An den Audi 100 bin ich durch einen traurigen Umstand gekommen. Der Vater meiner damaligen Freundin ist plötzlich und viel zu jung verstorben.
Seine Frau kam mit dem großen Audi nicht zurecht und wollte lieber ein kleineres Auto. Als sie mitbekam, dass ich an dem Auto interessiert war, machte sie mir einen Sonderpreis von ich glaube 800 D-Mark.
Das war nicht viel, aber auch nicht so wenig, wie es sich heute anhört. Der Audi hatte neu 12.000 DM gekostet und war damals 1979 schon vier Jahre alt. Auch das klingt heute nicht viel, aber damals lebten die meisten Autos kaum länger als 10 Jahre. Ein realistischer Wert für diesen Wagen wären so um die 2.000 DM gewesen, für mich also in jedem Fall ein Schnäppchen.
Der Audi 100 GL hatte den tollen Kühlergrill mit den Doppelscheinwerfern. Er hatte keine Lenkradstockschaltung mehr, sondern eine 3-Gang-Automatik.
Ferner war die nur gegen einen Aufpreis von 725 D-Mark erhältliche Servolenkung eingebaut. Auch hatte das Auto schon die bessere Hinterradaufhängung mit Schraubenfedern statt dem etwas rumpeligen querliegenden Federstab.
Damals noch etwas Besonderes: Das Auto hatte eine Wisch-Intervallschaltung und Sicherheitsgurte (Automatikgurte mit Kopfstützen).
Für Technikinteressierte: Die vorderen Scheibenbremsen lagen bei den Vorgängermodellen ähnlich wie bei manchen Citroens innen am Getriebe/Differential. Audi verlegte sie dann nach außen an die übliche Position an den Rädern.
Das Zweikreisbremssystem war damals noch gar nicht bei allen Autos vorhanden. Audi hatte das bereits, aber bislang war das auf einen Bremskreis vorne und einen hinten aufgeteilt gewesen, ab diesem Modell waren die zwei Kreise der Bremshydraulik diagonal aufgeteilt.
Wenn ich mich recht erinnere, hatte der Wagen so knapp 2 Liter Hubraum und 115 PS.
Die Farbe mutete wie Orange an, hieß aber in VGA-Deutsch Berbergelb.
Mit diesem Auto zu fahren, war ein Traum.
Es war eines meiner ersten Autos und dann gleich so ein Schlitten! Allerdings hat der Bock auch satte 16 Liter Super verlangt und die Versicherung war für mich als Führerscheinneuling grauenhaft hoch.
Leider hat der Audi nicht so arg lange überlebt. Ich habe ihn durch Dummheit und Unachtsamkeit kaputtgefahren. Spätabends auf einer schlecht beleuchteten Straße ein am Straßenrand parkendes Auto übersehen…
So wahnsinnig viel war gar nicht kaputt an dem schönen Audi, aber ich konnte mir die Reparatur schlichtweg einfach nicht leisten.
Von einem Werkstattbesitzer bekam ich noch 500 Mark dafür, dann war er weg. Wahrscheinlich ist er repariert und dann für 2.500 Mark oder so verkauft worden.
Ich hatte ihn nur etwa ein Jahr. Schade drum, war eine geile Karre.
Das Einzige, das mich immer gestört hat, war das Kaltstartverhalten. Im Winter war der Audi 100 nur mit einem Starthilfespray zum Anspringen zu überreden. Damals gab es ein Set, bestehend aus einer Dose Starthilfespray, einem 3 Meter langen dünnen Schlauch und einem Dorn. Mit dem Dorn machte man ein Loch in die Rückwand vom Handschuhfach und in die Luftfilter“pfanne“ Dann wurde die Spraydose im Handschuhfach platziert und mit dem Schlauch mit dem Luftfilter verbunden. So konnte man dem Motor die benötigte Gaseinspritzung geben, ohne die Haube öffnen zu müssen.
Insgesamt habe ich drei Audis gehabt. In einer weiteren Folge dieser Reihe, in der ich meine Autos vorstelle, beschrieb ich den VW-Polo, den wir mal hatten.
Dieser frühe VW-Polo war ja im Prinzip eine Fortführung des in Neckarsulm entwickelten Audi 50. Und so hatte auch mein Polo viele Audi-Teile, zumindest stand das überall drauf. Im Prinzip handelte es sich also um einen Audi 50 im VW-Branding.
Und dem Polo folgte ein Audi 80.
Dabei würde ich mich gar nicht mal als Audi-Fan bezeichnen. Wenn ich nach Autos schaue und mir spaßeshalber überlege, welches Auto ich mir anschaffen würde, kommt mir Audi nie in den Sinn.
Das liegt nicht daran, dass mir die Autos nicht gefallen, sondern vor allem am Preis. Die Autos sind ja bekanntermaßen richtig gut und dementsprechend teuer werden sie gehandelt. Ich habe prinzipiell fast ausschließlich gebrauchte Autos besessen. Und oft war ein guter Mercedes sogar günstiger zu bekommen als ein Audi.
Ein kleines bisschen spielt auch das Image dieser Marke eine Rolle. Wenn ich auf der Autobahn bedrängt und genötigt werde, kann ich fast sicher sein, dass es ein Audi Kombi in Silbergrau oder ein BMW ist.
Der Audi Avant (Kombi) ist das typische Vertreterauto und die Außendienstler haben es immer besonders eilig. Aufgrund ihrer Fahrerfahrung trauen sie sich oft mehr als andere Autofahrer, manchmal schießen sie dabei über das Ziel hinaus.
Lesen Sie alle Folgen von " Autos ":
- audi100gl: Audi
- audi-prospekt: Audi
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden