Seit 1984 bin ich Modellflieger. Das wunderschöne Hobby führte mich und meine Kinder an dunklen, regnerischen Tagen in die Bastelbude und an schönen Tagen raus auf den Modellflugsportplatz. In filigraner Kleinarbeit entstanden unsere Modelle.
Besonders gerne erinnere ich mich an einen Tiger Moth Doppeldecker, den wir 1997 von Grund auf aus Holz selbst aufgebaut haben:
Für die etwas schlechte Bildqualität entschuldige ich mich. 1997 war die Digitalfotografie erstens noch nicht so toll und zweitens habe ich nur sehr kleine JPGs davon aufbewahrt.
Irgendwann gingen dann Beruf und Karriere vor, und das Modellfliegerhobby verstaubte. Die Modelle wurden verkauft, was an Technik noch da war, veraltete mit jedem Jahr mehr.
Jetzt, über 30 Jahre nach meinem Einstieg in das Hobby, kosten Modelle nur noch einen Bruchteil und die Technik ist viel weiter. Zum Selberbasteln habe ich nicht mehr so große Lust.
Also habe ich beschlossen, mir einen Quadcopter zuzulegen und damit etwas herumzufliegen.
Was ist ein Quadcopter Was ist eine Drohne?
In der Modellfliegerei galt und gilt das Fliegen eines Hubschraubers als besondere Kunst. Es ist nicht so leicht zu erlernen und zu beherrschen, wie das Fernsteuern eines Tragflächenmodells. Ein erfahrener Helikopterpilot sagte mir einmal, das Steuern eines Helis sei etwa so komnpliziert, als versuche man auf einem umgedrehten Eßlöffel ein Ei zu balancieren.
All diese Schwierigkeiten gab es nicht mehr, als durch sinkende Elektronikpreise und die Miniaturisierung die ersten Mini-Hubschrauber mit zwei gegenläufig drehenden Rotoren und Gyro-Unterstützung auf den Markt kamen. Das Helifliegen war auf einmal sogar für Kinder problemlos möglich.
Immer schon gab es aber auch Quadcopter, also Helis mit vier Rotoren (bzw. Multicopter mit x Rotoren).
Auch hier gibt es zwei Paare gegenläufig drehender Rotoren und eine aufwendige Elektronik, die das Steuern erleichtert.
Die aktuell im Handel angebotenen Quadcopter sind durchaus leicht zu fliegen, vor allem die mit GPS-Unterstützung.
Im Prinzip sind nur Start und Landung noch schwierig, aber bei besseren Modellen kann auch das vollautomatisch erfolgen.
Man muß sich bei der Bedienung nicht mehr mit unzähligen Hebeln auseinandersetzen, sondern man kann mit Fug und Recht sagen, daß die Bedienung fast so einfach ist, wie das Steuern eines Modellautos.
Moderne Quadcopter läßt man aufsteigen, sie halten dann allein Höhe und Position, sie kehren von allein zum Ausgangspunkt zurück und sie sind dank GPS auch in der Lage Routen abzufliegen.
Sie merken von allein, wann ihnen die Energie ausgeht, kehren rechtzeitig zum Ausgangspunkt zurück und landen dann selbsttätig. Bei noch besseren Ausführungen kann man alles das dank FPV (First Person View = in etwa: Eigenansicht) auf einem Monitor, Display oder Handy selbst im Bild verfolgen.
Und genau dann wird aus einem Quadcopter eine Drohne, wenn er eine eingebaute Kamera hat, die es theoretisch ermöglicht weitab von der eigenen Position zu fliegen. Der Pilot hat keine direkte Sicht auf das Fluggerät, sondern die eingebaute Kamera dient ihm als Auge. (Erlaubt ist in D allerdings nur das Fliegen, wenn man das Fluggerät ständig sieht und unter Kontrolle hat.)
Was kostet so eine Drohne / ein Quadcopter
Um es gleich vorweg zu sagen: Wer was Professionelle haben möchte, mit verwackelungsfreien Bildern, Liveübertragung und Bildern in einer Top-Qualität, der wird um die 1.000 € und mehr ausgeben müssen. Einfache Geräte ohne GPS zum Herumheizen oder für das Wohnzimmer gibt es schon ab 50 Euro. Grundsätzlich gilt: Wer mehr ausgibt, bekommt auch was Besseres.
Allerdings kann man auch weitaus günstiger, als für 1.000 € an eine gute Drohne kommen. Lies dazu weiter!
