{"id":236,"date":"2015-12-20T01:08:01","date_gmt":"2015-12-20T00:08:01","guid":{"rendered":"http:\/\/dreibeinblog.de\/die-rechtschreibreform\/"},"modified":"2015-12-20T01:08:01","modified_gmt":"2015-12-20T00:08:01","slug":"die-rechtschreibreform","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dreibeinblog.de\/die-rechtschreibreform\/","title":{"rendered":"Die Rechtschreibreform"},"content":{"rendered":"

Im Februar dieses Jahres tagte abermals der Rat f\u00fcr deutsche Rechtschreibung,<\/em> ans\u00e4ssig beim IDS<\/em> hier zu Mannheim, und bescherte uns eine weitere Korrektur der sogenannten neuen deutschen Rechtschreibung. Es ist die Korrektur der Korrektur von der Korrektur einer Korrektur zur Korrektur, will hei\u00dfen, einschlie\u00dflich der Publikation der Urfassung anno 1996 ist das jetzt schon die sechste Version dieser Rechtschreibreform,<\/strong> und wenn ich mir das gegenw\u00e4rtige Ergebnis so angucke, dann kann das noch nicht die letzte gewesen sein.<\/p>\n

<\/p>\n

\"Tee-Nager\"Wie bei den f\u00fcnf vorherigen Korrekturen, so f\u00e4llt es auch diesmal wieder auf, da\u00df Schreibweisen der zuvor ach so geschm\u00e4hten alten Rechtschreibung<\/em> entweder vollst\u00e4ndig rehabilitiert, oder zumindest als Option wieder zugelassen worden sind (nach dem Irrtum folgt die Beliebigkeit). So soll nun die direkte Anrede Du<\/q> und Sie<\/q>, et cetera, wieder gro\u00dfgeschrieben werden. Sinnraubende Trennungen wie Tee\u2013 nager<\/q>, Kont\u2013 rolle<\/q> und (der Br\u00fcller!) Urin\u2013 stinkt<\/q> sind nicht mehr zul\u00e4ssig, nachdem sie zuvor noch genau so ausdr\u00fccklich verlangt wurden. Auch d\u00fcrfen jetzt nach einer Trennung keine verwaisten Einzelbuchstaben mehr \u00fcbrigbleiben. Alles in allem also Regeln die bis 1996 noch selbstverst\u00e4ndlich waren, bei denen man sich nun fragt, warum man die \u00fcberhaupt abschaffen mu\u00dfte? Wird hier etwa auf dem Buckel unserer Sch\u00fcler wirr herumexperimentiert?<\/p>\n

Zum f\u00fcnftenmal legen die Reformisten mit dieser Korrektur eine perfekte rolle R\u00fcckw\u00e4rts,<\/em> auf\u2019s Parkett, denn was sie uns da als neu<\/em> verk\u00fcnden, ist in Wirklichkeit die alte Rechtschreibung, denn so und nicht anders haben wir bis 1996 n\u00e4mlich geschrieben. Konkret gesagt, zum f\u00fcnftenmal ward bewiesen, da\u00df die angeblich ach so geniale neue Rechtschreibung fehlerhaft war und gegen die verschm\u00e4hte alte Rechtschreibung nicht bestehen konnte. Oder noch brutaler gesagt, zum f\u00fcnftenmal haben die Reformisten ihre Inkompetenz unter Beweis gestellt, mu\u00dften sie also<\/strong> eingestehen, da\u00df sie, mit Verlaub, Schei\u00dfe gebaut haben!<\/p>\n

Ein Ding, das schon f\u00fcnfmal nachgebessert werden mu\u00dfte, und noch immer nicht in Ordnung ist, mu\u00df notwendigerweise als mi\u00dfraten angesehen werden!<\/span> Es wird Zeit einzusehen, da\u00df es in der Natur der Dinge liegt, da\u00df man einen Kuhfladen nicht polieren kann!<\/p>\n

Warum das nicht die letzte war!<\/h4>\n

Die Reformisten glauben,<\/em> da\u00df sie mit dieser f\u00fcnften Korrektur den Rechtschreibfrieden<\/em> nunmehr wiederhergestellt h\u00e4tten, aber sie irren sich. Zwar darf die allein stehende Dame<\/em> (die da so alleine rumsteht) mittlerweile auch wieder alleinstehend<\/em> (unverheiratet) sein, et cetera, und das ist auch gut so. Aber es gilt nach wie vor die sogenannte heysesche s\u2013Schreibung,<\/em> (von 1829 (fr\u00fches 19. Jahrhundert)), die uns im Verein mit der Streichung der drei\u2013Konsonanten\u2013Regel (aus drei gleichen mach zwei) so erstaunliche Pimmmelw\u00f6rter<\/q> wie Bassschl\u00fcssel, Schussserie<\/em> und Flussschifffahrt<\/em> et cetera beschert haben, die uns Augenkrebs bereiten. Das ist keine Orthographie, das ist K\u00f6rperverletzung!<\/span><\/p>\n

