{"id":2333,"date":"2007-04-11T11:08:25","date_gmt":"2007-04-11T09:08:25","guid":{"rendered":"http:\/\/dreibeinblog.de\/die-wasserrohre\/"},"modified":"2012-11-26T20:13:09","modified_gmt":"2012-11-26T20:13:09","slug":"die-wasserrohre","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dreibeinblog.de\/die-wasserrohre\/","title":{"rendered":"Die Wasserrohre…"},"content":{"rendered":"

…in unserem Haus werden am Donnerstag kontrolliert und gereinigt. Feine Sache!
\nWeniger fein ist es, da\u00df alle R\u00e4ume, durch die Wasserrohre laufen, frei zug\u00e4nglich sein m\u00fcssen.
\nAm Ostermontag fiel dann der Allerliebsten ein, da\u00df der eine Kellerraum, der gro\u00dfe, ziemlich voll steht.<\/p>\n

„Schatz, da m\u00fcssen wir morgen unbedingt was machen!“<\/p>\n

Ich nickte nur, denn ich wu\u00dfte, was kommen w\u00fcrde.<\/p>\n


\nGestern sind wir also runter in den Keller, die Allerliebste und ich.
\nUnd dann stand ich da vor dem Chaos. Dutzende von Kisten, Kartons und allerlei Ger\u00fcmpel. Jetzt r\u00e4chte sich, da\u00df wir immer mal wieder die Kinder mit dem Auftrag etwas in den Keller zu stellen, hinuntergeschickt hatten.<\/p>\n

Schon die erste Kiste weckte das Interesse der Allerliebsten.
\n„Ach guck mal hier, ist das nicht s\u00fc\u00df“, fragte sie und hielt mir einen Babystrampler unserer Tochter unter die Nase.<\/p>\n

„Und wozu hebst du das Zeug auf?“ erkundigte ich mich.<\/p>\n

„Die sind doch so su\u00df!“<\/p>\n

„Ja, aber du stimmst schon mit mir \u00fcberein, da\u00df Josie den nie wieder wird anziehen k\u00f6nnen, oder?“<\/p>\n

„Man wei\u00df ja nie!“<\/p>\n

„Du bist doch nicht etwa schwanger?“<\/p>\n

„Depp!“<\/p>\n

„Ich frag ja nur.“<\/p>\n

„Noch ein Kind von dir halten meine Nerven nicht aus!“<\/p>\n

„Immerhin sind die auch von dir, die Kinder.“<\/p>\n

„Von mir haben sie aber nur die besseren Eigenschaften.“<\/p>\n

„Ach was?“<\/p>\n

Diese scherzhaft vorgetragene Frage „Ach was?“ traf die Allerliebste mehr, als ich es gewollt hatte und sie schmollte eine Weile vor sich hin. Das gab mir Gelegenheit, weitere Kisten in den Gang zu wuchten und etwas Platz im Keller zu schaffen.
\nW\u00e4hrend ich schuftete, \u00f6ffnete die Allerliebste eine Kiste nach der anderen und verfiel wieder in ihr: „Ach wie s\u00fc\u00df!“
\nJetzt war allerdings noch eine Variante hinzugekommen: „Ach da ist das. ich wu\u00dfte gar nicht, da\u00df ich das noch habe!“<\/p>\n

Alte Briefe, kaputte Puppen, Babykleidung, egals was… alles erregte ihre Aufmerksamkeit und immer mehr geriet sie ins Plappern. Unbedingt wollte sie mir zu jedem Kellerfundst\u00fcck eine spannende und anr\u00fchrende Geschichte erz\u00e4hlen.
\nAber zum einen war ich bei den meisten Geschichten sowieso dabei und zum anderen gibt es ein, was ein Mann, der den Keller aufr\u00e4umen will, gar nicht gebrauchen kann: eine plappernde Ehefrau, die alles s\u00fc\u00df findet!<\/p>\n

So ging das ungef\u00e4hr eine halbe Stunde. Ich kam nicht wirklich voran und die Allerliebste geriet immer mehr in Verz\u00fcckung.
\nWas sollte ich tun?<\/p>\n

Als mir eine Packung mit altem Ostergras in die H\u00e4nde fiel, schnupperte ich, nur so aus einem Reflex heraus, daran.<\/p>\n

