{"id":1813,"date":"2008-11-27T10:04:37","date_gmt":"2008-11-27T09:04:37","guid":{"rendered":"http:\/\/dreibeinblog.de\/euch-soll-es-doch-mal-besser-gehen\/"},"modified":"2012-11-26T20:12:54","modified_gmt":"2012-11-26T20:12:54","slug":"euch-soll-es-doch-mal-besser-gehen","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/dreibeinblog.de\/euch-soll-es-doch-mal-besser-gehen\/","title":{"rendered":"Euch soll es doch mal besser gehen"},"content":{"rendered":"

Wir wollen doch nur, da\u00df es Euch mal besser geht.
\nDas zumindest haben meine Eltern immer zu uns gesagt und sie meinten es auch so. Sie hatten die Weltwirtschaftskrise Ende der 20er Jahre, das Dritte Reich, den Krieg und die Nachkriegszeit mitgemacht. Sie wu\u00dften wie es ist, wenn man sich vor lauter Hunger nach einem L\u00f6ffel Schweineschmalz sehnt und ein Eimer mit sauberem Wasser das h\u00f6chste Gl\u00fcck auf Erden bedeuten kann.
\nWenn diese Leute sagten, da\u00df sie schuften, sparen und sich einschr\u00e4nken, um der nachfolgenden Generation, also uns, etwas bieten zu k\u00f6nnen, uns gute Ausbildungen zu erm\u00f6glichen, dann geschah das vor dem ganz realen Vergleichshintergrund zum eigenen Leben.<\/p>\n

Auch wir wollen, da\u00df es unseren Kindern gut geht. Wir n\u00e4hren sie, wir kleiden sie und wir bieten ihnen ein Dach \u00fcber dem Kopf. Sie leben in k\u00f6rperlicher, materieller und seelischer Sicherheit, alles schon mal ein Luxus von dem die allermeisten Kinder auf dieser Welt nur tr\u00e4umen k\u00f6nnen. Hinzu kommt noch der tats\u00e4chliche Luxus unserer heutigen Zeit, der sich nicht aus dem Vergleich zum armen Afrika ergibt, n\u00e4mlich der pers\u00f6nliche Besitz eines Haufens an Unterhaltungselektronik, von Bergen von Spielsachen und Kleidungsst\u00fccken, mit denen man in armen L\u00e4ndern ganze D\u00f6rfer einkleiden k\u00f6nnte.
\nJa und oben drauf kommt noch der Luxus einer besonders aufw\u00e4ndigen Freizeitgestaltung. Jedes unserer beiden Kinder ist in mehreren Vereinen, treibt Sport, wird fortgebildet und selbstverst\u00e4ndlich stehen auch Urlaube, Besuche in Freizeitparks, im Kino usw. regelm\u00e4\u00dfig auf dem Programm.
\n
\nKlar, sowas kostet, aber das machen wir alles gerne, es ist f\u00fcr uns selbstverst\u00e4ndlich, das geh\u00f6rt sich so, das macht man so, ja das mu\u00df man so machen, sonst… ja sonst stehst Du auf einmal da, wie das Rabenelternpaar Nummer Eins!<\/p>\n

Jetzt neigt sich das Jahr dem Ende zu und es ist allenthalben \u00fcblich, Bilanz zu ziehen. Gut, dann mache ich das mal.
\nUnterm Strich haben wir f\u00fcr die Kinder in diesem Jahr 1.122,00 Euro ausgegeben.
\nJa Moment! Das sind nicht die Ausgaben f\u00fcr den oben beschriebenen Luxus, sondern das allein sind die Ausgaben f\u00fcr absolut \u00fcberfl\u00fcssigen und unn\u00f6tigen Schei\u00dfdreck, den uns die Lehrer und Lehrerinnen unserer Kinder aufn\u00f6tigen.<\/p>\n

Im Grunde genommen erwarte ich von der Schule, da\u00df sie unseren Kindern Wissen vermittelt und innerhalb des schulischen Rahmens soziale Kompetenz lehrt. Die Schule als Teil des Vergn\u00fcgungsapparates, die sehe ich nicht.<\/p>\n

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eines meiner Kinder vor mir steht und ein paar Euro haben will. Eben mal 8 Euro f\u00fcr einen Theaterbesuch, 9,50 Euro f\u00fcr einen Parkbesuch, 7 Euro f\u00fcr ein Museum, 12 Euro f\u00fcr einen Tagestrip…
\nNat\u00fcrlich geh\u00f6rt es auch mit zur Schule, da\u00df die Klasse mal gemeinsam irgendeine Sehensw\u00fcrdigkeit oder ein Museum besucht, keine Frage.<\/p>\n

