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Lena Meyer-Landrut hat Europa gerockt

Wir sind Lena! So tönt es derzeit gerne durch den Mediendschungel; gelernt haben wir diese Schlagzeile von der BILD-Zeitung, die nach der Wahl von Joseph Kardinal Ratzinger zum Papst titelte „Wir sind Papst!“. Ach, was waren wir damals doch stolz, als endlich weißer Rauch aus dem kleinen Schornstein der Sixtinischen Kapelle aufstieg und kurz darauf von einem Fenster am Petersplatz verkündet wurde, daß unser deutscher Kardinal zum Papst gewählt worden ist. Von diesem Stolz ist bei vielen heute nicht mehr viel geblieben, man hat erkennen müssen, daß auch oder gerade Joseph Ratzinger ein Papst ist, der „nur mit Wasser kocht“ und zu den wichtigen und jetzt notwendigen Reformen nicht bereit ist. Wie gut tut es da, daß wir jetzt Lena sind, daß die 19jährige Göre aus Hannover mal eben in jugendlicher Unbekümmertheit den Eurovision Song Contest gewonnen hat. Respekt!  

Ich könnte jetzt schreiben, daß ich das schon vorher geahnt habe, aber ich könnte das nicht belegen und es sähe jetzt dann aus, wie das Aufspringen auf den Zug der Allzuklugen. Deshalb lasse ich es und schreibe lieber, daß ich Lena Meyer-Landrut gleich von ihrem ersten Auftritt bei Stefan Raab klasse gefunden habe. Ich gebe es unumwunden zu: Die kleine passt in mein resterotisches Beuteschema, ich finde sie einfach süß und niedlich. Ein wenig weckt sie den Beschützerinstinkt in mir und vor allem trat und tritt sie scheinbar so unbekümmert auf, wie ich es immer gerne getan hätte. Ob Lena nun supertoll singen kann, böse Zungen sprechen ihr das ja in Gänze ab, das spielt doch heute keine Rolle mehr. Es geht und ging nicht um das Vorsingen für die Domspatzen oder Metropolitan Opera, sondern um einen televisionären Gesangswettbewerb (der ja eigentlich ein Komponistenwettstreit sein soll), bei dem 90% der Teilnehmer nach fachlichen Gesichtspunkten nicht singen können. Heute sing man ja sowieso nicht mehr, man „performt“. Und dieses Performen, das ist das Darbieten der Summe von Gesang, Musik, Tanz, Ausstrahlung, Mimik, Gestik, Klamotte und Make-Up. Ja und wie „Performen“ mißverstanden und falsch gemacht werden kann, das präsentieren uns hunderte von Möchtegern-Stars in den Vorrunden diverser Casting-Shows in den Privatsendern. Wie herzerfrischend anders ist da doch diese unsere Lena. Ein Minimum an Make-Up, keinerlei tänzerische Begabung, linkische Gestik, mitunter leicht schräger Gesang, ein Lied das mir heute noch nicht so recht gefallen will und mitten drin dieses Mädchen mit ihren kleinen Strahlegrübchen und den leuchtenden Augen. Das war eben an diesem Abend, in dieser Zeit, in dieser Stunde genau die richtige Mischung um den „Grand Prix“ zu gewinnen. Man könnte es schon fast den menschgewordenen Minimalismus nennen, der sich da gegen Pomp und Padautz aus anderen Ländern durchgesetzt hat. Sowas hatten wir doch schon mal. War das 1982? Jedenfalls ist es schon ewig her, als sich die kleine Nicole mit ihrer Gitarre hinsetzte und auch nur einfach Nicole war, um für Deutschland den Schlagercontest zu gewinnen. Allerdings war Nicole von Anfang an die Stockpuppe des glücklicherweise in der Versenkung verschwundenen Ralph Siegel, während Lena Meyer-Landrut sich zwar aus Sachzwängen und Vernunft heraus von Stefan Raab, Brainpool und dem NDR gängeln lassen muß, aber doch erkennbar im Moment mehr Lena als Marionette ist. Und genau das hat, so glaube ich, den Leuten am meisten gefallen, daß die 19jährige aus Hannover sich ihre Rotzigkeit bewahrt hat und wir dürfen nur hoffen, daß das so bleibt. Natürlich wird man Lena jetzt durch die Kommerzmühle drehen und sicherlich wird sie sich noch so manchem Sachzwang beugen müssen, aber ich hoffe doch inständig, daß Lena sich nicht verbiegen lässt und innen drin immer Lena bleibt.


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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

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