DIREKTKONTAKT

Satire

Ey Alda, geh ma zum Beruferater!

Dreibeinblog Placeholder01

Es ist ja das Privileg der Älteren, über die Jüngeren den Kopf schütteln zu dürfen.
Was stört uns nicht alles an den Jugendlichen!
Doch wenn man nicht mit Karotten in den Ohren geboren worden ist, die sich im Laufe der Zeit ins Hirn gewurzelt haben, bemerkt man bei näherer Betrachtung, daß die jungen Leute heute eigentlich so viel anders gar nicht sind, als man selbst vielleicht im gleichen Alter war.
Ich zumindest möchte nicht noch einmal 17-21 sein…
Wir hatten keine Handys, zu unserer Zeit war vieles noch nicht so freizügig wie heute und man war auch nicht so üppig finanziell ausgestattet, aber sonst? In der pubertären Zeit ist man eben fast schon unzurechnungsfähig.

Auf der anderen Seite stößt mir immer auf, daß junge Menschen sich heute keine Gedanken mehr zu machen scheinen. Lebe den Tag! Das scheint ihr Motto zu sein. Man denkt nicht mehr, man tauscht sich nur noch aus, über Facebook oder anderswie, Hauptsache es geht mit dem Handy.
Alle Generationen vor uns haben die Generation nach sich mit gerunzelter Stirn beobachtet und einen Niedergang der Kultur befürchtet. Irgendwie werde ich aber das dumpfe Gefühl nicht los, daß dieser Niedergang, obgleich er bislang ja auch noch nie eingetreten ist, jetzt aber unmittelbar bevorstehen könnte. Meine Frau, die Allerliebste, meint ja, daß wir noch vor dem kollektiven Ersaufen durch das Abschmelzen der Polkappen an der Dummheit derer, die jetzt gerade erwachsen zu werden versuchen, zugrunde gegangen sein werden.
Länger als bis 2015 würde das nicht dauern, meint sie, aber sie ist Pessimistin.

Ich hingegen sehe das optimistischer und gebe uns noch bis 2017.

Manchmal frage ich mich, wie die jungen Leute voran kommen wollen, wenn sie so gar nichts über die Welt weiß.
Vor einer Schulklasse hielt ich mal einen Vortrag und zufällig file mein Blick auf den schönen, großen Schulglobus neben der Tafel in der Ecke.
Anhand dieses Globus erzählte ich den jungen Leuten, die kurz vor dem Schulabschluß standen, etwas über meine Reisen. Ich bat ein junges Mädchen, doch bitte die Länder jeweils zu zeigen, von denen ich berichtete.
Kanada lag ihrer Meinung nach am Südpol, Deutschland wußte sie, Afrika konnte sie schon nicht mehr richtig zeigen und mußte die Kugel mehrfach drehen.
Das wunderte mich, denn wenigstens das hatte ich eigentlich erwartet. Wenigstens so viel geographisches Allgemeinwissen, daß man grob die Kontinente und die wichtigsten Länder zeigen kann.
Gut, daß man vielleicht nicht genau weiß, wo Tuvalu liegt oder ob der Kongo über oder unter dem Äquator liegt, das verstehe ich ja noch. Aber wenigstens, daß der Kongo in Afrika liegt, das sollte man doch wissen.
Wo denn das Dritte Reich liege, fragte ich dann testweise und dann ging das große Kugeldrehen los. „Oben“, riefen die einen, „Nein weiter links bei Rußland“, riefen die anderen und wieder welche riefen: „Da bei Österreich, da wo die Mauer war!“

Der anwesenden Lehrerin war das sichtlich peinlich und ich ließ das arme Mädchen am Globus dann auch wieder vom Angelhaken, bedankte mich artig und ließ sie wieder Platz nehmen. Voller Stolz klatschte sie die ausgestreckten Handflächen ihrer Mitschüler ab.

Es ist nicht einfach, wenn man einerseits noch ein Kind ist, das gerne bei Papa und Mama auf der Couch sitzt und noch einen mit Schokolade gefüllten Adventskalender haben möchte, und auf der anderen Seite dann den coolen Obermacker oder die begehrenswerte Durchschnittsschlampe im angeschminkten Einheitslook sein möchte, die/der schon alles weiß und sowieso besser weiß, als alle Erwachsenen dieser Welt zusammen.

Wenn man dann auch noch an den Punkt kommt, an dem man sich beruflich orientieren muß, dann hilft einem das für unsere Zeit so typisch gewordene und dauernd, völlig zusammenhanglos vorgebrachte: „Keine Ahnung“ sehr weiter.
Viele beginnen ja auch die völlig korrekte Antwort auf eine Frage mit „Keine Ahnung“.

„Hast Du schon zu Mittag gegessen?“

„Keine Ahnung, ja sicher.“

Oder ein anderes Beispiel:

„Sag mal, was kostet eigentlich Dein Handyvertrag im Monat?“

„Keine Ahnung, 23, Euro und 21 Cent, keine Ahnung, oder so, aber ganz genau, keine Ahnung.“

Wir leben also in einer Welt der Ahnungslosen und da stimmt es mich fast schon ein bißchen froh, daß wir, die wir bald zu den Alten gehören, ab 2030 die Mehrheit in unserer Bevölkerung sein werden.

Wenn einer aber ahnungslos ist und das auch bleiben möchte, dann empfehle ich zum Beispiel die Seite „Beruferater.de“
Link: http://www.beruferater.de/

Nein, da muß man keine Berufe raten. Diese Seite soll jungen Menschen bei der Berufswahl helfen. Da wäre der Name „Berufsberater“ ja eigentlich angebrachter, aber wahrscheinlich wollten die Macher der Seite ausdrücken, daß man sich bei ihnen Rat zur Berufswahl holen kann. „Ey Alda, ich rate disch Beruf, kommstu su Beruferater!“


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

keine vorhanden

Satire

Satire ist eine Kunstform, mit der Personen, Ereignisse oder Zustände kritisiert, verspottet oder angeprangert werden. Typische Stilmittel der Satire sind die Übertreibung als Überhöhung oder die Untertreibung als bewusste Bagatellisierung bis ins Lächerliche oder Absurde.

Üblicherweise ist Satire eine Kritik von unten (Bürgerempfinden) gegen oben (Repräsentanz der Macht), vorzugsweise in den Feldern Politik, Gesellschaft, Wirtschaft oder Kultur.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 3. Februar 2020 | Peter Wilhelm 3. Februar 2020

Lesen Sie bitte auch:


Abonnieren
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments



Rechtliches


0
Would love your thoughts, please comment.x