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Spitze Feder

Showdown 2021

Showdown

In Ermangelung einer adäquaten Menge an Hühner-Innereien und des Umstandes, dass deren Einsatz für einen Blick in die Zukunft ohnehin in einem anderen Kulturkreis beheimatet ist, habe ich heute morgen meinen Kaffeesatz befragt, wie es wohl um die Kanzlerkandidatur der Kanzlerin bestellt sein mag. Ich habe zugegebenermaßen keinen blassen Schimmer, ob sich diese etwas archaisch anmutende Prognosetechnik gegen die professionelle Demoskopie behaupten kann. Wobei: wenn man sich die erbärmliche Trefferquote jenes Berufsstandes anlässlich der Wahlen in den USA ins Gedächtnis ruft, scheint es ebenso schlüssig, den gemeinen Hyla Arborea (vulgo Laubfrosch) zu fragen, ob man beim sonntäglichen Spaziergang eher einen Schirm mitnehmen sollte. Überhaupt: die Demoskopen! Gäbe es sie nicht, könnte man glatt auf sie verzichten.

Wer, wie ich, seinen Zwangsneurosen noch immer mit der wöchentlichen Lektüre des stern begegnet, trifft zwangsläufig auf einen gewissen Herrn Manfred Güllner. Laut Wikipedia ist er Soziologe, Sozialpsychologe und Betriebswirt; und da es sich bei diesen Berufen um Beschäftigungen handelt, die sich durch komplette Weltfremdheit auszeichnen, musste sich Güllner zu Zwecke des Broterwerbs etwas einfallen lassen, da sich der Bäcker seines Vertrauens mit Reflexionen über den Zustand der Welt nicht davon überzeugen lässt, ihm seine Waren zu schenken. Da man von einem derart konditionierten Denker wahrlich keine geistigen Sprünge erwarten kann, gründete er 1984 das Forsa-Institut, dem er als Geschäftsführer noch heute vorsteht.

Es bleibt wohl ein Geheimnis der Zunft, weshalb sich der durchschnittlich intelligente Mensch mit deren Ergüssen beschäftigen mag, oder beschäftigen soll. Der Output der Demoskopen erschöpft sich zumeist in nichtssagenden schablonierten Antworten auf schafsdämlichen (Suggestiv-)Fragen, mit denen sich eine repräsentative Gruppe von zufällig (?) ausgesuchten Personen konfrontiert sieht, gerne belästigt durch völlig verpeilte BWL-Studenten, die sich gerade in den Semesterferien langweilen.

Das Wort Demoskopie ist aus dem Altgriechischen abgeleitet. Seine durchlauchteste Eloquenz Freiherr Karl-Theodor von und zu Guttenberg, laut Apothekenrundschau des Altgriechischen mächtig, würde hier messerscharf analysieren, dass es sich aus zwei Komponenten zusammensetzt: dem Wort „Demos“ – für das Volk – und skopein – für spähen. Ein Demoskop würde per Definition also das Volk ausspähen. Und spätestens hier sollte ich allmählich wieder die Kurve zu Dr. Angela Dorothea Merkel, geborene Kasner, kriegen. Alle Demoskopen stehen nämlich mächtig unter Druck und müssen um jeden Preis vermeiden, dass das Volk, das sie ja qua Amt ausspähen sollen, erkennt, welch sinnloses Gewerbe diese Quadratschwätzer betreiben, und welch nutzlosen Bullshit sie bei der Ausübung ihres völlig überflüssigen Berufes von sich geben.

Der bereits erwähnte Güllner beispielsweise, leidet an der wahnhaften Obsession, den Wiedereinzug der FDP in den Bundestag mit aller Gewalt herbeiorakeln zu müssen und sieht die neoliberale Mischpoke in der Sonntagsfrage, der wohl dümmsten aller Umfragen, folgerichtig bei stabilen 5% – und das seit Monaten. Das kann man mit Fug und Recht als platte Meinungsmache bezeichnen – also ziemlich das Gegenteil von Meinungsforschung. Wenn die Chefredaktion des stern bereit ist, das grobmotorische wöchentliche Ejakulat des Herrn Güllner und seine pennälerhaften Kuchendiagramme abzudrucken, sollte sie dies wenigstens mit dem Vermerk „Werbung“ versehen.

