{"id":400,"date":"2006-10-06T09:15:07","date_gmt":"2006-10-06T07:15:07","guid":{"rendered":"http:\/\/dreibeinblog.de\/sauerbraten\/"},"modified":"2012-11-26T20:12:26","modified_gmt":"2012-11-26T20:12:26","slug":"sauerbraten","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dreibeinblog.de\/sauerbraten\/","title":{"rendered":"Sauerbraten"},"content":{"rendered":"

„Wie machst Du denn Sauerbraten?“, fragt die Allerliebste und betont dabei das ‚Du‘ ganz besonders. Dabei habe ich das sch\u00f6ne St\u00fcck Rindfleisch ganz normal in eine gro\u00dfe Glassch\u00fcssel gelegt und mit der Beize \u00fcbergossen. F\u00fcr die Beize hatte ich zuvor 1\/2 Liter Essig mit der doppelten Menge Wasser, einem P\u00e4ckchen Sauerbratengew\u00fcrz und dem Gem\u00fcse aufgekocht. So mache ich die Beize schon seit 30 Jahren. Zwei, drei Zwiebeln, zwei Karotten, etwas Lauch und ein kleines bi\u00dfchen Sellerie grob w\u00fcrfel und mit dem Essigwasser 10 Minuten aufkochen.<\/p>\n


\nIch hatte schon mal eine Diskussion mit meiner Schwiegermutter, die meinte, man d\u00fcrfe den Sud nicht heiss \u00fcber das Fleisch gie\u00dfen, aber ich mach das immer so.<\/p>\n

„So kann man doch keinen Sauerbraten einlegen, das kann doch kein Mensch essen“, sagt die Allerliebste entr\u00fcstet und stapft kopfsch\u00fcttelnd aus der K\u00fcche. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen und stapfe hinterher. Normalerweise bin ich hier in unserer Familie derjenige, der sich – trotz Leibesf\u00fclle und K\u00f6rpergr\u00f6\u00dfe – am leichtf\u00fc\u00dfigsten bewegt. Aber wenn ich so ein bi\u00dfchen in Rage bin, dann stapfe ich so, wie die Allerliebste es mit ihren, etwas zu gro\u00df geratenen F\u00fc\u00dfen, immer tut.<\/p>\n

„Und wie w\u00fcrdest Du den Sauerbraten einlegen?“, erkundige ich mich mit der gebotenen H\u00f6flichkeit.<\/p>\n

„Zuerst h\u00f6r mal auf, mir mit Deinem Sch\u00f6pfl\u00f6ffel vor dem Gesicht herumzufuchteln“, motzt mich die Allerliebste an, „dann k\u00f6nnen wir weiterreden.“<\/p>\n

Eine Frau, die jedes ihrer Worte mit ausladenden Handbewegungen zu unterstreichen pflegt (und sie macht viele Worte!), st\u00f6rt es, wenn ich mal (mit langgezogenem A) irgendeine Bewegung beim Sprechen mache…. Unversch\u00e4mtheit!<\/p>\n

Sie f\u00e4hrt fort: „Man setzt die Beize kalt an und sch\u00fcttet sie dann \u00fcber das Fleisch.“<\/p>\n

„Hmmm“, mache ich, \u00fcberlege kurz und sage dann: „K\u00f6nnte sein, dass das so auch geht, ich kenne es aber nur so wie ich es mache und au\u00dferdem steht es auch so auf der Packung vom Sauerbratengew\u00fcrz.“<\/p>\n

„Auf der Packung?“, kr\u00e4ht mich meine kleine Halbungarin sehr ungarisch an und stapft in die K\u00fcche. Ich hinterher. In der K\u00fcche h\u00fcpft sie vor meiner Anrichte herum und will wissen: „Wo ist sie, diese omin\u00f6se Verpackung, auf der das angeblich stehen soll.“ Dabei haben die drei W\u00f6rter ‚omin\u00f6se‘, ‚angeblich‘ und ’soll‘, eine ganz h\u00e4\u00dfliche, sp\u00f6ttische Note der Betonung.<\/p>\n

„Im M\u00fcll, ich habe die Verpackung schon in den M\u00fcll geworfen“, berichte ich wahrheitsgem\u00e4\u00df.
\n„Ach was?“, ist ihre einzige Reaktion, w\u00e4hrend sie mir ihren h\u00fcbschen langen Fingern den M\u00fcllbeutel durchsucht. Schnell hat sie die fragliche T\u00fcte gefunden und kann das Kleingedruckte nicht lesen, weil ihre Brille im Wohnzimmer liegt. Also nimmt sie die T\u00fcte mit und ich wende mich wieder meinem Fleisch zu.<\/p>\n

Wenig sp\u00e4ter komme ich ins Wohnzimmer. Von der T\u00fcte keine Spur. Die Allerliebste redet \u00fcber dies, plappert \u00fcber das; der Sauerbraten ist kein Thema mehr. Ich bin ja nicht rechthaberisch, aber die Sache mit der Beize l\u00e4\u00dft mir keine Ruhe. Deshalb frage ich: „Und, wie weit bis du mit deinen Ermittlungen gekommen?“<\/p>\n

„Was denn f\u00fcr Ermittlungen?“ (spitze Stimmlage)<\/p>\n

„Na, du wolltest doch nachsehen, was auf der Packung steht.“<\/p>\n

„Ach das.“<\/p>\n

„Ja und? Wie macht man denn nun Sauerbraten?“<\/p>\n

„Den kann man so oder so machen.“<\/p>\n

„Du gibst also zu, dass man ihn auch so machen kann, wie ich ihn mache?“<\/p>\n

„Musst du eigentlich immer Recht haben wollen, du Dreibein?“ (Schmollmund)<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

„Wie machst Du denn Sauerbraten?“, fragt die Allerliebste und betont dabei das ‚Du‘ ganz besonders. Dabei habe ich das sch\u00f6ne St\u00fcck Rindfleisch ganz normal in eine gro\u00dfe Glassch\u00fcssel gelegt und<\/p>\n

\"weiterlesen\"<\/a><\/div>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":12052,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[],"wp-worthy-pixel":{"ignored":false,"public":"1198cf1674324fa195e7ec8756f425a7","server":"vg03.met.vgwort.de","url":"https:\/\/vg03.met.vgwort.de\/na\/1198cf1674324fa195e7ec8756f425a7"},"wp-worthy-type":"normal","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/400"}],"collection":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=400"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/400\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/12052"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=400"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=400"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=400"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}