Radfahrer sind ja im Prinzip gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer. Ich fahre mitunter auch munter Rad und freue mich, wenn sich die anderen Verkehrsteilnehmer so verhalten, daß ich eine Chance habe, heil und lebend am Ziel anzukommen.
Dazu trage ich als Radfahrer aber auch einiges bei. Ich versuche mich so zu verhalten, daß ich kein Verkehrshindernis bin, damit Autofahrer nicht zu waghalsigen Überholmanövern gezwungen werden, wenn sie hinter mir die Geduld verlieren. Wo immer es geht, benutze ich die vorhandenen Radwege, da fühle ich mich am sichersten. Ich halte mich weitestgehend an die Verkehrsregeln, die kenne ich ja als Autofahrer sowieso sehr gut, warum also sollte ich mich als Radfahrer beispielsweise an einer roten Ampel anders verhalten?
Natürlich empfinde ich, wenn ich als Radfahrer unterwegs bin, daß manche Autofahrer sich rücksichtslos verhalten und mich als Radfahrer gefährden. Aber dem beuge ich vor, indem ich gut aufpasse, mich defensiv verhalte und vorausschauend fahre. Es sind dies die Autofahrer, die sich mir gegenüber auch dann rücksichtslos verhalten, wenn ich mit dem Auto, dem Handkarren oder auf meinem Bobby-Car unterwegs sein würde.
Wenn ich im Straßenverkehr unterwegs bin, egal nun, ob als Rad- oder Autofahrer, sehe ich diesen permanenten Kleinkrieg, wie er von vielen Radfahrern behauptet wird, zwischen Radlern und Autofahrern nicht.
Ich sehe nur absolut rücksichtlose Radfahrer. Gerade jetzt, wo sich die Sonne vermehrt am Himmel zeigt und das schöne Wetter zum Fahrradfahren einlädt, sind hier in unserer Neckargemeinde hunderte von Radltretern unterwegs. Oft treten sie im Rudel auf, was an sich schon schlimm genug ist, denn dann haben sie es verlernt, daß es so etwas wie ein Rechtsfahrgebot auf unseren Straßen gibt und fahren wie selbstverständlich zu zweit, zu dritt oder gar straßensperrend zu fünft nebeneinander.
Als Autofahrer bist du dann gezwungen, gaaaanz langsam hinter denen her zu tuckern, bloß nicht zu dicht auffahren und schon gar nicht so etwas tun, wie den Motor etwas bemühen, denn sobald der widerwärtige Automobilist auch nur den Anschein einer Annäherung macht, müssen sich die Radler im Zweisekundentakt umdrehen, nach dem Auto schauen und geraten dabei auf ihren mühsam bewegten Drahteseln ins Schwanken, bis sie dann irgendwann vor lauter Zurückschauen vorne mit dem schwankenden, flatternden Vorderrad am Bordstein entlangschrammen und endlich kollektiv zum Stillstand kommen.
Fährt man dann vorbei, schüttelt das ganze Kollektiv erbost die Fäuste und fühlt sich fürchterlich bedrängt.
Noch schlimmer sind die Gänselschnüre. Vorne der Papa auf dem Mountainbike, zwischendrin drei bis fünf halbgare Gänselkinderlein und hintendran die etwas fettärschig gewordene Ferkelglucke als treibende und sichernde Nachhut. So ein „Schnürl“ ist offensichtlich von sämtlichen Verkehrsregeln vollkommen befreit. Es scheint, als hätten diese Familienkampfverbände Sonderrechte wie einst Militärkolonnen, Beerdigungszüge oder kirchliche Prozessionen. Seit man aber Tote lieber schnell entsorgt, unser verbliebenen 2.000 Soldaten im Kosovo und in Afghanistan sinnentleert verheizt werden und Kirchen sich sowieso nicht mehr auf die Straßen trauen, ist das Marschieren in geschlossenem Kampfverband eben den Gänselschüren vorbehalten.