Voraussetzungen:
- der Quadcopter muß einfach zu fliegen sein
- das Modell muß sehr gut zu transportieren sein
- im Falle eines Falle muß es gut zu reparieren sein
- GPS muß mit an Bord sein
- eine Kamera mit Foto- und Videoaufzeichnung muß vorhanden sein
Alle diese Punkte scheinen diverse, recht große Quadcopter-Drohnen zu erfüllen, beispielsweise die Phantom-Reihe von DJI.
Allerdings: Mir blieb ja bald die Spucke weg, als ich bei Conrad sah, daß eine halbwegs gut ausgestattete Drohne deutlich um die 1.000,- € kostet.
Ich wäre ja bereit gewesen, so viel Geld zu investieren, aber muß es denn gleich so ein teures Modell sein?
Gibt es keine günstigere Alternative?
Die Antwort fand ich in einem YouTube-Video. In diesem Film stellte ein Amerikaner eine Minidrohne vor, die für gut 100 €, also nur ein Zehntel des vorher gehörten Betrags, das Gleiche zumindest ansatzweise können soll.
Es handelt sich um den Hubsan X4 H502E.
Diese GPS-Drohne kann man hier für nur 124,- € bestellen.
Der Karton, in dem die Drohne eintrifft, ist erstaunlich klein. „Na, ob das was ist?“, war mein erster Gedanke.
Nach dem Auspacken hat man eine Drohne, die Fernsteuerung, einen Beutel mit Kleinteilen und den Akku mit Ladekabel vor sich.
Eine Bedienungsanleitung ist natürlich auch mit dabei.
Die Drohne ist ebenfalls verblüffend kompakt.
Sie hat folgende Maße: 18,5 x 18,5 x 4,4cm und wiegt inkl. Akku 150g.
Das alles bekommt man geliefert:
– 1 x H502E X4 Desire Cam Quadcopter
– 1 x Akku (LI-PO 610mAh/ 7.4V)
– 1 x Aufladekabel
– 1 x 10-Kanal Fernsteuerung
– 8 x Propeller
– 8 x Schrauben
– 1 x Schraubenzieher
– 1 * Handbuch in Englisch
So fliegt der Hubsan X4 H602E
Du setzt den Akku in den Copter ein und verbindest die Kabel. Verstaue die Kabel und schließe die Heckklappe.
Einen Ein- und Ausschalter gibt es nicht.
Schalte die Fernbedienung ein und halte dabei den Foto-Button (links vorne) gedrückt. (Ich gehe davon aus, daß Du die Kompaß-Kalibrierung schon gemacht hast. Wie das geht, steht weiter unten.)
Jetzt lege die Drohne auf einen ebenen Untergrund. Achte darauf, daß keine Grashalme oder etwas anderes im Drehbereich der Rotoren sind. Warte nun, bis in der Anzeige der Fernbedienung wenigstens 6 Satelliten angezeigt werden.
Nun werden die Motoren scharfgeschaltet: Dazu bewegst Du gleichzeitig den linken Knüppel nach links unten und den rechten Hebel nach rechts unten.
Die Rotoren sollten jetzt mit geringer Drehzahl laufen.
Der erste Start geht ganz einfach: Ziehe einfach den linken Hebel zu Dir. Der Copter wird steigen. Wenn er etwa 3 Meter Höhe erreicht hat,
Lass den Hebel los, der Copter wird automatisch die Höhe halten.
Bei Windstille tut er das sehr genau, wenn es etwas windig ist, geht er um bis zu 50 cm rauf und runter.
Droht der Wind den Copter zu weit nach unten zu drücken, ziehe ihn einfach noch ein bißchen höher.
Übe nun die einzelnen Steuerbefehle ein. Keine Angst, der Copter kommt im Zweifelsfall automatisch wieder zurück!
Mit dem linken Hebel steuerst Du rauf und runter und die Drehung des Copters. Du bestimmst also, wie hoch er fliegt und ich welche Richtung seine Nase zeigt.
Mit dem rechten Hebel steuerst Du vorwärts und rückwärts und links und rechts.
Probiere erst den linken Hebel aus und ändere die Ausrichtung des Copters. Lass die Nase mal nach links und mal nach rechts drehen.
Als zweites probiere das Aufsteigen aus. Lasse den Copter mal auf 10-20 Meter Höhe steigen. Das macht er recht schnell.
Übe auch gleich mal das Herunterholen. Ziehe dazu am linken Hebel. Behalten den Copter im Auge. Wenn er wieder auf 2-3 Meter Höhe ist, probiere das automatische Landen.
Dazu drückst Du die rechte Taste vorne am Controller bis es piepst.
Es kann sein, dass der Hubsan nun erst einmal etwas steigt. Das ist kein Fehler, er nimmt quasi Anlauf zum Landen. Durch die gewonnene Höhe ist in bestimmten Situationen die Gefahr geringer, daß der Copter auf dem Rückflug mit Hindernissen kollidiert. Eine Hinderniserkennung hat der Quadcopter nämlich nicht.
In entsprechender Höhe sucht er sich nun anhand der GPS-Daten den Platz, an dem er gestartet ist. Dorthin kehrt er zurück und beginnt mit dem Abstieg.
Sei mutig und lasse ihn von alleine landen.
Wenn er den Boden berührt, entschärfe sofort die Motoren!
So werden die Motoren entschärft: Dazu bewegst Du wieder gleichzeitig den linken Knüppel nach links unten und den rechten Hebel nach rechts unten.
Wenn Du über Gras landest und die Halme etwas höher sind, schadet es der Drohne nicht, wenn Du sie schon in ca. 15-20 cm Höhe entschärfst und ins Gras fallen läßt.
Das ist allemal besser, als wenn die Rotoren durch das Gras blockiert werden.
Hast Du was gemerkt?
Dank der GPS-Funktion mußt Du selbst gar nicht viel können. Der Hubsan X4 nimmt Dir die meiste Arbeit ab.
Du hast noch Saft genug für einen zweiten Flug, wenn noch wenigstens 2 Balken auf der Akkuanzeige im Display des Controllers zu sehen sind.
Das linke Batteriesymbol ist für den Controller selbst, das rechte zeigt Dir den Ladezustand des Akkus in der Drohne.
Thema Akku:
Der LI-PO-Akku hat 610 mAh und liefert 7,4 Volt. Mit nur 619 mAh kann man leider nur 12 Minuten fliegen. Ohne Videoaufnahme und bei moderatem Fliegen sind auch mal 15 Minuten drin.
Einen schwereren und damit leistungsfähigeren Akku kann man nicht verwenden, er passt nicht und würde die Drohne auch zu schwer machen.
Da die Akkus sehr günstig sind, empfehle ich, gleich ein Doppelpack extra dazu zu bestellen und die dann vorhandenen 3 Akkus mit zum Fliegen zu nehmen.
Tipp:
Besorge Dir Klett-Kabelbinder. Mache um jeden leeren Akku immer einen dieser Klettkabelbinder herum. So kannst Du wirkungsvoll verhindern, daß Du aus Versehen mal einen leeren Akku nochmals in den Copter steckst! Du kannst die Akkus auch anders kennzeichnen. Aber kennzeichne immer nur die leeren! Mach Dir das zur festen Regel, dann kann nichts schiefgehen.
Warum nur die leeren so markieren? Weil die Akkus mit einer Bauchbinde nicht mehr in den Copter passen.
Was passiert, wenn ich mit leerem Akku starte? Im Zweifelsfall fällt die Drohne runter und ist entweder weg oder kaputt.
Passende Kabelbinder bekommst Du ganz billig hier:
Kauf Dir die Dinger, Du wirst Sie überall, auch m Fernseher oder Computer gerne einsetzen, um die Kabel zu organisieren.
Die passenden Ersatzakkus mit einem Y-Kabel, damit man beide Akkus laden kann, gibt es hier ganz billig zu kaufen:
Zum Aufladen ist kein Ladegerät dabei. Dafür paßt das Ladekabel, das auch die LI-PO-Ladeelektronik enthält, in jedes USB-Handy-Ladegerät. Man kann den Akku auch an einem USB-Anschluß vom PC usw. aufladen. Die Ladezeit beträgt laut Handbuch 120 Minuten. Tatsächlich ist der Akku aber in 45-60 Minuten voll.
Während des Ladevorgangs blinkt eine rote LED am Ladegerät, danach zeigt sie Dauer-Rot. Dann sollte man das Ladekabel aber auch abziehen, um ein Überladen zu vermeiden.
Thema headless-mode
Was der headless-mode ist, habe ich in diesem Artikel hier genau erklärt:
//dreibeinblog.de/quadcopter-drohne-was-ist-der-headless-mode/
Nun ist man sich etwas uneinig, ob der Hubsan X4 H502E diesen headless mode beherrscht oder nicht.
Das liegt daran, daß diese Funktion eine reine Softwaresache ist.
In einem amerikanischen YouTube-Video schaltet der Youtuber ganz begeistert bei diesem Modell den headless mode ein.
Ich habe zwei Testmodelle vorliegen, bei einem läßt er sich einschalten, beim anderen nicht.
