{"id":3456,"date":"2010-09-03T11:53:08","date_gmt":"2010-09-03T09:53:08","guid":{"rendered":"http:\/\/dreibeinblog.de\/bis-jetzt-lohnt-sich-flattr-nicht\/"},"modified":"2012-11-27T10:40:36","modified_gmt":"2012-11-27T09:40:36","slug":"bis-jetzt-lohnt-sich-flattr-nicht","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dreibeinblog.de\/bis-jetzt-lohnt-sich-flattr-nicht\/","title":{"rendered":"Bis jetzt lohnt sich flattr nicht"},"content":{"rendered":"

Die Idee von flattr<\/em> ist an sich gar nicht mal so schlecht. Man bietet einen Microbezahldienst an, bei dem die Teilnehmer (Leser) auf Buttons in Weblogs und Webseiten klicken k\u00f6nnen, um damit ihre (finanzielle) Anerkennung auszudr\u00fccken. Hierzu mu\u00df sich der Benutzer bei flattr<\/em> anmelden, wenigstens 2 Euro im Monat investieren und diese dann fleissig an gute Blogger verteilen. Nachdem sich flattr<\/em> selbst am Monatsende saftige 10% abgezogen hat (umsonst ist der Tod), bekommt der Blogger dann die Summe seiner flattr<\/em>-Klicks gut geschrieben.
\nKlingt irgendwie gut, hat aber doch einige Pferdef\u00fc\u00dfe, \u00fcber die das System insgesamt noch stolpern k\u00f6nnte.
\nEiner der gr\u00f6\u00dften Kritikpunkte ist von einem Leser des lawblogs<\/em> von Udo Vetter gut auf den Punkt gebracht worden:<\/p>\n

Leser Jonas meint dort n\u00e4mlich: <\/p>\n

Was mich von der Nutzung von Flattr abh\u00e4lt: Meines Wissens gibt es keine datenschutzfreundliche und nicht Personenprofile erstellene Aufladem\u00f6glichkeit.<\/p>\n

– Paypal von eBay in Luxemburg beh\u00e4lt sich in den Datenschutzbestimmungen vor, Kunden- und Transaktionsdaten in weitem Umfang an internationale Beh\u00f6rden, Auskunfteien und Adressh\u00e4ndler zu \u00fcbermitteln. Von einer Vorratsdatenspeicherung ist auszugehen.<\/p>\n

– Moneybookers sitzt im \u00dcberwachungs-Rekord- und Finanzkatastrophenland Gro\u00dfbritannien und erlaubt, wenn ich das richtig wei\u00df, nur \u00dcberweisung und Kreditkarte, dank Geldw\u00e4schegesetz beides personengebundene Zahlungen. Selbst anonyme \u00dcberweisungen durch Bareinzahlung, soweit \u00fcberhaupt m\u00f6glich, verbittet sich Moneybookers in den AGB.<\/p>\n

Als Auslandszahlungen unterfallen alle diese User-Zahlungen auch dem SWIFT-Abkommen und k\u00f6nnen von der US-Regierung in ihr Anti-Terror-Programm eingespeist werden, davon abgesehen, dass allein deutsche Banken Umsatzdaten mehrere Jahre lang vorratsspeichern und Profile erstellen und diese auch nutzen (auch wenn sie sie meines Wissens noch nicht verkaufen, das kommt erst noch). Mir klingelt noch die Emp\u00f6rung \u00fcber das Abkommen im Ohr, und doch scheint man sich ihm devot zu unterwerfen und l\u00e4sst sich freudig und ohne Not durchleuchten.<\/p>\n

Dabei fehlt es an anonymen Zahlungs- oder Aufladem\u00f6glichkeiten nicht: Es gibt Paysafecard (wird glaube ich sogar von der EU unterst\u00fctzt), es gibt Ukash, es gibt Microdollar, es gibt Bezahlung per Telefon usw. Wem Komfort wichtiger ist, der mag ja parallel weiter Kreditkarte & Co benutzen und auf die n\u00e4chsten Datenpannen, Hacking-Angriffe und Bankdatenank\u00e4ufe durch die deutschen Finanzbeh\u00f6rden zumarschieren.\n<\/p><\/blockquote>\n

Desweiteren werden von nahezu allen Beteiligten die recht hohen Kosten des Systems kritisch be\u00e4ugt. 10% sind ein Wort, da braucht man gar nicht lange herumdiskutieren. Nat\u00fcrlich verdient jede M\u00fche ihren Lohn, aber 10% sind happig. Die einen sagen nichts dar\u00fcber, weil sie als quasi bestellte Clacqueure aus Selbstantrieb nur die vermeintlich positiven Seiten propagieren, anderen ist es bislang schlichtweg egal, kommt doch durch flattr auf einmal Geld aus einem bislang nicht erwarteten Kanal ins Haus.<\/p>\n

Au\u00dferdem zeigen sich erste Erm\u00fcdungserscheinungen bez\u00fcglich des Geldflusses. Zwar beteuern einige noch, der Geldfluss sei \u00fcber die Monate stabil geblieben, jedoch kann man derzeit \u00fcberhaupt noch gar nicht sagen, wie sich das Flattrn entwickeln wird. Denn erst seit kurzer Zeit ist flattr aus der Beta-Phase heraus und somit jedermann zug\u00e4nglich.
\nDas bringt einen gro\u00dfen Zulauf neuer Nutzer, die alle fleissig 2,- Euro mindestens aufladen m\u00fcssen und nat\u00fcrlich nun auch schauen, wo und wie sie diese Flocken unter die Leute, sprich die Blogger, bringen. Ob sie dann \u00fcber Monate hinaus jeweils mit 2 Euro dabei sein werden? Das wird sich erst zeigen.<\/p>\n

Dann lockt der Boom nat\u00fcrlich auch immer mehr Blogger und Seitenbetreiber an und die, das wird manchen erstaunen, m\u00fcssen zun\u00e4chst auch einmal obligatorische 2 Euro investieren, damit sie \u00fcberhaupt genommen werden und damit ihre Buttons zum Flattrn auch erhalten bleiben. So sind derzeit viele Leute unterwegs und flattrn was das Zeug h\u00e4lt. Tut man es n\u00e4mlich nicht, dann wird das zum Flattrn aufgeladene Guthaben f\u00fcr wohlt\u00e4tige Zwecke gespendet, weg ist es also in jedem Fall.<\/p>\n

Man mu\u00df sich das Flattr-Prinzip auch noch einmal ganz genau anschauen. Da zahlt also jemand 2 Euro ein. Im Verlaufe eines Monats klickt er 10 Artikel als besonders belohnungsw\u00fcrdig an. So wird also sein 2-Euro-Betrag exakt durch 10 geteilt und jeder Klick ist nur noch 20 Cent wert.<\/p>\n

Spielen wir das einmal an einem Beispiel durch.
\nSagen wir, in diesem Dreibeinblog hier g\u00e4be es zehn Fans, die bei Flattr mitmachen. Sie haben insgesamt 20 Euro bei flattr aufgeladen.
\nEs erscheint ein Artikel und alle 10 Teilnehmer finden den klasse und klicken den flattr-Button darunter.
\nSomit ist in diesem Moment jeder Klick exakt 2 Euro wert und ich w\u00e4re um 20 Euro reicher.
\nAm n\u00e4chsten Tag erscheint wieder ein Artikel und die zehn Leute sind wieder begeistert. Sie klicken erneut auf meinen flattr-Button unter dem Artikel und siehe da, ich bin immer noch genau bei 20 Euro Einnahme, denn nun hat jeder f\u00fcr sich bereits zweimal geflattrd und jeder Klick ist nur noch 1 Euro wert.
\nSo geht das nun bei 10 Artikeln und alle zehn User haben brav 10 mal geklickt.
\nSie glauben vielleicht, sie w\u00fcrden mir damit einen ganz besonders gro\u00dfen Gefallen tun, indem sie alles was ich so fabriziere mit einem Klick belohnen.
\nDoch leider teilt jeder Klick den Betrag immer weiter auf und bei zehn Klicks einer Person sind die 2 Euro schon nur noch 20 Cent wert.
\nBei zehn Artikeln, zehn Usern bleibt unterm Strich alles bei 20 Euro. Selbst wenn die unter hunderte von meinen Artikeln ihre Klicks setzen, kann niemals einer mehr als das bezahlen, was er bei flattr eingesetzt hat.<\/p>\n

Nun gut, das ist jetzt alles sehr „clean“ betrachtet und geht von der Annahme aus, diese Nutzer w\u00fcrden nur und ausschlie\u00dflich bei mir klicken. Das tun sie aber nicht, sie klicken auch in ganz vielen anderen Blogs, denn das ist ja gerade das Prinzip von flattr: teilen,teilen, teilen…
\nDamit werden aber auch die Klicks immer weniger wert.<\/p>\n

Bei einem Benutzer mit 2 Euro Guthaben sieht es so aus:<\/p>\n

1 Klick = 200 Cent
\n10 Klicks = 20 Cent
\n100 Klicks = 2 Cent
\n200 Klicks = 1 Cent
\n1000 Klicks = 0,1 Cent<\/p>\n

Das hat auch die „taz“ zu sp\u00fcren bekommen. Sie schreibt in einem Artikel<\/a>, da\u00df die taz.de-Texte nicht seltener angeklickt (geflattrd) wurden als im Vormonat, ja es ist sogar eine Zunahme der Klicks von 4% gez\u00e4hlt worden. Jedoch:<\/p>\n

Doch die Flattr-Klicks verloren deutlich an Wert: War ein Klick im Juli noch 26 Cent wert, waren es im August nur noch gut 22 Cent. Offenbar nahm im August die Zahl der Angebote, die Flattr als Bezahltool nutzen, schneller zu, als die Zahl der Flattr-User. Und so teilte sich das geflatterte Geld einfach st\u00e4rker auf. Wir sind ein wenig entt\u00e4uscht.<\/p><\/blockquote>\n

Man wird flattr noch eine Weile beobachten m\u00fcssen, um vielleicht in einem halben Jahr sagen zu k\u00f6nnen, ob sich das System \u00fcberhaupt f\u00fcr irgendjemanden, au\u00dfer nat\u00fcrlich f\u00fcr die Betreiber von flattr, gelohnt hat.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Die Idee von flattr ist an sich gar nicht mal so schlecht. Man bietet einen Microbezahldienst an, bei dem die Teilnehmer (Leser) auf Buttons in Weblogs und Webseiten klicken k\u00f6nnen,<\/p>\n