Review + ReReview:
Das kommt nicht oft vor! Ich überarbeite auf Wunsch des Herstellers meine Rezension des Druckers Mingda Magician X.
Ich hatte den Drucker am 9. April 2022 rezensiert und war zu durchaus guten Testergebnissen gekommen. Jedoch gab es einige Punkte, die mir nicht so supergut gefallen haben.
ansehen/verstecken
Doch dazu unten gleich mehr.
Wir sogenannten Influencer werden ja mit Elektronik-Artikeln aus Fernost fast schon überflutet. Lange noch bevor Artikel weltweit auf den Markt kommen, bekommen wir Auserwählte die Geräte kostenlos zum Test und außer kostenlos gibt’s meist noch was obendrauf, um die Testlaune zu beflügeln.
Die Influencer, vor allem bei YouTube, fühlen sich dann natürlich als elitäre Gruppe, die ihrem Publikum längst erwartete Neuheiten oft sogar vor dem Verkaufsstart präsentieren kann. Selbst wenn es vom Hersteller nur das kostenlose Produkt und ein paar Goodies gibt, lohnt sich das für die einschlägig bekannten Produktvorsteller, weil sie ja um Klicks, Daumen-hochs und Abos buhlen. Mich wundert es nicht, und es sollte auch Dich nicht wundern, dass meine Tests durchweg anders sind, als die der vielen „Schön-Tester“ auf YouTube. Viele von denen machen im Gegenzug für kostenlose Produkte alles. Will heißen: Wer mit vielen Gratis-Druckern zugeworfen werden will, muss auch die Erwartungen der Druckerhersteller erfüllen und immer gute Rezensionen abliefern.
Also ich habe mir den 3D-Drucker von Mingda selbst gekauft und ausprobiert. Wie ihr gleich lesen könnt, habe ich ihn gut gefunden, aber einige Kleinigkeiten als Makel herausgestellt. Ist ja meine Aufgabe, wenn ich schon darüber einen Testbericht schreibe.
Das haben die Mitarbeiter des Herstellers gelesen und mir geschrieben. Es sei so schade, dass ich nicht zufrieden bin und ob sie irgendwas tun können, um mir bei den Einstellungen am Drucker zu helfen. Ich hatte aber meinen schon zurückgeschickt und das Geld zurückerhalten. Kein Problem für Mingda, zwei Tage später bekam ich über A. ein neues Gerät zur Verfügung gestellt.
So, und nun muss ich einfach an Dein Vertrauen appellieren. Ich lasse mich durch kostenlose oder vergünstigte Produkte in meinem Testurteil nicht beeinflussen. Punkt! Das ist einfach so. Ich bin auf keinen dieser Artikel angewiesen. Deshalb also hier zusätzlich das Versprechen: Ich lasse mich nicht durch das zur Verfügung gestellte Produkt dazu verleiten, den Drucker jetzt besser zu bewerten.
Denn das muss ich tun. Der Mingda Magician X ist nach diesem erneuten Test in der Bewertung ganz klar aufgestiegen. Doch lest selbst:
Der Mingda Magician X ist ein schöner Drucker. Für den Preis von gut 300 Euro bietet er auch allerlei, was man bei anderen Druckern in dieser Klasse vergeblich sucht.
Das Gehäuse des 3D-Druckers besteht aus Plastik. Die Achsenträger sind aus Metall. Das mutet erst einmal fremd an, ist man doch von anderen Druckern eher die Verwendung von Labor- und Technikprofilen aus Alu für den gesamten Druckeraufbau gewöhnt. Allerdings ist das Plastik hochwertig und der Drucker macht durchweg einen stabilen Eindruck. Da wackelt nichts, da klappert nichts. Aus meiner Sicht spricht gar nichts dagegen, einen Drucker so zu bauen. Alles ist gut geschützt und verkapselt.