„Was riechst du denn da?“<\/p>\n

Mehr aus Jux sagte ich: „Ich glaube das riecht nach M\u00e4usepisse!“<\/p>\n

„M\u00e4use!!!!!!“<\/p>\n

Aha! Jetzt hatte ich die L\u00f6sung gefunden. Die Allerliebste mag keine freilaufenden M\u00e4use und diese frauentypische Angst galt es nun geschickt auszunutzen. Keinesfalls d\u00fcrfte ich jetzt den Fehler machen, zu behaupten, wir h\u00e4tten M\u00e4use im Keller. So einfach kriege ich meine Frau nicht dran, daf\u00fcr ist sie zu klug und kennt mich zu gut.
\nIch mu\u00dfte geschickter vorgehen, das war mir klar. Deshalb sagte ich mit einem beruhigenden Unterton: „Nein, nein, ich dachte nur es r\u00f6che so.“<\/p>\n

„Aber wenn da M\u00e4use sind, mu\u00dft du es mir sagen“, befahl die Allerliebste.<\/p>\n

„Ja ja.“<\/p>\n

„Nee, nee, nicht blo\u00df ja ja sagen, sondern mir Bescheid sagen, wenn da welche sind.“<\/p>\n

„Da sind bestimmt keine.“<\/p>\n

Vorsichtshalber roch ich wieder an der n\u00e4chsten Schachtel und verzog etwas das Gesicht. Im Augenwinkel sah ich, da\u00df die Allerliebste mich ganz genau beobachtete.
\nZeit f\u00fcr Stufe zwei meines Plans.<\/p>\n

Bei der n\u00e4chsten Schachtel, die ich hervorholte, kratzte ich etwas mit dem Fingernagel am Boden der Schachtel.<\/p>\n

„Was war das!“ Die Allerliebste wich zur\u00fcck.<\/p>\n

Ich zuckte nur mit den Schultern und stellte die Schachtel direkt vor ihren F\u00fc\u00dfen ab. Sie wich noch etwas zur\u00fcck. Daraufhin begab ich mich in die dunkleren Tiefen des Kellers, knisterte etwas mit Papier herum und ri\u00df an einer Schachtel eine kleine Ecke ab. Dann dann stei\u00df ich einen kurzen, erschreckten Schrei aus und sprang mit der Schachtel in der Hand zur Allerliebsten.<\/p>\n

Die fragte mit weit aufgerissenen Augen: „Waren da M\u00e4use?“<\/p>\n

Ich nickte und zeigte ihr wortlos die Schachtel mit der fehlenden Ecke.<\/p>\n

Die Allerliebste wich noch weiter zur\u00fcck und fragte: „Viele? Gro\u00dfe?“<\/p>\n

Ich nickte: „Ziemlich viele und ich glaube sogar, da\u00df es Ratten sind.“<\/p>\n

Das reichte. Auf einmal fand Anke gar nichts mehr s\u00fc\u00df und interessant, sondern war binnen 10 Sekunden aus dem Keller verschwunden.<\/p>\n

Zwei Stunden sp\u00e4ter hatte ich, mit Hilfe der inzwischen hinzugekommenen Kinder, die unbedingt mal die s\u00fc\u00dfen M\u00e4uslein sehen wollten, die H\u00e4lfte vom Ger\u00fcmpel aus dem Keller ger\u00e4umt und in blaue M\u00fclls\u00e4cke verpackt. Die fuhren wir dann noch auf die M\u00fcllkippe.<\/p>\n

„Du glaubst gar nicht, wie das Zeug aussah“, sagte ich sp\u00e4ter zu Allerliebsten, „alles angefressen und voller M\u00e4usek\u00f6ttel.“<\/p>\n

„Hoffentlich hast du alles weggebracht“, sagte sie und in mir stieg ein Gef\u00fchl gro\u00dfen Gl\u00fccks auf.<\/p>\n

Mit Hilfe dieser M\u00e4usetaktik wird es mir gelingen, den ganzen Keller leer zu kriegen und endlich allen alten Schei\u00df, den meine Frau seit 20 Jahren sammelt, auf den M\u00fcll fahren zu k\u00f6nnen.<\/p>\n

Ich finde, ich bin genial!<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

…in unserem Haus werden am Donnerstag kontrolliert und gereinigt. Feine Sache! Weniger fein ist es, da\u00df alle R\u00e4ume, durch die Wasserrohre laufen, frei zug\u00e4nglich sein m\u00fcssen. Am Ostermontag fiel dann<\/p>\n

\"weiterlesen\"<\/a><\/div>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":12049,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[1],"tags":[],"wp-worthy-pixel":{"ignored":false,"public":"dece1d41e4444cdaa2e5e92922c1bd8e","server":"vg05.met.vgwort.de","url":"https:\/\/vg05.met.vgwort.de\/na\/dece1d41e4444cdaa2e5e92922c1bd8e"},"wp-worthy-type":"normal","_links":{"self":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2333"}],"collection":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=2333"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/2333\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/12049"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=2333"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=2333"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/dreibeinblog.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=2333"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}