Die Rocky Horror Show tourt mal wieder durch die Lande.
Wer das Bühnenspektakel nicht kennt, dem kann unten in der Infobox geholfen werden.
Zum Spektakel gehört es einfach unabdingbar dazu, daß sich bunte Gestalten im Publikum befinden, verkleidet als einer der Darsteller, z.B. als Riff-Raff, Frank’N’furter, Margenta oder eben einfach nur grell, bunt und tuntig.
Aber es gehört auch dazu, daß man sich mit den richtigen Utensilien ausstattet und diese während der Vorstellung zum richtigen Zeitpunkt zum Einsatz bringt.
So wie heute viele beim Song „Living next door to Alice“ automatisch während der Pause im Refrain rufen „Alice? Who the f*ck is Alice?“, so haben sich auch bei der Rocky Horror Show im Laufe der Zeit einige, fast schon ritualisierte Mitmachaktionen eingebürgert.
Wie das genau geht, das erklärt der ebenfalls in der Info-Box verlinkte Rocky-Horror-Show-Knigge.
Gleiches gilt übrigens nicht nur für die Theatervorstellung, sondern auch für die Vorführungen des zwei Jahre nach dem Musical entstandenen Films „The Rocky Horror Picture Show“.
Zum Kult gehören beispielsweise Zwischenrufe.
Immer wenn der Erzähler die Handlung unterbricht und live oder von der Leinwand erzählerische Intermezzi gibt, langweilen sich die Zuschauer wegen der fehlenden Handlung und Musik und tun das durch laute „Langweilig“-Rufe kund.
Genausogut kann man auch auf Englisch ‚boring‘ rufen.
Ein guter Erzähler geht darauf charmant ein, manche werden dann sogar noch etwas langsamer und reizen die Zuschauer zu noch mehr Zwischenrufen. Alles in allem nur ein harmloser Spaß, den der Erzähler allenfalls durch gespielten Ärger kontert.
Wird der Name Dr. Scott erwähnt, rufen manche „Uhh!“ und ist von Eddie die Rede, macht man „Pscht!“.
Einige Rufen auch nach der Nennung des Namens Janet immer mit langezogenem S den Nach Nachnamen „Weissssssss“.
Ansonsten ist an Zwischenrufen alles erlaubt, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, die Rocky Horror Show ist ein Mitmach-Event.
Allerdings ist es mit Zwischenrufen nicht getan. Die Zuschauer beteiligen sich auch sonst an der Handlung. Harmlos ist noch das Mittanzen und Mitsingen, hier gibt es allenfalls Platzprobleme im Theater.
Weniger gern gesehen sind jedoch so manche Mitbringsel, mit denen sich kundige Zuschauer bewaffnen, um an den passenden Stellen symbolisch mitzuwirken.
Gleich in der Anfangsszene des Stücks wird geheiratet und da geht es schon los. Die Zuschauer haben Reis dabei und werfen den, so wie es bei Trauungen gerne gemacht wird, und so wie es fast nirgendwo gerne gesehen wird.
Aber Reis ist nicht das Einzige. Auch Toastbrotscheiben, Mehl und Wasser kommen zum Einsatz. Und diese Utensilien werden geworfen und nicht wieder mitgenommen, wie die anderen Gegenstände, die der richtige Fan auch noch dabei hat, nämlich z.B. Gummihandschuhe, ein Partyhütchen, ein Blatt Zeitungspapier und eine Taschenlampe.
Verständlicherweise stellt das Werfen mit Lebensmitteln und das Verschütten von Wasser aus Literflaschen oder das Spritzen mit Water-Pumpguns viele der weniger aktiven Zuschauer vor kleine Probleme und die Theaterbetreiber vor riesengroße Probleme.
Die Reinigung des Zuschauerraums ist logischerweise mit großem Aufwand und Kosten verbunden und teilweise läßt sich vor allem das Gemisch aus Mehl, Wasser und zertretenem Brot nicht mehr komplett entfernen.
Ich glaube, es war 1976 als ich zum ersten Mal recht unbedarft eine Vorstellung der Rocky-Horror-Show besuchte.
Man kann sich nicht vorstellen, wie die Zuschauer und das Theater nach der Vorstellung ausgesehen haben! Kilometer von Toilettenpapier, Zentner von Reis und Mehl in Hülle und Fülle waren vor allem von den oberen Rängen nach unten ins Parkett geworfen worden.
Klar, daß deshalb viele Veranstaltungsstätten darum bitten, auf einige der Spaßelemente zu verzichten oder auf harmlosere Varianten auszuweichen.
Bei den aktuellen Vorführungen kann man für stolze 10 Euro eine Fan-Tasche am Merchandising-Stand kaufen. Für seine 10 € erhält man eine bedruckte Plastiktasche. In der Tasche befinden sich neben Konfetti und Wasserpistole ein paar Seiten einer Tageszeitung, ein rotes Papphütchen und drei Blättchen Toilettenpapier.
Das kann man nur noch als lächerlich bezeichnen!
Gut, in manchen Theatern wurden auch schon Trockenpflaumen, Würstchen und Schweinshaxen geworfen, das muß nun wirklich nicht sein. Und daß man Mehl verbietet, dürfte auch im Interesse der meisten Zuschauer liegen.