Ob es nun eine rote Ampel gibt, eine Seitenstraße mit Vorfahrt, andere Verkehrsteilnehmer…, alles das spielt überhaupt keine Rolle. Papagans fährt voraus, die Rotte der rollenden Ferkel folgt ihm und hintendran verliert die behelmte Mutterglucke fast die Nerven, weil die zweieinhalbjährige Luise mit ihren Stützrädern nicht voran kommt. Da sperrt man quasi ganze Straßen, ja Ortschaften, wenn man unterwegs ist, fährt als lebendes Verkehrshindernis auch mal komplett nebeneinander, nur um es den bösen Autofahrern zu zeigen. Die können warten, jetzt fahren wir als Familie Rad und wer es wagt, etwas dagegen zu sagen, daß wir mit 7 km/h in halsbrecherischen Sonderaktionen auch Zebrastreifen radelnd überqueren, unsere Kinder ohne zu Schauen zwischen parkenden Autos auftauchen lassen und gerne auch mal mitten auf der Fahrbahn fahren, obwohl da ein niegelnagelneuer Radweg wäre, ja der ist schlicht und ergreifend kinderfeindlich.
Das alles wird nur noch von der Fettl überboten. Eine Fettl muß nicht immer fett sein, sie kann auch schon ganz dünn, mager und knochig sein, Hauptsache sie ist alt. Solche Fettln fahren mit dem Fahrrad mindestens zweimal täglich zum Einkaufen und dreimal täglich auf den Friedhof.
Für sie ist das Fahrradfahren einerseits eine Art der Fortbewegung, andererseits aber auch Kommunikation und Transport.
Am Fahrradlenker kann man bis zu 46 Stoff- und Plastikbeutel anhängen, was ja bekanntermaßen das Lenken nahezu unmöglich macht. Aber das ist bei der Fettl nicht schlimm, die lenkt sowieso nicht. Sie beschränkt ihre Fortbewegung auf dem Fahrrad auf die geraden Stücke, Kurven und Lenkmanöver läßt sie aus.
Kommt die Fettl nach einem Stück gerader Fahrt an eine Abbiegung, so beginnt sie schon etwa 200 Meter vorher mit dem Lenker zu wackeln und die Trittfrequenz an der Pedalkurbel erstirbt bis auf drei Umdrehungen pro Stunde. Man wartet eigentlich fast darauf, daß die Alte in der nächsten Sekunde tot vom Radl fällt.
Aber die ist nicht tot, die wackelt nur. Irgendwann, die Abbiegung ist fast erreicht, hebt die Fettl ihren sattelgeformten Arsch vom Sattel und steht auf den Pedalen. Und dann kommt ein Kunststück, das sowieso nur badische Omas beherrschen: Sie heben, auf den Pedalen stehend, den rechten Fuß vom rechten Pedal, schwingen ihn auf das linke Pedal, während sie gleichzeitig mit dem linken Fuß abspringen und auf der Straße landen. Dabei gerät das Fahrrad in gefährliche Schieflage, aber die Fettl, tänzeln erstaunlich geschickt neben dem überladenen und schwankenden Drahtesel her, um die letzten Schritte bis zur Kurve oder Abbiegung neben dem Rad laufend zurückzulegen. Dann schieben sie das Rad um die Ecke, denn lenken können sie ja aus den oben genannten Gründen nicht.
Anschließend folgt das Aufsteigen und die Wiederaufnahme der wackeligen Fahrt in umgekehrter Reihenfolge, ein abenteuerlicher akrobatischer Akt, für den russische Zirkuskinder lange Jahre üben müssen, den Neckarweiber aber mit in die Wiege gelegt bekommen.
Fehlt noch jemand? Ja sicher, es fehlen noch drei.
Das ist einmal der waghalsig blöde bunte Königspapagei, der sich bei schönem Wetter in ein möglichst buntes Radlertrikot zwängt und mit seinen häßlichen Storchenbeinen ein nur anderthalb Kilo schweres Titancarbonrad aus dem Weltall vorwärtstritt. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 300 km/h zischt er zwischen den Autos hindurch, hält an keiner Ampel und lebt fröhlich, aber sehr gefährlich.
Etwas gefährlicher lebt nur noch der gelangweilte Freihandfahrer, der oft auch mit einem Schulranzen bewaffnet ist und der oft ebenfalls im Rudel vorkommt. Merke: Triffst Du als Autofahrer auf radelnde Schulkinder, so bedenke, daß es sich um eine Generation handelt, die ihrer zukünftigen Entwicklung keinerlei Bedeutung beimisst. Und genau so lebensmüde verhalten die sich auch.
Kommen wir zuletzt zu denjenigen Idioten unter den Radlern, die mit einem ganz normalen Fahrrad nicht zufrieden sind. Sie bewegen sich auf Liegefahrrädern, Hochrädern oder Einrädern vorwärts. Das ist weder stabil oder sicher, aber es sieht wenigstens scheiße aus.
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