Wenn es um das Thema Benzinkosten geht, erhitzen sich die Gemüter. Der eine wird zum Sparfuchs, nutzt vielleicht sogar eine App, um immer zur günstigsten Tankstelle zu fahren. Der andere resigniert. Dabei ist das Thema ja nicht neu.
Wer in der Nähe einer Grenze wohnt, schielt möglicherweise auch auf die Spritpreise im benachbarten Ausland und fährt möglicherweise zum Tanken mal kurz „rüber“. Ich stamme aus dem Ruhrgebiet, das nicht so weit von Holland entfernt ist. Ich erinnere mich, dass meine Eltern ab und zu nach Holland (also korrekterweise in die Niederlande) fuhren, um dort zu tanken und das mit einem Einkauf zu verbinden. Kaffee, lange auch Butter und Tabakwaren waren dort immer günstig und es gab das eine oder andere Produkt, das bei uns nicht bekannt war (beispielsweise ewig lang Erdnussbutter).
Heute ist die Nutzung der eingangs bereits erwähnten Tankapps sehr verbreitet. Da wird einem immer in Echtzeit angezeigt, wo man günstig an Sprit kommt. Das können schon mal 10 Cent und mehr pro Liter sein, was bei einer durchschnittlichen Tankgröße von 70 Litern dann 7 Euro ausmacht, wenn denn der Tank ganz leer war.
War er das nicht, was ja meistens der Fall ist, dann verringert sich auch die Ersparnis.
Bei einem Durchschnittsverbrauch von 7,7 Litern kosten 100 Kilometer Fahrt rund 8,85 Euro (Benzinpreis 1,15 €/Liter). Bei höherem Verbrauch oder höheren Benzinpreisen können das schnell auch mal mehr als 10 Euro/100 km sein.
Man muss also, grob gerechnet, für 10 Kilometer Fahrt rund 1 Euro bezahlen. Das muss man dann noch ggf. 2 x in Abzug bringen, wenn man eine weiter entfernte günstige Tankstelle ansteuert.
Ich weiß, das ist flach gerechnet, soll aber nur verdeutlichen, dass Sparen unter Umständen auch mit Kosten verbunden ist und sich nicht immer alles so lohnt, wie es auf den ersten Blick aussieht.
Der Honk, der 35 Kilometer zur billigsten Tankstelle fährt, um dort 35 Liter 10 Cent günstiger zu tanken, der gibt möglicherweise 7 Euro fürs Fahren aus, um 3,50 Euro zu sparen. Und selbst, wenn er mit leerem Tank an der Billigtanke ankommt und volle 70 Liter vom günstigen Säftle in den Tank pullern läßt, hat er unterm Strich nix gespart, sondern nur unnötig Zeit verplempert.
Nun gibt es hier im Ort zwei bis drei für mich relevante Tankstellen. Die eine ist in einem etwas entfernteren Teilort und eine ARAL-Tankstelle. ARAL ist nach meinem Gefühl immer etwas teurer.
Die anderen beiden sind freie Tankstellen. Davon ist die eine direkt hier, wo ich wohne, und die andere an einem nahegelegenen Einkaufsmarkt. Die Tanke am Einkaufsmarkt ist die günstigere Tankstelle. So im Schnitt beträgt die Ersparnis 5 bis 7 Cent, manchmal sogar 10 Cent.
Da macht es halt die Menge.
Denn am Sprit kann so ein Tankstellenbetreiber nicht so viel verdienen. Das Meiste am Spritpreis sind sowieso die hohen Spritkosten und der gewaltige staatliche Anteil. Für einen hohen Gewinn der kleinen Pächter bzw. Tankstellenbetreiber bleibt da nicht viel Spielraum.
Und trotzdem tanke ich meist an der leicht teureren freien Tankstelle hier bei mir um die Ecke.
Warum mache ich das?
Ganz einfach: Die Tankstelle gehört einer Familie hier aus dem Ort. Das sind Mitbewohner derselben Ortschaft, Leute, die man kennt. An der Tankstelle arbeiten dann auch wieder andere Leute, die ebenfalls hier aus dem Ort stammen. Einige dieser Menschen sind mit meiner Frau zur Schule gegangen oder haben schon als Kind mit ihr gespielt.
Ich finde, es gehört sich einfach, diesen Menschen auch ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Und ich schätze auch das freundliche Gespräch mit ihnen. Außerdem geht der Tankstellenbesitzer auch in seine mittlerweile stillgelegte Werkstatt und sucht ein passendes Birnchen raus, wenn man mal „einäugig“ unterwegs ist.
Und wenn man mal seine Kohle vergessen hat, muss man sich nicht nackig ausziehen und die Geburtsurkunde als Pfand dalassen,
Jetzt mag manch einer sagen, dass ihm das Geld wichtiger ist. Ja, mag sein, hab ich Verständnis für…
Aber, wenn ich irgendwo was Essen gehe, dann gebe ich hinterher immer ein Trinkgeld. Ich gebe also freiwillig mehr aus, als ich müsste.
Und genau dasselbe tue ich, wenn ich -ohne Trinkgeld zu geben- an der klein bißchen teureren Tanke tanke.
Und noch ein Gedanke: So eine Tankstelle ist ja immer auch mehr als nur eine Tankstelle. Mittlerweile sind ja manche Großtankstellen zu wahren Einkaufsparadiesen und Snackbars geworden.
Das ist bei unserer kleinen Tankstelle jetzt nicht der Fall, aber so einige Sachen, wie Getränke, Süßigkeiten, Tabakwaren und Eis und Zeitschriften gibt es da auch. Gäbe es diese Tankstelle nicht, dann müssten viele Leute, die sich dort versorgen, weitere Wege in Kauf nehmen.
Für mich sind das alles gute Gründe, um nicht nur auf den Preis zu schielen.
- Tankstelle: Peter Wilhelm ki
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