Es ist ein Klassiker des gepflegten Sprachverfalls, ein Paradebeispiel für grammatische Verrohung und ein Affront gegenüber jedem, der die deutsche Sprache nicht nur benutzt, sondern auch verstanden hat: Die Rede ist von der immer wieder gern genommenen Fehlkonstruktion „am Mittwoch, den 2.4.2025“.
Ja, Herrschaften – wir müssen reden. Denn auf „am“ folgt im Deutschen dem, nicht den. Punkt. Oder besser: Ausrufezeichen!
Am, dem, oh weh!
Wer „am Mittwoch, den 2.4.2025“ schreibt oder gar laut ausspricht, sollte sich ernsthaft fragen, ob er sein inneres Grammatik-Update vielleicht schon zu lange auf „später erinnern“ gestellt hat. Denn es ist eigentlich ganz einfach: „am“ ist die Verschmelzung aus an und dem. Und was folgt darauf? Genau: ein weiterer Dativ. Nicht der Akkusativ. Nicht „den“. „Dem“! Wirklich, das ist kein Stilmittel, kein Kann-man-so-machen-wenn’s-einem-besser-gefällt – das ist schlicht falsch.
Man stelle sich vor, jemand sagt:
• „Ich bin am See, den Bodensee.“
• Oder: „Ich sitze am Tisch, den Küchentisch.“
Klingt absurd? Ist es auch. Niemand würde auf die Idee kommen, in diesen Fällen „den“ zu sagen. Aber sobald ein Datum ins Spiel kommt, setzt bei vielen Menschen offenbar das Sprachzentrum aus – oder es wird von einem schrecklich falschen Schulunterricht aus den 80ern überspielt.
Viele glauben auch, es sei besonders korrekt und zeuge von hohem Sprachempfinden, hier das falsche „den“ zu verwenden.
Der grammatische GAU im Kalender
Dabei ist die Konstruktion ganz einfach zu durchschauen. Beispiel:
• „Ich habe am Mittwoch Zeit.“
• „Ich habe am Mittwoch, dem 2. April 2025 Zeit.“
So weit, so klar. Der Wochentag „Mittwoch“ wird hier präzisiert durch ein nachgestelltes Appositiv, also die genauere Zeitangabe. Und diese Apposition – Achtung, jetzt wird’s kurz schulisch – steht im selben Kasus wie das Bezugswort. Wenn „am Mittwoch“ im Dativ steht, dann steht auch „dem 2. April“ im Dativ. Logisch, oder?
Man könnte sich auch so selbst auf die Sprünge helfen:
Mache eine Frage daraus! Also: Am Mittwoch, dem 2. April 2025. An welchem Mittwoch? An dem Mittwoch, am Mittwoch, dem 2. April 2025.
Nicht für die zahllosen Schreibenden, Sprechenden und Druckenden, die Tag für Tag das „den“ in die Welt hinaustragen wie einen modischen Fehltritt aus der Hölle. Einladungskarten, Pressemitteilungen, sogar Behördenbriefe – überall liest man:
• „Die Sitzung findet am Dienstag, den 15. März 2025 statt.“ (Falsch. Falsch. Falsch.)
• „Wir sehen uns am Freitag, den 5.7. zur Besprechung.“ (Nein. Wirklich nicht.)
Das ist nicht einfach nur ein Flüchtigkeitsfehler. Das ist Grammatik-Graffiti auf dem Mauerwerk der deutschen Sprache.
Warum tun die Leute das?
Ganz einfach: Weil sich das falsch Richtige über Jahrzehnte hinweg eingebrannt hat. Weil es in unzähligen Formularen und Amtsschreiben falsch vorgemacht wurde. Weil man glaubt, „den“ sei irgendwie eleganter oder näher am Lateinischen dran – was es natürlich nicht ist. Es ist einfach nur ein hartnäckiger Irrtum, der sich durch Trägheit, Unwissenheit und das gespenstische Nachplappern von Fehlern eingenistet hat.
Man könnte fast Mitleid haben, wäre es nicht so ärgerlich. Denn der Fehler ist nicht harmlos – er steht für eine Haltung, die sich durchzieht: „Ist doch egal, merkt ja keiner.“ Oder: „War doch schon immer so.“ Falsch. Es war nicht schon immer so. Es ist und bleibt falsch. Punkt. Dativ.
Wie ich oben schon schrieb, könnte man auch mutmaßen, dass es sich um eine Hyperkorrektur handelt:
Hyperkorrektur tritt auf, wenn Sprecher ihren Sprachgebrauch an eine als vorbildlich angesehene Sprachvarietät anpassen und dabei eine über das Vorbild hinausgehende Veränderung vornehmen – was aus Sicht der korrekten Sprachnorm ein Fehler ist. Wikipedia: Überkorrektiv
Der Dativ ist dem Genitiv sein bester Freund
Lassen Sie uns diesen Dativ doch bitte nicht so hängenlassen! Er hat es ohnehin schon schwer in Zeiten, in denen „wegen dem Wetter“ statt „wegen des Wetters“ gesagt wird. Und nun soll er auch noch in seiner Königsdisziplin, der Datumsangabe, das Feld räumen?
Nein, sagen wir. Nicht mit uns.
Also noch einmal ganz klar und ohne Ironie:
✅ Richtig: „Am Mittwoch, dem 2. April 2025“
❌ Falsch: „Am Mittwoch, den 2. April 2025“
Oder wie ein Grammatikliebhaber vielleicht sagen würde: „Am Tag, dem das Licht der Klarheit leuchtet, verlässt der Dativ nicht seine Stellung.“
Keine Regel ohne Ausnahme
Natürlich, und das sei hier ausdrücklich gesagt, gibt es auch eine Situation, in der „den“ vollkommen korrekt und grammatikalisch einwandfrei ist – nämlich ohne Präposition, also wenn man nicht „am Mittwoch“ sagt, sondern schlicht:
„Wir treffen uns Mittwoch, den 2.4.2025.“
Hier steht „den 2.4.2025“ als Apposition zum Akkusativobjekt „Mittwoch“. Und weil der Mittwoch hier in der grammatikalischen Funktion eines Akkusativs auftritt (Wen oder was? Den Mittwoch!), wird das nachgestellte Datum ebenfalls im Akkusativ formuliert: „den 2. April 2025.“ Das ist vollkommen korrekt. Kein Grund zur Empörung. Keine Sprachkrise. Und keine Ausrede dafür, den Dativ aus „am Mittwoch, dem 2.4.2025“ zu verbannen.
Wer also ohne „am“ auskommt und einfach sagen will, „Wir sehen uns Mittwoch, den 2. April“, darf das getrost tun – ohne Rotstift im Nacken. Nur bitte nicht den Akkusativ einfach überallhin mitnehmen wie einen schlecht erzogenen Golden Retriever.
Fazit: Der Dativ lebt – wenn man ihn lässt
Wir können nicht jeden retten, aber wir können damit aufhören, den Fehler zu wiederholen. Und wir können darüber sprechen – ruhig auch sarkastisch. Denn wenn man sich schon mit Sprache beschäftigt, dann bitte richtig. Und wer beim nächsten Mal dennoch „den 3.6.“ schreibt, obwohl er „am Dienstag“ davorstehen hat, der möge bitte die Kaffeetasse der Sprachgemeinschaft abwaschen und für eine Woche in den Genitiv-Keller ziehen.
Es ist „am Mittwoch, dem 2.4.2025“, basta. Wer’s nicht glaubt, dem sei ein guter Duden empfohlen – und dem wünsche ich gute Besserung.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: Datin, Datum, Datumsangabe