Pflanzenpflege

Wachs-Amaryllis retten in 10 Schritten

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Amaryllis – was für ein schöner Name1 für eine noch viel schönere Pflanze.

Jetzt stehen sie wieder überall auf den Fensterbänken. In ganz vielen Läden werden vorgetriebene Zwiebeln in kleinen Töpfchen verkauft. Wer sich etwas Mühe gibt, wird in wenigen Wochen mit einer langanhaltenden Blütenpracht belohnt.

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Amaryllis-Pflanzen sind recht anspruchslos und die Pflege gelingt auch dem weniger versierten Pflanzenliebhaber. Mehr als einen hellen Platz und etwas Wasser benötigen die Amaryllis nicht.

Im Handel sind seit einigen Jahren aber auch Amaryllis zu finden, die gar keiner Pflege bedürfen. Man erwirbt nur die Zwiebel, die in einer eng anliegenden Hülle steckt und mittels eines kleinen Gestells stehen bleibt.
Man muss diese Wunderpflanzen, die als „wasserlose Pflanzen“ verkauft werden, auch nicht gießen oder düngen. Sie wachsen einfach so zur vollen Blütenpracht.

Meine Allerliebste hat von einer Freundin so eine Wax-Amaryllis geschenkt bekommen und mir zur Pflege abgetreten, weil ich bei uns den „grünen Daumen“ habe.
Du siehst die Amaryllis auf dem Titelbild zu diesem Beitrag. (Der rote Topf darunter gehört nicht zur eigentlichen Pflanze und ist leer; er dient nur dazu, die wackelige Zwiebel, die vom „Hersteller“ nur einen rundgebogenen Draht als Ständer bekommen hat, zu stabilisieren.)

Was sind diese wasserlosen Amaryllis?

Was da verkauft wird, ist eine spezielle Kulturform der Amaryllis (Hippeastrum), die unter mehreren Handelsnamen verkauft wird – bekannt sind z. B.:

  • Wax-Amaryllis
  • Wachs-Amaryllis
  • Amaryllis im Wachsmantel
  • „Amaryllis ohne Pflege“
  • „Self-growing Amaryllis“

Diese Pflanzen wirken fast magisch, weil sie ohne Wasser, ohne Erde und ohne Topf wachsen und blühen. Dahinter steckt jedoch eine sehr klare gärtnerische Technik.

Es handelt sich um eine ganz normale Amarylliszwiebel, die hochwertig vorgetrieben wurde (sie ist randvoll mit gespeicherter Energie). Danach wurde sie sorgfältig präpariert und in eine Wachs- oder Kunststoffschicht gehüllt.
Diese Schutzschicht verhindert Austrocknung und Schimmelbildung, jedoch auch Wurzelbildung und Feuchtigkeitsaufnahme. Die Zwiebel lebt in dieser Phase vollständig von ihren internen Nährstoffreserven und der gespeicherten Feuchtigkeit. Daher ist kein Gießen möglich und auch nicht nötig.

Zum Tode verurteilt

Diese Amaryllis-Pflanzen sind per se zum Tode verurteilt. Eine solche „Amaryllis ohne Pflege“ benötigt etwa 2–6 Wochen bis zum Blütentrieb und blüht dann 2–4 Wochen. Nach der Blüte ist allerdings Schluss. Diese Pflanzen sind nicht zur Weiterverwendung gedacht. Die Zwiebel hat dann ihre Energie vollständig verbraucht. Manche Menschen versuchen sie weiterzukultivieren – selten mit Erfolg, da sie wegen der Wachsschicht keine Wurzeln mehr entwickeln können.

Wie funktioniert das Wachstum ohne Wasser?

Die Amarylliszwiebel ist ein Meisterwerk der Natur:

  • Sie speichert Kohlenhydrate, Wasser und Nährstoffe in großer Menge.
  • Die Blüte und der Stängel sind bereits im Inneren angelegt.
  • Sie kann wochenlang ohne externe Versorgung austreiben.

Die Wachs- oder Kunststoffhülle sorgt nur dafür, dass:

  • kein Wasser entweichen kann
  • keine Wurzeln nach außen wachsen
  • die Zwiebel optisch ansprechend wirkt

Kunststoffhülle oder Wachsmantel?

Es gibt zwei Varianten:

  1. Wachsamaryllis (die traditionelle Form)
    • Mantel aus dünnem Paraffin, Bienenwachs oder Farbwachs
    • dekorativ bemalt oder glitzernd
    • atmet etwas, aber nicht genug für eine echte Kultur
  2. Kunststoff-Ummantelung
    • wirkt moderner und glatter
    • ist oft flexibler als Wachs
    • macht die Zwiebel „griffig“

Beide funktionieren gleich.

Pflegehinweise (eigentlich: Nicht-Pflege-Hinweise)

• Nicht gießen
• Nicht einpflanzen
• Nicht aus der Hülle nehmen
• Hellen Standort, aber keine direkte Mittagssonne
• Temperatur 18–22 °C

Der Rest passiert von allein.

Was ist davon zu halten?

Diese mysteriöse Pflanze ist eine spezielle, vorkultivierte Amarylliszwiebel, die in einer dekorativen Wachs- oder Kunststoffhülle steckt und durch ihre gespeicherten Reserven komplett ohne Wasser austreiben kann.

