Amaryllis – was für ein schöner Name1 für eine noch viel schönere Pflanze.
Jetzt stehen sie wieder überall auf den Fensterbänken. In ganz vielen Läden werden vorgetriebene Zwiebeln in kleinen Töpfchen verkauft. Wer sich etwas Mühe gibt, wird in wenigen Wochen mit einer langanhaltenden Blütenpracht belohnt.
Amaryllis-Pflanzen sind recht anspruchslos und die Pflege gelingt auch dem weniger versierten Pflanzenliebhaber. Mehr als einen hellen Platz und etwas Wasser benötigen die Amaryllis nicht.
Im Handel sind seit einigen Jahren aber auch Amaryllis zu finden, die gar keiner Pflege bedürfen. Man erwirbt nur die Zwiebel, die in einer eng anliegenden Hülle steckt und mittels eines kleinen Gestells stehen bleibt.
Man muss diese Wunderpflanzen, die als „wasserlose Pflanzen“ verkauft werden, auch nicht gießen oder düngen. Sie wachsen einfach so zur vollen Blütenpracht.
Meine Allerliebste hat von einer Freundin so eine Wax-Amaryllis geschenkt bekommen und mir zur Pflege abgetreten, weil ich bei uns den „grünen Daumen“ habe.
Du siehst die Amaryllis auf dem Titelbild zu diesem Beitrag. (Der rote Topf darunter gehört nicht zur eigentlichen Pflanze und ist leer; er dient nur dazu, die wackelige Zwiebel, die vom „Hersteller“ nur einen rundgebogenen Draht als Ständer bekommen hat, zu stabilisieren.)
Was sind diese wasserlosen Amaryllis?
Was da verkauft wird, ist eine spezielle Kulturform der Amaryllis (Hippeastrum), die unter mehreren Handelsnamen verkauft wird – bekannt sind z. B.:
- Wax-Amaryllis
- Wachs-Amaryllis
- Amaryllis im Wachsmantel
- „Amaryllis ohne Pflege“
- „Self-growing Amaryllis“
Diese Pflanzen wirken fast magisch, weil sie ohne Wasser, ohne Erde und ohne Topf wachsen und blühen. Dahinter steckt jedoch eine sehr klare gärtnerische Technik.
Es handelt sich um eine ganz normale Amarylliszwiebel, die hochwertig vorgetrieben wurde (sie ist randvoll mit gespeicherter Energie). Danach wurde sie sorgfältig präpariert und in eine Wachs- oder Kunststoffschicht gehüllt.
Diese Schutzschicht verhindert Austrocknung und Schimmelbildung, jedoch auch Wurzelbildung und Feuchtigkeitsaufnahme. Die Zwiebel lebt in dieser Phase vollständig von ihren internen Nährstoffreserven und der gespeicherten Feuchtigkeit. Daher ist kein Gießen möglich und auch nicht nötig.
Zum Tode verurteilt
Diese Amaryllis-Pflanzen sind per se zum Tode verurteilt. Eine solche „Amaryllis ohne Pflege“ benötigt etwa 2–6 Wochen bis zum Blütentrieb und blüht dann 2–4 Wochen. Nach der Blüte ist allerdings Schluss. Diese Pflanzen sind nicht zur Weiterverwendung gedacht. Die Zwiebel hat dann ihre Energie vollständig verbraucht. Manche Menschen versuchen sie weiterzukultivieren – selten mit Erfolg, da sie wegen der Wachsschicht keine Wurzeln mehr entwickeln können.
Wie funktioniert das Wachstum ohne Wasser?
Die Amarylliszwiebel ist ein Meisterwerk der Natur. Für sie gilt, was für die meisten anderen Blumenzwiebeln auch gilt. Die Kraft für das Wachstum und das Blühen wird in der Zwiebel gespeichert. Das sind Kohlenhydrate, Wasser und Nährstoffe in großer Menge. Im Inneren der Zwiebelschichten sind die Blüten und Stängel, sowie die Blätter bereits angelegt. Mit diesem gespeicherten Vorrat kann die Pflanze, auch ohne in der Erde zu stecken und gegossen zu werden, wochenlang ohne externe Versorgung austreiben.
Die Wachs- oder Kunststoffhülle sorgt dafür, dass die Zwiebel „meint“, sie stecke in der Erde und, dass kein Wasser entweichen kann, keine Wurzeln nach außen wachsen und die Zwiebel optisch ansprechend wirkt.
Kunststoffhülle oder Wachsmantel?
Es gibt mehrere Varianten: Ich habe solche gesehen, bei denen die Zwiebel nur von Wachs umhüllt war. Andere hatten zusätzlich noch einen Plastiküberzug. Für unser Projekt macht das aber keinen Unterschied.
Pflegehinweise (eigentlich: Nicht-Pflege-Hinweise)
- Nicht gießen
- Nicht einpflanzen
- Nicht aus der Hülle nehmen
- Hellen Standort, aber keine direkte Mittagssonne
- Temperatur 18–22 °C
Der Rest passiert von allein.
Was ist davon zu halten?
Diese mysteriöse Pflanze ist eine spezielle, vorkultivierte Amarylliszwiebel, die in einer dekorativen Wachs- oder Kunststoffhülle steckt und durch ihre gespeicherten Reserven komplett ohne Wasser austreiben kann.
Sie ist ein schönes saisonales Geschenk – aber eine Einweg-Amaryllis, die man nach der Blüte meist nicht weiterkultivieren kann.
