Neulich auf der Webseite der Telekom. Und dann steht es da. Unvermittelt, ohne jede sprachliche Notwendigkeit: „Neukund*in“. Ein Wort, das aussieht, als sei es in einem schlechten Linguistik-Labor bei einem missglückten Experiment entstanden.
Man kann über vieles streiten. Über Tarife. Über Service. Über Warteschleifenmusik. Aber dieses Sternchen – dieses kleine orthografische Stolperhindernis – ist mehr als nur ein Zeichen. Es ist das Symbol einer Sprachverirrung, die lange Zeit mit erstaunlicher Ernsthaftigkeit betrieben wurde.
Gendern als säkulare Ersatzreligion
Das sogenannte Gendern hat sich über Jahre hinweg wie eine pseudo-religiöse Überhöhung der Sprache angefühlt. Wer mitmachte, galt als moralisch überlegen. Wer es nicht tat, stand schnell unter Verdacht, rückständig, unsensibel oder gar verdächtig zu sein. Sprache wurde zum Bekenntnis, das Sternchen zum kleinen Glaubenssymbol.
Man genderte nicht, weil es sinnvoll war. Man genderte, weil man es sollte. Vorauseilender Gehorsam nannte man das früher. Heute nennt man es „Haltung zeigen“.
Seit das rot-grüne Ampel-Zeitalter in der Bundesregierung Geschichte ist, ist auch etwas anderes bemerkenswert: Das Gendern ist fast lautlos verschwunden. Kaum jemand macht es noch. Kaum jemand vermisst es. Es wirkt im Rückblick wie ein modischer Zwang, dem man sich eine Zeitlang unterworfen fühlte, um dazuzugehören.
Der Einfluss auf reale Ungleichheit: gleich null
Besonders unerquicklich ist die Behauptung, das Gendern habe einen messbaren Einfluss auf reale Benachteiligungen von Frauen. Dafür gibt es – bei aller Mühe – keinen belastbaren Nachweis. Lohnungleichheit verschwindet nicht durch Sternchen. Karrierehemmnisse lösen sich nicht durch Sprechpausen auf. Gewalt, Diskriminierung und strukturelle Ungleichheiten lassen sich nicht wegdeklinieren.
Das Gendern verändert vor allem eines: den Sprachfluss. Es macht Texte sperrig, mühsam, künstlich – und häufig lächerlich.
Das Beispiel „Kund*in“ – Ein sprachlicher Offenbarungseid
Kaum ein Beispiel zeigt die innere Absurdität dieser Sprachakrobatik so deutlich wie das Wort „Kund*in“.
Zur Erinnerung, wie Sprache bislang funktionierte – und zwar problemlos:
- der Kunde – männlich
- die Kundin – weiblich
- die Kunden – Plural, geschlechtsneutral im Sinne der deutschen Grammatik
Völlig verständlich. Völlig eindeutig. Völlig unproblematisch.
Nun aber kommt der Gender-Eifer ins Spiel. Die maskuline Form sei angeblich „nicht inklusiv genug“. Also müsse man etwas anhängen. Und was geschieht? Man schneidet dem Wort kurzerhand den Kopf ab. Aus dem Kunden wird ein „Kund“. Das Sternchen übernimmt die Rolle des sprachlichen Skalpellmessers.
Ironischerweise passiert hier genau das, was Gender-Befürworter der traditionellen Sprache vorwerfen: Eine Form wird ausgelöscht. Der Kunde verschwindet. Übrig bleibt ein sprachlicher Torso, der grammatikalisch nie existiert hat.
Wenn man schon konsequent sein wollte – rein logisch, wohlgemerkt –, müsste es „Kunde*in“ heißen. Aber Logik war noch nie die Stärke ideologisch motivierter Sprachregelungen.
Sternchen als Denkverweigerung
Das Sternchen ist kein Fortschritt. Es ist ein Platzhalter für fehlende Argumente. Es signalisiert weniger Sensibilität als vielmehr Gesinnung. Wer es benutzt, möchte nicht präziser sprechen, sondern sich sichtbar positionieren.
Und genau deshalb wirkt es heute so unerquicklich altmodisch. Wie ein moralischer Modeartikel aus einer vergangenen Saison. Ein Accessoire, das plötzlich niemand mehr trägt, weil es nie wirklich gepasst hat.
Fazit: Sprache braucht Klarheit, keinen Kult
Sprache ist ein Werkzeug. Kein Beichtstuhl. Kein Erziehungsinstrument. Kein moralischer Pranger. Sie lebt von Verständlichkeit, Eleganz und gemeinsamer Übereinkunft.
„Neukund*in“ erfüllt keines dieser Kriterien. Es stolpert, es irritiert, es entstellt. Und es sagt mehr über den Zustand der Institution aus, die es benutzt, als über die Menschen, die damit angesprochen werden sollen.
Vielleicht wäre es an der Zeit, wieder zu einer einfachen Erkenntnis zurückzukehren: Gleichberechtigung entsteht nicht durch Sternchen, sondern durch Taten. Und gute Sprache entsteht durch Klarheit – nicht durch Kastration.
Bildquellen:
- kundin_800x500: Peter Wilhelm Screenshot Telekom.de
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