\"WarumAngeblich soll das den Sch\u00fclern das Schreiben erleichtern, was es aber nachweislich nicht tut, den die Zahl der Rechtschreibfehler nimmt nicht ab, sondern zu. Daf\u00fcr aber erschwert es das Lesen ganz ungemein. Aber mal abgesehen davon, was war denn an der alten (adelungschen) EsZet\u2013Schreibung eigentlich so schwer, da\u00df man die unbedingt vereinfachen<\/em> mu\u00dfte? Es gab doch nur eine Regel: man schreibe \u00df<\/q>, wenn ss<\/q> nicht getrennt werden kann oder getrennt werden darf, fertig!<\/p>\n

Beispiel:<\/h6>\n
    \n
  • Flu\u00df,<\/strong> kann man nicht trennen! (ss<\/q> am Wortende ist immer<\/strong> \u00df<\/q>, eben drum!)<\/li>\n
  • flie\u2013 \u00dfen,<\/strong> darf man nicht trennen!<\/li>\n
  • fl\u00fcs\u2013 sig,<\/strong> wird mit ss<\/q> geschrieben, weil man es sowohl trennen kann als auch trennen darf.<\/li>\n<\/ul>\n

    Ja, und das war schon alles, mehr mu\u00dfte man nicht wissen. Gewi\u00df, der Duden schreibt wesentlich mehr zu diesem Thema, aber das sind alles nur Ausf\u00fchrungen, Beispiele und Erkl\u00e4rungen, doch die Regel daselbst war stets nur diese eine.<\/p>\n

    Und was lehrt man jetzt stattdessen? Die Regel mit den langen und kurzen Vokalen, die taugt aber gar nichts. Die f\u00fchrt n\u00e4mlich nur dazu, da\u00df die Kinder in der Schule jetzt das Hinderniss<\/span><\/em> mit ss<\/q> und die Gra\u00df<\/span>narbe<\/em> mit \u00df<\/q> schreiben wollen, und beides ist falsch. Es ist n\u00e4mlich so, da\u00df die neue Regel nur dort greift, wo nach der alten Regel \u00df<\/q> geschrieben wurde. Das hei\u00dft, man mu\u00df notwendigerweise auch die alte Regel kennen, um die neue Regel korrekt anwenden zu k\u00f6nnen, die aber darf den Sch\u00fclern nicht mehr gelehrt werden darf, denn dann h\u00e4tte man ja gleich bei der alten Regel bleiben k\u00f6nnen. Oder dumm gesagt: diese Idioten haben die Grundmauern weggesprengt und wundern sich nun, da\u00df ihnen das Dach auf den Kopf f\u00e4llt, weil es freischwebend in der Luft nicht halten will!<\/span><\/p>\n

    Abgesehen davon kann diese Regel auch darum nicht funktionieren, weil sie zu diversen regionalen Besonderheiten in Konflikt steht. So wird der \u00d6sterreicher das Geschoss<\/em> weiterhin mit \u00df<\/q> schreiben wollen, w\u00e4hrend der Rheinl\u00e4nder darauf bestehen wird, da\u00df man Spa\u00df<\/em> jetzt mit ss<\/q> schreibt. Man mu\u00df den Reformisten also attestieren, da\u00df es ihnen gelungen ist, so eine Art englisches Chaos<\/em> anzurichten, bei dem es zwischen gesprochener und geschriebener Sprache keine regelkonforme Korrelanz mehr gibt.<\/span><\/p>\n

    Weiterhin f\u00e4llt auf, da\u00df die Unterscheidung des Artikels das<\/em> von der Konjunktion da\u00df<\/em>, die jetzt mit ss<\/q> geschrieben werden soll, noch schwerer f\u00e4llt als zuvor. Wer in neueren Texten liest, dem f\u00e4llt auf, da\u00df viele Autoren die Auswahl zwischen das<\/em> und dass<\/em> nach einem regellosen Zufallsprinzip zu f\u00e4llen scheinen, oder aber kurzerhand gar nicht mehr unterscheiden; und das nicht nur im Schulaufsatz, sondern auch in Zeitungen und Journalen, wo doch angeblich die Schreibexperten sitzen. Statt eines zuverl\u00e4ssigen Regelwerks haben wir nun also ein unbeschreibliches Tohuwabohu!<\/span><\/p>\n

