Manchmal fragt man sich, wie viel Esoterik eigentlich in ein Stück Holz passt. Beim Hildegard Orgon Akkumulator lautet die Antwort offenbar: eine ganze Menge – jedenfalls, wenn man dem Werbetext glaubt. Ein massives Brett (gern Buche oder Eiche, damit’s seriös aussieht), edel verarbeitet, schwer genug, um die Aura zu beeindrucken – und angepriesen als Energiespender auf Basis der sagenumwobenen „Orgonenergie“.
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- Was das Ding angeblich kann
- Wissenschaftliche Lage: dünn wie Räucherstäbchen-Rauch
- Preis vs. Nutzen: Die Kassenharmonisierung gelingt
- „Aber ich spüre doch was!“ – Ja: Placebo
- Mein Vorschlag: Der „Zeitungs-Akkumulator 3000“
- Die große Gleichung der Orgon-Ökonomie
- Für alle, die gern Fakten hätten
- Fazit: Holz bleibt Holz
- Bildquellen:
Orgon, das war die Idee des unkonventionellen Psychoanalytikers Wilhelm Reich: eine kosmische Lebensenergie, die alles durchströmt, aber dummerweise nie so gemessen wurde, dass man sie in einer anständigen Fachzeitschrift wiederfindet. Seitdem wandern „Orgon-Akkus“ in wechselnden Designs durch Esoterikshops, jetzt eben als „Hildegard“-Version – klingt ja gleich nach Kloster und Kräutergarten.
Was das Ding angeblich kann
Kurzfassung der Versprechen: Wohlbefinden steigern, Räume harmonisieren, Pflanzen anschubsen, Elektrosmog bändigen – und das alles, indem man in der Nähe sitzt, liegt oder es irgendwo hinlegt. Klingt beeindruckend… wenn man’s gern vage hat. Konkrete, reproduzierbare Effekte? Belastbare Studien? Messwerte, die über „fühlt sich besser an“ hinausgehen? Tja.
Ich lehne mich mal aus dem Fenster (aber nur ein bisschen): Das ist, meiner Meinung nach, Mumpitz. Fein polierter, hübsch verpackter Mumpitz, aber Mumpitz. Die behauptete Wirkung ist ungefähr so greifbar wie die Hand Gottes im Spülkasten.
Wissenschaftliche Lage: dünn wie Räucherstäbchen-Rauch
Die Orgon-Theorie hat in der naturwissenschaftlichen Welt denselben Stellenwert wie Einhörner in der Reitbeteiligung. Kein akzeptierter physikalischer Mechanismus, keine saubere Evidenz, keine Peer-Review-Literatur, die den Namen verdient. Was übrig bleibt, ist Marketing – und das macht seinen Job gut: große Worte, spiritueller Anstrich, Holzoptik, fertig ist der „Energiespender“.
Preis vs. Nutzen: Die Kassenharmonisierung gelingt
Solche Geräte kosten gern so viel, dass man beim Auspacken die eigene Lebensenergie kurz spürt – sie entweicht nämlich direkt aus dem Portemonnaie. Dafür bekommt man ein schweres, hübsches Objekt mit der Superkraft „Geld aus der Tasche ziehen“. Und seien wir ehrlich: Diese Energie ist definitiv real.
„Aber ich spüre doch was!“ – Ja: Placebo
Natürlich kann man etwas spüren: Aufmerksamkeit, Erwartung, Ritual – das wirkt. Das ist Psychologie, und die ist spannend. Nur: Das rechtfertigt keine physikalischen Wunderbehauptungen.
Wenn du dich regelmäßig hinsetzt, zur Ruhe kommst, tief atmest und glaubst, das Holzbrett tue dir gut – dann tut dir wahrscheinlich die Pause gut, nicht das Brett.
Mein Vorschlag: Der „Zeitungs-Akkumulator 3000“
Ganz ernst gemeint, weil genauso wirksam (meiner Meinung nach): Nimm eine Tageszeitung, falte sie, tupf dir damit den Schweiß von der Stirn und schreibe dem Papier dieselben Dinge zu, die dem Orgon-Brett zugeschrieben werden: „harmonisiert Räume“, „bändigt Strahlung“, „verleiht Lebenskraft“. Ergebnis: gleicher Effekt, dramatisch günstiger, und hinterher kannst du sogar noch die Sportergebnisse lesen. (Kleiner Tipp: Nicht über dem Teelicht „aufladen“. Papier hat da so seine Empfindlichkeiten.)
Die große Gleichung der Orgon-Ökonomie
Vage Versprechen + wertiges Holz + Heiligenschein-Begriff = verkaufbare Magie.
Man muss es fast respektieren – handwerklich ist das gutes Storytelling. Nur hat das mit Physik oder nachvollziehbarer Biologie etwa so viel zu tun wie Wünschelruten mit der Wasserwerke-Verordnung.
Für alle, die gern Fakten hätten
- Orgonenergie: pseudowissenschaftliches Konzept, wissenschaftlich nicht anerkannt.
- Behauptete Effekte (Wohlbefinden, Pflanzenwachstum, Elektrosmog-Abwehr): nicht evidenzbasiert.
- Studienlage: keine robusten, peer-reviewten Nachweise; was existiert, ist anekdotisch, marketingnah oder methodisch schwach.
- Realistisch erwartbarer Nutzen: Placebo, Ritual, Selbstfokussierung – alles legitim, aber dafür braucht es kein Luxusbrett.
Fazit: Holz bleibt Holz
Wenn du dir ein schönes Stück Holz ins Zimmer legen willst – tu’s. Holz ist toll: riecht angenehm, sieht gut aus, splittert nur selten in der Aura. Nur erwarte kein Wunder.
Und falls du wirklich etwas für dein Wohlbefinden tun willst: regelmäßige Bewegung, ordentlich schlafen, vernünftig essen, mit Menschen reden, die dir guttun. Kostet weniger, kann mehr.
Mein Urteil: Der „Hildegard Orgon Akkumulator“ ist – meiner Meinung nach – ein hübsch verpacktes Nichts mit Ansage. Wer daran glaubt, bekommt seinen Placebo. Wer lieber spart, nimmt die Zeitung. Die hat wenigstens Nachrichten drin.
Bildquellen:
- hillegille: Peter Wilhelm ki
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