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Für die Ewigkeit

Meine Mutter kaufte alles für die Ewigkeit. Das Schlafzimmer, daß sich meine Eltern Anfang der 50er Jahre, als man wieder etwas mehr Geld hatte, kauften, tut heute noch bei uns seine Dienste. Da knarzt nichts, da wackelt nichts, das ist pure, massive Qualität.
Eine Couch schaffte man sich früher an, um eine Generation lang darauf zu sitzen und dann das Stück noch wenigstens drei Mal weiterzugeben.
Früher gab es auch Kaffeemaschinen, Toaster, Waffel- und Bügeleisen die locker 20 Jahre und mehr hielten.

Da passt dann mein Spruch: „Nicht das was wir wegwerfen macht uns aus, sondern das was wir bewahren.“

Es liegt auf der Hand und ist schon fast eine Binsenweisheit, daß Produkte einfach kaputtgehen müssen, damit wir brav zum Wegwerfen Erzogenen auch hübsch konsumieren können. Sonst geht die Industrie vor die Hunde und die Arbeitsplätze sind gefährdet. Hm ja, mag ja sein. Aber auf der anderen Seite bräuchte ich gar nicht soviel Arbeitsplatz, müsste ich nicht alle Nase lang irgendwelche Sachen neu anschaffen.

Nehmen wir doch als simples Beispiel mal eine Kaffeemaschine. Eine ganz normale, ja sozusagen stinknormale Kaffeemaschine, nicht einen jener hypergalaktischen Vollautomaten, die neben Kaffee auch eine Morgenlatte und „Kappetschinoh“ produzieren können. Daß diese Vollautomaten schnell kaputtgehen, liegt für jeden der sich ein wenig mit dieser Technik beschäftigt, klar auf der Hand. Die Vielzahl der zusammenspielenden Funktionen, komplizierte Mechanik gepaart mit anfälliger Elektronik, Wasster, Strom, hoher Druck, das ist für wenig Geld einfach nicht gut machbar. Eine solche Maschine müßte, damit sie gut funktioniert, lange hält und wenig Wartung erfordert, wesentlich stabiler und damit teurer sein als das was uns die BLÖD-Märkte da derzeit unterjubeln.

Aber das nur nebenbei, denn hier geht es, rein beispielhaft um die ganz normale Kaffeemaschine.
Ja und das Funktionsprinzip dieser Kaffeemaschinen ist denkbar simpel. Es braucht im Grunde nur Teile, damit sie funktioniert.
Im Wassertank befindet sich, na was wohl? Richtig: Wasser. Dieses Wasser kann unten aus dem Tank durch ein Rohr herauslaufen. Dieses Rohr ist stellenweise als Heizrohr ausgeführt, wo das Wasser aufgeheizt wird. Von dort steigt es, ein kleines billiges Kugelventil verhindert das Aufsteigen in den Tank zurück, weiter durch das hochliegende Auslaufrohr, plätschert dann über unser Kaffeemehl im Filter und dann in die Kanne. Diese steht außen auf der Heizplatte, die nichts anderes ist, als die Oberseite des oben genannten Heizrohres. Ein Ein- und Ausschalter und ein kleiner Thermostat komplettieren das Ganze.
Alles was man sonst noch so an modernen Kaffeemaschinen findet, ist Mickemacke, Muckepocke, Schischi und Firlefanz.
Zum automatischen Kaffeekochen reicht das oben Beschriebene aus.

Ein ganz einfaches auf grundlegenden physikalischen Gesetzen beruhendes Prinzip. Kommunizierende Röhren, Ausdehnung durch Hitze, Schwerkraft, alles ganz simpel.

Na aber hallo, sowas sollte sich doch wohl von einer guten Firma bauen lassen, daß es für’s ganze Leben hält. Oder etwa nicht?
Und natürlich geht das aus, es ging ja früher auch. Wenn man sich mal im Kreise der Freunde, Bekannten und Verwandten umhört, dann wird man erfahren, daß solche Maschinen früher eeeeeewig gehalten haben. Man hat sie ausgesondert, weil man irgendwann das 50er-Jahre-Design oder die 70er-Jahre-Farben nicht mehr sehen konnte oder weil man durch großmäulige Versprechungen der Werbung unnötigerweise zu einem Kauf verführt wurde.

Und was haben wir davon? Kaffeemaschinen, die längstens zwei, drei Jahre halten, meisten noch sehr viel weniger.
Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob man sich eine aus dem Super-Billig-Angebot für 9,95 Euro kauft oder eine für 179 Euro, die noch vorlügt, aus deutscher Fertigung zu stammen, weil sie vorlaut einen bekannten deutschen Markennamen trägt, unten auf dem Boden aber verschämt zugeben muß, doch aus Fernost zu stammen.
Kaputt gehen sie alle und zwar viel zu schnell.

Hier hilft also nicht einmal, wenn man sagt: Ich kauf mir keine Billige mehr, sondern eine Teure, die kostet zwar mehr, hält dafür aber auch deutlich länger. Nee, hilft nix!
Eine von Krups hatte ich Anfang des Jahres angeschafft, ein Superteil, teuer, komfortabel mit Aromastellknopf und irgendwelchem Firlefanz. Fazit: Nach vier Monaten im Eimer.
Dann folgte eine Severin mit zwei Thermoskannen. Ha, dachte ich, das ist ja klasse. Die hat Thermoskannen, kann also auf die Heizplatte unten verzichten, das Heizrohr muß also nicht durch das Unterteil der Maschine geführt werden, ist kürzer, hält länger, schon vor allem deshalb, weil die Maschine so gut wie nie im beheizten Leerlauf steht, sondern nach dem Füllen der Thermoskanne(n) gleich ausgeschaltet wird. Pustekuchen! Jetzt habe ich zwei Thermoskannen mehr, die Maschine liegt schon längst im Müll.
An der Serverin, das sie noch nebenbei bemerkt, hat mich fürchterlich geärgert, daß der Hersteller dem Gerät ein so kurzes Kabel spendiert hat, daß es nicht einmal bis zur Steckdose in Normalhöhe über der Anrichte reichte. So ein Unfug!
Dann folgte eine Melitta, auch nicht billig. Muß ich sagen, daß die auch schon wieder im A…. ist?

Man ist also sozusagen verdammt, sich alle paar Monate oder Jahre eine neue Maschine zu kaufen.

Stellt sich die Frage, ob das wirklich nötig ist. Meiner Meinung nach nicht.
Leider gibt es keine Alternative, zumindest habe ich noch keine gefunden.
Fazit: Wir kaufen jetzt wirklich immer die Allerbilligste und kalkulieren das Wegwerfen notgedrungen mit ein.

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Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 26. November 2012 | Peter Wilhelm 26. November 2012

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