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Gebrauchte Polizeifahrzeuge kaufen

Vor einem guten Jahr haben wir uns ein gebrauchtes Polizeifahrzeug angeschafft. Nun fragen mich Bekannte oft nach meinen Erfahrungen mit diesem Fahrzeug. Daher hier mal meine Schilderung.

Der Wagen, ein VW-Passat Kombi, war vorher im Besitz eines Landeskriminalamtes und wurde nach nur 18 Monaten von der Behörde wieder verkauft.
Dieser schnell erscheinende Wiederverkauf hat seinen Grund darin, daß die Behörde dann noch einen sehr guten Preis für die Fahrzeuge erzielen kann.

Den Kauf auf einer der Behördenauktionen traue ich allerdings nur einem Fachmann zu, sodaß wir den Wagen von einer Firma, die auf so etwas spezialisiert ist, erstanden haben.

Denn die Anschaffung eines Behördenfahrzeuges hat eine Licht- und eine Schattenseite!

Auf den Seiten des Zolls wird bei einem gebrauchten Polizei-Fahrzeug folgendes geschrieben:

„Durch den intensiven Gebrauch des auszusondernden Fahrzeugs im Polizeidienst sind Motor, Antrieb, Fahrwerk, Lack u. Innenraum in einem alters- u. nutzungsbedingten Zustand, welcher nicht dem eines vergleichbaren Gebrauchtfahrzeugs auf dem Privatmarkt entspricht. Durch Ausbau polizeitypischer Ausstattung können Löcher, Beschädigungen und Makel an Armaturenbrett, Innenausstattung u. Karosserie vorhanden sein. Die Prüfung des technischen Zustandes erfolgte ohne Demontage oder Zerlegung von Bauteilen, Baugruppen oder Aggregaten. Neben den äußerlich erkennbaren Mängeln sind weitere technische Mängel, insbesondere Standschäden und Schäden, die trotz sorgfältiger Prüfung nicht entdeckt wurden, sowie Schäden durch Sondereinbauten möglich. Auf die Bestimmungen des §19 Abs. 2a StVZO (Wirksamkeit der Betriebserlaubnis z.B. bei Sonderverglasung) wird ausdrücklich hingewiesen. Für eine Wiederzulassung kann ggfs. ein Gutachten gem. §21 StVZO erforderlich sein. Das Fahrzeug wurde nach bestem Wissen und Gewissen beschrieben und bewertet. Die Beschreibung dient der allgemeinen Identifizierung des Fahrzeugs und weist keine Eigenschaften im kaufrechtlichen Sinne aus. Die Angaben erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Irrtümer bleiben vorbehalten.

Zwar werden heute Polizeifahrzeuge nicht mehr mit einer Sonderlackierung versehen, sondern nur noch foliert, und es wird auch jegliche polizeirelevante Einrichtung wieder vor dem Verkauf entfernt, jedoch können die Fahrzeuge, wie oben beschrieben, allerlei Löcher im Armaturenbrett, den Einbauten und an den Rückseiten der Sitze haben.
Daß ältere Polizeifahrzeuge mitunter weit mehr als 200.000 Kilometer auf dem Buckel haben und ziemlich heruntergewirtschaftet sein können, liegt auf der Hand.
Zum einen werden sie nicht benutzt, wie ein Privatwagen. Da muß oft schnell gefahren werden, da werden oft unwegsame Strecken gefahren, sehr viel Stadtverkehr und das von meist ständig wechselnden Fahrern, die überdies auch oft kein besonderes Interesse am Erhalt des Fahrzeugs haben.

Hier durch bloße Inaugenscheinnahme bei einer Auktion ein gutes Auto ausfindig zu machen, das ist eine Kunst, die sich nur Kenner zutrauen sollten.
So manchem ist der günstig ersteigerte VW-Bus von der Feuerwehr, der für einen Umbau zum Globetrotterfahrzeug dienen sollte, schon auf der Heimfahrt von der Versteigerung unterm Hintern zusammengefallen.
Viele Behördenfahrzeuge stehen schon seit Jahren, insbesondere die der Bundeswehr und Spezialfahrzeuge. Die können schon mal den Geist aufgeben, nur weil sie aus ihrem Dornröschenschlaf aufgeweckt werden.

Deshalb mein Rat: Diese Fahrzeuge nur vom Händler kaufen! Der kennt sich aus, kauft keinen Schrott und sorgt vor allem dafür, daß man das gute Stück hinterher auch ohne Probleme zugelassen bekommt.
In unserem Fall war ein Gutachten dabei, das bescheinigte, daß das Fahrzeug wieder ordnungsgemäß in einen „Privatwagen“ zurückversetzt wurde.
Vor allem aber hat man beim Gebrauchtwagenkauf beim Händler eine Gewährleistung!
Auktionsfahrzeuge ersteht man wie gesehen.

Was ist an unserem Fahrzeug, das wir mit wenig gefahrenen Kilometern, lückenlos geführtem Serviceheft und in beinahe Neuwagenzustand bekommen haben, anders als bei einem Serienfahrzeug?
Es hat einen Hauch mehr PS und ein stärkeres Fahrwerk. Unter dem Motorraum ist ein stabilerer Unterbodenschutz eingebaut. Oberhalb des Handschuhfachs gibt es zwei (mit grauen Pfropfen verschlossene) Bohrungen vom Mikrofonhalter.
In der Mittelkonsole hinter dem Schalthebel fehlt der Becherhalter. Dort ist eine Blindplatte aus Kunststoff eingebaut. An dieser Stelle befanden sich die Schalter für Blaulicht und Sondersignal usw.
Vom freundlichen Schrittplatzmann haben wir einen passenden Einsatz für 10 Euro bekommen.
Vom Radioschacht führt ein dicker nutzloser Kabelbaum zu eben dieser Blindplatte hinterm Schalthebel. Mit etwas Vorsicht kann man den komplett ziehen und entsorgen.

Der Lack des Fahrzeugs war/ist in einem hervorragenden Zustand, da das Fahrzeug an Haube, Türen und Heckklappe foliert war; und die Folie schützt halt eben auch.

Was den 2 Liter-Dieselmotor anbetrifft, so sagen Kenner, daß der bei der geringen Fahrleistung von rd. 40.000 km noch nicht einmal richtig eingefahren gewesen sei.

Er schnurrt wie ein Kätzchen, zieht kraftvoll durch und das Automatikgetriebe schaltet sauber und einwandfrei.

Fast 50% gegenüber dem Neuwagenpreis gespart und einen Gebrauchten in Top-Qualität, was will man mehr?

Allerdings sage ich es nochmal: Lieber den Händleraufschlag in Kauf nehmen und ein Fahrzeug mit Garantie erstehen, als selbst bei einer Auktion eventuell die Katze im Sack kaufen.

Straßenverkehr und Fahrmichdochum

Der Straßenverkehr ist ein Thema, zu dem jeder etwas sagen kann. Mir begegnet so viel Abenteuerliches, Verwunderliches und auch Schönes. Darüber schreibe ich hier.

Diese Rubrik ist auch der Platz, in dem die Geschichten um Deutschlands am häufigsten umgefahrenes Verkehrsschild, das Fahrmichdochum, erscheinen.

Auch alles rund um Auto und so, hat hier sein Zuhause.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 20. Januar 2023 | Peter Wilhelm 20. Januar 2023

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