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Satire

Gender-Faschismus

Nennt mich altmodisch, aber ich bin es leid mit der neu erfundenen Gender-Neutralität, mit der Inklusion der Frau und des Neutrums.
Früher habe ich in meinen Büchern und Artikeln, wenn ich mich an die Leser wandte, ab und zu geschrieben: ‚Liebe Leserinnen und Leser, …“
In Klammern oder Fußnoten heißt es dann oft: „Der geneigte Leser wird wissen…“
Und genau dazu erreicht mich heute ein Schreiben einer Person, die sich dadurch in ihren Urrechten beeinträchtigt sieht. Ich solle doch bitte auch darauf achten, daß es a) immer auch Leserinnen gibt und b) auch Personen gibt, die sich keinem der beiden Geschlechte zuordnen lassen möchten.

Bislang kam die Welt recht gut mit der Unterscheidung in männliche und weibliche Personen aus. Die haben sich für gewöhnlich zusammengetan und durch dieses intensive Zusammentun dann Nachwuchs erzeugt.
Dieser Nachwuchs war dann auch entweder männlich oder weiblich.
So habe ich die Welt immer verstanden.

Daß es Spielarten der Natur gibt und hin und wieder Menschen geboren werden, die Anlagen sowohl für das eine, wie für das andere Geschlecht haben, ist mir bekannt. Und daß es diese Menschen oft sehr schwer haben, ihre wahre Identität zu finden, kann ich mir gut vorstellen. Und, noch schlimmer, daß oft Ärzte in den ersten Wochen und Monaten hier falsche Entscheidungen treffen, unter denen ein Mensch sehr viele Jahre seines Lebens leidet, ist ganz schrecklich.

Aber, das sind besondere Schicksale. Diese Menschen sind nicht etwa nur bedauernswerte Kreaturen, mit denen man Mitleid haben muß, es sind auch der Zahl nach keine Einzelfälle, sondern sie sind etwas ganz Besonderes, und sie haben es verdient, daß man sich in der Familie, medizinisch, psychologisch und in ihrem Umfeld besonders um sie kümmert, wenn sie dies benötigen und einfordern. Die Menschen, die sich keinem bestimmten Geschlecht zuordnen lassen wollen oder von einem Geschlecht zum anderen wechseln möchten, haben meinen vollsten Respekt.

In meinem Freundeskreis hat vor Jahren ein Mann den Weg hin zum Frausein beschritten. Wir waren und sind immer gute Freunde, ich respektiere diese Entscheidung und bewundere meine Freundin für ihre Geduld, ihren Mut und die Kraft, die notwendig waren, um diesen Weg zu gehen.

Aber im täglichen Umgang miteinander, da müßte es doch möglich sein, daß man beispielsweise von Leserinnen und Lesern spricht, sein Publikum mit Damen und Herren anspricht, ohne daß einem hinterher jemand ins Kreuz springt und einfordert, man habe die Neutralen vergessen.

Wir haben ja schon verschiedene Gesetzestexte, u.a. die Straßenverkehrsordnung umgeschrieben, damit immer auch Männer und Frauen gemeint sind und sich angesprochen fühlen. Aber es kann doch nicht angehen, daß es ab jetzt heißt „die Verkehrsteilnehmerin und der Verkehrsteilnehmer und das Verkehrsneutrum…“

Früher haben Textverarbeitungsprogramme, als es noch nicht die Möglichkeiten gab, das mit Datenbanken zu verknüpfen, oder wenn das Geschlecht nicht als Merkmal erhoben worden war, gerne die Anrede „Sehr geehrte(r) Herr, Frau Fräulein, Firma“ auf die Briefe gedruckt. Manchmal geht das ja auch heute noch schief und ab und zu erhalte ich Briefe an „Frau Peter Wilhelm“ und neulich erst einen, der war gerichtet an „Sehr geehrter (sic!) Frau Wilhelm“.
Das belustigt mich, aber ich weiß doch warum das so ist.

Inzwischen kann man ja sogar bei verschiedenen Behördenformularen nicht nur bei männlich oder weiblich sein Kreuzchen machen, sondern noch die dritte Variante inter oder sonstige ankreuzen.

Nur bitteschön, in unserem täglichen Leben, da darf es doch nicht als Affront gelten, wenn man jemanden zunächst mal als das anspricht, als daß er vor einem steht.
Weiß ich, daß jemand zwischen den Geschlechtern steht, dann muß er mir aber auch sagen, wie er gerne angesprochen werden will. Im Normalfall wird das unter Näherstehenden der Vorname sein, aber mir fehlt einfach das Verständnis, wie ich das bei beispielsweise geschäftlichen Kontakten handhaben soll.

Meinetwegen können sich die Betroffenen mit welcher Bezeichnung auch immer anreden lassen. Ich will das hier gar nicht ins Lächerliche ziehen. Aber nehmen wir an, sie würden die Bezeichnung GNIP für sich wählen, was für geschlechstneutrale, intersexuelle Person stehen könnte. Dann rede ich die Menschen auf Wunsch auch so an. Mir macht es auch keine Probleme, einen 50jährigen bärtigen Mann auf seinen Wunsch hin als Frau Meier anzusprechen und umgekehrt eine hübsche vollbusige Blondine (um mal in den Klischees zu bleiben) als Herrn Schmidt.

Das alles macht mir keine Probleme, das alles akzeptiere ich. Jedoch akzeptiere ich nicht diesen Gender-Faschismus, der im Moment über uns hereinbricht.
Der Benutzer, der Verkehrsteilnehmer, der Leser, das können auch einfach nur oberbegriffliche Formulierungen sein, die weder irgendwen bevorteilen, noch irgendwen benachteiligen sollen.

Bei der Neuabfassung oder Überarbeitung beispielsweise von Gesetzestexten kann man, wo es geht und paßt, die Formulierungen so wählen, daß immer Mann und Frau oder noch besser jedermann gemeint ist.
Aber da geht es ja schon wieder los: Warum jederMANN und nicht jederMENSCH?

Wenn man will, daß ich nicht in vorauseilendem Gehorsam künftig alle mit Herr/Frau/Fräuleine/Männlein/GNIP/Firma anspreche, dann laßt mich mit solchem Unfug bitte in Ruhe.


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Satire

Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typische Stilmittel der Satire sind die Übertreibung als Überhöhung oder die Untertreibung als bewusste Bagatellisierung bis ins Lächerliche oder Absurde.

Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht), vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 3. Februar 2020 | Peter Wilhelm 3. Februar 2020

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