Allerdings ist weder in der Produktbeschreibung, noch auf der Schachtel und erst recht nicht in der Anleitung vom headless mode die Rede, er wird also auch nicht versprochen oder angepriesen.
Um auszuprobieren, ob das Modell das kann, muss man den linken Steuerhebel kurz hineindrücken.
Lies auch den Artikel über die FPV-Version dieser Drohne:
Kamera Foto und Video
Der Quadcopter hat vorne in der Nase eine Kamera mit einer 720er Auflösung eingebaut.
An der Unterseite gibt es einen Einschub für eine Micro-SD-Karte. Diese wird nicht mitgeliefert. Entweder hast Du schon eine, oder Du mußt Dir eine bestellen.
Hier kannst Du eine 16 GB Karte bestellen. Ich habe die gleiche und kann bestätigen, daß diese Karte im Copter funktioniert. Vor allem ist ein Adapter für den PC dabei.
Mit der eingebauten Kamera kann man auf Knopfdruck entweder Fotos oder Videos aufnehmen.
Ganz wichtig: Vor dem Abstöpseln des Drohnen-Akkus mußt Du die Videoaufnahme beenden, sonst wird die Datei nicht zu Ende geschrieben und ist nicht lesbar!
Die Bilder, die die kleine Kamera liefert sind beeindruckend.
Sie sind beeindruckend, weil sie von sehr weit oben kommen und weil der Quadcopter nicht viel kostet.
Aber von einer tollen Qualität kann man nicht sprechen.
Hier mal zwei Beispiele:
Man sieht deutlich, daß das zwar dem Namen nach HD ist, aber in Wirklichkeit dann doch eher eine schwache Qualität darstellt.
Da kann man allerdings für 120-130 € auch nicht mehr erwarten.
Die Kamera ist fest in der Drohne eingebaut. Diese ist durch Wind und Flugbewegungen ständig Schwankungen ausgesetzt. Das zeigt sich dann auch im Video. Beim Betrachten kann man seekrank werden. Größere und auch teurere Drohnen haben einen sogenannten Gimbal, eine Vorrichtung, die jegliche Bewegungen eliminiert. Damit aufgenommen Bilder schweben regelrecht und wackeln nicht mehr (so stark).
Ist die Kamera nun schlecht oder nicht?
Nein, sie ist nicht schlecht. Das darf und kann man nicht sagen. Je höher man fliegt, umso beeindruckender sind die Aufnahmen und der anfängliche Aha-Effekt ist riesengroß.
Für jedermann, der nicht viel Geld ausgeben will und eine Flugdrohne mit Foto- und Videofunktion möchte, ist diese Drohne absolut gut geeignet.
Ernsthafte Filmaufnahmen oder Fotos kann man damit aber nicht machen.
Wer Videofilmer ist, der kann aber gut Drohnenaufnahmen mit den Aufnahmen seiner normalen HD- oder 4K-Kamera zusammenschneiden.
Und noch ein Gedanke:
Die Videofunktion kostet Strom. Man sollte also sparsam damit umgehen, das verlängert die Flugzeit um einiges.
Fazit
Die Quadcopter-GPS-Drohne Hubsan H502E ist ein tolles Fluggerät.
Jeder Anfänger kommt damit sofort zurecht. Vor allem die Funktion „Altitude-Hold“, die die Drohne nach dem Starten von alleine ihre Höhe halten läßt, macht es so einfach.
Im Zweifelsfall muß man einfach nur alle Hebel loslassen. Das Ding fällt nicht vom Himmel.
Auch das gefühlvolle Landen will gleich gelingen. Das ist mit dieser Drohne keine Kunst.
Für nur 120-130 Euro bekommt man eine voll funktionsfähige GPS-Drohne. Das muß Hubsan erstmal jemand nachmachen.
Sie kann auch bei etwas bockigen Windverhältnissen noch draußen geflogen werden. Bei starkem Wind neigt sie zum Pumpen und driftet. Hier machten sich dann das geringe Gewicht und die geringe Größe bemerkbar.
Der Hersteller empfiehlt die Drohne ab 14 Jahren. Das kann ich bestätigen. Die Drohne animiert nicht zum verrückten Herumheizen, sondern macht viel mehr Spaß, wenn man sie elegant und mit weniger Geschwindigkeit ausfliegt.
Ich gebe eine volle Kaufempfehlung.
Sicher, man muß in vielen Punkten im Vergleich zu größeren Drohnen Abstriche machen, aber hey, das Ding kostet nur ein Zehntel!
Diese GPS-Drohne kann man hier für nur 124,- € bestellen.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden