{"id":2392,"date":"2009-04-26T07:43:30","date_gmt":"2009-04-26T05:43:30","guid":{"rendered":"http:\/\/dreibeinblog.de\/der-kampf-mit-der-hartnackig-faulen-bestie\/"},"modified":"2014-02-11T13:27:11","modified_gmt":"2014-02-11T12:27:11","slug":"der-kampf-mit-der-hartnackig-faulen-bestie","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dreibeinblog.de\/der-kampf-mit-der-hartnackig-faulen-bestie\/","title":{"rendered":"Der Kampf mit der hartn\u00e4ckig faulen Bestie"},"content":{"rendered":"

Der Dackel: Liegt in seiner H\u00fctte und genie\u00dft den warmen Sonnentag, nur die Schnauze schaut etwas hervor und ab und zu zuckt die kleine schwarze Nase, weil sich eine hartn\u00e4ckig, l\u00e4stige Fliege immer wieder darauf niederlassen will. Es ist ein Fr\u00fchlingsidyll, die V\u00f6glein singen, das Ger\u00e4usch von Rasenm\u00e4hern liegt in der Luft.
\nDer Garten in dem die Hundeh\u00fctte steht, geh\u00f6rt Ehepaar Pospichiel und ist von einem Zaun umgeben.<\/p>\n

Ein Klappern durchbricht die Fr\u00fchlingsszenerie, der Brieftr\u00e4ger der ja keine Briefe mehr tr\u00e4gt, sondern in einer Karre vor sich herschiebt, also der Briefschieber versorgt die H\u00e4user in jener Stra\u00dfe mit frischer Reklame, Rechnungen und den verschwindend wenigen Privatbriefen und Postkarten, die noch verschickt werden. Als der Briefschieber sich dem in Rede stehenden Haus mit Garten n\u00e4hert, hebt der Dackel seinen Kopf und schiebt ihn soweit aus der Hundeh\u00fctte, da\u00df er sehen kann ob sich etwa ein gef\u00e4hrlicher Angreifer n\u00e4hert.<\/p>\n

Aber es ist nur der Briefschieber und der ist kein Angreifer, sondern ein Freund, der jeden Tag ein paar Br\u00f6ckchen Hundefutter als kleines Leckerli f\u00fcr jeden Hund auf seiner Strecke in der Tasche hat. So hetzt und rennt der Dackel, kaum hat er die gelbblaue Uniform des Briefschiebers entdeckt, zum Gartentor, h\u00fcpft dort etwas arschlahm hoch und bellt den Schieber freudig an. Der gibt ihm die verabredeten und zur festen Sitte gewordenen Br\u00f6ckchen, der Dackel freut sich, der Schieber wirft die Post ein und der Dackel will gerade wieder in seiner Hundeh\u00fctte verschwinden.<\/p>\n

Ein paar Meter weiter hat Herr Peter Postleid diese Szene aus seinem Auto heraus beobachtet und notiert in sein Notizbuch, der Dackel habe den Brieftr\u00e4ger angebellt und sei nur durch die Gabe von Futter wieder zu beruhigen gewesen. Herr Postleid ist Mitarbeiter des Ordnungsamtes und in dieser Eigenschaft f\u00fcr alles zust\u00e4ndig, was B\u00fcrger so an schweren Verbrechen und schlimmen Vergehen vollf\u00fchren. Ob sie nun verbotenerweise benutzte Kaffeefilter in die Altglastonne werfen oder eine Zigarettenkippe auf dem Gehweg austreten oder ob sie in der Mittagszeit bohren, h\u00e4mmern oder musizieren, alles das sind F\u00e4lle in denen der schm\u00e4chtige Mann in seiner blaugrauen Uniform eingreifen mu\u00df. Erst gestern hat er einer Witwe ein Ordnungsgeld von 30 Euro abgenommen, weil die alte Dame hartn\u00e4ckig auf ihrem Fensterbrett Vogelfutter ausstreute und dadurch die Tauben, die Ratten der L\u00fcfte, anlockte. Diesem frevelhaften Tun hatte Postleid eine gute halbe Stunde zugeschaut und alles mit seinem Fotoapparat dokumentiert. Dann gebot er dem verbrecherischen Akt Einhalt und kassierte das Bu\u00dfgeld.<\/p>\n

Von diesem Dackel hier hatte er schon Schlimmes geh\u00f6rt. Nachbarn haben sich beim Amt beschwert, der Dackel w\u00fcrde Passanten anbellen, wenn diese am Grundst\u00fcck der Pospichiels vorbeigehen. Vermutlich handelt es sich um eine Art Kampfhund, hatte sich Postleid gedacht und mit Notizblock und Kamera auf die Lauer gelegt.
\nErste Beweise f\u00fcr die Gef\u00e4hrlichkeit des Hundes hatte er ja vor wenigen Minuten bei der Ann\u00e4herung des Briefschiebers erheben k\u00f6nnen. Immerhin war der Hund aus seiner H\u00fctte gekommen, das kommt ja quasi einem Angriff gleich.
\nLeider ist der Dackel aber nun so klein, da\u00df Herr Postleid kein Foto von dem gef\u00e4hrlichen Tun des Hundes hatte anfertigen k\u00f6nnen. Deshalb steigt Postleid nun aus und n\u00e4hert sich dem Grundst\u00fcck der Pospichiels von S\u00fcden her \u00fcber den B\u00fcrgersteig. Er schaut unbedarft in die Gegend und geht z\u00fcgig, er imitiert den Gang eines harmlosen Passanten.
\nDoch der Dackel ist schon fast wieder an seiner Hundeh\u00fctte angekommen und dreht nur einmal kurz den Kopf in Richtung des von Postleid verursachten Schrittger\u00e4usches.
\nSehen k\u00f6nnen sich die beiden nicht, sowohl der Dackel, als auch der Mann von Ordnungsamt haben kurze Beine.<\/p>\n

Gefahr? Der Dackel entscheidet sich f\u00fcr die Faulheit und legt sich wieder in die Hundeh\u00fctte. Postleid hat die gesamte L\u00e4nge des Pospichielschen Grundst\u00fccks abgeschritten und kehrt nun um, irgendwann mu\u00df das Tier doch angreifen, schlie\u00dflich liegt ihm eine Anzeige besorgter B\u00fcrger vor.
\nVielleicht liegt es an den Gummisohlen, die der Ordnungsmann tr\u00e4gt, er bevorzugt n\u00e4mlich leise Sohlen, damit ihn verbrecherisch Kaugummi wegwerfende B\u00fcrger nicht kommen h\u00f6ren, wenn er im Park mal wieder hinter einem Busch lauert. Erst heute Morgen hatte er eine ganze Gruppe sportbegeisterter Hausfrauen geb\u00fchrenpflichtig verwarnt, weil diese mit ihren Nordic-Walking-St\u00f6cken L\u00f6cher in die frisch geharkten Wege des Stadtparks gepiekst hatten. Sowas geht ja nun gar nicht, das ist gegen die \u00f6ffentliche Ordnung. Und weil die Frauen partout nicht einsehen wollten, da\u00df der kleine Mann vom Ordnungsamt eine wichtige Amtsperson ist, hatte er die Nordic-Walking-St\u00f6cke kurzerhand beschlagnahmt: „Die k\u00f6nnen Sie sich heute Nachmittag gegen Bezahlung des Ordnungsgeldes im Ordnungsamt abholen, jawoll!“ Jetzt lag das ganze B\u00fcndel St\u00f6cke hinten in seinem Wagen.<\/p>\n

Vielleicht hilft es, wenn er etwas pfeift, denkt sich Postleid und geht den Gehweg nun langsameren Schrittes zur\u00fcck und pfeift dabei „Der Mai ist gekommen“. Das interessiert nun den Dackel schon ein bi\u00dfchen mehr und er schiebt wieder seinen Kopf aus der H\u00fctte. Postleid h\u00fcpft ein wenig zwischen seinen Schritten, dann kann er n\u00e4mlich einen Blick auf das gef\u00e4hrliche Tier erhaschen. Ein klein wenig ist er schon entt\u00e4uscht, als er feststellt, da\u00df der Dackel nur interessiert schaut.
\nVermutlich ist das Tier noch zu sehr durch die Gaben des Briefschiebers ges\u00e4ttigt und man mu\u00df einen gr\u00f6\u00dferen Reiz anwenden, um die Aggressivit\u00e4t zu wecken. Immerhin, das wei\u00df Postleid aus der Fachliteratur, kann der Bi\u00df eines Dackels sieben Hornissen t\u00f6ten!<\/p>\n

Er pfeift etwas lauter und h\u00fcpft noch ein paar Mal auf und ab. Dabei h\u00e4lt er mit der linken Hand seinen Fotoapparat hoch und l\u00f6st diesen immer dann aus, wenn er auf dem h\u00f6chsten Punkt seines H\u00fcpfers angekommen ist. Er mu\u00df ja schlie\u00dflich auch Beweisfotos anfertigen. Das Blitzen der Kamera bewegt den Dackel nun doch dazu, sich zu bewegen. Da h\u00fcpft doch einer und der pfeift auch noch und blitzen tut der auch, vielleicht bringt der auch Leckerlis.<\/p>\n

Der Dackel reckt seinen Po in die Luft, schiebt die Vorderbeine weit nach vorne und streckt sich, dann g\u00e4hnt er ausgiebig und bewegt sich mit wedelndem Schwanz langsam in Richtung Zaun. Dort hat Postleid einen f\u00fcnf Zentimeter breiten Spalt entdeckt, durch den er den Angriff des b\u00f6sartigen Tieres genau beobachten und mit der Kamera dokumentieren kann. „Nun komm doch schon, Du Hund, Du!“
\nDer Dackel bleibt skeptisch etwa f\u00fcnf Meter entfernt stehen und Postleid gelingt es, das erste vern\u00fcnftige Bild von der Bestie zu schie\u00dfen. Auf dem Bild, das Postleid sofort auf dem r\u00fcckw\u00e4rtigen Display seiner Kamera \u00fcberpr\u00fcft, hat der Dackel rote Augen und der Mann vom Ordnungsamt reibt sich die H\u00e4nde, na prima, da sieht man wie blutr\u00fcnstig der Kl\u00e4ffer ist.<\/p>\n

Der Dackel zieht es vor, sich erstmal wieder hinzulegen und die Sache aus eben dieser Distanz von f\u00fcnf Metern im Auge zu behalten. Das passt nun dem Ordnungsmann so gar nicht ins Konzept, schlie\u00dflich h\u00e4lt er sich schon \u00fcber 45 Minuten vor dem Haus der Pospichiels auf und mu\u00df noch auf den Westfriedhof, dort soll um diese Zeit ein besonders hartn\u00e4ckiger Gesetzesbrecher unter b\u00f6swilligem Verlassen der daf\u00fcr angelegten Wege das Grab seiner Frau unter Zuhilfenahme einer Abk\u00fcrzung quer \u00fcber eine Wiese ansteuern. Daf\u00fcr wird Postleid heute 10 Euro kassieren und -was ihm immer besonders viel Freude macht- eine ernsthafte Verwarnung aussprechen.
\nDer B\u00fcrger an sich glaubt ja oftmals, es sei damit getan, dem Mann vom Ordnungsamt den geforderten Obolus zu zahlen, doch da haben die Leute die Rechnung ohne Postleid gemacht. In dessen Stellenbeschreibung hei\u00dft es n\u00e4mlich, er solle „die B\u00fcrger f\u00fcr die Belange der \u00f6ffentlichen Ordnung sensibilisieren“. Und das legt Postleid sehr umfangreich und phantasievoll aus. Um ein aufkl\u00e4rendes Gespr\u00e4ch mit ihm kommt kein B\u00fcrger herum und diese Gespr\u00e4che k\u00f6nnen sich auch schon mal ein halbes St\u00fcndchen hinziehen. Gerne w\u00fcrde Postleid ja zu drakonischeren Strafen greifen und ihm steht der Sinn nach Pranger, Teeren und Federn und \u00f6ffentlichem Auspeitschen. Ja, das Peitschen w\u00fcrde er sogar selbst \u00fcbernehmen und sogar die Peitsche von zu Hause mitbringen, aber leider war eine diesbez\u00fcgliche Eingabe an die Amtsleitung erstaunlicherweise einfach unbeantwortet geblieben, weshalb sich Postleid f\u00fcr das Erste mit Bu\u00dfgeldern, der eindringlichen Ermahnung und der Beschlagnahme gef\u00e4hrlicher Tatwerkzeuge zufriedengeben mu\u00df.
\nAber ja! Er hat ja noch die Nordic-Walking-St\u00f6cke! Davon holt er nun einen und schiebt diesen durch den Spalt im Zaun. Dabei ruft er: „Komm, Hund, komm!“
\nUnd tats\u00e4chlich, der Dackel reckt und streckt sich wieder, sch\u00fcttelt sich die Sonne aus dem Fell und g\u00e4hnt einmal in Richtung des Stocks, der da durch den Zaun wackelt.
\nEin Angriff! Endlich hat der Dackel Aggression gezeigt! Jetzt kommt der auch noch her! Postleid knipst mit der einen Hand das blutr\u00fcnstige Treiben des Wolfsabk\u00f6mmlings und sticht mit der anderem mit den beschlagnahmten Sportstab auf den sich n\u00e4hernden Aggressor ein.
\nDer Dackel will den Stock eigentlich nur beschnuppern, ihm ist das Ganze v\u00f6llig egal, da kommen den ganzen Tag Leute vorbei und vor allem die Kinder stecken immer mal wieder irgendwas durch den Zaunspalt. da h\u00e4tte er als Dackel mit immerhin 11 Jahren ja viel zu tun, w\u00fcrde er da jedes Mal in Aufregung geraten.
\nAber als ihn dieser Stock nun an der Nase trifft, kl\u00e4fft er doch mal kurz zur Warnung, heult dann einmal kurz vor Schmerz und zieht es vor, wieder in seine H\u00fctte zu verschwinden.
\nPostleid ist erregt, in seiner Hose spannt sich etwas und mit zitternden Fingern steckt er seine Kamera ein, die Beweise sind gesichert. Er zieht den Stock wieder zur\u00fcck und eilt zu seinem Wagen. Dort ergreift er sein Funkger\u00e4t und spricht hastig hinein, das Tierheim mu\u00df kommen, der Hund sofort in Gewahrsam genommen werden, nur mit Not habe er einen heimt\u00fcckischen Angriff des sich wie ein Berserker geb\u00e4rdenden nahezu kalbsgro\u00dfen Viehs \u00fcberlebt. Alles fotografiert und notiert!<\/p>\n

Die Leute vom Tierschutz und von der Polizei werden den Rest erledigen, er mu\u00df weiter. Zwar hat er den Zeitpunkt des gemeingef\u00e4hrlichen Wegverlassers auf dem Friedhof nun verpasst, zu sehr hat ihn der Kampf mit dem bissigen Monstrum in Anspruch genommen, doch jetzt ist genau die richtige Zeit, um einen anderen B\u00f6sewicht zu \u00fcberf\u00fchren. Da parkt n\u00e4mlich am Altenheim „Amalienstift“ immer einer der Mitarbeiter an einer mit „Nur vorw\u00e4rts einparken!“ bezeichneten Stelle hartn\u00e4ckig r\u00fcckw\u00e4rts ein.
\nDem wird er nun das Handwerk legen!<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Der Dackel: Liegt in seiner H\u00fctte und genie\u00dft den warmen Sonnentag, nur die Schnauze schaut etwas hervor und ab und zu zuckt die kleine schwarze Nase, weil sich eine hartn\u00e4ckig,<\/p>\n

\"weiterlesen\"<\/a><\/div>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":12048,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[13],"tags":[],"wp-worthy-pixel":{"ignored":false,"public":"7a0015dae5c748faa56d11655bddca88","server":"vg04.met.vgwort.de","url":"https:\/\/vg04.met.vgwort.de\/na\/7a0015dae5c748faa56d11655bddca88"},"wp-worthy-type":"normal","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2392"}],"collection":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=2392"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2392\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/12048"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=2392"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=2392"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=2392"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}