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Früher war sogar die Werbung schöner

Spargelkochen

Wenn Du vor 1975 geboren wurdest, wird es Dir so ähnlich gehen wie mir (*1959) und vielen anderen. Wenn man ferngesehen hat, kam nur zwischen 18 Uhr und 20 Uhr Reklame. Eingebettet in das Vorabendprogramm (Intermezzo) gab es feste Werbeblöcke. Das war’s.

Man hat sich als Kind sogar ein bißchen auf die Werbung gefreut, schließlich kamen da die lustigen Zeichentrickfiguren zwischen den einzelnen Werbespots. Im Süden das Pferdle und das Äffle, im ZDF die Mainzelmännchen und beim WDR die unsäglichen Ute, Schnute, Kasimir…
Außerdem erfuhr man durch die Reklame, was es so alles Neues gibt. Oft genug waren ja Süßigkeiten und Spielzeug dabei.

Die Evolution der Fernsehwerbung: Ein Blick auf die Veränderungen und Auswirkungen

Doch das änderte sich in den 1980er-Jahren. Da wurde das private, werbefinanzierte Fernsehen zunehmend eingeführt. Bis dahin gab es ja in Deutschland im Wesentlichen nur zwei Sender, auf denen Unternehmen Werbung schalten konnten: die ARD und das ZDF. Das änderte sich also grundlegend mit dem Aufkommen von Sendern wie RTL und SAT1. Diese neuen Sender veränderten die Medienlandschaft nicht nur in Bezug auf das Programmangebot, sondern auch hinsichtlich der Werbestrategien und -intensität. Wir als Zuschauer mussten uns plötzlich an eine neue Realität gewöhnen, in der Fernsehprogramme regelmäßig durch Werbung unterbrochen wurden.

Werbung

Das Werbe-Bombardement: Eine Flut von Werbespots

Besonders interessant ist die schiere Menge an Werbespots, die heutzutage täglich über die Bildschirme flimmern. Viele Zuschauer sind sich der extrem hohen Anzahl der Ausstrahlungen nicht bewusst. Um eine Vorstellung zu geben: Allein das Unternehmen Procter & Gamble strahlt in einer Woche über 7000 Werbeclips aus. McDonald’s kommt auf über 2000 Werbeclips1. Diese Zahlen verdeutlichen das Ausmaß des Werbe-Bombardements, dem die Zuschauer ausgesetzt sind. Dabei handelt es sich nur um die Spots zweier Unternehmen – die Gesamtzahl aller Werbeausstrahlungen über alle Sender hinweg ist um ein Vielfaches höher. So ganz genau sagt das keiner, aber wenn man die rund 12 Minuten Werbung pro Stunde, die möglich sind, auf rund 250 TV-Sender hochrechnet, dann kommt man pro Woche auf eine Zahl von Werbespots, die in die Hunderttausende geht.

Wandel der Werbeinhalte: Dienstleistungen im Vordergrund

Was mir persönlich auch immer auffällt, ist die Verschiebung der beworbenen Inhalte. Früher wurden vor allem physische Produkte beworben, die man als Gegenstand kaufen konnte. Eine der wenigen Ausnahmen waren Versicherungen, wie die Allianz und die Hamburg Mannheimer. Heute dominieren Dienstleistungen und Internetdienste die Werbespots. Vergleichsportale wie Check24, Reisedienstleister wie Trivago und Jobbörsen wie Stepstone sind nur einige Beispiele für Unternehmen, die intensiv um die Aufmerksamkeit der Zuschauer buhlen. Diese Dienstleistungsanbieter haben erkannt, dass das Fernsehen ein mächtiges Werkzeug ist, um ihre Markenbekanntheit zu steigern und potenzielle Kunden zu erreichen.

Versteckte Werbung: Sponsoring und Einblendungen

Neben den klassischen Werbespots gibt es auch subtilere Werbeformate, die dem Zuschauer oft nicht so deutlich auffallen. Sponsoring von Sendungen unter dem Motto „präsentiert von“ ist weit verbreitet. Unternehmen nutzen diese Form der Werbung, um ihre Marke in einem positiven Umfeld zu platzieren und sich mit beliebten Fernsehsendungen zu assoziieren. Darüber hinaus gibt es Werbeeinblendungen vor und nach Programmhinweisen, Börsenmeldungen und Nachrichten, die ebenfalls dazu beitragen, die Präsenz einer Marke zu erhöhen, ohne dass der Zuschauer dies direkt als Werbung wahrnimmt.

Dauerfeuer der Werbung: Eine unaufhörliche Flut von Spots

Die Zeiten, in denen Werbespots in engen Blöcken im Vorabendprogramm gepresst wurden, sind längst vorbei. Heute ist das Fernsehen einem Dauerfeuer von Abertausenden von Werbespots ausgesetzt. Diese Entwicklung hat verschiedene Auswirkungen auf die Zuschauer. Einerseits führt die ständige Unterbrechung der Programme durch Werbung zu Frustration und Unzufriedenheit. Andererseits kann die hohe Frequenz der Werbespots dazu führen, dass die Werbebotschaften weniger effektiv werden, da die Zuschauer beginnen, die Spots zu ignorieren oder sich während der Werbepausen anderen Aktivitäten zuzuwenden.

Fazit

Die Einführung des privaten Fernsehens in den 1980er-Jahren hat die Art und Weise, wie Werbung im Fernsehen geschaltet wird, grundlegend verändert. Die Anzahl der Werbespots ist explodiert, und die Inhalte haben sich von physischen Produkten zu Dienstleistungen verschoben. Zudem nutzen Unternehmen zunehmend subtile Werbeformate, um ihre Markenpräsenz zu erhöhen. Für die Zuschauer bedeutet dies ein ständiges Bombardement mit Werbung, das sowohl zu Frustration als auch zu einer möglichen Abstumpfung gegenüber Werbebotschaften führen kann. Die Fernsehwerbung hat sich in ein Dauerfeuer verwandelt, das die Zuschauer rund um die Uhr erreicht.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 1. Juli 2024

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