Nachdem nun das, statistisch gesehen, demoskopisch völlig Unmögliche eingetroffen ist und der grobschlächtige Immobilien-Tycoon Donald Trump die Szene auf dem kältesten aller Füße erwischt hat, stehen Güllner und seine Kollegen der schwafelnden Zunft also mächtig unter Druck und starren auf Dr. Angela Dorothea Merkel wie das Kaninchen auf die Schlange. Schließlich erwartet die Kundschaft aus den Leitmedien diesmal bitteschön etwas verläßlichere Prognosen, was die Kanzlerin und ihren Hang zu melodramatischen Auftritten betreffen. Die schicksalhafteste aller Fragen in dieser schicksalhaften Zeit ist doch die:

Tritt Dr. Angela Dorothea Merkel 2021, geborene Kasner, noch einmal, vielleicht das letzte Mal an? Will sie ein weiteres Mal Verantwortung übernehmen, sich erneut die schwere Bürde aufladen, will sie noch einmal versuchen, die Geschicke des Landes in Demut zu lenken, seinen Platz in der Familie der demokratischen Völker dieser Erde zu festigen, bla, bla, bla?

Wie 2021? Erst kommt doch die Bundestagswahl 2017. Klar, mein Kaffeesatz hat eindeutig darauf hingewiesen, dass Mutti am 20.11.2016 mit der gewohnt peinlich gespielten Würde kundtun wird, dass sie sich 2017 als Kanzlerkandidatin der Christlich Demokratischen Union, respektive der Christlich Sozialen Union zur Wahl stellen wird. Thema angehakt. Ich wage jetzt einfach mal diese Prognose.

Aber was ist mit 2021? Bis dahin wird der designierte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier weitere 500.000 Flugmeilen runtergeschrubbt haben; wird er erneut alle möglichen Hauptstädte aller möglichen Länder dieser Welt heimgesucht und deren Oberhäupter zugetextet, und en passant noch den ganzen Gesetzesmüll der GroKo 2.0 (das ist jetzt wieder eine kühne Voraussage meinerseits) unterschrieben haben…und dann ist schon wieder Bundestagswahl.

Ich werde an dieser Stelle nicht noch einmal die Beweggründe der allermächtigsten Frau der Welt anführen, aus denen Merkel 2020 Güllner erneut grausam lange auf die Folter spannen wird. 2020 wird sie alles abgeräumt haben, wozu ein Mensch in seinem Leben in der Lage ist. Sie wird definitiv alle Länder dieser Welt heimgesucht haben, einschließlich Nord-Korea; Sie wir an allen Büffets in jedem Luxushotel dieser Welt über Gebühr geschlemmt haben, ausser vermutlich in Pjöngjang. Kein Mensch wird ad hoc in der Lage sein, aufzuzählen, was diese Frau geleistet hat. Weshalb also sollte sie 2021 noch einmal antreten?

Der Grund ist Dr. Helmut Kohl. Wenn sie 2021 zum fünften Mal zur Kanzlerin gewählt werden würde und bliebe nur für eine einzige Sitzungswoche im Amt, hätte sie es dem rabenschwarzen Pfälzer Saumagen-Buddha endlich gezeigt und würde ihn als ewigen Kanzler in den Annalen der Deutschen Geschichte auf die Plätze verweisen. Bleibt nur zu hoffen, dass der gesundheitlich doch arg Gebeutelte 2021 geistig noch fit genug ist, um ihren Triumph in den Tagesthemen in seiner Oggersheimer Trutzburg erleben zu können. Vorausgesetzt, seine grausame Gouvernante Maike lässt ihn Fernsehen und schickt ihn nicht schon vor 18:00 Uhr zu Bett.


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Spitze Feder – Spitze Zunge

Diese Kolumne schreibt vorwiegend Peter Grohmüller seine Gedanken zur Welt und dem Geschehen unserer Zeit auf.
Seine fein geschliffenen „Ergüsse“ – wie er selbst sie nennt – erfreuen sich großer Beliebtheit.

Hin und wieder erscheinen in dieser Kolumne auch Beiträge anderer Autoren, die dann jeweils entsprechend genannt werden.

Die Texte sind Satire, Kommentare und Kolumnen. Es handelt sich um persönliche, freie Meinungsäußerung.

Für die Texte ist der jeweilige Autor verantwortlich.

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 3. Februar 2020 | Peter Grohmüller 3. Februar 2020

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