{"id":2272,"date":"2008-09-04T08:48:22","date_gmt":"2008-09-04T06:48:22","guid":{"rendered":"http:\/\/dreibeinblog.de\/datenschutz-ein-witz\/"},"modified":"2012-11-26T20:13:07","modified_gmt":"2012-11-26T20:13:07","slug":"datenschutz-ein-witz","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dreibeinblog.de\/datenschutz-ein-witz\/","title":{"rendered":"Datenschutz ein Witz"},"content":{"rendered":"

Da frage ich neulich eine Firma, mit der ich schon lange zusammenarbeite, danach ob eine bestimmte Ware schon auf dem Weg zu mir ist. Und was bekomme ich von der Dame am Telefon zu h\u00f6ren: „Das kann ich ihnen leider nicht sagen, wegen dem Datenschutz!“<\/p>\n

Genauso stellt sich aber Datenschutz f\u00fcr uns im t\u00e4glichen Leben dar: Jeder subalterne Depp kaschiert seine Faulheit oder sein Unverm\u00f6gen mit dem Zauberwort „Datenschutz“. An selbstverst\u00e4ndliche Ausk\u00fcnfte \u00fcber ganz normale Dinge, die auf keinem Fall sch\u00fctzensw\u00fcrdig sind, wird einem jegliche Auskunft verweigert, weil man doof ist, weil man zu faul ist oder weil man das mit dem Datenschutz einfach mal eben nicht verstanden hat.
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\nAber auch andersherum wird ein Schuh daraus: Jeder der eine Webseite betreibt und gerne m\u00f6chte, da\u00df sich die Benutzer f\u00fcr einen internen Bereich registrieren, wird sehr schnell ebenfalls mit der Super-Ausrede „Datenschutz“ konfrontiert. Wie k\u00f6nne man es wagen, nach so geheimen Daten wie dem richtigen Namen oder sogar einer hochheiligen E-Mail-Adresse zu fragen, bekommt man dann gesagt. Der Datenschutz sei gleichzeitig auch ein Spamschutz und man gebe seine Daten grunds\u00e4tzlich im Netz nicht heraus, weil man ja nie wisse, was dann komme…<\/p>\n

Auf der anderen Seite ist nahezu jeder bereit, sein gesamtes Einkaufsverhalten f\u00fcr ein paar lumpige Cent Rabatt an „Payback“ zu verkaufen, gibt munter seine Daten bis hin zur Bankverbindung in jedes sich \u00f6ffnende Popup-Fenster am Bildschirm ein, nur um einen Audi A8 gewinnen zu k\u00f6nnen. Die allermeisten Bestellungen, Vertr\u00e4ge, Auftr\u00e4ge und Teilnahmen kann man sowieso nur noch absenden, wenn man das Kreuzchen f\u00fcr die Zustimmung zur freien Verwendung seiner Daten macht; und macht man es nicht, dann wird es automatisch gesetzt.
\nJa und wer genau wissen will, wie leichtfertig die Leute mit ihren h\u00f6chstpers\u00f6nlichen Angaben umgehen, der stelle sich mit einem Klemmbrett mal in die Fu\u00dfg\u00e4ngerzone und befrage die Menschen einfach mal. Man wird erstaunt sein, zu welchen Angaben die Leute bereit sind und wenn man denen noch einen kleinen Gewinn, ein Pr\u00e4sent oder eine Aufwandsentsch\u00e4digung verspricht, bekommt man bei 3 von 10 auch noch die Bankverbindung dazu.
\nSie glauben das nicht?
\nGut, dann schlagen sie jetzt bitte ein x-beliebiges Telefonbuch an gleichfalls beliebiger Stelle auf, tippen sie auf einen Namen und rufen dort an. Geben sie sich einfach als Herr Schr\u00f6der vom Rentenverlustdienst aus. Behaupten Sie, die Rentenverlustakte des Hauptverdieners sei unvollst\u00e4ndig und sie erfahren sofort wer der Hauptverdiener ist, wo er arbeitet, was er verdient, wieviele Kinder er hat, wie alt er ist und bekommen locker noch weitere Angaben. Einfach mal mit der Behauptungstechnik arbeiten und sagen: „Das Konto bei der Memelburger Bank das stimmt noch, oder?“ und schon bekommt man entr\u00fcstet die Auskunft wie die richtige Bankverbindung lautet. Wetten, da\u00df das klappt? (Nicht nachmachen, bitte!)<\/p>\n

Datenschutz so wie wir ihn hier im t\u00e4glichen Leben, quasi an der Front der Werkt\u00e4tigen und Steuerzahlenden erleben, ist also eine Farce. Da bei\u00dft die Maus keinen Faden ab. Dort wo man mal eben eine sinnvolle Auskunft br\u00e4uchte, wird sich dumm hinter dem Argument des Datenschutzes versteckt und dort wo es wirklich darum ginge mal nicht alles auszuplaudern, wird lustig alles preisgegeben.<\/p>\n

Nunja, wir hier unten im Bodensatz des Systems am\u00f6bengleich, am\u00f6benwert, wir wissen vielleicht nicht genug vom Datenschutz. Aber die da oben, bei Beh\u00f6rden, bei Regierungen, bei offiziellen Stellen, die sollten sich doch auskennen, die sollten doch in der Lage sein, unsere Daten korrekt zu erheben und wirkungsvoll zu sch\u00fctzen.<\/p>\n

Denkste! Schon beim Versand der jetzt eingef\u00fchrten, lebenslang g\u00fcltigen Sozial-Steuer-Rentennummern, offenbart sich, da\u00df Zigtausende der Datens\u00e4tze v\u00f6llig falsch sind. Da bekommen Tote eine Nummer zugewiesen, ein Gro\u00dfteil der Adressen, Geburtsdaten und Ortsangaben sind vollkommener Bl\u00f6dsinn; es hapert also schon bei der korrekten Erfassung und Verwaltung der Daten.
\nUnd da\u00df es mit dem Schutz unserer Daten nicht weit her ist, das zeigen die neuerlichen Vorkommnisse bei denen Abertausende wenn nicht gar Millionen von Datens\u00e4tzen sogar mit Bankverbindungen munter, frech und frei gehandelt wurden.<\/p>\n

Ein Datensch\u00fctzer auf Landesebene mu\u00df sich um etwa 100.000 Datensammler k\u00fcmmern, da\u00df das nicht funktioniert liegt klar auf der Hand. Der Datenschutz ist das Stiefkind der Politik. Eine nennenswerte Ermittlungsarbeit der Datenschutzbeh\u00f6rden gibt es nicht, kann es aufgrund der personellen Situation nicht geben und die eventuell im seltenen Einzelfall verh\u00e4ngten Sanktionen sind witzlos, wirkungslos, die Strafen viel zu niedrig.<\/p>\n

Und selbst wenn man sich jetzt auf einen wirkungsvollen Datenschutz einigte, selbst wenn es harte Strafen g\u00e4be, es ist schon lange viel zu sp\u00e4t. Gleich dem f\u00fcr uns heute wirkungslosen Kampf gegen die L\u00f6cher in der Ozonschicht und das Abschmelzen der Polkappen, der erst k\u00fcnftigen Generationen zeigen wird ob er was eingebracht hat, werden auch alle jetzt beschlossenen Ma\u00dfnahmen erst in fr\u00fchestens einer Generation wirken. Was uns betrifft ist doch alles l\u00e4ngst bekannt. Es gibt Datenkraken die Daten sammeln wie eine Kehrmaschine den Dreck aufsaugt. Unter dem Deckm\u00e4ntelchen des Gl\u00e4ubigerschutzes sammeln private Kreditauskunfteien und Inkassounternehmen die Daten von Millionen Bundesb\u00fcrgern, Adressenh\u00e4ndler sind heute in der Lage jedem der es bezahlen kann, sauberst sortierte Listen aller Brillentr\u00e4ger die \u00fcber 65 sind nach Stra\u00dfen und Hausnummern aufgeschl\u00fcsselt zu \u00fcberlassen, ja und ob man zu einer der gefragten Zielgruppen dazugeh\u00f6rt, das offenbar man unentwegt selbst, mal aus Dummheit, mal aus Unkenntnis und zumeist unbemerkt.<\/p>\n

Google will ja nie was B\u00f6ses, ehrlich nicht, aber wenn die mal wollen wie die k\u00f6nnten, dann w\u00fcrden wir uns ganz sch\u00f6n wundern. Und was Google kann, die ja immer daf\u00fcr gescholten werden, das k\u00f6nnen andere auf anderer Ebene schon l\u00e4ngst.
\nVor Wolfgang Sch\u00e4uble wird aufgeregt gewarnt, doch wird dabei immer \u00fcbersehen, da\u00df es in unserer Republik nur einen gibt, der seine Datenbanken und Netze nicht auf die Reihe bekommt und sich heillos im Durcheinander der Netzwerke verstrickt: n\u00e4mlich die Beh\u00f6rden.
\nWie man schnell, effektiv und nutz- bzw. gewinnbringend Daten sammelt, verwaltet und verwendet, das machen uns die Datensammler privater Unternehmen locker vor.<\/p>\n

Es mu\u00df also dringend etwas geschehen, soviel ist klar, bis das jedoch Fr\u00fcchte tragen wird, werden noch viele Jahre vergehen, f\u00fcr uns jedenfalls ist es schon l\u00e4ngst viel zu sp\u00e4t, wir sind schon gl\u00e4serne B\u00fcrger.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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