Im Grunde ist es sehr schade, dass diese schöne Pflanze nach einmaligem Blühen sterben muss. Denn gerade Amaryllis eignen sich hervorragend, um viele Jahre immer wieder mit ihrer Blütenpracht Freude zu bereiten.
So kannst Du die Amaryllis retten
Es ist schwierig, aber nicht unmöglich, eine Wachs-Amaryllis (oder eine Amaryllis in Kunststoffhülle) zu retten. Die meisten Händler behaupten zwar, das ginge nicht – das stimmt so nicht. Die Zwiebel ist zwar geschwächt, aber botanisch völlig intakt. Mit Geduld und den richtigen Maßnahmen lässt sie sich durchaus in ein normales Pflanzenleben zurückführen.
Hier ist die beste Chance, die Du der Amaryllis geben kannst:
- Die Hülle vorsichtig entfernen – aber erst NACH der Blüte
Warte unbedingt, bis die Blüte komplett vorbei ist und bis der Blütenstiel beginnt, weich zu werden.
Erst dann:
- Kunststoffschicht und/oder Wachsschicht ganz vorsichtig mit den Fingern oder einem stumpfen Messer abpellen
- nicht schneiden oder stechen, um die Zwiebel nicht zu verletzen
- alle Reste vorsichtig entfernen
Wichtig: Die Zwiebel hat in dieser Phase kaum Wurzeln – oder gar keine. Das ist normal.
- Den alten Blütenstiel kürzen
Den verblühten Stängel nicht herausziehen, sondern 10–15 cm über der Zwiebel abschneiden. Er gibt noch Kraft an die Zwiebel ab. Er trocknet ein und fällt später von selbst ab.
- Der Amaryllis ermöglichen, wieder Wurzeln zu bilden
Jetzt braucht sie Erde oder Tongranulat – aber locker und durchlässig. Ich verwende Seramis. Du kannst aber auch eine Mischung selbst herstellen aus jeweils 1/3 Blumenerde, Sand oder Perlite und 1/3 humusarmer, lockerer Erde.
Oder: Fertige Amaryllis- oder Kaktuserde. - Die Zwiebel: So pflanzen, dass nur die Unterseite in der Erde steckt, die obere Hälfte bleibt sichtbar. Außerdem ist es besser, das Töpfchen nicht zu groß wählen (leichte Enge fördert Wurzelbildung).
- Sehr sparsam wässern Am Anfang gilt: Nur wenige Esslöffel Wasser rund um die Zwiebel und die Erde fast trocken halten. Und wie immer gilt: Staunässe strikt vermeiden. Wichtig ist, dass die Zwiebel eher das „Gefühl hat“, dass Wasser da ist. Dann beginnt sie nämlich Wurzeln zu bilden, um nach dem Wasser zu suchen. Das ist genau das, was wir erreichen wollen.
Da die Zwiebel anfangs keine Wurzeln hat, würde zu viel Wasser schlicht zu Fäulnis führen. - Heller Standort – aber warm: 18–25 °C und hell, aber ohne starke direkte Mittagssonne
- Geduld haben: Und jetzt heißt es abwarten! Denn die Wurzelbildung kann 4–10 Wochen dauern. Und das ist die kritische Phase. Die Zwiebel ist für diese Rettung nicht vorgesehen. Sie sollte ja eigentlich weggeworfen werden. Nun schwebt sie aber irgendwo zwischen Verfaulen, Austreiben, Wurzelbildung und Wachstum. Erst wenn erste feste Wurzeln im Topf erscheinen, ist die Pflanze gerettet.
- Sobald Blätter erscheinen: Düngen!
Blätter sind ein gutes Zeichen! Sie zeigen uns an, dass die Zwiebel beginnt, Energie zu speichern.
Dann:
• alle 2 Wochen mit normalem Zimmerpflanzendünger düngen
• weiter regelmäßig, aber mäßig gießen
• nicht austrocknen lassenJetzt beginnt die Regenerationsphase.
- Sommerkur: raus an die frische Luft
Im Sommer dürfen Amaryllen:
• halbschattig draußen stehen
• gut gedüngt werden
• kräftig Blätter bildenJe mehr Blattmasse, desto blühfreudiger im nächsten Jahr.
- Ruhephase im Herbst erzwingen
Damit die Amaryllis im Winter wieder blüht, braucht sie:
• 6–10 Wochen Ruhezeit
• kühl, trocken, dunkel
• kein Wasser, kein DüngerDie Blätter dürfen komplett einziehen.
- Nach der Ruhephase:
• wieder hell und wärmer stellen
• leicht anfeuchten
• auf den Neutrieb wartenWenn die Zwiebel genug Kraft gesammelt hat, blüht sie erneut.2

Fazit
Eine Wachs-Amaryllis kann wieder zu einer normalen, jahrelang blühenden Amaryllis werden, wenn man nach der Blüte (!) die Hülle vorsichtig entfernt und sie einpflanzt. Nun brauchst Du Geduld mit der Wurzelbildung und musst die Wachstums- und Ruhephase konsequent einhalten.
Viele Menschen denken, diese Pflanzen seien „Wegwerfprodukte“.
In Wahrheit können sie treue Dauerblüher über viele Jahre sein – wenn man sie richtig behandelt.
Bildquellen:
- amaryllis-gerettet: Peter Wilhelm
- IMG_2461_800x500: pw
Fußnoten:
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