Aber heute beispielsweise geht unser Gr\u00f6\u00dferer mit seinem Klassenkameraden und der Lehrerin in eine 12 Kilometer entfernte Stadt zum Bowlingspielen. Begr\u00fcndung: Die Lehrerin m\u00f6chte die Kinder einmal besser kennenlernen.
\nGanz ehrlich? Also, wenn eine Lehrerin mit den Sch\u00fclern amerikanisch kegeln mu\u00df, um sie besser kennenzulernen, dann hat sie ihren Beruf nicht verstanden und aus ihrem p\u00e4dagogischen Studium nicht die erforderlichen Wissensbausteine mitgenommen.
\nIm gesamten Klassendurchschnitt sind alle Kinder trotz ihrer 14 Jahre immer noch nicht in der Lage vern\u00fcnftige S\u00e4tze in deutscher Sprache zu Papier zu bringen. Ich finde, ein paar zus\u00e4tzliche Deutschstunden w\u00e4ren da wesentlich angebrachter als amerikanisches Kegeln.
\nKosten tut der Quatsch 5 Euro.<\/p>\n

Letzte Woche waren es 10 Euro f\u00fcr den gemeinsamen Besuch einer Kinovorstellung. Unsere Kinder kommen auch ohne die Schule oft genug ins Kino, dann aber am Familientag, da kostet es f\u00fcr einen Erwachsenen und zwei Kinder zusammen nur acht Euro. Doch der schulische Kinobesuch mu\u00dfte sein, weil man sich einen franz\u00f6sischen Film in franz\u00f6sischer Sprache anschauen wollte. Schlu\u00dfbemerkung unseres Sohnes dazu: „Verstanden haben wir nix, aber voll lustig war’s, wir haben voll den Spa\u00df gehabt und die Lehrerin fand den Film gut.“
\nSchlu\u00dfbemerkung dazu von mir: „Schon mal was von ARTE geh\u00f6rt, Frau Lehererin? Da kommen Beitr\u00e4ge in franz\u00f6sischer Sprache zur Gen\u00fcge.“<\/p>\n

50 Euro sollte ich dann gleich berappen f\u00fcr eine weitere sehr wichtige schulische Veranstaltung.
\nMein Sohn ist n\u00e4mlich Klassensprecher. Ja und da hat man sich ausgedacht, da\u00df die Klassensprecher alle gemeinsam in irgendeine Herberge fahren um dort abzusprechen „was man im n\u00e4chsten Jahr so machen will“.
\nJa ich glaube ich spinne! F\u00fcr sowas kann man sich irgendwann mal nach der Schule ein, zwei Stunden zusammensetzen und dann hat man das. Wo leben wir denn? Im Zeitalter der Geldschei\u00dfer?<\/p>\n

Es ist ja mit den jeweils genannten Betr\u00e4gen nicht erledigt, hinzu kommt ja noch immer ein gewisser Teil Fahrt- oder Verpflegungsgeld.<\/p>\n

Mir scheint es, als h\u00e4tten Lehrer jegliches Ma\u00df verloren und keinen Blick mehr daf\u00fcr, was die Leute au\u00dferhalb einer sicheren staatlichen Gehaltsversorgung so verdienen.<\/p>\n

130 Euro soll ich jetzt bezahlen, weil die Kleine mit der Schule ins Landschulheim f\u00e4hrt. Ich g\u00f6nne es dem M\u00e4dchen, aber hallo, es ist Viertel vor Weihnachten und die Kohle fehlt mir effektiv in diesem Monat. Mit dem erforderlichen Drumherum sind das 175 Euro die da mal eben so fl\u00f6ten gehen. Ach ja: Wenn die Kinder dann aus dem Landschulheim wieder da sind, dann geht die ganze Klasse gemeinsam Schlittschuhlaufen….<\/p>\n

Eine ganze Woche war der gro\u00dfe mit der Schule Kanufahren. Mir ist bis heute nicht klar, welches schulische Fach durch das Paddeln auf einem Flu\u00df unterst\u00fctzt werden soll, aber bitte, man mu\u00df ja.
\nN\u00e4chstes Jahr will die ganze Klasse nach Spanien oder Italien (300-500 Euro) und einen Sch\u00fcleraustausch sollen wir auch machen (200 Euro)…<\/p>\n

Versucht man sich dem Druck durch die Lehrer zu entziehen, wird man schnell als Rabeneltern abgestempelt.
\nIch betone: Klar jammere ich \u00fcber die Kohle, aber das Geld allein ist gar nicht das Thema. Es geht darum, da\u00df Fremde einfach \u00fcber mein Geld verf\u00fcgen und das ohne jegliches vern\u00fcnftiges Ma\u00df und dann auch noch f\u00fcr Sachen, deren Nutzen \u00e4u\u00dferst zweifelhaft ist.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Wir wollen doch nur, da\u00df es Euch mal besser geht. Das zumindest haben meine Eltern immer zu uns gesagt und sie meinten es auch so. Sie hatten die Weltwirtschaftskrise Ende<\/p>\n

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