Auch will nicht jeder wer weiß wie mit Wasserpistolen beschossen werden, bis er trieft.
Und auch die Sache mit dem Reis verstehe ich gut, er stellt auch ein Sicherheitsrisiko dar, wenn man darüber läuft.
Aber Klopapier, meinetwegen auch Kilometer von Klopapier, das ist recht einfach zu entfernen und das tut keinem weh. Für die hohen Beträge, die man als Eintritt bezahlen muß, sollte eine gute Putztruppe mit drin sein.
Logischerweise verbieten alle Vorstellungsstätten das Entzünden von Wunderkerzen und Feuerzeugen und bitten um die Verwendung von Knickleuchtstäben oder Taschenlampen.
Damit man alles richtig macht, sollte man unbedingt vor der Veranstaltung auf der Webseite des Veranstalters nachlesen, was in seinem Haus erwünscht und was verboten ist.
Den Veranstaltern kann man nur raten, diese Infos auch zu veröffentlichen, sonst könnten sie ihr blaues (oder mehlweißes) Wunder erleben.
Hier noch eine Auflistung, was Leute so während der Vorstellung alles machen.
- Der Erzähler: Der Schnitt auf den Erzähler wird vom Publikum mit lauten „boring“-Rufen quittiert.
- Wenn Janet in Erscheinung tritt, wird „slut“, bei Brad „asshole“ gerufen.
- Das Erwähnen von Ralph Hapshatt wird mit „Hap-SHIT“ kommentiert.
- Nach jeder Erwähnung des Namens Janet wird laut „WeisSSS“ gerufen.
- Die Hochzeitsszene: Hier wird mit Reis geworfen. Vor dem Song sagt Brad „I really love the …“ hier stottert das Publikum mit „Skil, skil, skil“, bevor er sagt „skilful way“
- Dr. Scott: Jedes mal, wenn sein Name genannt wird, wird ein Donnergrollen vom Publikum im Einklang mit einem lauten „HU!“ simuliert.
- Eddie: Jedes mal, wenn sein Name genannt wird, reagiert das Publikum mit „Shht!“-Rufen.
- Die Gewitter-Szene: Bei dieser Szene bedeckt das Publikum die Köpfe mit einer Zeitung, sobald Janet zum Schutz gegen den Regen dies tut, als sie aus dem Auto steigt. Der Regen selbst stammt in diesem Falle aus Wasserpistolen. Außerdem werden dann bei der Textzeile „there’s a light …“ ein Feuerzeug oder Wunderkerzen angezündet. Als Brad einen Zweig zur Seite biegt, ihn dann zurückschnellen lässt und er Janet trifft, ruft das Publikum kurz vorher „Achtung, Janet! Der Zweig!“
- Ankunft am Schloss Als Riff-Raff die Türe öffnet, ruft nach der Vorstellung durch Brad das Publikum „Hey Riff-Raff, look between her legs“, woraufhin dieser antwortet „you’re wet“
- Der Time Warp: Wenn das Lied gespielt wird, tanzt das Publikum ebenfalls.
- Sweet Transvestite: Wenn Frank die Kunstpause bei dem Wort „anticipation“ macht, wird „Say it!“ gerufen.
- Brad und Janet fahren mit dem Lift in Furters Labor: Kurz bevor der Lift im Labor auftaucht, ruft das Publikum „show me something green and sexy“. Kurz danach sieht man wie Furter in einem grünen Laborkittel erscheint.
- Die Ansprache Furters im Labor: Furter zieht dreimal seinen Gummihandschuh in die Länge und lässt ihn wieder los. Das dabei entstehende Geräusch snap wird dabei vom Publikum zeitgleich mit eigenen Gummihandschuhen verstärkt.
- Die „Geburt“ von Rocky: Das Publikum unterstützt die Szene mit „Tröten“ und – wenn Rocky aus seinen Bandagen gewickelt wird – mit dem Werfen von Klopapierrollen.
- Der „Charles Atlas Song“: Am Ende des Charles Atlas Song schreiten Furter und Rocky in Richtung Schlafzimmer, das Publikum wirft dabei Konfetti.
- Als Eddie erscheint, wird Mehl geworfen, um den Nebel der Filmszene nachzuahmen.
- In einer Szene sagt Frank „It’s not easy having a good time“. Das Publikum antwortet „Try Disney World“.
- Die „Dinner-Szene“ mit dem toten Eddie im Tisch:
- Wenn Frank N. Furter sein Glas erhebt und sagt „A toast!“ werfen alle mit Toastbrotscheiben.
- Sobald Furter einen Partyhut aufzieht, zieht das Publikum nach.
- Der Song Wise Up, Janet Weiss: Auf die Textzeile Furters Did you hear a bell ring? antwortet das Publikum mit dem Klingeln kleiner Glöckchen oder dem Schlüsselbund.
- Szene I’m Going Home: Bei den Textzeilen „… cards for sorrow, cards for pain“ wirft das Publikum mit Spielkarten.
(Der Einfachheit halber, habe ich die Liste aus Wikipedia übernommen.)
Info-Box
Rocky-Horror-Show
Rocky Horror Picture Show
Kritiker zur Aufführung 2014/2015
Der Rocky Horror Show Knigge (PDF)
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