Sie ist ein schönes saisonales Geschenk – aber eine Einweg-Amaryllis, die man nach der Blüte meist nicht weiterkultivieren kann.

Im Grunde ist es sehr schade, dass diese schöne Pflanze nach einmaligem Blühen sterben muss. Denn gerade Amaryllis eignen sich hervorragend, um viele Jahre immer wieder mit ihrer Blütenpracht Freude zu bereiten.

So kannst Du die Amaryllis retten

Es ist schwierig, aber nicht unmöglich, eine Wachs-Amaryllis (oder eine Amaryllis in Kunststoffhülle) zu retten. Die meisten Händler behaupten zwar, das ginge nicht – das stimmt so nicht. Die Zwiebel ist zwar geschwächt, aber botanisch völlig intakt. Mit Geduld und den richtigen Maßnahmen lässt sie sich durchaus in ein normales Pflanzenleben zurückführen.

Hier ist die beste Chance, die Du der Amaryllis geben kannst:

  1. Die Hülle vorsichtig entfernen – aber erst NACH der Blüte

    Warten Sie unbedingt, bis:
    • die Blüte komplett vorbei ist
    • der Blütenstiel beginnt, weich zu werden

    Erst dann:
    • Wachsschicht mit den Fingern oder einem stumpfen Messer abpellen
    • nicht schneiden oder stechen, um die Zwiebel nicht zu verletzen
    • alle Reste vorsichtig entfernen

    Bei Kunststoffhüllen: einschneiden und abziehen.

    Wichtig: Die Zwiebel hat in dieser Phase kaum Wurzeln – oder gar keine. Das ist normal.

  2. Den alten Blütenstiel kürzen

    Den verblühten Stängel:
    • nicht herausziehen
    • sondern 10–15 cm über der Zwiebel abschneiden

    Er trocknet ein und fällt später von selbst ab.

  3. Der Amaryllis ermöglichen, wieder Wurzeln zu bilden

    Jetzt braucht sie Erde – aber locker und durchlässig:

    Substratempfehlung
    • 1/3 Blumenerde
    • 1/3 Sand oder Perlite
    • 1/3 humusarme, lockere Erde

    Oder: Fertige Amaryllis- oder Kaktuserde.

  4. Die Zwiebel:
    • so pflanzen, dass nur die Unterseite in der Erde steckt
    • die obere Hälfte bleibt sichtbar

    • Töpfchen nicht zu groß wählen (leichte Enge fördert Wurzelbildung)

  5. Sehr sparsam wässern

    Am Anfang gilt:
    • nur wenige Esslöffel Wasser rund um die Zwiebel
    • Erde fast trocken halten
    • Staunässe strikt vermeiden

    Da die Zwiebel keine Wurzeln hat, würde zu viel Wasser schlicht zu Fäulnis führen.

  6. Heller Standort – aber warm

    Ideal:
    • 18–25 °C
    • hell, aber ohne starke direkte Mittagssonne

    Dauert es lange?
    Ja – die Wurzelbildung kann 4–10 Wochen dauern.
    Aber wenn erste feste Wurzeln im Topf erscheinen, ist die Pflanze gerettet.

  7. Sobald Blätter erscheinen: Düngen!

    Blätter sind ein gutes Zeichen:
    Die Zwiebel beginnt, Energie zu speichern.

    Dann:
    • alle 2 Wochen mit normalem Zimmerpflanzendünger düngen
    • weiter regelmäßig, aber mäßig gießen
    • nicht austrocknen lassen

    Jetzt beginnt die Regenerationsphase.

  8. Sommerkur: raus an die frische Luft

    Im Sommer dürfen Amaryllen:
    • halbschattig draußen stehen
    • gut gedüngt werden
    • kräftig Blätter bilden

    Je mehr Blattmasse, desto blühfreudiger im nächsten Jahr.

  9. Ruhephase im Herbst erzwingen

    Damit die Amaryllis im Winter wieder blüht, braucht sie:
    • 6–10 Wochen Ruhezeit
    • kühl, trocken, dunkel
    • kein Wasser, kein Dünger

    Die Blätter dürfen komplett einziehen.

  10. Nach der Ruhephase:
    • wieder hell und wärmer stellen
    • leicht anfeuchten
    • auf den Neutrieb warten

    Wenn die Zwiebel genug Kraft gesammelt hat, blüht sie erneut.2

Fazit

Eine Wachs-Amaryllis kann wieder zu einer normalen, jahrelang blühenden Amaryllis werden, wenn man nach der Blüte (!) die Hülle vorsichtig entfernt und sie einpflanzt. Nun brauchst Du Geduld mit der Wurzelbildung und musst die Wachstums- und Ruhephase konsequent einhalten.

Viele Menschen denken, diese Pflanzen seien „Wegwerfprodukte“.
In Wahrheit können sie treue Dauerblüher über viele Jahre sein – wenn man sie richtig behandelt.

Bildquellen:

  • IMG_2461_800x500: pw

Fußnoten:

  1. Der Name der namensgebenden Gattung Amaryllis ist vom Namen einer Schäferin aus den Eclogae Vergils abgeleitet. (zurück)
  2. Wenn sie ordentlich Blätter gebildet hat, aber nicht blüht, gib ihr mit den oben genannten Wachstums- und Ruhephasen doch fürs nächste Jahr eine neue Chance! (zurück)

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(©si)