastiktüten mit dem Prospektpaket und warfen sie geschlossen in den nächsten Briefkasten der Deutschen Post. Ein Akt der stillen Poesie. Ein „Return to Sender“ der besonderen Art – und ein schallendes „So nicht!“ in Richtung Werbewirtschaft. Manche verzierten das Ganze sogar mit kleinen Notizen wie „Ich lese lieber Bücher!“ oder „Für diese Umweltverschmutzung beten Sie mal drei Vaterunser“.
Und das Fernsehprogramm?
Natürlich muss man fair bleiben: Einige, vor allem ältere Menschen, schätzten das enthaltene Fernsehprogramm. Das war für viele tatsächlich der einzige Lichtblick in dieser Printorgie. Doch heute gibt’s Alternativen. Wer sich darüber beklagt, dass er nicht mehr weiß, was im Ersten läuft, dem sei gesagt: Das Fernsehen weiß es doch selbst kaum noch.
Fazit: Kein großer Verlust – aber ein großer Gewinn
Ein Jahr ohne „Einkauf aktuell“ – das ist ein Jahr weniger Plastik, ein Jahr weniger Postwurfsünden, ein Jahr mit weniger Baumleichen in unserer Altpapiertonne. Möge es nie zurückkehren. Und wenn doch: Dann treffen wir uns alle nächsten Samstagmorgen vor der Filiale der Deutschen Post – und werfen die Rückläufer persönlich ein.
PS: Wer unbedingt wieder „Einkauf aktuell“ lesen will: Einfach alle Pizzaflyer der Woche sammeln, in Folie einschweißen, und hinten ein kleines Fernsehprogramm dazukleben. Voilà! Ein bisschen Nostalgie – ganz ohne CO₂.
- einkaufaktuell: Peter Wilhelm KI
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: einkauf aktuell, einkaufaktuell