Die Highlights:
- Der Zusammenbau: ist kinderleicht. Da kann man selbst ohne Anleitung nichts verkehrt machen. Von einem Zusammenbau kann man eigentlich gar nicht reden. Denn man muss nur zwei Teile zusammenstecken und mit Schrauben und dem mitgelieferten Werkzeug fixieren. Ein paar Kabel müssen noch eingesteckt werden. Aber das ist überhaupt keine Denksportaufgabe, denn die Kabel sind genau da, wo sie hingehören und müssen nur in die entsprechenden Buchsen gesteckt werden. Ich würde mal sagen: Unerfahrene benötigen mit Anleitung 15 Minuten, Erfahrene bekommen das in gut 5 Minuten hin.
- Der Drucker verfügt über ein automatisches Levelsystem. Das heißt, er levelt sich zu 100% vollautomatisch. Der Einsatz von BL-Touch oder ähnlichen Lösungen vor allem zum nachträglichen Anbau ist also überflüssig. Gelöst wird das über einen Hall-Sensor oberhalb des Druckkopfs. Einstellschrauben unterhalb des Druckbetts gibt es im übrigen auch gar nicht.
- Filamenteinzug: Während man bei anderen 3D-Druckern immer ein elendes Gefummel hat, bis man neues Filament durch ein kleines Loch bis runter in die Nozzle eingefädelt hat, steckt man beim Mingda Magician das Filament nur ins Loch am Extruder und der zieht sich das Material selbst ein, ohne Gefummel.
Ich habe nun schon lange Zeit Erfahrungen mit 3D-Druckern sammeln können. Das fummelige Einfädeln des Filaments hat mich jetzt noch bei jedem Drucker geärgert. Der Creality Sermoon D1 kann das etwas besser als andere, aber ansonsten ist es stets eine Pein. Da zieht man das Filament wirklich schön gerade und schneidet es auch, wie empfohlen, schräg an, und dann stehst Du da und popelst minutenlang in dem kleinen Loch herum, bis Du endlich merkst, dass Du die Winzigöffnung zum Hotend gefunden hast. Dass es auch völlig ohne Fummelei und absolut stressfrei geht, das zeigt der Mingda Magician X.
- Saubere Verkabelung: Sowohl die Verkabelung außen am Drucker, als auch die unten im „Technikraum“ ist sehr sauber ausgeführt. Zur Verwendung kommen mit Gewebe überzogene Flachbahnkabel, sodass nachträgliche Kabelketten oder andere Maßnahmen zum Kabelmanagement überflüssig sind.
- Lüfter: Am Druckkopf werkeln gleich vier kleine 4 cm – Ventilatoren sehr leise. Aus dem Mainboard tönt ein etwas größerer nicht geregelter Lüfte hörbar aber nicht nervend. Der Drucker ist dadurch schon ab Werk erstaunlich ruhig.
- Das praktische, mit einem Deckel ausgestattete Werkzeugfach unter dem Druckschlitten ist prima. So hat alles, was zum Drucker gehört, auch seinen festen Platz.
- Filamentsensor: Der Sensor, der überprüft, ob noch Filament da ist, sitzt direkt oben auf dem Extruder. Kein zusätzlicher Anbau irgendwo, kein lästiges zusätzliches Kabel.
- Die Druckbetthaftung ist zumindest jetzt am Anfang genial gut. Oft ist es aber so, dass sich im Laufe der Zeit die Haftschicht abtragen und deutlich nachlassen wird. Das ist aber grundsätzlich kein Problem, da man mit einem haarsprayähnlichen ‚3D-Lac‘ sehr gute Haftergebnisse jederzeit hinbekommt.
- Die Stepper-Motor-Treiber sind leise. Die Schrittmotoren machen also keine nervenden Geräusche.
- Der Drucker hat oben einen stabilen Kunststoff-Tragegriff und kann bequem von einem Ort an den anderen gestellt werden.
Was weniger gefällt
- Nicht viel Werkzeug dabei. Was andere mit beilegen, etwa ein Spachtel oder einen Schlüssel zum Druckdüsenwechsel liegt hier leider nicht mit bei. Ärgerlich für Anfänger, die noch nichts haben. Auskenner werden jetzt sagen, dass das beigelegte China-Werkzeug ohnehin nicht viel taugt. Dem halte ich aber entgegen: Besser als gar nichts! Allerdings: Die mitgelieferten 6-Kant-Schlüssel sind unsauber ausgefertigt und wollen nur mit Mühe in die Schrauben passen.
- Das Druckbett ist von einem Plastikrand/-rahmen umgeben, sodass der Austausch der Druckglasplatte gegen eine bessere Federstahlplatte deutlich erschwert wird. Nachtrag 2. Juni 2022: Inzwischen habe ich eine Magnetfolie und eine Federstahlplatte nachgerüstet. Der Plastikrand lässt sich mit einem Seitenschneider ganz easy einfach wie benötigt abknipsen.
- Der nachfolgende Punkt trat nach mehrtägiger Benutzung nicht erneut auf.
Im Druck zeigt sich, dass die Software die Steppermotoren vor allem nach längeren Fahrten sehr abrupt abstoppt, sodass der gesamte Drucker in Vibrationen gerät. Es ist meiner Meinung nach somit zwingend notwendig, noch Dämpfer unter den Drucker zu machen. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass das Jammern auf hohem Niveau ist. Insgesamt ist der Drucker wirklich sehr leise.
Neutral
- Der Filamentwechsel ist ungewöhnlich. Im Auslieferungszustand konnte das Filament noch wie bei anderen Druckern üblich gewechselt werden. Altes Filament rückwärts nach oben raus und neues rein. Mit dem Firmwareupdate, das wir nach Inbetriebnahme durchführten, ist das nicht mehr möglich. Jetzt geht es nur noch so: Man soll verbliebenes Filament komplett nach unten ausextrudieren und neues von oben nachschieben. Dieses Verfahren hat bei mir schon zweimal dazu geführt, dass ein kurzes Stück vom alten Filament obed im Hotend steckte, aber nicht mehr nach unten transportiert wurde. Da war dann Werkzeugarbeit angesagt.
Weshalb ich das als „neutral“ bewerte: Weil man es trotzdem genauso machen kann, wie bei anderen Druckern, also Filament nach oben aus dem beheizten Druckkopf herausziehen. - Die auf der SD-Karte mitgelieferte Slicer-Version von Cura ist veraltet. Die zum Importieren angebotenen Druckprofile haben hier durchweg nur zu schlechten Druckergebnissen geführt. Neutral bewertet, weil: Mit dem Druckprofil für den bekannten Creality Ender 3 kommt der Mingda Magician prima zurecht und druckt 1a.
Fazit
Das ist mein Eindruck vom Mingda Magician 3D-Drucker:
Man muss sich auf den vielen Kunststoff erst mal einstellen. Aber im Grunde ist der Mingda-Drucker damit in bester Gesellschaft mit Abertausenden anderer elektronischer Geräte. Wir sind nur durch die Bauart anderer Drucker vorbelastet. Erste 3D-Drucker entstanden an Universitäten, mit den dort vorhandenen 20 x 20 mm Aluprofilen. Aus solchen Profilen werden dort alle möglichen Versuchsaufbauten konstruiert.
Diesen Maker-Look haben die Druckerhersteller in den meisten Fällen beibehalten. Gewohnt ist man also viele nackte Aluprofile, teils fliegende Verkabelung und offenliegende martialische Verschraubungen.
Mingda stellt mit dem Magician X nun einen Drucker vor, der das alles vermeidet. Sauberes Gehäuse, vorbildliche Verkabelung und eine gute Bedienbarkeit sind die Folge. Daumen hoch.
Im echten Einsatz hier hat der 3D-Drucker exakt das oben beschriebene Ergebnis gebracht. Gewöhnungsbedürftig viel Plastik ohne funktionelle Nachteile, sehr saubere Verarbeitung mit etlichen praktischen Umsetzungen und letztlich sogar sehr guten Druckergebnissen.
So gesehen ist das ein sehr guter Drucker auch für einen Einsteiger. Wenig Aufbauarbeit, schnelle erste und gute Druckergebnisse ohne Frust.
Hoffe, dass die Rezension Dir helfen kann.
Liebe Grüße
Peter
- Bildschirmfoto-2022-04-09-um-06.00.11: Peter Wilhelm
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: 3D, Bericht, bobo, drucker, Erfahrungen, Magician, Mingda, Review, test