Warum haben Amerikaner Angst vor Eichhörnchen? Ganz einfache Antwort: In den USA gibt es andere Eichhörnchen als bei uns! Die Unterschiede in der Wahrnehmung von Eichhörnchen in den USA und Deutschland haben kulturelle, biologische und ökologische Gründe, die sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt haben.
Wer aufmerksam fernsieht, kennt aus vielen amerikanischen Filmen und Serien die Situation, dass die Darsteller auf ein Eichhörnchen treffen und geradezu in Panik geraten. In Chevy Chase’s „Schöne Bescherung“ ist das so und auch in „King of Queens“ oder „The Big Bang Theory“. Meist holen sich die Schauspieler einen Weihnachtsbaum ins Haus, in dem unbemerkt ein Eichhörnchen nistet. Und dann springt dieses hervor, zeigt sich regelrecht aggressiv und das Chaos geht los.
Das ist für uns Europäer seltsam, gilt das Eichhörnchen hier doch als possierlicher, fleißiger Nüssesammler, den wir eher niedlich und süß finden. Wie kommt das?
Während das Eurasische Eichhörnchen in Europa als niedlich und harmlos gilt, gibt es in den USA eine differenzierte Beziehung zum Grauen Eichhörnchen. Diese Unterschiede lassen sich durch die Eigenschaften der jeweiligen Arten, kulturelle Hintergründe und die Rolle der Tiere in den jeweiligen Ökosystemen erklären.
Das Eurasische Eichhörnchen: Freund der Deutschen
In Deutschland und weiten Teilen Europas ist das Eurasische Eichhörnchen (Sciurus vulgaris) heimisch. Es wird wegen seines buschigen Schwanzes, seiner rotbraunen bis schwarzen Fellfärbung und der charakteristischen Pinselohren als niedlich und liebenswert angesehen. Menschen füttern diese Tiere oft im Winter mit Nüssen und betrachten sie als Symbol für Beharrlichkeit und Vorsorge.
Eurasische Eichhörnchen sind eher scheu und meiden direkten Kontakt mit Menschen. Ihre friedfertige Art und ihr Ruf als fleißige Sammler machen sie in Deutschland zu beliebten Tieren, die in Märchen, Kinderbüchern und sogar als Maskottchen oft positiv dargestellt werden.
Das Graue Eichhörnchen: Problemfall der USA
In den USA dominiert das Graue Eichhörnchen (Sciurus carolinensis). Diese Art ist deutlich größer als das Eurasische Eichhörnchen und zeichnet sich durch ihre graue bis braune Fellfarbe und ihre Anpassungsfähigkeit an städtische Umgebungen aus. Graue Eichhörnchen sind opportunistische Allesfresser und sehr clever darin, sich Zugang zu Futterquellen wie Vogelhäuschen oder Mülltonnen zu verschaffen. Sie sind anpassungsfähig, robust und in der Lage, sich schnell zu vermehren.
In einigen amerikanischen Städten gelten Eichhörnchen daher als Schädlinge, die Kabel anknabbern, Gärten verwüsten oder Dachböden besetzen. Diese Eigenschaften führen dazu, dass sie in den USA oft als lästig und aggressiv wahrgenommen werden, insbesondere in städtischen Gebieten.
Kulturelle Unterschiede in der Darstellung
Die Darstellung von Eichhörnchen in amerikanischen Filmen und TV-Serien als aggressive, manchmal unberechenbare Tiere spiegelt diese Realität wider. Beispiele sind Szenen, in denen Eichhörnchen durch Fenster springen, Menschen angreifen oder Chaos in Haushalten anrichten. Diese Darstellungen überzeichnen das Verhalten der Tiere, sind aber tief in der amerikanischen Erfahrung mit diesen Tieren verwurzelt.
In Deutschland hingegen wird das Eurasische Eichhörnchen selten als Problem dargestellt. Es hat keinen Ruf als Schädling, sondern wird als harmloser Waldbewohner betrachtet. Diese positive Wahrnehmung schlägt sich auch in der Popkultur nieder, wo Eichhörnchen oft als freundlich, schlau und liebenswert dargestellt werden.
Ökologische und biologische Aspekte
Ein weiterer wichtiger Unterschied liegt in den ökologischen Rollen der beiden Arten. Das Eurasische Eichhörnchen lebt vor allem in Wäldern und ist weniger auf menschliche Siedlungen angewiesen, während das Graue Eichhörnchen in den USA auch in Städten und Vororten sehr präsent ist.
In Europa wird das Graue Eichhörnchen übrigens als invasive Art betrachtet, da es das heimische Eurasische Eichhörnchen in Großbritannien und Italien bereits stark verdrängt hat. Naturschützer befürchten, dass das invasive Grauhörnchen unser meist rotes Eichhörnchen auf lange Sicht völlig verdrängen könnte. Das könnte bedeuten, dass wir über kurz oder lang auch ein anderes Verhältnis zu Eichhörnchen entwickeln.
Die aggressiveren Verhaltensweisen des Grauen Eichhörnchens hängen auch mit der Konkurrenz um Ressourcen zusammen. In dicht besiedelten Gebieten müssen die Tiere energisch für ihre Nahrung kämpfen, was zu auffälligerem und manchmal aggressiverem Verhalten führt.
Zusammenfassung
Die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Eichhörnchen in Deutschland und den USA lassen sich durch die biologische Eigenart der jeweiligen Arten, deren Verhalten und kulturelle Einflüsse erklären. Während das Eurasische Eichhörnchen in Deutschland als Symbol für Fleiß und Niedlichkeit gilt, hat das Graue Eichhörnchen in den USA den Ruf eines nervigen, aber auch cleveren Überlebenskünstlers. Die Darstellung in Filmen und Serien überzeichnet diese Unterschiede oft, basiert jedoch auf realen Erfahrungen mit den Tieren.
- eichhoernchen-grauhoernchen: Peter Wilhelm KI
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- Eichhoernchen_auf_Hand: Dellex - CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org
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