„Wer heute noch keinen Punkt in Flensburg hat, der hat entweder Glück gehabt oder behindert den fließenden Verkehr.“
Das sagte Jörg Pilawa, ARD-Dauerkampfwaffe im Einsatz an der rentnerbelullenden Heimatfront am Rande der Verleihung des „Goldenen Lenkrads 2014“ in die Mikrophone und Kameras der ARD (ARD-Morgenmagazin, 12.11.2014, 06:45 h)1.
Man nimmt das so hin, es ist eines der üblichen unüberlegten und vielleicht durch ein Glas Sekt beeinflußten Statements, die Prominente in solchen Fällen gerne mal absondern.
Aber man sollte sich das mal auf der Zunge zergehen lassen!
Herr Pilawa äußert nämlich im Umkehrschluß die These, daß man heutzutage nur dann kein Verkehrshindernis ist, wenn man die Verkehrsregeln bewußt übertritt. Gemeint sein kann, so ist mit Sicherheit anzunehmen, nur die Übertretung der Geschwindigkeitsbegrenzung. Wer sich an die Regeln hält und keine Punkte kassiert, ist nach Ansicht des Quiz- und Showmasters ein Verkehrshindernis.
Lächelnd gibt Jörg Pilawa diesen Stuß preis und meint vielleicht sogar, etwas besonders Cleveres und allgemein für richtig Gehaltenes geäußert zu haben.
Ist ja klar, wer den Rasern und Dauerüberholern auf der Straße, sprich auf der Autobahn, im Weg ist, der ist ein Hindernis, auch dann, wenn er sich regelkonform verhält und darauf achtet, die Vorschriften einzuhalten.
Ich gebe es zu, mich nerven die vielen 120-er Beschränkungen auch manchmal, die man neuerdings so gerne auf niegelnagelneuen Autobahnteilstücken einführt, um die vom Bauunternehmer für die Fahrbahndecke gegebene Garantie zu verlängern.
Kaum hat man mal auf einem freien Stück etwas Schwung geholt und die 100+ PS können mal ihre Kraft entfalten, kommt schon wieder so eine 120-Begrenzung oder eine dieser vielen Baustellen.
Ist manchmal nervig, ist manchmal zum Kotzen, ich kenne das.
Man möchte auch meinen, daß viele dieser Regelungen fast schon willkürlich oder in vorauseilendem Gehorsam eingerichtet wurden.
Dennoch: Diejenigen, die dafür verantwortlich zeichnen, müssen sich ja irgendwas bei diesen Beschränkungen gedacht haben. Kein Mensch weiß, wie viele und welche dieser Einschränkungen überflüssig sind, es sind auf jeden Fall eine Menge darunter, die durchaus sinnvoll sind. Diese Geschwindigkeitsbeschränkungen retten Leben, denn Hauptunfallursache Nummer Eins ist immer noch die Raserei.
Mehr aber noch als die manchmal als unnötig empfundenen Geschwindigkeitsbegrenzungen nerven mich aber die Fahrer, die dicht auffahren, mit Lichthupe oder eben das sehr enge Annähern drängeln und vogel- oder Stinkefingerzeigend und kopfschüttelnd an einem vorbeirauschen, obwohl man sich ordentlich an die Verkehrsregeln hält.
Jemanden, der sich an die Regeln hält, die geschaffen wurden, um ein reibungsloses Miteinander zu ermöglichen, Unfälle zu vermeiden und Leben zu retten, als Verkehrshindernis hinzustellen, deutet auf einen nicht adäquaten Charakter hin.
Und wer charakterlich nicht zum Führen eines Fahrzeuges geeignet ist, oder auch nur Anzeichen dafür zeigt, der sollte sich und seine möglicherweise aggressive Fahrweise bei einer Medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) einmal überprüfen lassen.
Dabei spielt es keine Rolle, ob man nur ein gesteigertes Aggressionspotential hat, oder ob man sich für so viel wichtiger als die Normalbürger hält, um schneller fahren zu wollen, als es erlaubt ist.
Wer meint, nur diejenigen, die wegen der Übertretung von Verkehrsregeln schon mit Flensburger Punkten verwarnt wurden, seien keine Verkehrshindernisse, der ist entweder blöd, für den Verkehr nicht geeignet oder buhlt auf ganz niedrigem Niveau um die Sympathie gleichgesinnter Raser.
Herr Pilawa, da haben Sie sich ein schönes Kuckucksei selbst gelegt! Gehen Sie zur MPU!
1Wiedergegeben wie gehört.
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