    Und das<\/strong> soll auch noch das Sahneh\u00e4ubchen der Reform sein!? Sicherlich ist es quasi das Parteiabzeichen der Reformisten,<\/em> denn auch wer sonst von Orthographie keine Ahnung hat und alles falsch schreibt, legt dennoch ein Bekenntnis zur Rechtschreibreform ab, wenn er dass<\/em> statt da\u00df<\/em> schreibt. Mit diesem Doppel-s bekennen sie sich und an ihm erkennen sie einander, wohl wahr. So ist also diese (pardon!<\/span>) SS-Rune<\/q> zweifelsohne ein Fanal, aber ein Sahneh\u00e4ubchen sieht anders aus!<\/p>\n

    Dabei h\u00e4tte man gewarnt sein m\u00fcssen, denn bei der heyseschen s\u2013Schreibung kann man auf empirische Erfahrungen zur\u00fcckgreifen. Sie wurde schon einmal getestet,<\/em> n\u00e4mlich Anno 1879 in \u00d6sterreich, und anno 1902 hat man sie dort wieder verworfen. Genau wie heute ging die Zahl der Rechtschreibfehler nicht<\/strong> zur\u00fcck, sondern nahm widererwarten dramatisch zu. Das Problem mit der \u00dcbergeneralisierung<\/em> war also bereits bekannt, man h\u00e4tte die Finger davon lassen m\u00fcssen!<\/span><\/p>\n

    Von Linguisten, Germanisten und sonstigen akademisch gebildeten Menschen h\u00e4tte man erwarten k\u00f6nnen, da\u00df sie sowas wissen!<\/strong> Es war also definitiv nicht notwendig, diesen Unsinn noch einmal neu aufzulegen. Sie taten es aber dennoch, drum bleibt also festzuhalten: wer einmal<\/strong> einen Fehler macht, der war vielleicht schlecht informiert oder hat sich einfach nur geirrt. Wer aber denselben Fehler zweimal macht, der ist m\u00f6glicherweise ein Idiot!<\/span><\/p>\n

    Nun wurden also die sinnraubenden Trennungsregeln (siehe: Urin\u2013 stinkt<\/q>) repariert (auf den urspr\u00fcnglichen Stand von 1996 zur\u00fcckgesetzt), gottseidank!<\/strong> Auch das unsagbar dumme aufw\u00e4ndig<\/em> mit \u00e4<\/q>, weil das angeblich vom Aufwand<\/em> abgeleitet sei (tats\u00e4chlich stammt es aber von der Aufwendung,<\/em> die Schreibweise mit e<\/q> war also richtig), ist kassiert. Ich sage abermals gottseidank, denn wenn sich das durchgesetzt h\u00e4tte, dann m\u00fc\u00dfte man doch konsequenterweise auch H\u00e4nne<\/em> (wegen Hahn<\/em>), spr\u00e4chen<\/em> (wegen Sprache<\/em>), d\u00e4nken<\/em> (wegen Gedanke<\/em>), l\u00e4gen<\/em> (wegen Lager<\/em>), s\u00e4tzen<\/em> (wegen Satz<\/em>), m\u00e4rken<\/em> (wegen Marke<\/em>) und g\u00e4hen<\/em> (wegen Gang<\/em>) schreiben, nicht wahr? Das ist doch keine Etymologie, sondern die Apotheose der Dummheit!<\/span><\/p>\n

    Abgesehen davon freue ich mich, mein Auto wieder wenden<\/em> (umdrehen) zu d\u00fcrfte und nicht l\u00e4nger w\u00e4nden<\/em> (an die Wand fahren) zu m\u00fcssen.<\/p>\n

    Es kann auf dem gegenw\u00e4rtigen Stand keinen Rechtschreibfrieden geben! Zu gro\u00df sind noch immer die Fehler und Unzul\u00e4nglichkeiten in diesem Werk, so da\u00df weitere Korrekturen unabwendbar sind. Und wir werden sehen, da\u00df mit jeder weiteren Korrektur abermals ein St\u00fcck der alten Rechtschreibung wieder zur\u00fcckkommt, bis schlie\u00dflich von der Reform insgesamt nichts mehr \u00fcbrig ist, so da\u00df man sich fragen wird, warum man diesen Schwachsinn, der so viel Geld gekostet und nichts genutzt hat, \u00fcberhaupt veranstalten mu\u00dfte?<\/p>\n

    Aber wie auch immer, am h\u00e4rtesten werden die Reformisten wohl um die heysesche s\u2013Schreibung ringen, denn wie oben schon erw\u00e4hnt, es ist sozusagen ihr Parteiabzeichen,<\/em> mit dem sie sich als Reformisten bekennen und an dem sie sich einander erkennen; das werden sie selbst unter vorgehaltener Pistole nicht aufgeben wollen. Aber es hilft alles nicht, auch die heysesche s\u2013Schreibung mu\u00df fallen,<\/strong> denn ob es den Reformisten pa\u00dft oder nicht, das Problem mit der \u00dcbergeneralisierung kann nur an der Wurzel ausgerottet werden<\/span><\/p>\n

    Falsche Argumente, faule Ausreden und eiskalte L\u00fcgen<\/h4>\n

    In der Propaganda war angek\u00fcndigt, da\u00df den Sch\u00fclern das Schreiben erleichtert werde. Dieses Versprechen ward nicht<\/strong> eingel\u00f6st, denn nachweislich ist die Zahl der Rechtschreibfehler nicht gesunken, sondern gestiegen. Ganz sicher aber gelang es den Reformisten, da\u00df nun das Lesen schwerer f\u00e4llt; ich sage nur: Flussschifffahrt!<\/em><\/p>\n

    \"LeopardSogar die Reformisten daselbst k\u00f6nnen mittlerweile nicht mehr behaupten, da\u00df Ihr Werk gelungen sei, denn die M\u00e4ngel sind nur allzu offensichtlich. Folgerichtig lobpreisen sie ihre Reform auch gar nicht mehr, sondern verteidigen sie allenfalls noch, und selbst dabei geben sie wahrlich keine gute Figur ab. Anstatt die Vorz\u00fcge zu r\u00fchmen, was ihnen notwendigerweise nicht gelingen kann, brabbeln sie nur noch kleinlaut vor sich hin, da\u00df die alte Rechtschreibung doch auch<\/em> ihre T\u00fccken gehabt h\u00e4tte. Na und? Es kommt doch gar nicht darauf an, da\u00df die alte Rechtschreibung auch<\/strong> irgend was hatte, sondern darauf, da\u00df die neue Rechtschreibung besser ist! Genau mit diesem infantilen und \u00e4u\u00dfert dummen Wort auch<\/q> gestehen sie also ein, wenn auch ungewollt, da\u00df sie gescheitert sind!<\/span><\/p>\n

    Als n\u00e4chstes behaupten sie, man k\u00f6nne darum nicht zur alten Rechtschreibung zur\u00fcckkehren, selbst wenn man wollte, weil man das den armen Sch\u00fclern nicht zumuten k\u00f6nne.<\/em> Ach h\u00e4tten sie doch nur dieselben Skrupel vor zehn Jahren schon gehabt, just als sie diesen Unsinn anrichteten, da haben diese Canaillen es den armen Sch\u00fclern<\/em> n\u00e4mlich sehr wohl zugemutet!<\/span> Wie aber kann das nur sein, da\u00df ein und dasselbe Argument, das heute angeblich sowas von wichtig sein soll, damals g\u00e4nzlich irrelevant gewesen ist!?<\/strong><\/p>\n

    Abgesehen davon haben die Reformisten selbst den Gegenbeweis schon l\u00e4ngst gef\u00fchrt, haben es den armen Sch\u00fclern<\/em> n\u00e4mlich nicht nur einmal, sondern mit den f\u00fcnf Korrekturen insgesamt gleich sechsmal schon zugemutet, eine ge\u00e4nderte Orthographie zu lernen, also ist dieses Argument gar nicht stichhaltig. Es ist den armen Sch\u00fclern<\/em> durchaus auch noch eine siebte \u00c4nderung der Orthographie zumutbar, diesmal aber richtig, n\u00e4mlich: Schlu\u00df mit dem Stuss!<\/strong><\/p>\n

    Ebenfalls beliebt ist die Behauptung, da\u00df man aus den Schulen keine Klagen h\u00f6re,<\/em> womit wohl der Eindruck erweckt werden soll, als k\u00e4men die Sch\u00fcler damit zurecht. Nun ja, sie beklagen sich tats\u00e4chlich nicht, aber wie sollten sie auch? Seit nunmehr zehn Jahren werden sie konsequent in Dummdeutsch unterrichtet, will hei\u00dfen, sie k\u00f6nnen doch gar nicht vergleichen, denn sie kennen es nicht anders! Und damit sie es auch versehentlich nicht kennenlernen, werden ganze Schulbibliotheken komplett verbrannt, ja, verbrannt<\/strong> (B\u00fccherverbrennungen haben ja Tradition in Deutschland), denn Goethes Faust, nur mal so zum Beispiel, der gestern noch zur hohen Literatur geh\u00f6rte und Pflichtlekt\u00fcre jedes Sch\u00fclers war, enth\u00e4lt heute aufgrund einer kultus\u00administeriellen Fehl\u00adentscheidung pl\u00f6tzlich mehr als 8000 Orthographie\u00adfehler,<\/span> und sowas darf man einem Sch\u00fcler doch nicht mehr zumuten!<\/p>\n

    Und die Lehrer? Die wissen es nat\u00fcrlich, aber die haben Angst um ihren Arbeitsplatz und halten das Maul!<\/p>\n

    Aber das d\u00fcmmste Argument f\u00fcr die Rechtschreibreform, das ich jemals h\u00f6rte, kommt noch. Die Reformisten sagen, die Rechtschreibung sei seit nunmehr hundert Jahren nicht mehr reformiert worden, es sei nun einfach an der Zeit, da\u00df man da mal was tut.<\/em><\/p>\n

    Oh Gott, wie dumm mu\u00df ein Mensch nur sein, um so einen Unsinn zu verzapfen!?<\/strong> Man reformiert doch nicht wild drauflos, nur weil irgend eine Uhr abgelaufen ist, sondern nur, wenn es einen Bedarf daf\u00fcr gibt. Den gab es aber nicht! Niemand hat jemals darum gebeten, aufwendig<\/em> mit \u00e4<\/q> schreiben zu d\u00fcrfen und die allein stehende Dame<\/em> freut sich sehr dar\u00fcber, da\u00df sie sich wieder zu uns setzen und statt dessen doch lieber wieder unverheiratet, also alleinstehend<\/em> sein darf. Wenn das<\/strong> ein Argument gewesen sein soll, dann m\u00fcssen wir ganz dringend das Rad reformieren! Dessen runde Form ist n\u00e4mlich nicht nur seit hundert, sondern seit vielen tausend Jahren schon unver\u00e4ndert, dann wird es n\u00e4mlich allerh\u00f6chste Zeit, da\u00df wir endlich viereckige R\u00e4der kriegen!<\/span><\/p>\n

    Womit haben wir das verdient?<\/h4>\n

    Die ganze Rechtschreibreform macht auf mich den Eindruck, als seien da ein Dutzend Idioten zusammengetreten von denen jeder eine pers\u00f6nliche Marotte frei gehabt h\u00e4tte, denn die Reform ist kein konsistentes System, sondern ein wirres Sammelsurium sonderbarer Absurdit\u00e4ten. Daraus folgt, nicht Sachverstand, sondern individuelle Eitelkeit, Arroganz und popul\u00e4rer Irrtum sind die Basis, auf der diese Reform gr\u00fcndet.<\/p>\n

    \"Kakadu\"Auch ist an dieser Reform nichts neues zu erkennen, denn alles was mit dieser Reform realisiert wurde, hat es schon einmal gegeben; es sind allesamt skurrile Schnapsideen aus dem 19. Jahrhundert, und fr\u00fcher, die bei der Reform von 1901 als Unsinn erkannt und ausdr\u00fccklich verworfen wurden! Diesmal aber konnten die Knallk\u00f6ppe sich durchsetzen, denn Helfershelfer aus Politik und Wirtschaft standen ihnen bei. Diverse Verlage neideten dem Duden das noch vom Kaiser erteilte Duden\u2013Privileg<\/em> (im Zweifel gilt, was im Duden steht), wollen also quasi Kalif anstelle des Kalifen<\/em> werden und sechzehn nichtsnutzige Kultusminister konnten es wohl nicht ertragen, da\u00df die Rechtschreibung ein rechtsfreier Raum<\/em> war, der auch ohne politisches Reglement tadellos funktioniert.<\/p>\n

    Die einen gierten nach fetten Pfr\u00fcnden, die anderen suhlten sich im Rausch der Macht, doch weder Gier noch Rausch sind eine gesunde Grundlage f\u00fcr kluges Handeln. Und nun ist das Malheur passiert, man hat es getan. Aber man tat es nicht weil es notwendig war, sondern nur um zu demonstrieren, da\u00df man es tun kann!<\/em> Wann aber haben sie jemals dar\u00fcber nachgedacht, was man damit anrichten? Selbst die Reformisten daselbst glauben doch mittlerweile nicht mehr wirklich, da\u00df sie ein gutes Werk getan h\u00e4tten; einige, wie zum Beispiel der Herr Zehetmair, gaben dies auch schonmal \u00f6ffentlich zu, aber aus falsch verstandener Staatsr\u00e4son hat keiner von denen jetzt den Mut, diesen Unsinn zu beenden.<\/span><\/p>\n

    Diese Reform hat mittlerweile Kosten in vielfacher Milliardenh\u00f6he verursacht, und doch ward nichts als Schaden angerichtet! Die einheitliche Orthographie, die wir bis 1996 noch hatten, ist definitiv zerst\u00f6rt<\/strong> und auch Deutsch als Fremdsprache<\/em> hat erheblich im Ansehen gelitten; die halbe Welt lacht sich \u00fcber uns kaputt. Richtig traurig ist aber, da\u00df in den Schulen die Lehrstunden dazu neigen auszufallen (es fehlt das Geld, ausreichend Lehrer zu besch\u00e4ftigen), w\u00e4hrend f\u00fcr die (gewaltsame!) Durchsetzung von diesem Dummdeutsch<\/em> jederzeit genug Geld da gewesen ist. Umgekehrt w\u00e4re es richtig gewesen! H\u00e4tte man das Geld, das man da den Reformisten zum Fra\u00dfe vorwarf, statt dessen in die Schulen gesteckt, dann w\u00fcrden unsere Sch\u00fcler die Konjunktion zwar immer noch mit EsZet schreiben, m\u00fc\u00dften sich daf\u00fcr aber bei PISA nicht so erb\u00e4rmlich blamieren!<\/span><\/p>\n

    Und die UNO\u2013Berater, die uns in diesem Jahr in Bildungs\u2013 und Schulfragen beistanden (ein Dienst, den \u00fcblicherweise nur L\u00e4nder der dritten Welt mit schwacher bis gar keiner Infrastruktur genie\u00dfen), k\u00f6nnten wir uns auch sparen. Ist es nicht eine Schande, da\u00df wir sowas \u00fcberhaupt n\u00f6tig haben?<\/p>\n

    Facit<\/h4>\n

    \"Hundedreck\"Kein Geld f\u00fcr die Schulen \u2013 unsere Sch\u00fcler verbl\u00f6den! Auf die Frage nach den Hauptst\u00e4dten Europas geben sie an, da\u00df Venedig die Hauptstadt von Frankreich und Italien die Hauptstadt von Spanien sei, und die Hauptstadt von Deutschland kennen sie schonmal gar nicht. Ein Fresco halten sie f\u00fcr eine italienische Nudelspeise, Rembrandt f\u00fcr eine Spirituose und bei Leibniz denken sie, wenn \u00fcberhaupt, allenfalls noch an einen Keks. Das ist das Ergebnis deutscher Bildungspolitik!<\/span><\/p>\n

    Und doch mu\u00df genug Geld dagewesen sein! Daf\u00fcr n\u00e4mlich, da\u00df wir dass<\/q> statt da\u00df<\/q> schreiben sollen, wurden mittlerweile schon etliche Milliarden ausgegeben! Und was die dumme Werbeaktion Du bist Deutschland<\/q> (Du bist 5 Mio. Arbeitslose, Du bist 1,5 Bill. \u20ac Schulden, Du bist die Ruetli-Schule, et cetera) gekostet hat, das will ich lieber gar nicht erst wissen! Public\u2013Relations<\/em> statt Probleml\u00f6sung; allein der Anglizismus verr\u00e4t doch schon, aus welchem Loch das pfeift! Beraterb\u00fcros, zumeist amerikanische solche, fressen sich bei uns satt, verschlingen eine Milliarde nach der anderen, und alles was hinten rauskommt ist \u2013 hei\u00dfe Luft,<\/em> so wie auch die Rechtschreibreform, bei Lichte betrachtet, nichts anderes ist als ein sch\u00e4biger Beraterpfurz.<\/p>\n

    Verweise:<\/h4>\n